Was macht diese Stadt so anders, so aufregend, bunter, anstrengender, erschöpfender, füllender als andere tolle Städte?
Natürlich habe ich nicht alle Städte der Welt gesehen, aber die, die ich besucht habe, kommen was die Widersprüchlichkeiten, die Vibrationen, die Menge der mich überraschenden Details betrifft, nicht an den größten aller Äpfel heran. Nicht einmal mein geliebtes Berlin, das immerhin den Vorzug besitzt, ganz mein persönlicher Ort zu sein. Ich wiederhole mich, wäre ich Zwanzig und nicht beinahe Sechzig, lebte ich dort und nicht hier.
Mein, für diesen Besuch, letzter Gang mit der Lieblingsnichte, gestern in drückend schwülheißer Luft, duschnass ohne Dusche, mein iPhone zählte 12,6 Kilometer, wir sahen heruntergekommene Brownstones, dunkelrote Backsteinhäuser mit vier oder drei Stockwerken, nie renoviert, weil unter Mietpreisbindung stehend, geheimnisvolle Baumspitzen erzählen von nicht sichtbaren Hinterhöfen, aber auch lieblos aufgepeppte Apartments für junge reiche Menschen. Und wir sehen alte Hochhäuser mit Art Deco Ornamenten im fast nicht mehr mit bloßem Auge sichtbaren 40. Stock und ganz schicke neue aus Beton, Stahl, Glas ohne jede Deko, aber doch mit der Sehnsucht nach indivudeller Erkennbarkeit, auch nicht billig. Wir besuchen Läden, die nutzlose, häßliche Dinge zu unerschwinglichen Preisen verkaufen und welche, die trotzdem irgendwie durchkommen.
Hollywood trägt einen großen Teil der Verantwortung für meine Faszination. Ein Filmset hier, ein anderer dort. Central Station, Brooklyn unter der Williamsburg Brücke, Manhattan, da wo es am höchsten ist, Chinatown, Orchard Street und die filmischen Erinnerungen an die Wellen besitzloser, doch hoffnungsvoller Immigranten: italienische Käseläden und Bäckereien, chinesische Restaurants, Coney Island, fest in russischer Hand, Jackson Height in indischer, irische und italienische Einwanderer, die Polizisten oder Kriminelle werden. Dies alles hat sich in meine empfängliche Retina eingebrannt, "42nd Street" und "Der Pate", "A Tree grows in Manhattan", "Es war einmal in Amerika" und "All about Eve", "Breakfast at Tiffany's" und die "West Side Sory", "Funny Girl" und "Rosemary's Baby", "Serpico" und "The Way We Were". Hunderte "Law and Order" Folgen und "King Kong" auf der Spitze des Empire State Buildings, "All that Jazz" und "The Warriors" in der U-Bahn, die Kugel, die an Silvester am Times Square fällt und "The Cotton Club" und seine Erinnerung an ein anderes Harlem.
Ein Tipp: "Hester Street" ein wunderbarer Film über jüdische Assimilation.
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