HAMLET: DAS STÜCK ist nicht DER MANN
Einer macht sich, um zu überleben zum Narren, trifft zwei andere Narren, die vielleicht der Tod sind und ihm zeigen: auch Narren sterben. Aber der Staub zu dem er wird, kann später als Lehm das Loch in der Wand verstopfen, durch das die Kälte hereinkommt. Das muß als Trost genügen. Der Tod, in der Personenliste nicht erscheinend, steht lockend, grinsend und oder furchterregend auf der Bühne herum, schon lange vor dem ersten Toten. „Was hast du getan? Ja, ich weiß nicht.“
Der Held ist schon zu Beginn unglücklich in der Welt, sein Freund ein Freund, weil er erleidet ohne zu leiden.
„Ich möchte meine Feinde solange lieben
bis sie unter meiner Liebe zusammenbrechen.
Ich möchte meiner Freundin solange verzeihn
bis sie an ihrer Schlechtigkeit verzweifelt.
Ich möchte meinen Freunden solange helfen
bis sie ihre Unfähigkeit einsehen.
Ich möchte mit allen Mitteln ein guter Mensch sein." Turini
Die anderen „Freunde“ vom Vater bespitzelt oder selbst Spitzel um der Karriere willen, sogar die kleine Liebesgeschichte zerstiebt schnell und garstig.
Des Meeres toller Ruf, ein Stöhnen, groß und bitter
Zerbrach dein Kinderherz, zu menschlich und zu weich;
Und eines Morgens im April, ein Ritter
Saß stumm an deinen Knien, so verstört und bleich.
Vom Himmel, Liebe, Freiheit hat dein Traum gesprochen,
Dran, Törin, du zergingst, wie Schnee, von Glut verzehrt.
Erstickt von tiefer Schau ist dir dein Wort zerbrochen.
Des Alls Entsetzen hat dein blaues Aug zerstört. Rimbaud
Keiner von ihnen tut so recht etwas. Studenten von was eigentlich? Keiner will in Helsingör sein. Aber alle sind sie da, unfreiwillig, oder kommen zurück, auch unfreiwillig. Es wird viel gereist, nur Ophelia darf natürlich nie irgendwo hin. Europa ist immer anwesend. Sie hängen in Helsingör rum. Und sie denken und reden. Eine Generation der Erben wartet aufs Sterben der zu Berbenden. Handeln tun die Alten, die die Fäden fest in den Händen halten, tot oder lebendig. Es ist, als wären diese Fäden um die Nacken der jungen Leute geschlungen, schnüren ihnen die Luft ab, zunehmend. Das Reden ist wie nach Atem schnappen, im Versuch das Ersticken herauszuzögern.
Ein tieftrauriges Stück. Mir ist noch nie ein Stück von so herzzerreißender Hoffnungslosigkeit begegnet. Sicher gibt es viele Dramen in denen gegen Ende alle sterben, aber irgendwo fand ich immer den Punkt, wo es anders hätte ausgehen können, wenn nur... Nicht im „Hamlet“. Beim Lesen war ich manchmal erschöpft von der Intensität der Auswegslosigkeit. Keine Nebenpfade, keine Ablenkung, kein Innehalten. Die Maschine Hamlet auf dem Weg in den Abgrund kennt keine Atempausen.
„In diesem Sinne hat der dionysische Mensch Ähnlichkeit mit Hamlet: beide haben einmal einen wahren Blick in das Wesen der Dinge getan, sie haben erkannt, und es ekelt sie zu handeln, denn ihre Handlung kann nichts am ewigen Wesen der Dinge ändern, sie empfinden es als lächerlich oder schmachvoll, daß ihnen zugemutet wird, die Welt, die aus den Fugen ist, wieder einzurichten. Die Erkenntnis tötet das Handeln, zum Handeln gehört das Umschleiertsein durch die Illusion – das ist die Hamletlehre...“ Nietzsche
Oder:
In diesem Korpus, träg und aufgeschwemmt
Sagt sich Vernunft als böse Krankheit an
Denn wehrlos unter stahlgeschientem Clan
Steht der tiefsinnige Parasit im Hemd. /
Bis sie ihn dann die Trommel hören lassen
Die Fortinbras den tausend Narren rührt
Die er zum Krieg um jenes Ländchen fühert
„Zu klein, um ihre Leichen ganz zu fassen“. /
Erst jetzt gelingt´s dem Dicken, rot zu sehn.
Es wird ihm klar, er hat genug geschwankt.
Nun heißt´s, zu (blutigen) Taten übergehn. /
So daß man finster nickt, wenn man erfährt
Er hätte sich, wär er hinaufgelangt
Unfehlbar noch höchst königlich bewährt. b. b.
Oder:
„Overthinkers and Underachievers.“
Was ist es? Was ist es, das mir das Atmen hastig und schwer zugleich macht, wenn ich versuche den Rhythmus des Stückes zu finden? Vielleicht ist es, diese Handlungsunfähigkeit aus zu viel Wissen und dann letztendlich der Rückfall in die Archaik des Schlachtens, oder sollte ich besser sagen, den aktuellen Trend zur Eleminierung von Unbeteiligten und Gegnern zur Abschreckung?
SOLL ICH
WEILS BRAUCH IST EIN STÜCK EISEN
STECKEN IN
DAS NÄCHSTE FLEISCH ODER INS
ÜBERNÄCHSTE
MICH DRAN ZU HALTEN WEIL DIE WELT
SICH DREHT
HERR BRICH MIR DAS GENICK IM STURZ VON
EINER
BIERBANK
(Da das Schlußbild, Musik unverstanden im Kopf in einer Nacht vorm Computer mit zu lauter Musik und zu viel Rotwein: Bali, nach der Detonation einer sogenannten Al-Quaida Bombe, die Ruine einer Discotheque, Leichen, die silberne Kugel drehte sich noch. Jugendliche, blutend in Partykleidung starrten in Fernsehkameras, in ihren Augen der Beginn einer neuen Weltteilung.)
Vielleicht ist es auch die Empfindung, das hier jeder allein ist, ohne Hilfe. „Wenn zwei zusammen schlafen, wärmt einer den andern; einer allein – wie soll er warm werden?“
Vielleicht die kalte Schönheit der Gedanken und Worte, deren Hitparade eingebrannt ist in unser Gruppengedächtnis wie „es war einmal“ und „die Gedanken sind frei“.
„Was hast du getan? Ja, ich weiß nicht.“ Und „Was bleibt? Sehn was Reue kann. Was kann sie nicht? Jedoch was kann sie, wenn man nicht bereuen kann?“ Da ist der Haken, diese Szene, eigentlich zwei, ich hab sie zusammengeworfen, weil ich sehen wollte, was der Junge mit dem Bekenntnis anfängt. Jetzt hat er die Wahrheit und nun? Wie im Stück läßt er sich mit unklarem Auftrag nach England schicken und kehrt wieder, die Geschichte über den Auftragsmord an Rosencrantz und Güldenstern als Anekdote im Gepäck. Und stürzt sich auf den trauernden Laertes mit wilden Behauptungen von großer Liebe und dem größeren Recht auf Trauer und Zorn. Und dann stellt er die Frage, die der Haken in meinem Hirn ist: „Was willst du für sie tun?“
„Beim Kreuz, zeig mir, was du tun willst:
Willst du weinen? Kämpfen? Fasten? Zerreißen dich selbst?
Essig austrinken? Essen ein Krokodil?
Ich wills. Kommst du hierher zum Winseln?
Mich auszustechen mit dem Sprung in ihr Grab?
Begrab dich lebendig mit ihr. Ich wills auch tun.
Ich prahl so gut wie du.“
Was kann man tun, was nutzt? Was? Utopie – Kein Ort nirgends.
Den Haag für Claudius, wegen eines Mordes? Immerhin versucht er doch durch Diplomatie den Krieg mit Fortinbras´ Sölnerheer zu verhindern. Der dann kommt – sieht und siegt ohne kämpfen zu müssen. „Wo ist das Schauspiel?“
Was für ein Auftritt!
„Die erste Gestalt der Hoffnung ist die Furcht, die erste Erscheinung des Neuen der Schrecken.“ Müller
Whatever happened to all the heroes? All the Shakespearoes?
They watched their Rome burn Whatever happened to the heroes?
Jetzt wo wir allein sind prinz können wir von mann zu mann miteinander reden_Auch wenn du auf der treppe liegst und nicht mehr siehst als eine tote ameise_Nichts als schwarze sonne mit gebrochenen strahlen
Ich konnte nie an deine hände denken ohne zu lächeln_und jetzt da sie auf dem stein liegen wie gefallene nester_sind sie genauso schutzlos wie vorher_Genau so ist das Ende_Die hände liegen gesondert Die schwerter liegen gesondert Der kopf gesondert_und die füße des ritters in hausschuhen
Du wirst ein soldatenbegräbnis haben ohne soldat gewesen zu sein_
das einzige ritual auf das ich mich ein wenig verstehe_es wird keine kerzen geben und keinen gesang sondern lunten und donner_trauertuch übers pflaster geschleift helme stiefel artilleriepferde trommeln trommeln ich weiß schön ist das nicht
das wird mein manöver sein vor der machtübernahme_man muß diese stadt an der gurgel fassen und etwas schütteln
So oder so du mußtest fallen Hamlet du taugtest nicht für das leben_
du glaubtest an kristallbegriffe und nicht an menschlichen lehm_du lebtest in ständigen krämpfen und jagtest träumend chimären
du schnapptest gierig nach luft nur um zu kotzen_nichts Menschliches gelang dir nicht einmal das atmen
Jetzt hast du frieden Hamlet du tatest was du tun mußtest_und jetzt hast du frieden Der rest ist nicht schweigen sondern meins_du wähltest den leichteren teil den effektvollen stich_ aber was ist der heldentod gegen das ewige wachen_mit kaltem apfel im griff auf erhöhtem stuhl_mit blick auf den ameisenhaufen und die zeiger der uhr Leb wohl prinz mich erwartet ein kanalisationsprojekt_und ein erlaß in sachen der huren und bettler_ich muß auch ein bessres gefängnissystem erfinden_denn wie du richtig bemerktest Dänemark ist ein gefängnis_Ich gehe zu meinen geschäften Heut nacht wird geboren_der stern namens Hamlet Wir werden uns niemals treffen_was von mir bleibt wird kein gegenstand einer tragödie Wir werden uns weder willkommen noch abschied sagen wir leben auf inseln_und das wasser diese worte was sollen was sollen sie prinz
aus dem Polnischen von Karl Dedecius
„Ich reiße die Türen auf, damit der Wind herein kann und der Schrei der Welt. Ich zerschlage das Fenster.“
Oder
What have you done today to make you feel proud?
You could be so many people
If you make that break for freedom
What have you done today to make you feel proud?
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"Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! WIR HABEN IHN GETÖDTET, - ihr und ich! Wir Alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir diess gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was thaten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Giebt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden? Hören wir noch Nichts von dem Lärm der Todtengräber, welche Gott begraben? Riechen wir noch Nichts von der göttlichen Verwesung? - auch Götter verwesen! Gott ist todt! Gott bleibt todt! Und wir haben ihn getödtet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besass, es ist unter unseren Messern verblutet, - wer wischt dies Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnfeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Grösse dieser That zu gross für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Es gab nie eine grössere That, und wer nur immer nach uns geboren wird, gehört um dieser That willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war!"
T.S. Elliot J. Alfred Pufrocks Liebesgesang
... Nein! Ich bin kein Prinz Hamlet, nicht dazu bestimmt;
Spiel eine Nebencharge, treib die Handlung an,
Beginne ein, zwei Szenen, rate dann
Dem Prinzen; ein willfähriges Werkzeug, starr
Vor Ehrfurcht, hocherfreut, wenn oft benutzt,
Weltklug, vorsichtig und schächerlich;
Voll großer Worte, doch auch dumm- verdutzt;
Zuzeiten, in der Tat, fast lächerlich –
Zuzeiten fast der Narr....
Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach, war die Speiseröhre so löcherig..
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die andern lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!
Ophelia (1870) Rimbaud
I.
Auf stiller, dunkler Flut, im Widerschein der Sterne,
geschmiegt in ihre Schleier, schwimmt Ophelia bleich,
sehr langsam, einer grossen weissen Lilie gleich.
Jagdrufe hört man aus dem Wald verklingen ferne.
Schon mehr als tausend Jahre sind es,
dass sie, ein bleich Phantom, die schwarze Flut hinzieht,
und mehr als tausend Jahre flüstert schon sein Lied
ihr sanfter Wahnsinn in den Hauch des Abendwindes.
Die Lüfte küssen ihre Brüste sacht und bauschen
zu Blüten ihre Schleier, die das Wasser wiegt.
Es weint das Schilf, das sich auf ihre Schulter biegt.
Die Weiden über ihrer hohen Stirne rauschen.
Im Schlummer einer Erle weckt sie hin und wieder
ein Nest, aus dem ein kleines Flügelflattern schlägt.
Die Wasserrosen seufzen, wenn sie sie bewegt.
Ein Weiheklang fällt von den goldnen Sternen nieder.
II.
Ophelia, bleiche Jungfrau, wie der Schnee so schön,
die du, ein Kind noch, starbst in Wassers tiefem Grunde:
weil dir von rauher Freiheit ihre leise Kunde
die Stürme gaben, die von Norwegs Gletschern wehn.
Weil fremd ein Föhn, der dir die Haare peitschte, kam
und Wundermär in deinen Träumersinn getragen;
weil in dem Seufzerlaut der Bäume und im Klagen
der Nacht dein Herz die Stimme der Natur vernahm.
Weil wie ein ungeheures Röcheln deinen Sinn,
den süssen Kindersinn, des Meeres Schrei gebrochen;
weil schön und bleich ein Prinz, der nicht ein Wort gesprochen,
im Mai, ein armer Narr, dir sass zu deinen Knien.
Von Liebe träumtest du, von Freiheit, Seligkeit;
du gingst in ihnen auf wie leichter Schnee im Feuer.
Dein Wort erwürgten deiner Träume Ungeheuer.
Dein blaues Auge löschte die Unendlichkeit.
III.
Nun sagt der Dichter, dass im Schoss der Nacht du bleich
die Blumen, die du pflücktest, suchst, in deine Schleier
gehüllt, dahinziehst auf dem dunklen, stillen Weiher,
im Schein der Sterne, einer grossen Lilie gleich.
Übersetzung: Karl Klammer (1907)
„Horatio. Bist du mein Freund, Horatio. Wenn du mich kennst, wie kannst du mein Freund sein. Ich wusste, dass du ein Schauspieler bist, ich bin es auch. Ich spiele Hamlet." H. Müller
Hamlet
(Aus "Ein Glaubensbekenntnis", 1844)
Deutschland ist Hamlet! Ernst und stumm
In seinen Toren jede Nacht
Geht die begrabne Freiheit um,
Und winkt den Männern auf der Wacht.
Da steht die Hohe, blank bewehrt,
Und sagt dem Zaudrer, der noch zweifelt:
»Sei mir ein Rächer, zieh dein Schwert!
Man hat mir Gift ins Ohr geträufelt!«
Er horcht mit zitterndem Gebein,
Bis ihm die Wahrheit schrecklich tagt;
Von Stund' an will er Rächer sein -
Ob er es wirklich endlich wagt?
Er sinnt und träumt und weiß nicht Rat;
Kein Mittel, das die Brust ihm stähle!
Zu einer frischen, mut'gen Tat
Fehlt ihm die frische, mut'ge Seele!
Das macht, er hat zuviel gehockt;
Er lag und las zuviel im Bett.
Er wurde, weil das Blut ihm stockt',
Zu kurz von Atem und zu fett.
Er spann zuviel gelehrten Werg,
Sein bestes Tun ist eben Denken;
Er stak zu lang in Wittenberg,
Im Hörsaal oder in den Schenken.
Drum fehlt ihm die Entschlossenheit;
Kommt Zeit, kommt Rat - er stellt sich toll,
Hält Monologe lang und breit,
Und bringt in Verse seinen Groll;
Stutzt ihn zur Pantomime zu,
Und fällt's ihm einmal ein, zu fechten:
So muß Polonius-Kotzebue
Den Stich empfangen - statt des Rechten.
So trägt er träumerisch sein Weh,
Verhöhnt sich selber insgeheim,
Läßt sich verschicken über See,
Und kehrt mit Stichelreden heim;
Verschießt ein Arsenal von Spott,
Spricht von geflickten Lumpenkön'gen -
Doch eine Tat? Behüte Gott!
Nie hatt' er eine zu beschönigen!
Bis endlich er die Klinge packt,
Ernst zu erfüllen seinen Schwur;
Doch ach - das ist im letzten Akt,
Und streckt ihn selbst zu Boden nur!
Bei den Erschlagnen, die sein Haß
Preisgab der Schmach und dem Verderben,
Liegt er entseelt, und Fortinbras
Rückt klirrend ein, das Reich zu erben. -
Gottlob! noch sind wir nicht soweit! -
Vier Akte sahn wir spielen erst!
Hab acht, Held, daß die Ähnlichkeit
Nicht auch im fünften du bewährst!
Wir hoffen früh, wir hoffen spät:
Oh, raff dich auf, und komm zu Streiche,
Und hilf entschlossen, weil es geht,
Zu ihrem Recht der flehnden Leiche!
Mach den Moment zunutze dir!
Noch ist es Zeit - drein mit dem Schwert,
Eh' mit französischem Rapier
Dich schnöd vergiftet ein Laert!
Eh' rasselnd naht ein nordisch Heer,
Daß es für sich die Erbschaft nehme!
Oh, sieh dich vor - ich zweifle sehr,
Ob diesmal es aus Norweg käme!
Nur ein Entschluß! Auf steht die Bahn -
Tritt in die Schranken kühn und dreist!
Denk an den Schwur, den du getan,
Und räche deines Vaters Geist!
Wozu dies Grübeln für und für?
Doch - darf ich schelten, alter Träumer?
Bin ich ja selbst ein Stück von dir,
Du ew'ger Zauderer und Säumer!
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St. Goar, April 1844
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