Donnerstag, 16. April 2020

Das C-Wort XV - Prognose

Nein, ich gebe heute hier keine Meinung über die zu erwartenden Entwicklung der Pandemie oder der Weltwirtschaft zum Besten. Keine Sorge. Denn, so viel ich auch lese, bin ich immer noch sicher, dass ich kein Virologe, kein Epidemologe, kein Ökonom bin. Und der oft zitierte "gesunde Menschenverstand" ist wohl auch nicht immer unser bester Berater, läßt er uns doch mit Vorliebe glauben, was uns genehm ist oder uns schlauer als die Menschen ohne eben diesen "gesunden Menschenverstand" erscheinen läßt. Warum eigentlich Menschenverstand, gibt es einen anderen uns bekannten anderen Verstand?
Ich tue im Augenblick, was Menschen, die über diese Dinge mehr gelernt, geforscht und nachgedacht haben, mir raten und fühle mich dabei nicht sonderlich gehorsam, sondern eher selbstverantwortlich. Was, bei meinen Schwierigkeiten mit Autoritäten bedeutet, dass ich glaube, es gibt wirklich eine Gefahr.
Derweil treffe ich in den sozialen Medien erstaunlich viele selbsternannte Fachleute, Paranoiker, Verschwörungstheoretiker und, als eigene Kategorie, "Wie gut diese Krise für uns ist" Prediger.
Meine Fragen:
Warum sollte selbst Mister Trump die Wirtschaft seines Landes stilllegen, wenn es keine wirkliche Bedrohung durch Corona geben würde?
Warum fragen mich Bekannte und Fremde, ob ich denn überhaupt jemanden kenne, der erkrankt ist? Tue ich übrigens.
Warum scheinen manche Leute, es schlecht auszuhalten, dass die Bedrohung jetzt gerade ein unpersönlicher, nur am eigenen Überleben interessierter Virus ist?  In diesem speziellen Fall nicht der Imperialismus, nicht Frau Merkel, nicht die von Qanon beschworene Weltverschwörung, nicht die Chinesen, nicht G5, nicht einmal die Aliens. Die alle sind vielleicht auch Feinde, aber eben nicht verantwortlich für diese Pandemie. Oder?
Nun zum Prognoseteil:
Bis eine Impfung verfügbar sein wird, werde ich andere Menschen auf Abstand halten müssen. Ein Meter und fünfzig Centimeter Abstand, keinen Körperkontakt, Maske, wenn es enger wird, und viel Händewaschen. Ein unerhörter Eingriff in meine Feiheit, in mein Leben. Als Risikofall muss ich vorsichtig sein, als Mensch bin ich anarchisch. Das schmerzt.
Und bis zum 30.8. sind Großveranstaltungen verboten. Was ist groß? Unsere nichtstattgefundende Premiere wollen wir im September nachholen. Wird das möglich sein?  Bitte, bitte, bitte. Und wenn es nötig ist mit Maske und einem Meter und fünfzig Zentimeter Abstand.

1 Kommentar:

  1. Anmerkung - Donald Trump hat in den USA gar nichts lahmgelegt. Diese Befugnis liegt allein bei den Gouverneuren jedes Staates und ausschließlich bei ihnen (10th Amendment der Verfassung). Deswegen ist es bekloppt, dass er jetzt die Vereinigten Staaten wieder öffnen will, weil er das gar nicht kann. Und deswegen haben manche Staaten nicht die geringsten Beschränkungen und verfahren nach dem schwedischen Model. Ganz super.
    Richtig ist, dass viele US Gouverneure und Staatsoberhäupter weltweit ihre Staaten und Länder in den Lockdown versetzt haben. Aus guten Grund und weil sie den Schuss gehört haben. Jedoch, wie gesagt, Donald Trump gehört nicht dazu. Was für 'ne Überraschung.
    Was das Theater betrifft, wie sollte das gehen bis es einen Impfstoff gibt oder wenigstens ein zuverlässiges Medikament? Social distancing hinter der Bühne mag gehen. Auf der Bühne könnte man es sogar zum interessanten Stil- und Spielmittel der Inszenierung machen. Aber dann will man die ja zeigen. Theatersitzreihen haben zu wenig Abstand, da müsste man jede zweite sperren. Zwischen nicht zusammengehörigen Zuschauern müssten zudem zwei Sitze Abstand bleiben. Und dann Pause, Foyer, Toiletten? Und wollen Menschen das gerade, suchen sie es? Ich gehe jeden Tag zur Arbeit und manchmal mit großen Taschen einkaufen. 10 Stunden Bogen laufen pro Tag ist anstrengend. Eine anstrengende Hab acht Choreographie. Ich mag es grade, wenn ich nicht 'raus muss. Nicht umkurven muss. Ich mag Theater, aber ich suche grade keine Menschen, denen ich nicht begegnen muss. Nicht solange jede Begegnung Konsequenzen haben kann, die im Ernstfall nur symptomatisch behandelt werden können. Es macht für mich keinen Sinn. Es macht auch keinen Spaß. Wie sollte Theater den dann machen?

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