ABER, wenn er launisch ist, ärgerlich, eingeschnappt, was weiß ich, dann ist die Welt und die Hälfte meines Hirns, das auf meiner Festplatte lagert, einfach WEG! Lobotomie durch Entdigitalisierung. Es folgt Panik, vorsichtiges Herumexperimentieren mit Tasten und mehr Tasten, einmal musste ich 5 Tasten gleichzeitig drücken, und mein heftiges Verkrampfen ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass ich nie hätte Pianist werden können, und dann will das Ding doch nicht, oder wenn es will, begreife ich nicht, warum diesesmal und vorher nicht. Das Ganze funktioniert also genau wie mein biologisches Gehirn, sprunghaft, überraschend, gelegentlich beängstigend und nur scheinbar unter meiner Kontrolle. Jede Dummheit, die ich begehe, jeder Schwachsinn, den ich von mir gebe (und ich bin wirklich froh, dass Proben nicht mitgeschnitten werden, was rede ich nicht manchmal, um eine wirre Idee irgendwie nachvollziehbar zu machen!), aber auch die raren Geistesblitze, Querverbindungen kommt aus dem gleichen Gehirn mit der gleichen Zahl Neuronen, aber wo es da klickt, blitzt, Stromverbindungen koppeln oder reissen? Schon allein, was ich erinnere und was nicht, entzieht sich meiner Kontrolle. Dieser Blog ist sprechender Beweis. Was schießt mir wann durch den Kopf, warum lagern in den sogenannten Windungen unzählige Gedichte, irrelevante Details über entscheidende historische Ereignisse, deren Hauptzusammenhänge ich nur mit Mühe oder gar nicht rekonstruieren kann (oder mit Google) und bitte fragt niemals nach Jahreszahlen? Warum weiss ich was ein Haiku ist, kann mir aber ums Verrecken nicht merken, wann Shakespeare geboren wurde. Und sagt nicht, das liegt an der linken, rechten oder sonst einer Gehirnhälfte, denn auch in den diesen zugeordneten Aufgaben, kann ich bei meinen Denk-und Erinnerungvorgängen nur wenig Ordnung, Regel oder Zuverlässigkeit finden.
Allerdings ist man an das eigene verwirrte Denken gewohnt und solange nicht (Gott oder wer immer schütze uns!) Kalk, Schlaganfall oder andere Katastrophen die Festplatte löschen, lebt man meist ganz gut mit dem eigenen Chaos im Kopf. Nur anzunehmen, dass jemand anderes wirklich nachvollziehen kann, wie und warum ich zu bestimmten Entscheidungen und Einfällen gekommen bin, das fällt mir schwer. Und so leben wir in unseren individuellen Universen inclusive Schwarzer Löcher, Zeitkrümmung und Evolution und behaupten die Möglichkeit der Kommunikation.