Clockwork Orange 1971 basiert auf Anthony Burgess' Roman, der sich wirklich gut liest, mit dem russisierten Englisch (mloko = Milch, droogs = Freunde, anstatt Dinglisch hier Renglisch) und einer Menge Cockney Reimen. Ich habe einen Freund, der in London Taxi fährt und Cockney ist. Ich verstehe nicht viel davon, zumal es sich ja auch ständig verändert, aber, wenn er es beschreibt, klingt es wie eine hochkomplizierte Geheimsprache konstruiert aus Gleichklängen, Reimen und Verdrehungen, die ursprünglich erfunden wurde, um zu verhindern, dass die Bullen verstanden, was gesagt wurde und dann bekam es einen gruppenprägenden Charakter. Faszinierend!
So wie der Film. ich habe ihn zuerst in Italienischer Synchronisation gesehen, so etwa 1975 und weiss noch, dass ich regelrecht körperlich auf die Gewalt, nicht nur die gezeigte, auch die gedachte, reagiert habe. Schockierend, abstossend und anziehend, ekelhaft und irgendwie doch nicht. Es war dann mein erstes eigenes Video, mitgebracht aus dem Westen, in Englisch und ich habe viele Freunde in den Genuss meiner ersten Versuche der Live-Synchronisation gebracht. 13 Mal! Habe ihn seit mindestens 20 Jahren nicht wieder angesehen, aber "Singing in the rain" hat sich nie wieder so unbeschwert angehört wie vordem und ganze Bildsequenzen sind noch direkt abrufbar in meinem Gehirn. Die grausige Phallusfigur, die Alex (Malcolm McDowell!!!!!) während des Vortanzes zur Vergewaltigung immer wieder in diese ruckartigen Schwingungen versetzt.
Die Augen von Alex, wenn sie aufgehalten werden, um ihm unter Abspielen von Beethoven und dem erzwungenen Ansehen von brutalen Dokumentarszenen von seiner Aggression zu "heilen". Wie er von seinen ehemaligen Freunden zusammengeschlagen wird, wenn er Gewaltlosigkeit predigt. Boa, überhaupt das Szenenbild und die Kostüme! Die falschen Wimpern an einem Auge, der Bowler, die Hosenträger, die damals noch nicht üblichen Springertiefel, Boa! Ich habe gelesen, dass Burgess das Ergebnis nicht mochte, weil er meinte es fehle ihm die erlösende Moralität am Ende und ich habe auch von anderen gehört, dass der Film auf sie gewaltliebend wirkte. Ich fand das damals nicht. Muss ich wohl mal wieder angucken.
William Makepeace Thackeray schrieb "Das Glück des Barry Lyndon" im 19. Jahrhundert, Kubrick drehte seinen Film Barry Lyndon 1975 und drehte viele Szenen ohne künstliches Licht, Kerzen und/oder Tageslicht. Ich erinnere wunderbare reiche Bilder, samtenes Licht, üppige Kostüme und riesige Perücken. Mehr nicht, tut mir leid. Marisa Berenson war sehr schön, das ist die, die auch in Cabaret mitspielt, nicht?
REDRUM!
"Heeeere's Johnny!" Selbst wenn man kein oder wenig Englisch spricht, sollte man sich diesen Film im Original anschauen, die hohe kränkliche Stimme von Shelley Duvall, und Nicholson. Er ist einfach der Weltmeister, der König, der Kaiser, ... der grandioseste Spieler von Wahnsinn den es je gab. Von seinen Anfängen bei Roger Corman, zum Beispiel die irre Szene, wo ein junger Jack zum Zahnarzt kommt, um sich alle Zähne ziehen zu lassen und dann immer orgiastischer wird, je größer der Schmerz wird. Masochismus als Horror-Komödie, herrlich, bis zu den Hexen von Eastwick als der Farce zum Thema Teufel.
Obwohl: Kubrick soll ein zauberhafter Vater gewesen sein, aber in diesem Film sind es gerade die Kinder, der kleine Junge auf dem Dreirad und de schrecklichen Zwillinge, die mich mehr als der axtschwingende Jack haben vor Schrecken zusammenzucken lassen.
Jetzt folgen noch Full Metal Jacket, und leider Eyes Wide Shut und A.I.