Freitag, 27. Juli 2012

Island-Blumen


Heute waren wir im schweizerischen Teil von Island, nur ohne Kühe und dafür mit Vulkangestein.
Ich habe mir das erklären lassen: Unter Island liegt von Süden nach Norden die Trennlinie zweier Kontinentalplatten, der Eurasischen und der Amerikanischen, die driften nun halt auseinander. Man sagt 2cm pro Jahr, aber nicht schön gleichmäßig gleitend, sonder sie zerren von einander weg, der Druck wächst, ein Riß entsteht, manchmal erst nach Jahren, dann aber eben gleich ein paar Meter weit, Magma kocht hoch, verkebt den Riss und es geht so weiter. Und so wird Island von Osten nach Westen langsam immer breiter. Außerdem liegt unter der insel auch noch ein Hot-Spot, der nix mit der Telekom zu tun hat. Da habe ich aber nicht mehr nachgefragt.
In Deutschland gibt es übrigens auch Vulkane, zum Beispiel in der Eifel, aber die sind sicher schon ganz alt und schwach und rülpsen nur manchmal noch. 
Jedenfalls sieht dieses Vulkangestein, dass hier überall rumliegt und unter allem hervorlugt, sehr rau und garstig aus. Porös, rissig, schwarz-grau, bleichgrau und manchmal rötlich schimmernd. Aber selbst auf dem Zeugs wächst es, es blüht in den unwahrscheinlichste Ecken, verrückt mit welcher zähen Kraft winzige Pflänzchen es schaffen unter schwierigsten Bedingungen. Hochachtung!
Hier eine kleine Auswahl von Amateurporträtaufnahmen:



















Gestern war ich auf dem Mond und heute direkt über der Hölle


Wiki sagt: Schwefel oder lateinisch Sulfur, ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol S und der Ordnungszahl 16.

An den Schwefelquellen in Myvatn, das Solfatarenfeld Námaskarð, es nieselt bei 10 Grad und starkem Wind, es stinkt nach Schwefel, Rauch strömt an den verschiedensten Stellen aus der Erde, die vorherrschende Farbe ist Gelb, aber dies in allen vorstellbaren Schattierungen.




„Als die Sonne über dem Land aufgegangen und Lot in Zoar angekommen war, ließ der Herr auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen, vom Herrn, vom Himmel herab.“ Genesis 19,23-24






 "Denn wisset, das Feuer der Hölle gibt kein Licht. Wie auf das Geheiß Gottes das Feuer im Ofen zu Babylon seine Hitze, aber nicht sein Licht verlor, so brennt auf Gottes Geheiß das Feuer der Hölle ewig ohne Licht und behält dabei doch seine große Hitze. Es ist ein nie endender Sturm der Dunkelheit, dunkler Flammen und dunklen Schwefelrauches; und in diesem liegen zu Haufen die Leiber der Verdammten, und kein kleinster Lufthauch dringt zu ihnen. Von allen Plagen, die hereinbrachen über das Land der Pharaonen, wurde nur eine fürchterlich genannt, und das war die Finsternis. Wie sollen wir nun die Finsternis der Hölle nennen, die nicht nur drei Tage dauert, sondern die ganze Ewigkeit? Der Schrecken dieses engen und finstern Gefängnisses wird aber noch vergrößert durch den gräßlichen Gestank. Aller Unrat der Welt, aller Abfall und aller Schmutz der Welt fließt, wie uns berichtet wird, hier wie in einer großen, rauchenden Kloake zusammen, wenn der schreckliche Weltbrand am Jüngsten Tage die Welt gereinigt hat. Auch der Schwefel, der hier in so ungeheuren Mengen brennt, füllt die ganze Hölle mit seinem unerträglichen Gestank; und den Körpern der Verdammten selbst entströmt ein derart widerwärtiger Geruch, daß, wie der Heilige Bonaventura sagt, der Körper eines von ihnen genügen würde, die ganze Welt zu verpesten. Selbst die Luft dieser Erde, dieses reine Element, wird schlecht und ist nicht mehr zu atmen, wenn sie lange nicht erneuert wurde. Nun stellt euch einen verfaulenden, verwesenden Leichnam vor, der schon einige Zeit im Grabe lag, eine gelatineuse, flüssig gewordene, verwesende Masse. Stellt euch vor, daß er verzehrt wird vom Feuer des brennenden Schwefels, daß widerlicher, ekelerregender Gestank der Verwesung ihm entströmt. Und dann stellt euch vor, daß dieser ekelhafte Gestank millionenfach und aber millionenfach vermehrt wird durch die Millionen und aber Millionen stinkender Leichen, die aufgetürmt liegen in der rauchenden Finsternis, einem riesengroßen, eiternden Geschwür vergleichbar. Das alles stellt euch vor, und so habt ihr einen schwachen Begriff von dem schrecklichen, gräßlichen Gestank der Hölle."
 James Joyce, Jugendbildnis des Dichters. Frankfurt am Main 1967 (zuerst 1916)



Offenbarung Kapitel 20: Der letzte Kampf
Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satanas los werden aus seinem Gefängnis und wird ausgehen, zu verführen die Heiden an den vier Enden der Erde, den Gog und Magog, sie zu versammeln zum Streit, welcher Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den feurigen Pfuhl und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war; und sie werden gequält werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit.


SOLTOFAREN *, gruselige Löcher im Erdboden in denen schwarze Pampe wabert, blubbert und plötzlich hochschlappt. Schwarz ist sie, weil Schwefelsäure das Gestein auflöst und dadurch dieser bleierne Brei entsteht.





* Wiki: Solfataren sind 100 bis zu 250 °C heiße postvulkanische Exhalationen von Gasen, die hauptsächlich Schwefelwasserstoff (H2S), Kohlendioxid (CO2) und Wasserdampf enthalten. Bei Kontakt mit Luftsauerstoff oxidiert der Schwefelwasserstoff und bildet elementaren schwefel und Schwefeldioxid, das sich in Wasser löst und schweflige Säues (H2SO3) bildet. Diese Säure greift das Gestein und den Boden an und bewirkt zusammen mit dem heißen Wasserdampf die Zersetzung der mineralischen Bestandteile. Durch diese Zersetzung und Kondensation von Wasserdampf bilden sich häufig Schlammkessel, in denen die Gase unter Blasenbildung austreten.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Island - Alle fünf Minuten 'ne andere Landschaft


Wir starten heute auf der Südseite der Insel. Berge links. Dahinter lugt, wenn auch nicht auf dem Bild, der Riesengletscher Vatnajökull. Der Atlantik schmeißt sich gegen den schwarzen Strand. Die Finger erfrieren fast, wenn ich das Wasser berühre.



Nur ein, zwei Stunden später befinden wir uns in der Schweiz. Gut, die Berge sind karger und weniger pflanzenbedeckt und anstatt der Kühe sind es halt Schafe. Übrigens das Hausdach ist Pink, schreiend Pink.



 Farborgien, auch das Pink von dem Dach kommt vor, wenn das Licht richtig fällt.


Das Grün der Wiese ist satt, der Fluss dahinter sehr blau und die Bergrücken verfärben sich im Minutentakt.


Noch ein Wasserfall. Wir schauen schon kaum mehr hin. Ich denke auf jeden Isländer kommen zwei Schafe, ein Islandpferd und drei Wasserfälle.

Und dann sind wir plötzlich auf dem Mond.


Der allerdings einen Himmel voller Wolken hat, die sich einen Spaß daraus machen in "Windeseile" die Formen zu ändern.


Der Mond mit Himmel und Wasser und ohne Mann im...


Wenn wir in unseren betonierten Städten und durchzivilisierten Landschaften wandeln, vergißt es sich schnell, dass nur wenige Meter unter unseren Füßen wahrhaftig die Hölle los ist, "die Erde lebt", wächst, schrumpft, verändert sich. So, wie wir wohl meistens nicht darüber nachdenken, dass einen Milimeter unter unserer gecremten Haut ein Gewirr von Blut, Säften, Organen, Nerven, Adern etc. pulst und kämpft. 
Hier kann man das Eigenleben des Planeten nicht ignorieren, man guckt zu wie er arbeitet, wie er sich modelliert, umformt.

Weiter. 30 Kilometer auf einer Schlotter-Schotter Strasse, in etwa wie ein Ganzkörpervibrator ohne die angenehmen Wirkungen, eine noch schüttligere Abbiegung zu zwei der gewaltigsten Wasserfällen Europas - Sellafoss und Dettifoss. 
 Vorankündigung ganz harmlos:

Aber dann:




Und zum abendlichen Abschluß der friedliche, heute zumindest, Nordstrand der Insel.


Und dann sind wir Wale gucken gegangen und Delfine, und wir haben auch welche gesehen. Aber keine Photos gemacht. Obwohl der Vorgang eigentlich idiotisch ist. Ich stelle mir vor, ich gehe mal kurz vor die Tür, um zu rauchen, und von drei Seiten kommen Schiffe mit orange- oder knallgelbgekleideten Wesen, um mir dabei zuzugucken.
Ich entschuldige mich hiermit bei den 5 Buckelwalen und der Gruppe Weißschwanzdelfine, die wir belästigt haben.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Landschaft kann auch wie Theater sein - Island für Minderbemittelte


Ich bin kein Naturliebhaber. Es tut mit leid, ich entschuldige mich, es ist mir peinlich, aber gebt mir die Wahl zwischen einem beliebigen Cafe im Zentrum einer ebenso beliebigen Großstadt und einem Wald oder einem Berg, und ich werde immer das Cafe wählen. Immer. Leute finde ich spannender als Bäume. 

Aber hier, auf dieser atlantischen Insel, das ist Theater, grandioses großes Drama! Meine Dilettanten-Photos tun dem keine Gerechtigkeit, aber hier ist ein begnadeter Szenenbildner am Werk. Wenn Steven Spielberg eine Pseudo-Dokumentation der Geschichte der Erde drehen wollen würde, müßte er nur durch Island fahren und die Kamera draufhalten. Wie sah der Planet vor 70 Millionen Jahren aus? - Bittesehr! - Noch ein paar Dinosaurier computergeneriert und fertig. Und der hiesige Beleuchtungschef ist auch nicht von schlechten Eltern, da ein Spot auf einen sekundenschnell technicolor gezeichneten Bergabschnitt, dort elegantes Spiel mit Licht und Schatten über einem Gebirgszug, so dass graugrüner Basalt sich plötzlich wie hauchzarter Chiffon bläht. Zuzüglich der Tatsache, dass es um 22.00 Uhr immer noch taghell ist, hat das Ganze eine hypnotische Wirkung auf mein städtisch imprägniertes Gehirn. Landschaft, so viel Landschaft! Natur in Überdosis!

Ich erinnere mich an die Uffizien in Florenz - drei Reihen Renaissancebilder übereinander gehängt, der Fußboden in Mosaik gestaltet und natürlich war die Decke auch noch bemalt. Nach einer Stunde ging mein Gehirn in Sättigungs-Modus, zu viel Information, Speicherkapazität erreicht.
Aber Morgen geht es weiter und ich freue mich drauf!