Freitag, 14. November 2014

Theaterwohnung 7 - Wichtige unwichtige Details


In den vielen, vielen Jahren meiner beruflichen Reisetätigkeit, und dem damit verbundenen kurzzeitigen Bewohnen verschiedenster Theaterwohnungen, habe ich vielfältige praktische persönliche Spuren hinterlassen. Keine der Unterkünfte hatte eine vernünftige Tasse für meinen morgendlichen Kaffee als Bestandteil seiner Grundausstattung. Aber jede deutsche Stadt hat, wenn sie ein Theater vorweisen kann, auch einen NANU NANA Laden und der hat billige Tassen im Angebot, und so stehen meine großen Kaffeetassen in vielen mittelgroßen deutschen Städten herum, manchmal treffe ich sie wieder, oft trinken unbekannte Regisseure oder Gastschauspieler aus ihnen das Getränk, das sie in die Lage versetzt, ab 10 Uhr morgens eine gute Probe zu leiten. Ob Kaffee, grüner Tee oder heißes Wasser, irgendeine Droge brauchen wir alle.
Und scharfe Messer, Wecker, Entkalker für den lebensnotwendigen Wasserkocher, Senf, Ketchup, Olivenöl, Essig, eine Gewürzgrundausstattung und KAFFEE, unbedingt Kaffee. Einige Vorbewohner hinterlassen vage Grüsse in Form von Kaffeeresten, Zuckertütchen und Teelichtern, wenn denn ein IKEA in der Nähe ist, andere ziehen aus und hinterlassen nichts als neue Brandflecken auf dem Schreibtisch und drei übriggebliebene Spaghettistangen.


Ein freundlicher Nachbewohner einer dieser Unterkünfte ständig wechselnder Bewohner, mußte unzählige Anti-Rauchkerzen abbrennen, um den quälenden Rauchgeruch auszutreiben, den meine Sucht ihm hinterlassen hatte.
Ich danke diesem heroischen Nichtraucher für sein Verständnis!
Und Kissen! Theaterwohnungskissen bestehen aus kleinen harten Knubbeln, und ich bin froh, dass ich keine Ahnung habe, woraus diese Knubbel bestehen. Deshalb reise ich mit Kopfkissen. Und mittlerweile auch mit eigener Bettdecke.

Man legt den Kopf auf lauter kühle Kissen
Und lächelt in den dunklen Raum hinein.
Wie schön das ist: Am Abend müde sein
Und schlafen dürfen und von gar nichts wissen!
Und alle Sorgen sind zwergklein.

Erich Kästner Lob des Einschlafens

Als Postscriptum noch ein spezifisch weibliches Problem, gänzlich unfeministisch, aber doch weiblich, also weibliche Männer einschließend: Nach sechs Wochen ununterbrochenen Gebrauches hasse ich den Inhalt meines Koffers mit hitziger Intensität. Nicht schon wieder diese Hose, diesen Rock. Ich sehne mich nach meinem Kleiderschrank. Völlig blödsinnig, aber wahr.

Dies alles ist Nebensache, aber an 260 Tagen im Jahr bestimmt sie meinen Alltag.

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