Dienstag, 9. Dezember 2014

Kindermörderaugen


KINDERÖRDERAUGEN

Was soll das sein? Nun, Augen, aus derem Blick man alles lesen kann, eisigste Kälte und hitzigen Sex, mißtrauische Bösartigkeit und weiche Zuneigung, psychopathische Mordlust und kindliche Vertraulichkeit. Schauspieler mit solchen Augen können, wenn sie gut sind, alles mögliche spielen und haben dabei immer den Bonus einer zweiten Ebene, eben der, die ihre Augen versprechen, die alles, was sie tun, anrüchig, zweideutig, doppelbödig wirken läßt. Auch ein mittleres, sogar manches öde Drehbuch gewinnt durch solche Augen eine momentane unverdiente Tiefe.
Und wenn sich Stoff, Regie und Darsteller auf "Augenhöhe" treffen, dann, ja dann, kann ganz und gar Ungewöhnliches entstehen. Sei es Kubricks "Shining" oder die "Gefährlichen Liebschaften" von Stephen Frears. 
Ich kann mir bei solchen Augen meines Urteils nie sicher sein, meine Erwartungen bleiben in der Schwebe und daraus entsteht Spannung, Kitzel, Nervosität. Ich mag das. Die Engländer nennen es "suspense", wir sagen Spannung, was es nicht ganz trifft, denn "suspense" meint eher so etwas wie
"in Unsicherheit schweben", nicht verkrampft, unter Anspannung dem Ende entgegenfiebern. Das Schweben geht uns etwas ab, uns deutschen Menschen, denke ich. Zwischen mehreren Möglichkeiten zu hängen, Ambiguität, Mehrdeutigkeit, erotische Verunsicherung, empfinden wir eher als feindseligen Akt und weniger als vibrierendes Vorspiel eines ungewissen, aber sicher spannenden Endes.




Standphoto aus "The Shining"

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 Standphoto aus "Gefährliche Liebschaften"

Aus dem gleichen Film, während einer Drehpause.

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