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Mittwoch, 10. Januar 2018

Marillenknödel

Zutaten: Kartoffelteig und 500 Gramm Marillen, zu deutsch Aprikosen und Würfelzucker und 80 Gramm Butter und 100 Gramm Brösel.


Zubereitung: Pellkartoffeln aufsetzen und, wenn weich, durchdrücken. Ein Gelbei in die heißen Kartoffeln rühren und kalt werden lassen. Nochmals ein Gelbei hineingeben und eine Prise Salz und 250 Gramm Mehl zu einem Teig verrühren.

Eine Aprikose mit gefüllt einem Stück Würfelzucker in die Mitte des Klosses tun. in kochendes Wasser geben. Wenn der Kloss oben schwimmt, ist er fertig.

Butter und Semmelbrösel braun werden lassen und mit Zimt und Zucker über die Klösse gießen.


Kochen und Essen

Wiki nennt ESSEN, die Tätigkeit der Nahrungsaufnahme. 

Da wandele ich nun auf die sechzig hin und habe erst jetzt die Freuden des Kochens entdeckt. Besser spät, als nie, oder?
Gegessen habe ich immer schon gerne. Ja, meine Familie nannte mich, in für uns typischer rauer Zärtlichkeit, "den Mülleimer", weil auch ihre übrigbleibenden Reste in mir immer einen freundlichen Aufenthalt fanden. 
Ich, der Gewinner des Ferienlagertomatenstullenfressens, der Vertilger von 12, in Worten zwölf, Marillenknödeln und frühkindlicher Liebhaber von warmem Bäckerbrot. Denn kein frischgekauftes Brot erreichte die heimatliche Küche ohne beträchtliche Nage-Verluste. Meine schlesische Nennfamilie hätte mich am liebsten adoptiert, weil ich mit sieben Jahren und geringem Körpervolumen mehr Schweinebraten und Klöße mit Sahnesauce verschlingen konnte, als ihnen menschlich möglich schien. 
Meine kurze, intensive und sehr schreckliche Bekanntschaft mit mit Anorexia nervosa unterbrach meine Liebschaft, aber beendete sie, Gott sei Dank, nicht.
Die Oma aus Wien, die Tanten aus Schlesien und Sachsen-Anhalt, alle drei leidenschaftliche Köchinnen und prägende Einflüsse auf meine kindliche Gier. 
Wie wunderbar wurde ich umsorgt. 

Marillenknödel

Mit österreichischen Mehlspeisen und Suppen aus selbstgesammelten Pilzen, mit Sahnesaucen und Buttercremetorten, mit Zwiebelstippe und deftigen Kohlrouladen. 
Meine Tante Gerda, die nie das östliche Deutschland verlassen durfte, und starb, bevor sie ihre sehnsüchtig erträumte Rheinreise antreten konnte, erfand ihr serbisches Reisfleisch, ohne Serbien je betreten zu haben. Wenn sie Pflaumenmus einkochte roch die ganze Wohnung tagelang wie ein warmer Herbsttraumtag. Ihr sonntägliches Bratbrot mit eben diesem Mus ist einer Eloge würdig, das West-Nesquick war nur wohlgelittene Zugabe. 
Meine Tante Schusti, gelernte Konditorin, zauberte aus allem, was heute mißtrauisch beäugt wird, aus Butter, Sahne und Schmalz, Köstlichkeiten von Weltklasse. 
Und meine Oma überredete mich alles und jedes zumindest zu probieren und erst, wenn ich den Geschmack wirklich nicht mochte, durfte ich ablehnen. 
Eine verfressene Kindheit voll von kochender und backender Zuneigung.
Heute bin ich nicht mehr dürr und klein, aber immer noch eßfreudig.
Und jetzt habe ich die Möglichkeit, ein wenig dieser Zuneigung zurückzugeben.

Mittwoch, 16. August 2017

Hähnchen mit karamelisierten Zwiebeln und Kardamomreis

Wieder aus dem "Jerusalem" Kochbuch von Ottolenghi & Tamimi, wieder ein Rezept auch für Anfänger, wieder sehr lecker!

EINKAUF:
Hühnerschenkel
Basmatireis
Zwiebeln
Berberitzen oder Korinthen
Dill, Petersilie, Koriander
Zimtstangen
griechischen Jogurth
(Olivenöl, Kardamom, Nelken, Pfeffer, Salz, Zucker)

ZEIT:

Etwa eine Stunde.

ZUTATEN:
 
Berberitzen kenne ich erst seit kurzem und bin geradezu süchtig geworden. Es sind kleine rötliche getrocknete Beeren, die leicht sauersüß schmecken. Etwa 30 Gramm müssen in etwas heißem Wasser, das mit Zucker aufgekocht wurde, eingeweicht werden. Aber Korinthen tun es auch.

Zwei mittelgroße Zwiebeln dünn schneiden und 10 Minuten bei mittlerer Hitze in Öl bräunen.

3 oder 4 Hühnerbeine mit etwas Olivenöl, Salz, Pfeffer, 4 Nelken, Kardamom nach Geschmack und zwei halbierten Zimtstangen in einer Schüssel herumwälzen, bis sie über & über ölig und mit Gewürzen bedeckt sind. Dann auf beiden Seiten 5 Minuten scharf anbraten.

In einer großen Deckelpfanne 300 g Basmatireis mit den Zwiebeln & den Berberitzen/Korinthen verrühren, die angebratenen Hühnerkeulen auf die Masse legen und 550 ml kochendes Wasser aufgießen. Deckel drauf und 30 Minuten bei kleiner Hitze köcheln lassen, nach 20 Minuten gucken, ob noch kochendes Wasser dazu muß. Die Pfanne vom Feuer, Deckel ab, Handtuch über die Pfanne, Deckel wieder drauf und mindestens 10 Minuten ruhen lassen.

Derweil Dill, Petersilie & Koriander hacken und griechischen Jogurth bereitstellen.

ESSEN! 

 Das Photo ist von der Cooking Seite der New York Times

Mittwoch, 12. Juli 2017

Shakshouka - mhmmmmm!

In Hamburg passierte, was jeder erwarten konnte und erwartet hat und jetzt schmeißen alle wild mit diffusen Namen um sich und fordern Taten oder verteidigen Unverteidigbares oder schenken Polizisten Schokolade oder bereuen ihre Selfies.
Schwarzer Block, Linke Autonome, Links-Radikale, Links-Extremisten, Links-Terroristen, Terror-Touristen, Anarchisten alles dasselbe. Nur nicht denken, lieber aufregen, verurteilen, reagieren, verbieten. Nur nicht Widersprüche sehen müssen, Schattierungen, wo schwarz-weiß doch so tumb und handlich ist.
Warum gibt es Dialektik nicht als Schulfach? Darum.
Deshalb heute ein Blog zum Kochen, handfest, nährend, beruhigend.

Shakshouka

Ich habe mir neulich auf Rat einer Bekannten ein Kochbuch gekauft: "Jerusalem" von Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi. Und jetzt sitze ich am Computer, mein Mund ist geschmacksverzückt und ich verdaue und bin etwas froh.

Aus einem Artikel in DER ZEIT: Ottolenghi jobbte in Londoner Restaurantküchen, spezialisierte sich zunächst auf Patisserie – und lernte eines Tages den Palästinenser Sami Tamimi kennen, ebenfalls Koch und wie er in Jerusalem aufgewachsen – wenngleich im muslimischen Ostjerusalem. ...Die beiden gründeten 2002 das erste Ottolenghi-Deli, sind seither Geschäftspartner und Co-Autoren und führen zwei Restaurants. In Jerusalem, Kochbuch und Stadtporträt gleichermaßen, hat jeder der beiden seinen Wurzeln im Nahen Osten nachgespürt und das Beste aus der arabisch-jüdisch-polnisch-italienisch-deutsch-christlich-jüdisch-muslimisch geprägten Küche des Einwandererlandes Israel zusammengetragen.

Also heute zum Frühstück gab es bei mir Shakshouka, dass heißt auf arabisch شكشوكة, auf hebräisch שקשוקה und ist eine Spezialität der nordafrikanischen und jüdischen Küche und lächerlich einfach und unfassbar wohlschmeckend und wohl auch ziemlich gesund.

Für meine verfressene Person benötige ich: eine rote Paprika kleingewürfelt, 2 Eßlöffel Tomatenmark, zwei Knoblauchzehen gehäckselt, Salz, Pfeffer, eine Prise Kreuzkümmel, einen Teelöffel Harissa, in Pulverform würzt es auch gut & hält länger! Ich habe noch einen Klacks Akazienhonig drunter gerührt.

Diese Zutaten in Olivenöl bei kleiner Hitze etwa 5 Minuten anbraten, bis eine dunkelrote Paste brutzelt, die intensiv nach Sommer riecht und nach Basar?

Dann zwei dicke überbrühte Tomaten dazufügen & nochmals zehn Minuten köcheln lassen, bis es eine dicke, zähflüssige Masse bildet. Dann zwei Vertiefungen eindrücken, in jede ein Ei geben, das Eiweiß mit dem Tomatenpaprikapamps leicht verrühren und dabei versuchen, das Eigelb in der Mitte unverletzt zu lassen. Schmeckt aber auch, wenn das nicht klappt.



Mit Pitabrot oder Baguette oder was immer man an Brot mag, in meinem Fall ein Steinofenbrötchen von Butter-Lindner, zum Tunken! Petersilie drüber, wenn's beliebt.
Es gezunterheyt!

Sonntag, 12. Februar 2017

Italienische Knusperplätzchen - Crostoli

Die habe ich bei einer wunderbaren Kollegin in Konstanz zum Brunch gegessen, oder besser geknuspert. 
  
CROSTOLI

Knusprige frittierte Teigscheibchen aus dem Friaul/Trentino



Zutaten für 6-8 Portionen:

eine unbehandelte Zitrone
2 Eier
50g Butter
4cl Zwetschgenschnaps, Rum oder Grappa
60g Vaillezucker
350g Mehl & Mehl zum Ausrollen
etwa 1 kg Butterschmalz zum Frittieren
Puderzucker zum Bestäuben
eine Prise Salz

Die Zubereitungszeit ist etwa 45 Minuten.

Zwei Eier mit 60 Gramm Vanillezucker sehr schaumig schlagen. Die Schale einer Zitrone abreiben und mit 4cl Schnaps & Salz unter die Eiermasse rühren.

50 Gramm Butter zerlassen & 350 Gramm Mehl auf die Arbeitsfläche häufen, eine Mulde in das Mehl drücken, die abgekühlte Butter und die schaumige Eiercreme in die Mulde geben & zu einem geschmeidigen Teig verkneten.

In einem Topf ein Kilo Butterschmalz erhitzen und ein Brett mit Mehl bestäuben. Dann den Teig so dünn wie möglich ausrollen und mit einem Teigrädchen zu Rauten von 4 bis 5 Zentimetern  schneiden. In jede Teigscherbe einen mittigen Einschnitt schneiden.

Die Crostoli im heißen Fett ausbacken, auf Backpapier gut abtropfen lassen und mit Puderzucker bestäuben.

ESSEN!

Samstag, 28. Januar 2017

Nsima & Beouf Stroganoff

Mein Kollege aus Malawi hat heute für mich sein Nationalgericht gekocht: Nsima.

Nsima wird aus Maismehl und Wasser gekocht, indem das Mehl in gerade noch nicht kochendes Wasser geschüttelt wird, etwa 10 bis 15 Minuten gekocht, dabei oft umgerührt, und dann mit einem Holzlöffel gegen die Topfwand geschlagen wird, bis es die Konsistenz von Kartoffelbrei erreicht hat. Es werden keinerlei Gewürze zugefügt.
https://en.wikipedia.org/wiki/Nshima 
Und es schmeckt. Breiig und füllig und nahezu neutral mit einer leichten Süße, die perfekte Beilage für jedes würzige Gemüse- oder Fleischgericht.



Mein Anteil war Beouf Stroganoff für ein afrikanisch-russisches Gemeinschaftsprojekt, beides simpel, beides schmackhaft, die Möglichkeit einer guten Freundschaft war gegeben. Anstatt Mehl, habe ich zum Verdicken der Sauce Maismehl verwendet.
Wiki beschreibt es so: Zur Zubereitung werden die Filetspitzen gewürfelt und kurz in geklärter Butter bei hoher Hitze sautiert – das Fleisch muss innen noch blutig sein – und nach einer Ruhezeit mit dem sich absetzenden Fleischsaft in eine separat zubereitete Sauce aus goldgelb angebratenen Zwiebeln (oder Schalotten), Champignons und Gewürzgurken, Sauerrahm sowie Kalbsjus gegeben und kurz durchgeschwenkt. Abgeschmeckt wird mit Senf, Essig und Zitronensaft. Nach Zugabe des Fleisches zur Sauce darf die Sauce nicht mehr aufkochen, da das Fleisch zäh werden würde. Das Bœuf Stroganoff ist sofort zu servieren. 
In Malawi ißt man Nsima als kleine Kügelchen mit der rechten Hand, ein Schüsselchen mit lauwarmen Wasser zur Reinigung der Hände steht bereit. Die Beilage, das Relish wird gestippt oder in einer Aushöhlung der Kugel wie mit einem Löffel gegriffen.
Es wurde ein genüssliches völkerverbindendes Mahl.




Samstag, 7. Januar 2017

Königsberger Klopse - Mhmmm!

DAS REZEPT
von einer mir unbekannten Oma Gertrud Stöcker, die schmeckbar, eine gute Köchin war.

Ick sitze da und esse Klops.
Uff eenmal kloppt's.
Ick sitze, kieke, wundre mir,

uff eenmal is se uff de Tür.
Nanu denk ick, ick denk nanu!
Jetzt is se uff erst war sie zu.
Und ick geh raus und kieke.
Und wer steht draußen?
Icke.


Das grenzt ans Philosophische. Wer ist dieser Icke? Wer öffnet die Tür? War da jemand? Bekloppt!

Sieht, zugegebenermaßen, ein wenig blass aus, aber der Geschmack ist subtil und erfreuend.
 
Das Klopslied ist ein Musikstück von Kurt Weill aus dem Jahre 1925, das er für eine Sopran- oder Tenorstimme komponierte. Begleitet wird die Stimme von zwei Piccoloflöten und einem Fagott. Bei dem Text handelt es sich um einen alten volkstümlichen nicht datierbaren Reim in Berliner Mundart. (Wiki)

https://www.youtube.com/watch?v=RInWl9p38BA 

Was sagt Wiki? Königsberger Klopse, auch Saure Klopse, Kapernklopse, Soßklopse oder in der DDR Kochklopse genannt, sind eine ostpreußische Spezialität aus gekochten Fleischklößen in weißer Sauce mit Kapern.
KOCHKLOPS. Was für ein scheußliches Wort, aber das Zeug in der Schulspeisung schmeckte so, wie das Wort klingt. Ich dachte bisher, das sei Krankenhausnahrung, Diät für zarte Mägen, ein Irrtum, das schmeckt, obwohl ich gestehen muß, dass die Verwendung von Kalbsgehacktem, muß bestellt werden und ist teuerer, geholfen hat. Die weitverbreitete Arme-Leute-Variant arbeitet mit Rinder- und Schweinehack halbehalbe und ersetzt die Sardellen durch Salzhering.

Fakten zu den Königsberger Klopsen 

Ostpreußenhlied

Sie sagen all, du bist nicht schön
mein trautes Heimatland;
Du trägst nicht stolze Bergeshöh'n,
nicht rebengrün Gewand;
In deinen Lüften rauscht kein Aar,
es grüßt kein Palmenbaum,
doch glänzt der Vorzeit Träne klar
an deiner Küste Saum.

1884 Johanna Ambrosius

Das Ende des Kalten Krieges hat uns die Chance eines neuen, unverkrampften Zugangs eröffnet. Als Folge von Flucht und Vertreibung und des Kalten Krieges waren die deutschen Erinnerungsorte im Osten politisiert und instrumentalisiert. Es gab aber auch so viel Schmerz bei diesem Thema, dass vieles tabu war. Seit die jüngeren Generationen frei dorthin reisen, nehmen sie auch den heutigen Reichtum der Region wahr. Da wird dann nicht mehr einfach das von Eltern oder Großeltern projizierte Bild der verlorenen Heimat abgerufen, es entsteht etwas Eigenes, sehr Spannendes, indem man Polen, Tschechen, Ukrainer, Russen kennenlernt, die heute dort leben. Bei vielen deutsch-polnischen oder deutsch-tschechischen Initiativen sind überproportional viele Nachkommen von Vertriebenen dabei.  
...
Wer hat unser Ostpreußenbild bestimmt? Sowohl vor dem Krieg als auch bis in die achtziger Jahre waren das fast ausschließlich Adlige - Marion Gräfin Dönhoff, Hans Graf von Lehndorff, Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten, Esther Gräfin von Schwerin. Dadurch haben wir die Vorstellung, dass Adlige durch ostpreußische Landschaften reiten, liebevoll-paternalistisch mit ihren Untertanen sprechen, die Gutsherren sorgen für Ordnung. 
Osteuropahistoriker Andreas Kossert


http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelgeschichte/d-76574289.html

Dienstag, 6. Dezember 2016

Grünkohl mit Pinkel

Ich habe eine große Aufgabe gestellt bekommen. Am 18. Dezember diesen Jahres soll ich einer lieben Freundin Grünkohl mit Pinkel servieren. Uff. Zugegebenermaßen hatte ich sie um eine Koch-Herausforderung gebeten. 
Grünkohl mit Pinkel?
Also suche ich jetzt Rat. 

Grünkohl unter dem Alias Braunkohl kenne ich vom familiären Weihnachtsessen. Mein Vater stammte aus Sachsen-Anhalt und da ist grüner Kohl halt braun, aber nichtsdestotrotz sehr schmackhaft, leicht bitter und sehr saftig. 
Der Kohl muß Frost bekommen haben, weiß ich aus der einschlägigen Kochbuchliteratur. ("Einschlägig", ich weiß nicht wirklich, woher das Wort stammt, es klingt aber gut.) Oder man verwendet Tiefkühlkohl. (Auch ein schönes Wort.) Künstliche Vorfrostung.

 
Einmal, in Bremen, in der Familie eines Kapitäns zur See, war ich zu einem traditionellen Bremer Grünkohl-mit-Pinkel-Essen eingeladen. Nur unmaßgeblich verkürzt. In originaler Form wird erst stundenlang gelaufen oder gefahren (Kohlfahrt), getrunken und erst danach gegessen. Wir haben einfach sofort gegessen. Da das Festessen unfaßbar fettig ist, macht aber solche Vorbereitung Sinn. Drei Tage Verdauung sind einzuplanen. Zum Abschluß habe ich einen Zinnlöffel, als Fressorden geschenkt bekommen, weil ich mehr gegessen hatte, als alle anderen. Kochwürste, Schinkenpfefferle, Grützwurst und Bauchspeck vom Schwein und Grünkohl.
Kurzum: Wer weiß, wie ich Grünkohl und Pinkel herstelle, so dass es schmeckt und ich mich als Anfängerkoch nicht völlig blamiere?

Wiki sagt: Es gibt verschiedene Namensdeutungen, die die Bezeichnung allerdings weder mit „pinkeln“ (für urinieren) noch mit dem „feinen Pinkel“ (für einen eitlen Menschen) in Verbindung bringen. Der Ausdruck Pinkel (auch Püngel oder Pünkel) bedeutete vielmehr zusammengedrängte Masse oder kurzer, dicker Gegenstand und hat möglicherweise seine Weiterentwicklung zu Bündel gefunden. Ähnlich ist die Deutung, die sich von Pinker für den Mastdarm (hier: Rindermastdarm) ableitet, der traditionell bis heute als Wursthülle verwendet wird. Nach dem Wörterbuch von 1768 kommt Pinkel von Mastdarm und damit auch der Name der Wurst.Andere Deutungen leiten den Begriff vom ostfriesischen pink für Penis beziehungsweise vom englischen pinkie (oder niederländischen pink) für den kleinen Finger ab.
Und was ist überhaupt Hafergrütze?

Dienstag, 29. November 2016

Weihnachtsplätzchen auch für die, die nicht backen können

Backwahn, einer der vielen Kosenamen meiner Mutter. Meine Mutter buk nicht, sie backte. Sie fing allerdings erst mit 40 zu kochen an und mit ungefähr 50 überkam sie die Backlust. Brote, Kuchen, herrliche Torten. Experimente, verunglückte Hartholzklumpen, köstliche Cremebomben. Gespräche waren nur selten möglich, denn meistens lief die Küchenmachine und man hatte sowieso den Mund voll. Weihnachten, oder besser Vorweihnachten war ultimate Stresszeit, 70 bis 80 Stollen für Familienmitglieder und Freunde in der ganzen Welt, Originalrezept, ohne Rosinen, koscher, je nach Wunsch. Sie lagen auf einem Tapetentisch, wurden mit zerlassener Butter bestrichen, dann in Backpapier und Küchenhandtücher sorgsam eingewickelt und per Post in alle Welt verschickt. Die Stollen vermisse ich auch sehr.

Butterkekse

Je 250 g Haferflocken, Zucker & Butter.
Haferflocken & Zucker zerreiben, dann die Butter einkneten.
Backbrett mit Mehl bestreuen, Hälfte des Teiges ausrollen, ausstechen, dann den restlichen Teig.
Backblech mit Schrotmehl bestäuben und die Kekse 10 bis 15 Minuten bei mittlerer Hitze backen.
Mhhhhhhhhmmmmmmm!

Vielliebchen

250 g Butter
100 g einfacher Zucker
25 g Vanillezucker
eine gute Prise Salz
300 g Mehl
50 g gehackte Nüsse
miteinander verrühren

(Die doppelte Menge ist besser, sonst werden es zu wenige Vielliebchen.)

Den Teig zwei Stunden im Eisschrank ruhen lassen, dann dünn ausrollen
und mit einem Glas ausstechen. Plätzchen mit verquirltem Ei bestreichen
und kurz abbacken, dann noch warm mit einer Seite in Vanillezucker tunken
Himbeermarmelade auf einen Keks streichen und einen anderen draufsetzen.


Husarenkrapferl






Wiener Vanillekipferl




Lübecker Kokosmakrönchen




Das Wort Plätzchen hat seine Wurzel im lateinischen Placenta - Kuchen und gibt einen feinen Unterschied zwischen Plätzchen und Keksen.

Plätzchen - ein kleines, süßes Gebäck

Früher aßen die feinen Herrschaften zu ihrem Kaffee und Tee gerne kleine Gebäckstücke. Diese waren nicht unbedingt nahrhaft wohl aber sehr zuckerhaltig. Vor allem zu Weihnachten wurden sie hergestellt und mit Konfitüre, Schokolade, Marzipan oder Nüssen verfeinert. Diese Gebäckstücke nannte man Plätzchen. Das Wort geht auf das Lateinische Wort "Plazenta" zurück. Das bedeutet Kuchen. Bis heute wird süßes Hefebrot noch kurz "Platz" genannt. Und diese köstlichen kleinen gebackenen Süßigkeiten erhielten den Namen kleiner Platz: Plätzchen.

Kekse - ein kleines, flaches, haltbares Gebäck

Der Keks ist auf andere Weise zu uns gekommen. Nämlich auf britischen Schiffen: Wenn englische Reisende früher lange auf Schiffen unterwegs waren, gab es eine bestimmte Art Schiffszwieback. Dieses Gebäck war sehr nahrhaft und lange haltbar. Es war unter der Bezeichnung "English cake" bekannt. Im 19. Jahrhundert stellte dann ein deutscher Kaufmann nach englischem Vorbild selber solche "English cakes" her. Und aus cakes wurde Keks.

http://www.wdr.de/tv/wissenmachtah/bibliothek/kekse.php5

http://www.derwesten.de/waz-info/keks-oder-plaetzchen-gute-frage-id2284091.html

Dienstag, 16. August 2016

Virgin Mary - Scharfe Tomate

Habe nach Jahren die erfrischende Wirkung einer Virgin Mary wieder für mich entdeckt.
Früher nur als Abwechslung auf Langstreckenflügen, schmeckt mir's jetzt im Sommer auch auf dem Boden.

Tomatensaft, Selleriesalz, Pfeffer, wenn vorhanden Sellerie-Bitter (Celery Bitters), Selleriestängel, Zitrone, Tabasco, Worcester Sauce und Eiswürfel in einem sehr großen Glas nach Geschmack mischen. Wenn man die Mary entjungfern möchte, muß noch Wodka dazu.
Der Bloody Mary-Cocktail gehört, so sagt Wiki, zur Gruppe der "Corpse Reviver", übersetzt: Leichen-Erwecker, höflicher Katergetränk.
Bloody Mary ist auch eine böse Bezeichnung für Mary I. Tudor, die ihr wahrscheinlich von unter ihrer Herrschaft verfolgten Protestanten übergeholfen wurde.

Der Erfinder, ein Herr Petoit, der, wie könnte es anders sein, in Harry's New York Bar als Barkeeper arbeitete und auch Hemingway und F. Scott Fitzgerald mit Bloody Maries versorgte, erählte, dass der Name des Getränkes von einem jungen Kellner stammte, der ein schönes Mädchen namens Mary in einer Chicagoer Bar, die "Bucket of Blood" hieß, gekannt hatte. 
Ursprünglich benötigte eine Bloody Mary halbehalbe Tomatensaft und Wodka, aber später wurde die Alkoholmenge netterweise reduziert.
 
Das ist Petoits Originalrezept:                       4.5 cl Wodka
0.75 cl Zitronensaft
12 cl Tomatensaft
0.25 TL Worcestershiresauce
0.5 TL Tabascosauce
0.25 TL Salz
0.25 TL Pfeffer
 
Alle Zutaten in den Mixing-Becher geben und in einen anderen Mixing-Becher vorsichtig umfüllen. Das ganze mehrfach wiederholen. Zum Schluss in ein gekühltes Stielglas geben und mit einer Limetten- und Zitronenscheibe auf einem kleinen Teller servieren.
 
The Museum of the American Cocktail. Pocket Recipe Guide, Robert Hess & Anistatia Miller, 2. Auflage 2007, Mixellany, Lexington

 
Die Lufthansa hat übrigens eine Studie in Auftrag gegeben, die untersuchen sollte, warum Flugpassagiere so ungewöhnlich häufig um Tomatensaft bitten.
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/mysterium-ueber-den-wolken-warum-tomatensaft-im-flugzeug-so-beliebt-ist-a-677249.html

Und dann gibt es noch die urbane Legende über einen Geist, der erscheint, wenn man im Bad vor dem Spiegel mit einer Kerze in der Hand dreimal "Bloody Mary" murmelt. Die Geschichte könnte eine Mischform von Erinnerungen an Mary Worth, eine der Salemer Hexen und Mary Tudor und eine modernen Selbstmörderin namens Mary Worthington und eine von vielen anderen gewalttätig zu Tode Gekommenen mit dem Namen Mary sein. 
Der Geist erscheint im Spiegel, reißt einem die Augen aus oder zerkratzt das Gesicht fürchterlich oder man verschwindet mit ihm im Spiegel.

Mirror, mirror, on the wall
Bloody Mary, hear my call
Bloody Mary, hear your name
Bloody Mary, stupid game
Bloody Mary, stupid dare
Bloody Mary, I don’t scare

Freitag, 3. April 2015

Ein Zimt-Apfel-Brot für MICH


Ein Zimt-Apfel-Brot für Johanna 

Nimm für den Teig: 

450 g Mehl 
1/2 Würfel frische Hefe 
150 ml Buttermilch 
60 g zerlassene Butter 
50 g Zucker 
2 Eier 
Prise Salz und eine ordentliche Prise Muskat 
zwei, drei Löffelchen angewärmte Milch Mehl zum Ausrollen 

Für die Füllung: 

2 Bosköppe 
100 g zerlassene Butter 
3-4 Esslöffel Zimtzuckermischung (Kann auch mehr werden) 
Wer mag, weicht noch eine Handvoll Rosinen ein. 

Außerdem: 
Backpapier, Butter und ne Kastenform 

Ran an den Sarch und mitjeweent, wir legen los:
Für einen guten Hefeteig sollten die Zutaten unbedingt Zimmertemperatur haben, 
sonst wird das nie richtig geschmeidig. In einer Schüssel baust du einen Berg Mehl 
und drückst eine Mulde hinein, in die du den Zucker und die zerkrümelte Hefe gibst. 
Gieße vorsichtig die angewärmte Milch dazu, lege ein Handtuch darüber und 
 lasse es ein bisschen ruhen. 
Nach einer Viertelstunde kannst du die restlichen Zutaten mit unterrühren. 

Der Teig muss es schön warm haben. Am liebsten mag er es, wenn er 
warme Füßchen bekommt, indem man die Schüssel in ein warmes Bad stellt. 
Vulgo: stells ins Waschbecken und deck ein Tuch drüber. 
 Dann kannst du dich erst einmal von der schweren Arbeit ausruhen 
und eine halbe Folge House of cards gucken. 

Wenn Frank Underwood grade fies in die Kamera kiekt, stoppst du den stream, 
wäschst dir penibel die Finger und gehst kneten. Dieser Teig ist flauschig und 
macht es einem nicht schwer. Knete ihn ordentlich durch und leg ihn dann in 
die Schüssel und sein Fußbad zurück. 
Jetzt schaffst du den Rest der Folge und gleich noch eine dazu. 


Buttere die Kastenform, lege sie mit Backpapier aus 
und buttere das Papier auch innen. 
Schäl die Äpfel und schneide sie in dünne Schnitze, 
zerlasse die Butter 
 und stell die Zimtzuckermischung bereit. 
Klingt wie Zimtzicke. Ist auch perfekt, um Zimtzicken zum Zittern zu bringen. 

Knete den Teig noch einmal durch und rolle ihn dünn aus. Schneide einen breiten 
langen Streifen mit einem scharfen Messer und lege ihn in den Boden der Form. 
Pinsle den Teigstreifen mit der flüssigen Butter ein und streue eine ordentliche 
Portion Zimtzucker darauf. Lege ein paar Apfelschnitze drauf und, wie gesagt, 
wenn du magst, auch ein paar Rosinchen. Jetzt den nächsten Teigstreifen in voller 
Länge buttern, zimtzuckern, veräppeln und immer so fort, bis die Form voll ist. 
Auf die oberste Schicht kommen keine Äpfel mehr, jedoch kannst du aus Teigresten 
lustige Schnörkelchen draufsetzen und behaupten, es wären dothrakische Formeln. 

Leg ein Handtuch drauf und gib dem Brot noch mal ne halbe Stunde frei. 
Dann jedoch gehts ab in die Röhre und zwar bei 175 Grad für ca 30 Minuten. 
Statt sich ne Kippe anzuzünden, piekst du mit dem Streichholz mal probehalber hinein, schätzungsweise bleibt dann aber nichts mehr hängen und das Zimt-Apfel-Brot 
ist fertig und kann, entgegen meiner sonstigen Empfehlung, sofort brühwarm 
gegessen werden. 
Aber ein wirklich guter Hefekuchen schmeckt selbst nach Tagen noch. 
Nur: welcher wirklich gute Hefeteig erlebt schon solch hohes Alter?

Gespendet & verfasst
von der Sängerin, Bäckerin & Gastautorin 
Pascal von Wroblewsky
 


Freitag, 20. Februar 2015

Heiße Schokolade


Alles, was du brauchst, ist Liebe. Aber ein bisschen Schokolade hin und wieder tut auch nicht weh.
Charles M. Schulz


Manchmal, ganz manchmal, wenn ich so richtig, aber so richtig müde oder traurig bin, brauche ich ein Kindheitstrostmittel. Heiße Schokolade und Weißbrot mit gesalzener Butter.

Kurze Rückblende: Samstagabend, kein Elternteil hat Vorstellung, Kulenkampff ist vorbei, Das Wort zum Sonntag salbadert über den Schirm, die Mutter kocht Schokolade für den Spätfilm, ein alter schwarzweißer Western, ein Film noir oder, wenn auch selten, ein deutscher Filmklassiker. Das Fernsehen-West, hat zwei Sender und es gibt keine Fernbedienung. Unser Haushalt besitzt einen Fernseher! 

Wir haben die Strapazen nur überlebt, weil wir genug Schokolade dabei hatten.
Roald Amundsen

Die Zutaten sind ohne Mengenangaben, denn sie sind abhängig vom Grad der Müdigkeit, bzw. Traurigkeit und der "Süße des individuellen Zahnes".

Milch
Kakao
eine ganze Tafel Bitterschokolade, gerieben oder gestückelt
eine Prise Salz
etwas Nescafé
Vanillezucker
weißer Zucker nach Bedarf, aber weniger als üblich
Weißbrot
gekühlte Salzbutter
& eine große stabile unfeine Tasse

Rühren, rühren, rühren!!!
Die Pampe muß dick sein und bittersüß. 
Der Kontrast zum salzigkühlen Weißbrot ist phänomenal.

Nicht an Kalorien denken! Gar nicht denken.

 
Als Beilage ein Kitschfilm nach Wahl (oder ein bis drei oder fünf Teile einer Serienstaffel).

Was auch immer geschieht:
Nie dürft ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht,
auch noch zu trinken!
Erich Kästner

Montag, 20. Oktober 2014

Herbst - Äpfel - Geruch - Wohligkeit


DAS WUNDERBARSTE HERBSTESSEN:
APFELBEIGNETS

2-3 Äpfel, am besten Granny Smith oder Cox, 
schälen, entkernen und in Scheiben schneiden

Und für den Backteig:
1 Tasse Milch
1 1/3 Tassen Mehl
2 Eier
1 TLZucker
1 TL Rum
 Prise Salz
verrühren, bis der Teig glatt ist,
dann die Apfelscheiben eintauchen und
in heißes, schwimmendes Fett geben. 
Servieren mit

Sabayon Sauce.
Dafür 4 Eigelb,
eine ¾ Tasse Zucker
mit einer ¾Tasse Apfelschnaps und einer ¾Tasse Apfelsaft mischen,
in einem Topf über heißem Wasser schlagen, bis die Masse dick wird,
vom Herd nehmen und weiterschlagen, bis die Sauce abgekühlt ist.

Vollkommenheit

Rezept © meine persönliche Mutter


Vollkommenheit

O lieblicher Apfel!
herrlich und völlig
verfault,
kaum versehrte Gestalt –

höchstens am Stiel
ein wenig geschrumpft doch sonst
bis ins Kleinste
vollkommen! O lieblicher

Apfel! wie satt
und feucht der Mantel aus Braun
auf jenem un-
angetasteten Fleisch! Niemand

hat dich geholt
seit ich dich auf das Geländer setzte
vor einem Monat, damit
du reif werdest.
Niemand. Niemand!

 

William Carlos Williams 

Übersetzung: Hans Magnus Enzensberger



Montag, 17. März 2014

Mohr im Hemd


MOHR IM HEMD*

140g Butter schaumig rühren und 140g Zucker, vermischt mit
2 Teelöffeln Vanillezucker, dazu geben. 140g geriebene Mandeln
und 140g geriebene Schokolade kommen auch noch dazu.
Ich persönlich würde noch eine Prise Salz und etwas Nescafe reintun.
8 Eigelb schaumig quirlen, und mit den anderen Zutaten vermischen. 

Dann 7 Eiweiß zu Eischnee schlagen und sanft 
unter die Masse rühren.


Die ganze wohlriechende Masse in eine gebutterte
verschließbare Form geben, die mit Semmelbrösel durchgeschüttelt wurde,

die Österreicher nehmen dafür metallene Gugelhupfformen 
mit dicht schließendem Deckel!
Eine 3/4 Stunde im Wasserbad kochen. 
Sehr viel ungezuckerte Schlagsahne herstellen und kühlen.
Die Form öffnen und den Pudding auf einen Teller stürzen,
dann Sahne dazu und, wenn alles geklappt hat, 
werdet ihr Himmelreich auf Erden schmecken! Die Mitte ist im Idealfall
noch etwas flüssig und drumherum dicker warmer Schokopudding
und kalte Sahne!


 Wasserbad-Gugelhupf-Form für Mohr im Hemd
*Der Name des Puddings ist der, mit dem ich aufgewachsen bin,
er kann, wenn erwünscht, auch durch Schokokuchen mit Schlag, 

Schokohupf oder Kakaohupf ersetzt werden.

Samstag, 25. Januar 2014

DEUTSCHES ESSEN - GRÜNKOHL UND PINKEL


Grünkohl & Pinkel & Bregenwurst & Gestreifter Speck & Kassler & Kartoffeln, das alles mit scharfem Senf & starkem Kümmelschnaps

In Bremen zum Grünkohl und Pinkel Essen eingeladen zu werden, ist keine Geste harmloser sozialer Interaktion, sondern eher ein Akt der Einweihung in ein kompliziertes norddeutsches bürgerliches Ritual der fremdartigen, herzlichen und äußerst nahrhaften Art. Zum Überleben dieses grandiosen Erlebnisses ist ein gußeiserner Magen von Nöten und mittlere Alkoholverträglichkeit. 
Vorher wird gelaufen, zwei bis drei Stunden, den Teil habe ich wegen vertraglichen Arbeitsverpflichtungen überspringen dürfen, während dieses Spazierganges wird gewürfelt und wenn eine Sechs erscheint, getrunken, der Würfel hat allerdings nur Sechsen. Dann wird gegessen, unglaublich viel, sehr schmackhaft, sehr schwer, sehr lecker und möglichst lange. Wer am längsten ißt, gewinnt den Preis des besten Pinkelessers. Manche Familien entscheiden dieses Ergebnis auch durch zweimaliges Wiegen der Teilnehmer, vorher und nachher. Heute habe ich gewonnen, aber natürlich nur weil ich der zu initierende Gast war. Ich habe deshalb einen sehr schönen Zinnlöffel geschenkt bekommen, aus dem wird der traditionelle und überlebenswichtige Kümmel getrunken, früher aß man mit diesem Löffel dann auch. Und die Redewendung vom Löffel, der abgegeben wird, könnte sehr gut, von einem Pinkelesser im Verdauungskoma erfunden worden sein.


Diese irrwitzigen Eßgewohnheiten, die wir frühkindlich annehmen und nur unter großer Anstrengung und mit ideologisch geschärftem Willen vermeiden können. 
Gebt mir Fleisch, gebt mir Fett, gebt mir stark gewürzte Speisen, gebt mir dicke Saucen und Zutaten, die ich zusammenmanschen kann - und - ich bin glücklich. Kalbfleisch-Schnitzel ist edel, aber Schweineschnitzel ist des Berliners Droge, und zwar unbedingt dickpaniert und nicht dünngeklopft. Buletten, Blutwurst, Klopse, Eisbein, Kassler, Schweinebraten und Rouladen, im Geiste bin ich Vegetarier, aber mein Magen schreit lauthals nach Fleisch. Salat ist wunderbar, Gemüse al dente herrlich, aber fette Eintöpfe mit Fleischbeilage bleiben mein inneres Traumbild an kalten Wintertagen - Kohl mit Kassler, grüne Bohnen mit Hammelfleisch, Teltower Rübchen mit Rinderfleisch, nichts davon gesund, alles Kindheit.
Senf ist auch so ein Ding. Als Kind im Strandbad hatte ich die Wahl zwischen einer Bockwurst für eine Mark und zehn Stullen mit Senf für den gleichen Preis, keine Frage, wie ich mich entschieden habe. Im Ferienlager an der Ostsee mußten "unartige" Kinder beim Neptunfest Essig trinken oder Senf essen, Teufelspädagogik a la DDR, aber ich liebte beides, Essig und Senf, da triumphierte das böse Kind!
Vielleicht sterben mit meiner Generation die letzten uneinsichtigen Fresser von 
ungesunden, aber wundervoll wohlschmeckenden Schädlichkeiten aus. Vielleicht ist das gut so. Aber trotzdem ist es schade drum. 
Dies alles gilt natürlich nur für den wohlversorgten, guternährten Teil der Welt, in dem ich glücklicher- und zufälligerweise lebe.


TRINKSPRUCH NACH DEM PINKELESSEN:

Gastgeber:Ik seh di!
Ich sehe dich!
Gast:
Dat freit mi!
Das freut mich!
Gastgeber:
Ik sup di to!
Ich trinke dir zu!
Gast:
Dat do!
Das tu!
Gastgeber:
Prost!
Gastgeber:
Ik heb di tosapen!
Ich habe dir zugetrunken!
Gast:
Hest’n Rechten drapen!
Hast den Richtigen getroffen!


 
Wiki sagt dazu:

DEN LÖFFEL ABGEBEN:
Die unverzichtbare Tätigkeit des Essens steht bei dieser Redewendung Pate, mitsamt der Tatsache, dass im Mittelalter und früher Neuzeit das Armeleuteessen üblicherweise ein Brei in einer Schüssel für alle inmitten des Tischs war, wofür ein jeder seinen eigenen Löffel parat hatte. Diesen höchsteigenen, nicht selten selbstgeschnitzten, Löffel wegzulegen, ist dabei gleichbedeutend mit dem Ende des Lebens. Im Schwarzwald gab es früher die Tradition, dass ein Löffel im persönlichen Besitz war und nach dem Tod nicht weitergegeben, sondern an die Wand des Bauernhauses gehängt wurde. Den Knechten dagegen wurde nicht selten vom Bauern ein Löffel zur Verfügung gestellt, den sie abgeben mussten, wenn sie weiterzogen oder der weiterverwendet wurde, wenn sie starben.
 
PINKEL:
Es gibt verschiedene Namensdeutungen, die die Bezeichnung allerdings weder mit „pinkeln“ (für urinieren) noch mit dem „feinen Pinkel“ (für einen eitlen Menschen) in Verbindung bringen. Der Ausdruck Pinkel (auch Püngel oder Pünkel) bedeutete vielmehr zusammengedrängte Masse oder kurzer, dicker Gegenstand und hat möglicherweise seine Weiterentwicklung zu Bündel gefunden. Ähnlich ist die Deutung, die sich von Pinker für den Mastdarm (hier: Rindermastdarm) ableitet, der traditionell bis heute als Wursthülle verwendet wird.

BREGENWURST:
oder Brägenwurst ist eine rohe oder leicht geräucherte Mettwurst aus magerem Schweinefleisch, Schweinebauch, Zwiebeln, Salz und Pfeffer. Sie ist eine Spezialität in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und wird meist zu Grünkohl gegessen, der regional als Braunkohl bezeichnet wird; dazu lässt man sie eine Weile zusammen mit dem Kohl garen. Ihren Namen hat die Bregenwurst vom früher zugegebenen Schweinehirn: Plattdeutsch steht Bregen oder Brägen für Hirn, heute darf Hirn nicht mehr verarbeitet werden.