Sonntag, 25. Februar 2024

Die Welt dreht durch und wir machen Komödie

Wir, acht, ganz unterschiedlich wundervolle Schauspieler, eine perfekte Regieassistentin und ich probieren gerade eine Komödie. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Welt um uns herum dreht durch und unsere Figuren tuen es auch. Aber wir wollen mit unserer Arbeit anderen für einen Abend gute Laune machen.

Michael und Ray Cooney, Vater und Sohn, schreiben Komödien. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie haben das Genre studiert, es "von der Pieke auf" erlernt. Timing, d.h. wie lang eine Pointe aufgebaut werden muss, wieviel Repetitionen nötig sind, welches Tempo es braucht, wo Pausen erlaubt sind, wo unbedingt nicht und die heilige Regel der Drei, weil bestimmte Dinge müssen genau dreimal wiederholt werden, um komisch zu werden. All das ist in eine Mischung aus Psychologiekenntnis und Musikempfinden und mathematischer Logik. Michael Frayn, auch so ein Komödienspezialist, hatte eine Stoppuhr auf seinem Schreibtisch, um das Timing, wie nennen wir das in Deutsch, die Terminierung, die Dauer, das Maß der Zeit, zu messen. Das Zeittiming.

Tür auf, Tür zu. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Schnelles Sprechen verlangt schnelles Denken und größte Aufmerksamkeit gegenüber den Mitspielern. Nur sehr große Ernsthaftigkeit erzeugt Komik, es geht den Figuren immer ums Ganze, ums Überleben.

Wenn wir lachen, mitlachen, nicht verhöhnen, wenn wir begreifen, mitfühlen und deshalb lachen, dann sind wir unserer Menschlichkeit am nächsten. Lachen ist dann Glück, Einverständnis und auch ein wunderbarer Luxus. 

In unserem Stück geht es nicht um die großen, schrecklichen Probleme unserer Welt, es erzählt nur von der Liebe und die unglaubliche Vitalität, den Erfindungsreichtum und der Kraft, die wir Menschen ihretwegen aufbringen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. 

Wir sollten mehr miteinander lachen. Anstatt übereinander zu urteilen. Hass ist Abgrenzung, Lachen verlangt Empathie, Verständnis. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Wenn Babies lachen, erklären sie ihr Einverständnis mit unserer Einfältigkeit und verführen uns, sie zu beschützen.

In der Bibel kommt das Lachen nur einmal vor, wenn die neunzigjährige Sarah erfährt, dass sie einen Sohn gebären wird. Nur einmal. Schade. Denn Lachen ist gefährlich, das worüber man lachen kann, kann man vielleicht auch verändern.

Juden und Palästinenser scheinen heute Erzfeinde zu sein. Semiten gegen Semiten. Und vielen, meist nicht semitischen, jungen Menschen geht das Wort vom jüdischen Kolonisatoren ganz locker über die Lippen. Sie begreifen vielleicht nicht, das "From the river to the sea", die Auslöschung einer der beiden Parteien einschließt. Netanjahu und seine Regierungskoalition sind nicht Israel, die Hamas ist nicht das palästinensische Volk. Beide werden, aus unterschiedlichsten Interessen,  weltweit auf ihre Opferrolle reduziert und ihre Regierenden mißbrauchen diese Einordnung für ihre Ziele. Die Hamas will die Juden weg haben und Netanjahus Regierung will unbedingt an der Macht bleiben.

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/debatte/barrie-kosky-juedischer-regisseur-interview-ueber-antisemtismus-in-deutschland-li.2190193?fbclid=IwAR0sZZ2h8nVfY2YvgMXKgsGHBPs7zD6g11sVARYPaMI9UmtvMwQ9MqfKC6s 

 

 

 

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