Mittwoch, 29. August 2018

Mein Hirn ist eine Rumpelkammer

Alle Unordnung des inneren und des äußeren Menschen
wird geordnet in der Gelassenheit,
in der man sich lässt und Gott überlässt.

Meister Eckart

Mich lasse ich in die Gelassenheit, bei Gott bin ich da eher mißtrauisch. 

 
Die Lieblingsnichte ist ein hochintelligenter und liebenswürdiger Totalchaot. Ihr Zimmer sieht aus, wie ein Ort an dem kürzlich eine Granate eingeschlagen ist und vor nur 45 Jahren sah mein Zimmer ganz genauso aus. Wie erkäre ich ihr, dass Ordnung das Leben einfacher macht? Ordnung klingt auch so ekelhaft spießig. Deshalb nenne ich es mein organisiertes Chaos, was eigenlich nur zeitsparendes Management meines inneren Durcheinanders ist.

HIRN: die Bezeichnung geht über mhd. hirn(e), ahd. hirn(i) auf germ. hersnja – zurück und beruht auf einem Wort, das noch in den nordischen Sprachen in der Bedeutung „Schädel, Schädeldecke“ erhalten ist; die Ausgangsbedeutung ist demnach „das im Schädel Befindliche“; gleichen Ursprungs sind auch griech. kraníon„Schädeldecke“ und lat. cerebrum „Gehirn“, die ebenfalls von einem Grundwort mit der Bedeutung „Kopf, Schädel“ ausgehen (z. B. griech. kára „Kopf“); der in der Hochsprache gebräuchlichere Begriff Gehirn ist eigentlich ein Kollektivum zu Hirn.
 
Kraut und Rüben.*
In meinem Schädel, unter meiner Schädeldecke sieht es, vermute ich, aus wie im unaufgeräumten Zimmer einer pubertierenden 14-jährigen, die gerade ihre absolute Lieblingjeans gesucht und nicht gefunden hat, ich und die Lieblingsnichte winken
Ich mag mein Hirn, aber es ist ein absonderliches Ding. Wenn Gehirn, siehe oben, eine Sammelbezeichnung von Hirn ist, habe ich vielleicht mehrere Hirne, die lose verbunden, aber in eigener Verantwortung arbeiten. Sie alle sind verwandt und befreundet, aber jedes von ihnen ist ablenkbar und besteht stur auf seiner Einzigartigkeit. 
Abdriften, ich beginne mit einem Gedanken und ende an einem gänzlich anderen Ort. Wie bin ich dahin gelangt? Keine Ahnung. Sprünge. Hüpfer. Seitenstrassen. Assoziationen. Erinnerungen. 
Ich hab das wohl von meinem Vater. Den fragte ich nach einem spezifischen historischen Fakt und nach dreissig Minuten wußte ich viel über Geschichte, einiges über Grammatik, kannte zwei Anekdoten und mindestens ein obskures deutsches Gedicht mehr. Leider ist mein Gedächtnis nicht so gut wie es seines war.

Wißt ihr, dass in den letzten 20 Jahren nach Untersuchungen von dänischen Wissenschaftlern unser Durchschnitts-IQ, nachdem er seit Messungsbeginn 1905 stetig stieg, jetzt seit 1975 kontinuierlich sinkt?
https://www.focus.de/wissen/mensch/intelligenz/durschnitts-iq-sinkt-die-menschheit-wird-immer-duemmer_id_9103645.html

Wie bei Hempels unterm Sofa. * *  
Bei Proben ist das Eigenleben meiner Hirne hilfreich. Ein Spieler macht ein Angebot, eins meiner Hirne wirft fünf Bälle in die Luft und gelegentlich wird eine wunderbare Jonglage daraus und manchesmal fliegen mir nur fünf Bälle um die Ohren. Aua. Logik ist nützlich, sprunghaftes Denken ist lustvoll.

Wie in der Judenschule. * * *  

Es sieht aus wie auf dem Schlachtfeld oder im Tollhaus. * * * *  
 
Da liegt der Kamm neben der Butter. * * * *    

Meine Lieblingsnichte is in the house. * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *  

* Kohlkraut und Kohlrüben wurden früher häufig gemeinsam angebaut, im Gegensatz zu anderen Feldfrüchten, die säuberlich getrennt wachsen sollen. 
 
* * Diese Herkunft dieser neueren Redewendung ist nicht bekannt. Offenbar stammt sie nicht von einer real existierenden Familie mit dem Namen „Hempel“. Das Wort Hempel selbst leitet sich von Hampel(mann) ab. Schon Martin Luther (1483-1546) nutzte „grober Hempel“ als Synonym für einen unkultivierten und einfältigen Menschen. Im 20. Jahrhundert setzte sich dann die Bezeichnung „Hempels Sofa“ durch, in manchen Gegenden sagt man auch „bei Hempels unterm Bett".

* * umgangssprachlich, veraltet; Seit dem Massenmord an Juden während der Zeit des Nationalsozialismus sind auf Juden bezogene Redewendungen nicht mehr gebräuchlich.
Meine Erklärung: Es ist laut, alle reden durcheinander.

* * * & * * * * selbsterklärend

Und auch noch: wie bei den Hottentotten: umgangssprachlich, veraltet; Die Hottentotten sind ein khoisanisches Volk in Namibia (khoisanische Sprachfamilie: Buschmann, Hottentot, Xhosa). Die Redewendung unterstützt rassistische Ressentiments und ist heute kaum noch gebräuchlich.

Alle Definitionen von www.redensarten.de

2 Kommentare:

  1. "... habe ich vielleicht mehrere Hirne, die lose verbunden, aber in eigener Verantwortung arbeiten ..."

    Bei Walter Moers (Zamonienromane) gibt es Eideten, die mehrere Gehirne haben; z.B. Prof.Dr.Dr. Abdul Nachtigaller mit sieben Gehirnen.

    Unter Neurophysiologen spricht man inzwischen von drei verschiedenen Gehirnen: dem ersten Gehirn (zentrales Nervensystem), dem zweiten Gehirn (enterisches Nervensystem bzw. Magen-Darm-Bereich) und dem dritten Gehirn (Plazenta). Demnach haben Frauen zweitweise ein Gehirn mehr als Männer.

    Die Reihenfolge ist aber umstritten. Antonio Damasio ist der Meinung, daß das enterische Nervensystem das erste Gehirn sei, weil es älter ist, und das zentrale Nervensystem ist demnach nur das zweite Gehirn, das aber selbst natürlich nochmal in verschieden alte Bereiche aufgeteilt ist. Also in der Tat: viele Gehirne!

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  2. Also hat mich mein Gefühl nicht getäuscht. Danke sehr.

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