Greifswald. Wenn wir die Studenten mitzählen, hat die Stadt circa 62 000 Einwohner. Eine alte Hansestadt mit nur drei lokalen Buslinien, die in mitunter recht großen Abständen fahren. Da ist noch einiger Spielraum für Verbesserung, wollen wir dem Klimawandel trotzen.
Die Stadt hat ein seit Juni geschlossenes Theater, das in den nächsten drei Jahren saniert werden wird, obwohl bis jetzt diesbezüglich noch nicht allzuviel passiert ist. Es könnten also auch vier Jahre werden. Den bereits zugesagten Ersatz-Spielort, ein Theaterzelt, wird es, in Folge von Coronanöten und ins geradezu Unermessliche steigenden Energiekosten, nicht geben.
Eine mögliche, die einzig mögliche, Ausweichspielstätte benötigt, um regelmäßige Vorstellungen zu erlauben, die für den laufenden Spielbetrieb nötige Infrastruktur, wie Garderoben und Aufenthaltsräume. Die soll nun das Theater finanzieren.
Das Theater, das Theater Vorpommern, ein Verbund der Städte Stralsund, Greifswald & Putbus, muss derzeit Vieles zusätzlich finanzieren, die endlich durchgesetzten Erhöhungen der Anfängergagen auf ein akzeptables Niveau und die erhöhten Kosten von Strom und Heizung, Theater kann nun einmal nicht im Dunklen stattfinden und das im Parkett mehr oder weniger still sitzende Publikum benötigt einen halbwegs warmen Raum.
Eine befreundete Regisseurin vermutete schon vor Jahren, das die benötigten Kilowattstunden bald in den Regieverträgen vermerkt werden könnten.
Wir arbeiten jetzt an der HEXENJAGD von Arthur Miller, einem "well made play", einem "gut gebauten Stück. Ich habe das Glück mit einem erstklassigen Ensemble arbeiten zu können, fleissig, interessiert, witzig und aufmerksam füreinander. Sie hören sich zu, sie gehen offen in Wettbewerb miteinander, sie lassen nicht nach.
Zusatzinformation: im Monat Dezember, dem besten und härtesten Monat für Stadttheater, haben meine Spieler "nebenbei" viele, viele Vorstellungen des Weihnachtsmärchens gespielt, plus einer abgespeckten Weihnachtsaufführung für das momentan theaterlose Greifswald und die üblichen Vorstellungen sowieso. Ach, und sie hatten so oft Grippe und Covid, wie der Rest der Bevölkerung, vielleicht weniger, weil viele Schauspieler auch noch komatös zur Probe kriechen.
Heute war der erste Durchlauf auf der Bühne und mein schönstes Kompliment folgte, ich wurde als "fette Regisseurin" bezeichnet.
Ich tue, was ich liebe , darf tun, was ich liebe, und liebe, was ich tue.