Mittwoch, 9. Februar 2011

Streiten als Fortbewegungsmittel

Gläubige jüdische Männer (Frauen tuen es sicher auch, aber "natürlich" nicht offiziell.) verbringen einen Grossteil ihres Lebens damit, die Thora auszulegen, über jedes Komma, jeden Nebensatz wird gestritten, um zu klarerer Auslegung, genauerem Verständnis zu gelangen. Auslegung in dieser Form wäre für mich ein mögliches Synonym für Streit.
Wir definieren "streiten" fast immer als Gegenüberstellung von Unvereinbarkeiten, Kampf um Schuld- oder Rechtzuweisung oder, im schlimmsten Fall, als Methode den "Gegner" zu besiegen, zu zerstören. Aber wenn wir angstfrei streiten, mit Interesse am Irrtum, mit Offenheit für Zweifel und der Akzeptanz, dass Einigkeit nicht das einzige mögliche Ziel seien kann, dann gibt es doch nichts Schöneres, oder? 
Gefangen in unseren eigenen Köpfen, Herzen, Därmen ist der Andere immer letztendlich ein Mysterium und deshalb, je nach Situation, bedrohlich oder faszinierend oder beides gleichzeitig. (Natürlich oft auch einfach uninteressant.) Wenn wir Nähe wollen... (Ich bin mir bewusst, dass das ein geschundenes, leicht abgenutztes Wort ist, aber ich weiss kein besseres.) Wenn wir Nähe wollen, müssen wir also streiten, kommunizieren, einander auslegen.

Francisco de Goya Die streitenden Brüder

Kommunikation = Mitteilung, Unterredung (seit 16. Jh.); Verständigung, Informationsaustausch (20. Jh.); abgeleitet aus lat. communicatio = Mitteilung. Als liturgischer Begriff der katholischen Kirche bedeutet Kommunikation = „die Kommunion empfangen“. Im 15. Jh. erhält das Verb communicare die Bedeutung etwas gemeinsam, gemeinschaftlich machen, teilnehmen lassen, sich besprechen, teilhaben, Anteil nehmen, zu Rate gehen; treffen, vgl. communis = gemeinschaftlich, öffentlich, gemeinsam, allgemein, gewöhnlich.
Kommunikation in dieser ursprünglichen Bedeutung ist eine Sozialhandlung, in die mehrere Menschen einbezogen sind. Wesentliche Aspekte dieser Sozialhandlung sind zum einen Anregung und Vollzug von Zeichenprozessen und zum anderen Teilhabe, in der etwas als etwas Gemeinsames entsteht . Kommunikation wird häufig als „Austausch“ oder „Übertragung“ von Informationen beschrieben. „Information“ ist in diesem Zusammenhang eine zusammenfassende Bezeichnung für Wissen, Erkenntnis oder Erfahrung. Kommunikation als Sozialhandlung dient der Problemlösung: Durch Kommunikation werden Hindernisse überwunden, die sich allein nicht bewältigen lassen. 

Dienstag, 8. Februar 2011

Stanislaw Jerzy Lec



Nun bist du mit dem Kopf durch die Wand.
Und was wirst du in der Nachbarzelle tun?

Kommentar Zu: Gibt es Gott?

Ötti schrieb: und doch gibt es Grenzen, worüber sinnvoll gestritten werden kann. Wenn Erfahrungen zu einer Sicht, zu einem Urteil geführt haben, sind Verständigungsversuche mit jemandem, der andere Erfahrungen gemacht hat, aussichtslos. Versetzungsvermögen ist nicht nur an den Intellekt, sondern auch an das ganz persönliche Leben gebunden. Ich staune immer noch und immer wieder, in wievielen unterschiedlichen Ländern wir in der DDR gelebt haben. Der Satz, der dann oft kommt: ich muss es doch wissen, ich war doch dabei. Ja, wobei.

Ich schrieb: Aber das Endziel eines Streites muss doch nicht Einstimmigkeit sein, sondern könnte doch auch die wirkliche Zukenntnisnahme der Haltung des anderen und vielleicht sogar die Bestärkung der eigenen. Aushalten, dass jemand, aus seiner Erfahrung Dinge anders sieht, schließt doch ein, dass man seine Erfahrung als möglicherweise sehr begrenzt oder fremd versteht, oder?

Ötti schrieb: ja stimmt schon. Eigentlich. Aber es gibt es gibt auch potentielle Auseinandersetzungen, die wegen zu erwartender Sinnlosigkeit abgebrochen werden können. Ausnahme: Es liegt mir sehr viel an einem Menschen. Dann kann es richtig sein, sich vorzutasten. Aber mit dem Risiko, sich am falschen Platz auszuziehen.

Montag, 7. Februar 2011

Gibt es einen Gott?



Thomas Paine, Brite aus Norfolk, Korsettmacher, Zollbeamter, Autodidakt und Lehrer, der nach Amerika auszog, dort für die für die Abschaffung der Sklaverei kämpfte, dann in England eine Brücke baute, sich im Parlament für die französische Revolution aussprach, in Frankreich, ohne französisch zu sprechen, in die Nationalversammlung gewählt wurde und dann als er sich gegen die Todesstrafe aussprach, knapp, und nur durch einen glücklichen Zufall, der Guillotine entkam und als versoffener Ungläubiger verschrien, sein Leben in den U.S.A., deren theoretische Basis er in seinem Buch "Common sense" (gesunder Verstand) begründet hatte, einsam und nahezu vergessen beendete.

aus "Danton"
PAYNE. So komm, Philosoph Anaxagoras, ich will dich katechisieren. – Es gibt keinen Gott, denn: Entweder hat Gott die Welt geschaffen oder nicht. Hat er sie nicht geschaffen, so hat die Welt ihren Grund in sich, und es gibt keinen Gott, da Gott nur dadurch Gott wird, daß er den Grund alles Seins enthält. Nun kann aber Gott die Welt nicht geschaffen haben; denn entweder ist die Schöpfung ewig wie Gott, oder sie hat einen Anfang. Ist letzteres der Fall, so muß Gott sie zu einem bestimmten Zeitpunkt geschaffen haben, Gott muß also, nachdem er eine Ewigkeit geruht, einmal tätig geworden sein, muß also einmal eine Veränderung in sich erlitten haben, die den Begriff Zeit auf ihn anwenden läßt, was beides gegen das Wesen Gottes streitet. Gott kann also die Welt nicht geschaffen haben. Da wir nun aber sehr deutlich wissen, daß die Welt oder daß unser Ich wenigstens vorhanden ist, und daß sie dem Vorhergehenden nach also auch ihren Grund in sich oder in etwas haben muß, das nicht Gott ist, so kann es keinen Gott geben. Quod erat demonstrandum.
CHAUMETTE. Ei wahrhaftig, das gibt mir wieder Licht; ich danke, danke!
MERCIER. Halten Sie, Payne! Wenn aber die Schöpfung ewig ist?
PAYNE. Dann ist sie schon keine Schöpfung mehr, dann ist sie eins mit Gott oder ein Attribut desselben, wie Spinoza sagt; dann ist Gott in allem, in Ihnen, Wertester, im Philosoph Anaxagoras und in mir. Das wäre so übel nicht, aber Sie müssen mir zugestehen, daß es gerade nicht viel um die himmlische Majestät ist, wenn der liebe Herrgott in jedem von uns Zahnweh kriegen, den Tripper haben, lebendig begraben werden oder wenigstens die sehr unangenehmen Vorstellungen davon haben kann.
MERCIER. Aber eine Ursache muß doch da sein.
PAYNE. Wer leugnet dies? Aber wer sagt Ihnen denn, daß diese Ursache das sei, was wir uns als Gott, d.h. als das Vollkommne denken? Halten Sie die Welt für vollkommen?
MERCIER. Nein.
PAYNE. Wie wollen Sie denn aus einer unvollkommnen Wirkung auf eine vollkommne Ursache schließen? – ...
MERCIER. Ich frage dagegen: kann eine vollkommne Ursache eine vollkommne Wirkung haben, d.h. kann etwas Vollkommnes was Vollkommnes schaffen? Ist das nicht unmöglich, weil das Geschaffne doch nie seinen Grund in sich haben kann, was doch, wie Sie sagten, zur Vollkommenheit gehört?
CHAUMETTE. Schweigen Sie! Schweigen Sie!
PAYNE. Beruhige dich, Philosoph! – Sie haben recht; aber muß denn Gott einmal schaffen, kann er nur was Unvollkommnes schaffen, so läßt er es gescheuter ganz bleiben. ...
Schafft das Unvollkommne weg, dann allein könnt ihr Gott demonstrieren; Spinoza hat es versucht. Man kann das Böse leugnen, aber nicht den Schmerz; nur der Verstand kann Gott beweisen, das Gefühl empört sich dagegen. Merke dir es, Anaxagoras: warum leide ich? Das ist der Fels des Atheismus. Das leiseste Zucken des Schmerzes, und rege es sich nur in einem Atom, macht einen Riß in der Schöpfung von oben bis unten.
MERCIER. Und die Moral?
PAYNE. Erst beweist ihr Gott aus der Moral und dann die Moral aus Gott! – Was wollt ihr denn mit eurer Moral? Ich weiß nicht, ob es an und für sich was Böses oder was Gutes gibt, und habe deswegen doch nicht nötig, meine Handlungsweise zu ändern. Ich handle meiner Natur gemäß; was ihr angemessen, ist für mich gut und ich tue es, und was ihr zuwider, ist für mich bös und ich tue es nicht und verteidige mich dagegen, wenn es mir in den Weg kommt....
CHAUMETTE. Wahr, sehr wahr!
HÉRAULT. O Philosoph Anaxagoras, man könnte aber auch sagen: damit Gott alles sei, müsse er auch sein eignes Gegenteil sein, d.h. vollkommen und unvollkommen, bös und gut, selig und leidend; das Resultat freilich würde gleich Null sein, es würde sich gegenseitig heben, wir kämen zum Nichts. –...
CHAUMETTE. Ich danke Ihnen verbindlichst, meine Herren!
Ab.
PAYNE. Er traut noch nicht, er wird sich zu guter Letzt noch die Ölung geben, die Füße nach Mekka zu legen und sich beschneiden lassen, um ja keinen Weg zu verfehlen.

Gedanke:
Ich will mich hier in niemandes Glaube oder Unglaube mischen, aber in einer Zeit in der viele zwischen esoterischer Weichspülung, fundamentalistischem Wahn, allgemeinem sanftem political korrektem Halbdenken umherschwanken, hat mich Ricky Gervais' Schlußsatz des "Golden Globe", einer riesigen, fernsehübertragenen Glitzerveranstaltung Holywoods, dass er sich: beim Veranstalter der Foreign Press Association, den Gästen und Preisträgern bedanke und bei Gott, dass er ihn zum Atheisten gemacht hat, sehr erfreut. Warum? Weil wir nicht mehr streiten. Runtermachen, ja. Ignorieren, oft. Tolerieren, bläch! Aber streiten, Widerworte finden, zuhören, argumentieren, seine Meinung vielleicht sogar ändern? Rar. Lieber einen Gedanken nicht zu Ende denken, eine "sichere" Wahrheit nicht bezweifeln, schnell urteilen. Das ist bedauerlich.
Das Wörterbuch nennt STREIT, eine (nicht notwendigerweise feindselige oder manifeste) Uneinigkeit zwischen mehreren Akteuren oder Parteien. Her damit! Nur durch STREIT lernen wir, sage ich!

Sonntag, 6. Februar 2011

In Eigener Sache 2

Jetzt gibt es diesen Blog etwa drei Monate und ich habe nicht vor aufzuhören, auch wenn sich herausgestellt hat, dass es viel mehr Zeit kostet als erwartet.
Was mich interessieren würde, ist was ihr vermisst, worüber ihr gern mehr lesen würdet.

Ich weiß, daß der Titel "Theaterliebe" manchem unpassend scheinen mag, wenn so viele Posts sich mit ganz anderen Themen beschäftigen, aber für mich ist das nicht so. Ich bin in der merkwürdigen Lage, kein Hobby zu haben. Keines, alles was mich interessiert, fließt in irgeneiner Weise in dieses Ding, dass ich meine Theaterliebe nenne. Es benötigt viel Futter, es verdaut manches nur halb und wo das Zugeführte dann im Theater wieder auftaucht, ist ungewiss. Und andererseits ist die scheinbare Willkürlichkeit der Themen auch eine Eigenart meines Gehirns, es ist eklektisch und hat anarchistische Tendenzen. Es bewahrt ums Verrecken keinerlei Jahreszahlen und große Teile der höflichen humanistischen Bildung hat es unter Fernerliefen abgelegt. Dafür merkt es sich Merkwürdiges, unscheinbare Details, stellt unvermutete Zusammenhänge her und verliebt sich oft und heftig in von ihm als schön / wunderbar / erstaunlich gesehene Dinge. Ich mag mein Gehirn, auch wenn ich manchmal wünschte, es würde mich mehr bei der Auswahl der Erinnerungen mitreden lassen.

Ich lerne gern Neues, also macht Vorschläge, bitte! Je abstruser, desto besser! Dank im Voraus!

Zu Kubrick Vierter Teil Kommentar

Da ist ein Problem mit dem Posten von Kommentaren, also auf diesem Weg, weil ich es interessant finde.

axel holst hat gesagt…
mmmmhm ich finde er spielt erstaunlicherweise einen mann im stillstand, bewegungslos und gelähmt durch seinen vater, übertüncht durch aktivismus, es ist eine überraschend psychologisch ehrliche arbeit für einen erfolgreichen hollywoodschauspieler, geradehinzu arbeitsverweigerung. ich glaube in dem mann ähnlich wie bei micheal douglas eine große sehnsucht nach kritik an dem was er selber scheinbar verkörpert zu erkennen. ich habe mir den film (magnolia) an den entscheidenden stellen gestern nochmal reingezogen und stelle fest: mehr kann er nicht tun um vorurteile zu zerstören. tatsächlich habe ich auch festgestellt, das kubrick sexuelle spannung nicht inszeniert hat. Für Lolita denke ich ein glück denn er kommt dadurch den dingen auf die spur und verliert seinern satirischen blick nicht bei clockwork orange ein großes manko des films. erstaunlich ich hatte nie darüber nachgedacht aber unser heroe konnte an schnitzler nur scheitern.
Ich sage:
Da ist was dran. Hatte ich so noch nicht gesehen. Was Tom Cruise in Eyes Wide Shut betrifft, bin ich allerdings nicht überzeugt. Möglicherweise hat Kubrick nicht geholfen, aber ich sehe Überforderung, Angestrengtheit im Spiel nicht gespielte Anstrengung. Die Spieler, die mich in Kubrick Filmen gepackt haben, haben immer einen Moment der Anarchie in die Perfektion eingeschleust. McDowell, Holden, Sellers etc.
Da war Reibunng zwischen Ästhetik und Unwägbarkeit des "menschlichen Elements". Mache ich mich verständlich?

maggie and milly and molly and may von e.e. cummings

Nur so zwischendurch, weil es so schön ist.

10


maggie and milly and molly and may
went down to the beach (to play one day)

and maggie discovered a shell that sang
so sweetly she couldn't remember her troubles, and

milly befriended a stranded star
whose rays five languid fingers were;

and molly was chased by a horrible thing
which raced sideways while blowing bubbles: and

may came home with a smooth round stone
as small as a world and as large as alone.

For whatever we lose (like a you or a me)
it's always ourselves we find in the sea


Samstag, 5. Februar 2011

Theater ist langweilig


Theater ist langweilig. Nicht immer, aber immer öfter. Blöder Witz, ich weiss!
Aber warum bin ich im Kino so sehr viel toleranter, harmloser, anspruchsloser? Sicher sehe ich nicht oft wirklich großartige Filme, aber ein banaler, halbwegs gut gespielter, oder sogar ein idiotischer mit schicken Effekten, erzeugt doch nicht dieses Gefühl körperlicher Qual, das so viele Theaterabende in mir auslösen.
Ein bißchen Unterhaltung im Kino, ein, zwei gute Witze oder Tricks und ich bin ein entspannt konsumierender Zuschauer. Nicht unbedingt unkritisch, aber gelassen und eher entgegenkommend.

Dagegen im Theater! Ich werde unruhig. Die Beine zucken. Die Atmung wird unregelmäßig. Plötzliche Attacken von überwältigender Müdigkeit setzen ein. Manchmal kann ich nicht mal hingucken. Und ich weiß, dass es unfair und zickig ist. Aber mein Körper macht was er will oder muss! 
Ist es, weil Theater einen anderen Anspruch hat, haben sollte? Wieso? Wenn es mich gut unterhält, sollte ich doch froh sein. Aber auch an der Unterhaltung mangelt es doch oft. (Schade, dass man in der deutschen Sprache 'unterhalten' durch das Wortteil "unter" immer mit niedrig assoziiert. Entertainment ist leichter, einladender, 'enter' wie eintreten, mitmachen, dabeisein.) 
Ist es, weil ich zu viel Theater sehe, das was ich selber mache und das der anderen? Werde ich überkritisch, überfüttert und dekadent?
Ist es, dass ich doch zum konservativen, reaktionären Dinosaurier geworden bin und nur verpasst habe, auszusterben? 
Ist es, weil eigentlich momentan keiner so recht weiss, warum der ganze Aufwand? Mit wem 'unterhalten' wir uns über was? 
Da ist das schlechte Gewissen, weil wir ja immerhin noch subventioniert werden, "denkt nur an die ganzen Krankenhäuser und Schulen, die das Geld auch nötig hätten". Da ist die tiefe Sehnsucht, die Gier nach Spiel. Aber auch die Angst, die Zeit, die notwendige Veränderung zu verpassen. Und aber auch die Trendgeilheit, aufgepeitscht von einem Feuilleton ohne Humor und Theaterliebe.
Theater, wenn es langweilig ist, ist es, wie wenn Du urplötzlich bemerkst, dass dein Liebster häßlich ist oder dumm. Wie sehr traurig!
Und doch gehe ich immer wieder. Wie ein Junkie kann ich nicht aufhören. Und es gibt sie ja die wunderbaren Ausnahmen, die Überraschungen, den Moment wo ein Spieler etwas tut mit dem ich nicht rechne, wo ich mich erwischt fühle, wo einer viel schlauer ist als ich und wahrhafter, als ich es zu seien wage. Aber die vielen Abende dazwischen! Wo ich förmlich mein Leben in Dali-Uhren Weise zerfliessen sehe. Zwei Stunden, die mir das Gefühl von 20 geben. Hoffentlich, hoffentlich tue ich das nicht anderen an!


Chas Addams
 

Freitag, 4. Februar 2011

The Ballad of Frankie Lee & Judas Priest



Mein erstes Freilicht - Konzert, mein Schwager hatte mir die Karte besorgt, 1990, in Treptow auf einer verschlammten Wiese, Bob Dylan ist noch nicht da, eine Vorgruppe spielt, welche bloss, und ich kriege Platzangst. Was für eine schmähliche Niederlage, noch bevor der Held meiner jungen Jahre erscheint, habe ich das Gedränge verlassen, gehe mit bildlich eingeklemmtem Schwanz nach Hause und höre zum .... Male die Platte. Ich bin einfach nicht cool.

Well, Frankie Lee and Judas Priest,
They were the best of friends.
So when Frankie Lee needed money one day,
Judas quickly pulled out a roll of tens
And placed them on a footstool
Just above the plotted plain,
Sayin’, "Take your pick, Frankie boy,
My loss will be your gain."

Well, Frankie Lee, he sat right down
And put his fingers to his chin,
But with the cold eyes of Judas on him,
His head began to spin.
"Would ya please not stare at me like that," he said,
"It’s just my foolish pride,
But sometimes a man must be alone
And this is no place to hide."

Well, Judas, he just winked and said,
"All right, I’ll leave you here,
But you’d better hurry up and choose
Which of those bills you want,
Before they all disappear."
"I’m gonna start my pickin’ right now,
Just tell me where you’ll be."

Judas pointed down the road
And said, "Eternity!"
"Eternity? " said Frankie Lee,
With a voice as cold as ice.
"That’s right," said Judas Priest, "eternity,
Though you might call it ’paradise.’"

"I don’t call it anything,"
Said Frankie Lee with a smile.
"All right," said Judas Priest,
"I’ll see you after a while."

Well, Frankie Lee, he sat back down,
Feelin’ low and mean,
When just then a passing stranger
Burst upon the scene,
Saying, "Are you Frankie Lee, the gambler,
Whose father is deceased?
Well, if you are,
There’s a fellow callin’ you down the road
And they say his name is Priest."

"Oh, yes, he is my friend,"
Said Frankie Lee in fright,
"I do recall him very well,
In fact, he just left my sight."
"Yes, that’s the one," said the stranger,
As quiet as a mouse,
"Well, my message is, he’s down the road,
Stranded in a house."

Well, Frankie Lee, he panicked,
He dropped ev’rything and ran
Until he came up to the spot
Where Judas Priest did stand.
"What kind of house is this," he said,
"Where I have come to roam? "
"It’s not a house," said Judas Priest,
"It’s not a house . . . it’s a home."

Well, Frankie Lee, he trembled,
He soon lost all control
Over ev’rything which he had made
While the mission bells did toll.
He just stood there staring
At that big house as bright as any sun,
With four and twenty windows
And a woman’s face in ev’ry one.

Well, up the stairs ran Frankie Lee
With a soulful, bounding leap,
And, foaming at the mouth,
He began to make his midnight creep.
For sixteen nights and days he raved,
But on the seventeenth he burst
Into the arms of Judas Priest,
Which is where he died of thirst.

No one tried to say a thing
When they took him out in jest,
Except, of course, the little neighbor boy
Who carried him to rest.
And he just walked along, alone,
With his guilt so well concealed,
And muttered underneath his breath,
"Nothing is revealed."

Well, the moral of the story,
The moral of this song,
Is simply that one should never be
Where one does not belong.
So when you see your neighbor carryin’ somethin’,
Help him with his load,
And don’t go mistaking paradise
For that home across the road.

Bob Dylan

Kubrick - Vierter Teil - Finale



Full Metal Jacket 1987. Ein Kriegsfilm, 30 Jahre nach Wege zum Ruhm. 2 Jahre nach Ende des Vietnamkrieges.
Könnt ihr euch noch erinnern welchen Schock, die Nachricht über das Massaker auslöste? Wobei es ja, weiss Gott, nicht das erste oder ein in seiner Grauenhaftigkeit besonders herausstechendes Massaker war, aber die Form der Nachrichten - Berichterstattung begann sich zu verändern, wurde akuter, direkter im Ton, bildreicher, scheinbar wahrer. So ein Scheiß! (Am Wassergraben Dokumentarfilm - DDR, 1978, Farbe, 16 min. Heynowski & Scheumann und The My Lai Tapes BBC4 http://www.bbc.co.uk/worldservice/documentaries/2008/04/080327_mylai_partone.shtml)
R. Lee Ermy as Gunnery Sergeant Hartman, war wirklich Drill Instruktor in Vietnam und hatte sich für die Rolle mit einem Video beworben, auf dem er einen Schwall Beschimpfungen herausbrüllte während Leute hinter der Kamera ihn mit Orangen und Tennisbällen bewarfen. Er brüllte ohne eine Reaktion auf die Wurfgeschosse zu zeigen, volle 15 Minuten in die Kamera und bekam den Part.
Eigentlich sind es zwei Filme, der über das Trainingscamp bis zum Tod von Gomer Pyle und der völlig anders strukturierte über die Geschehnisse während der Tet Offensive 1968. Der erste Teil fast klassisch hintereinander als gebundene noch sehr persönliche Geschichte, der zweite sprunghaft, hektisch, rhythmisch uneben - wie Krieg? Vincent D'onofrio spielt mitlerweile einen nervenden nervösen Detektiv in einer der tausenden Law and Order Serien, hier, noch sehr jung, circa 25, ist er ein riesiger dicklicher Teddybär, der sich unter Druck und Mobbing in ein Monster verwandelt, wie es sie in diesen Horror Filme gibt, wo harmloses Spielzeug nächtens mit spitzen Zähnen und ausgefahrenen Krallen auf schlafende Kinder losgeht.
Er und das Gesicht des vietnamesischen Scharfschützen, wenn man es, nach langer Zeit in der man nur seine Schüsse gesehen und gehört hat, endlich sieht und es ist dann das Gesicht einer zierlichen Vietnamesin, sehr zart und schön und schon fast tot.




Ich fand die zweite Hälfte zu absichtsvoll, zu schlau, um mich wirklich zu erwischen. Aber es war der letzte Kubrick von Kubrick, für mich. Denn danach folgte:
Eyes Wide Shut 1990 nach der Traumnovelle von Arthur Schnitzler. Ich hatte mich auf den Film gefreut, trotz der Tom Cruise Besetzung! Und dann? Habe ich mich gelangweilt! Unerotisch, hölzern gespielt, altersgeil, öde, was fällt mir noch ein? Prüde und lächerlich. Rade Sherbedgia als der Besitzer des Kostümvereihs ist ganz gut. Aber: Frau Kidman in Unterwäsche, durchgestylt bis in das möglicherweise existierende Geschlechtsteil (und ich verwende dieses unsinnliche Wort mit Absicht!), Tom Cruise und keine Action nirgendwo, was soll er tun, spielen, wie geht das, keine Ahnung, irgendwie gucken und nix falsch machen. SCHRECKLICH! SCHADE! SCHADE!


Guckt euch das an! Sex ohne Sex. Nackt aus Plastik. Dekadenz frisch angerichtet.


Und dann post mortem, Kubrick starb übrigens direkt nach der Endfertigung von Eyes Wide Shut, A.I., Artificial Intelligence oder auch der Film aus dem ich türenschlagend raus bin, als dann auch noch die Aliens aussahen als wären sie aus Bonbonmasse gefertigt. Kubrick hatte das Projekt 1995 an Spielberg übergeben, das Wort hat hier nicht ohne Grund eine Doppelbedeutung. Was für ein Schmalz. Niedlich. Anrührend. Süüüüüüüß!






Stanley Kubrick.
Clockwork Orange mit 17 gesehen ohne ein Wort zu verstehen, hat sicher einen großen Anteil an meiner, durch tausende enttäuschende und schlichtweg miese Filme, nicht zu tötenden Filmverliebtheit. Ich danke ihm dafür. Und für "We'll Meet Again" während Slim Pickens auf der Bombe gen Apocalypse reitet. Und für Kirk Douglas Gesicht, wenn er weiss, dass sie alle sterben werden, und den sinnlosen Angriff noch 5 Minuten herauszögert.
Und für William Karels Mockumentary: Kubrick, Nixon und der Mann im Mond, in der scheinbar bewiesen wird, dass die Mondlandung nie stattgefunden hat und von Kubrick im Auftrag der US Regierung unter strenger Geheimhaltung mit Regierungsmitarbeitern als Schauspielern inszeniert und gedreht wurde.