Donnerstag, 23. August 2018

Deadpool 2

What is wrong with me? Oder auf deutsch, was ist los mit mir - dass ich im albernsten Superheldenfilm, den ich je gesehen habe, unbegleitet im Kino sitzend, Tränen lache? 

Dabei habe ich gut die Hälfte der Anspielungen nicht mal verstanden. 
So ein Mumpitz! 
Ryan Reynolds ist ein exzellenter, knochentrockener Komiker mit präzisem Timing. 
So ein Kladeradatsch! 
Josh Brolin hat als Kable (Terminatorverschnitt) große Präsenz und minimale Mimik, wie schon als Thanos im letzten "Avenger"-Film. 
So ein Quatsch!
Wie normal es geworden ist, auch im Kino die vierte Wand zu durchbrechen, andere Filme verzerrt zu zitieren und selbst die eigene behauptete Spielebene zu unterlaufen. Der Schauspieler Ryan Reynolds gibt als Deadpool ein Autogramm als Ryan Reynolds. Die harten Wechsel zwischen Sentiment, Ironie und Brutalität sind schon zum üblichen Instrumentarium geworden. John Wayne, Gary Cooper, auch Batman und Consorten, kannten keinerlei Selbstironie. Heath Ledgers Joker hat vielleicht als Erster angefangen mit der eigenen Setzung als Bösewicht herumzuspielen. Friede seiner Asche.
Auf nichts und niemanden scheint mehr Verlass. Ich mag das jetzt gerade, weil es mich aufmerksam, auf dem Quivive hält, aber über kurz oder lang wird es mich sicherlich anöden, weil es kein Mitgefühl meinerseits ermöglicht.
Trumps populistische Irrenwirtschaft hat, denke ich, den überraschenden und angenehmen Nebeneffekt, dass Frauen und sogenannte Minoritäten aus reinem Trotz mehr Raum in Hollywood-Blockbustern geboten wird. Wenigstens etwas. "Black Panther" hatte mehrere eigenwillige weibliche Figuren und heute gab es eine schwarze Kickass-Nahkämpferin, ein entspanntes asiatisch-kaukasisches, lesbisches Pärchen mit Superpowern und jede Menge unverklemmter homoerotischer Sentenzen. Hier in Mitteleuropa mag das alles harmlos erscheinen, aber im puritanischen Amerika, wo mit diesen Filmen Geld verdient werden soll, ist das erstaunlich.

© 20th Century Fox

Sonntag, 19. August 2018

Merchant & Ivory - Maurice

Of their collaboration, Merchant once commented: "It is a strange marriage we have at Merchant Ivory... I am an Indian Muslim, Ruth is a German Jew, and Jim is a Protestant American. Someone once described us as a three-headed god. Maybe they should have called us a three-headed monster!
The Times, 26 May 2005
 
Über ihre Zusammenarbeit sagte Merchant einmal: "Es ist eine merkwürdige Ehe, die wir bei Merchant Ivory führen... Ich bin ein indischer Muslim, Ruth eine deutsche Jüdin und Jim ein protestantischer Amerikaner. Jemand hat und mal als dreiköpfigen Gott beschrieben. Vielleicht hätten sie uns dreiköpfiges Monster nennen sollen!"

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Eine Zeit lang in den späten Achtzigern waren Merchant Ivory Filme so etwas wie köstliche Film Pralinees, sie spielten in seltsam fernen Welten, in wunderschönen Settings und Kostümen, die von großartig spielenden Schauspielern getragen wurden. Doch immer wieder gab es Momente, wo plötzlich eine Angst, eine Verdrängung, ein unterdrückter Zorn, ein unausgelebtes Gefühl von der Leinwand direkt in Deinen Magen sprang.

In "Howards End" gibt es eine Szene in der Emma Thompson emotional wird, eine Todsünde im upperclass England des frühen 20. Jahrhunderts, Anthony Hopkins Figur bermerkt das aus dem Augenwinkel und verdeckt seine Sicht darauf, indem er seine Hand gegen die Schläfe legt. Solch existentielle Panik in so kleiner Bewegung.
In "Maurice" beobachtet der verliebte Jagdhelfer, wie das Objekt seiner Liebe gierig den Kopf in den Regen hält, und er lacht, beglückt und wild.
In "Call me by your name" verdreht sich der Körper des jungen Mannes, als er begreift, dass er zurückgeliebt wird in höchstem Glück und größter Verwirrung.

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"Maurice" wurde 1987 gedreht, auf dem ersten Höhepunkt der AIDS-Krise, und zeigt uns in zärtlichen, stilisierten Bildern die schwierigen Liebesgeschichten von drei Männern und der Film hat für zwei der Helden ein vorsichtiges Happy End, unerhört. 
E. M. Forster schrieb Maurice 1913 –14, und hat seinen Roman 1932 and 1959 –1960 überarbeitet, um dann die Veröffentlichung vor seinem Tod zu verbieten. 
Die Hauptfigur ist nicht leicht zu mögen, er ist kein Kämpfer, keiner mit klarer Sicht, er ist, jemand anders hat das präzise formuliert: "Maurice is radical only in his choice to pursue happiness - Maurice ist nur radikal, in seiner Entscheidung dafür sein Glück zu finden."
Am Ende umklammern sich die beiden Liebenden, die nicht wissen, wie sie überleben werden, innig und der Dritte im Bunde, der eine Frau geheiratet hat, um in Sicherheit zu sein, verriegelt sein Haus.


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Seitdem ich in "Black Panther" im Freilichtkino mit vielen meist schwarzen, braunen, nichtweißen begeisterten Zuschauern gesehen habe, geht mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, dass ich zu sehr daran gewöhnt bin, Filme mit "meinesgleichen" in fast allen Rollen zu sehen.




Familie Brasch - Eine deutsche Geschichte

In den Jahren nach 1945 sind die Braschs eine perfekte Funktionärsfamilie, die in der sowjetisch besetzten Zone den deutschen Traum vom Sozialismus lebt: Horst Brasch, ein leidenschaftlicher Antifaschist und jüdischer Katholik, baut die DDR mit auf, obwohl seine Frau Gerda darin nie heimisch wird. Sohn Thomas wird zum Literaturstar, er träumt wie sein Vater von einer gerechteren Welt, steht aber wie seine jüngeren Brüder Peter und Klaus dem real existierenden Sozialismus kritisch gegenüber. 1968 bricht in der DDR wie überall der Generationenkonflikt auf. Vater Brasch liefert den rebellierenden Sohn Thomas an die Behörden aus - und leitet damit auch das Ende der eigenen Karriere ein.

itworks Werbetext

Germania 3 Gespenster am toten Mann

3
NÄCHTLICHE HEERSCHAU
Nacht Berliner Mauer Thälmann und Ulbricht auf Posten.
Thälmann
Das Mausoleum des deutschen Sozialismus. Hier liegt er
begraben. Die Kränze sind aus Stacheldraht, der Salut wird
auf die Hinterbliebenen abgefeuert. Mit Hunden gegen die
eigene Bevölkerung. Das ist die rote Jagd. So haben wir uns
das vorgestellt in Buchenwald und Spanien.
Ulbricht
Weißt du was Bessres.
Thälmann
Nein.
Ulbricht
Wenn du das Ohr an den Boden legst. kannst du sie schnar-
chen hören, unsre Menschen, Fickzellen mit Fernheizung
von Rostock bis Johanngeorgenstadt, den Bildschirm vorm
Schädel, den Kleinwagen vor der Tür. Schüsse. Leuchtspur.
Wieder einer. Hoffentlich ist es nicht mein Abschnitt.


Heiner Müller 

Eine DDR-Tragödie über die Kinder der Gründer, der die überlebt hatten, in Gefängnissen, Konzentrationslagern, in der Emigration in in Russland oder einem westlichen Land, Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokraten, Juden, verfolgt, gequält, heimatlos und die nun dieses neue andere Land aufbauen wollten. 
Ernüchternd einen Film über Tote zu sehen, von denen man einige kannte und lieb hatte.
Ich kannte vor langer Zeit junge, verletzte Männer, liebenswürdig, klug, belesen, begabt, im ungewinnbaren Kampf mit ihren Dämonen. 
Ein Vater, Horst, jüdisch, dann katholisch, was ihm nicht geholfen hat, als die Nazis an die Macht kamen, Jude war er, Jude blieb er und mußte fort, nach England. Dort wird er brennend kommunistisch. Gründet die britische FDJ, Heimatersatz und stalinblinde, antifaschistische Schulung. In der Gruppe trifft trifft er seine spätere Frau, Österreicherin, sie heiraten, sie wird schwanger. 
Der Krieg ist zu Ende und Horst will sofort nach Berlin, den Wiederaufbau mitgestalten, sie folgt ihm mit dem Baby Thomas, widerwillig, erst ein Jahr später. Nach Wien und London war das Nachkriegs-Ost-Berlin die Quelle ihrer von Bekannten beschriebenen Traurigkeit und Distanziertheit. Zwei weitere Söhne werden geboren und eine Tochter. Beide Eltern arbeiten am Aufbau des Sozialismus, die Kinder kommen in Wochenkrippen, Internate, der Älteste in die Kadettenschule der NVA in Lübbenau.
http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Kadettenanstalt_Naumburg
Einsame Kinder. 

 
Die Aufsässigkeit bei allen drei Jungen beginnt früh und ist immer auch eine Gefährdung der Position des Vaters, die Tochter beschließt, aus dem Erleben der heftigen Auseinandersetzungen in der Familie, "lieb" zu sein, störungsfrei. Die Söhne widersetzen sich ungehobelt, verzweifelt.
Auch wenn das Hauptgewicht des Filmes auf Horst und Thomas liegt, haben mich die Nebengeschichten von Klaus und Peter mehr verstört.
Der Vater versucht sich zu töten, weil er es nicht erträgt, nicht im Einklang mit den Staatsorganen zu sein. Das muß man sich vorstellen, die Mutter liegt im Sterben, die Tochter ist 13, die Söhne leiden, und er erträgt den Liebesentzug der Genossen nicht. Welch tieftrauriges Debakel.
Als Thomas den Vater 1968 von seinen "staatsfeindlichen" Flugblattaktionen gegen die sowjetische Okupation der ĆSSR informiert, ruft dieser die Staatssicherheitsorgane von einer Telefonzelle aus an, nicht vom Apparat in seinem Arbeitszimmer. Der ultimate Verrat. Jahre später, als Thomas, schon im Westen lebend, den Vater nocheinmal besucht, um endlich Antworten zu bekommen, hört er nur: "Darüber werde ich nicht sprechen." 

Drei gute Söhne sterben lang vor ihrer Zeit, in ihrer Zerrissenheit zwischen ersehnter Vaterliebe und des Vaters utopischen Traums von einer besseren Gesellschaft, und, auf der anderen Seite, der harschen Realität des zunehmend verkommenden, brutalisierten Sozialismus, trinken sie sich den Schmerz weg. Saufen, schreiben, spielen, machen Filme, werden trocken, saufen wieder. Zerstören sich. Ihre Konfrontationen mit der Staatsgewalt bleiben die von priviligierten Kindern, aber die Dekonstruktion des Vatertraumes reicht tief.

Es ist so sehr schade um sie. Um Klaus, den freundlichen spielwütigen Clown, der mir meine erste Filmrolle ertragbar machte, um Peter, den lustigen Bruder im Schatten eines Bruders, der selbst im heftigsten Suff mir gegenüber nie aggressiv wurde und um Thomas, den ich nicht kannte und den, so sagt der Film, alle liebten, die ihn trafen. 

Was fehlte, waren mehr kluge Kommentatoren. Bettina Wegener, Katharina Thalbach und Christoph Hein, waren ok. Die anderen aber blieben hängen in der Belanglosigkeit der privaten Beschaulichkeit. Zwei schlaue Leute mehr wären gut gewesen, um den Film aus der privaten Ebene der Familienaufstellung, in die Sphäre der Beschreibung eines grundsätzlichen gesellschaftlichen Verlustes zu heben.

Denn was wir alle verloren haben, auch durch die Schuld unserer Väter, ist unsere Hoffnung auf eine bessere Welt. Auch wenn wir es uns noch so gemütlich machen in unseren hippen, resignierten Apokalypsevoraussagen, wenn wir Kinder haben, oder, wie ich, Lieblingsnichten, wünschen wir uns für sie eine bessere Welt, eine gerechtere.
 

Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber
wo ich bin, will ich nicht bleiben, aber
die ich liebe, will ich nicht verlassen, aber
die ich kenne, will ich nicht mehr sehen, aber
wo ich lebe, da will ich nicht sterben, aber
wo ich sterbe, da will ich nicht hin:
Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin.


Thomas Brasch

Freitag, 17. August 2018

New York - Splitter 7

Was macht diese Stadt so anders, so aufregend, bunter, anstrengender, erschöpfender, füllender als andere tolle Städte?

Natürlich habe ich nicht alle Städte der Welt gesehen, aber die, die ich besucht habe, kommen was die Widersprüchlichkeiten, die Vibrationen, die Menge der mich überraschenden Details betrifft, nicht an den größten aller Äpfel heran. Nicht einmal mein geliebtes Berlin, das immerhin den Vorzug besitzt, ganz mein persönlicher Ort zu sein. Ich wiederhole mich, wäre ich Zwanzig und nicht beinahe Sechzig, lebte ich dort und nicht hier.

Mein, für diesen Besuch, letzter Gang mit der Lieblingsnichte, gestern in drückend schwülheißer Luft, duschnass ohne Dusche, mein iPhone zählte 12,6 Kilometer, wir sahen heruntergekommene Brownstones, dunkelrote Backsteinhäuser mit vier oder drei Stockwerken, nie renoviert, weil unter Mietpreisbindung stehend, geheimnisvolle Baumspitzen erzählen von nicht sichtbaren Hinterhöfen, aber auch lieblos aufgepeppte Apartments für junge reiche Menschen. Und wir sehen alte Hochhäuser mit Art Deco Ornamenten im fast nicht mehr mit bloßem Auge sichtbaren 40. Stock und ganz schicke neue aus Beton, Stahl, Glas ohne jede Deko, aber doch mit der Sehnsucht nach indivudeller Erkennbarkeit, auch nicht billig. Wir besuchen Läden, die nutzlose, häßliche Dinge zu unerschwinglichen Preisen verkaufen und welche, die trotzdem irgendwie durchkommen.

Hollywood trägt einen großen Teil der Verantwortung für meine Faszination. Ein Filmset hier, ein anderer dort. Central Station, Brooklyn unter der Williamsburg Brücke, Manhattan, da wo es am höchsten ist, Chinatown, Orchard Street und die filmischen Erinnerungen an die Wellen besitzloser, doch hoffnungsvoller Immigranten: italienische Käseläden und Bäckereien, chinesische Restaurants, Coney Island, fest in russischer Hand, Jackson Height in indischer, irische und italienische Einwanderer, die Polizisten oder Kriminelle werden. Dies alles hat sich in meine empfängliche Retina eingebrannt, "42nd Street" und "Der Pate", "A Tree grows in Manhattan", "Es war einmal in Amerika" und "All about Eve", "Breakfast at Tiffany's" und die "West Side Sory", "Funny Girl" und "Rosemary's Baby", "Serpico" und "The Way We Were". Hunderte "Law and Order" Folgen und "King Kong" auf der Spitze des Empire State Buildings, "All that Jazz" und "The Warriors" in der U-Bahn, die Kugel, die an Silvester am Times Square fällt und "The Cotton Club" und seine Erinnerung an ein anderes Harlem.

Ein Tipp: "Hester Street" ein wunderbarer Film über jüdische Assimilation.







Donnerstag, 16. August 2018

New York - Splitter 6

Der letzte volle Tag, morgen geht's nach Hause mit dem red eye flight, dem auf dem man vor Übermüdung rote Augen bekommt.

The Tenement Museum in der Orchard Street - eine Strasse mit Mietskasernen für Immigranten, im 18. Jahrhundert waren es arme Engländer, Iren und Schotten, einhundert Jahre später arme Deutsche, da wurde die Lower Eastside Little Deutschland genannt, dann kamen die Juden aus Osteuropa auf der Flucht vor Armut und Progromen. Die Wohnungen bestehen aus drei niedrigen Räumen, Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer mit Schlafnutzung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren sie noch ohne Gas oder Strom, die Toiletten Plumpsklos im Hof, daneben der Wasserhahn für 20 Familien. Was für Mut und Verzweiflung, was für verzweifelter Mut war nötig, dass jemand aus irgendeinem Kaff stammend, dass doch seine Heimat war, aufbricht in ein Land, von dem er nichts weiß, dessen Sprache er nicht spricht und wo er doch hofft, ein wenig besser leben zu können. Wirtschaftsflüchtlinge oder -touristen, wie es jetzt so forsch und dreist heißt, allesamt.

Und es wurde ihnen auch hier nicht leicht gemacht. Ich wußte nicht, dass 1935 in den USA die Einwanderungsgesetze geändert wurden auf der Grundlage der Ergebnisse rassistischer eugenischer Forschung. Einwanderer aus nordischen Ländern wurden bevorzugt, Südländer, Asiaten etc. strengstens aussortiert. 1935. Eine aus Angst entstandene Idee und sie wirkt an so verschiedenen Orten gleichzeitig. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Eugenik

Heute habe ich die Gumpertz Familie aus Preussen und die Baldizzis aus Sizilien ein wenig kennengelernt. Herr Gumpertz verschwand, als seine Frau das dritte Kind geboren hatte, Frau Gumpertz nähte dann Kleider für ihre Nachbarn und bekam ein wenig Hilfe von der jüdischen Wohlfahrt. Die Baldizzis überstanden die Depression, weil Frau Baldizzi in einem Sweatshop arbeitete. Wiki beschreibt einen in Sweatshop, als Ausbeutungsbetrieb, eine abwertende Bezeichnung für Fabriken bzw. Manufakturen, üblicherweise in einem Entwicklungsland, in denen Menschen zu Niedriglöhnen arbeiten.  

Hätte ich das überstanden? Ich weiß es nicht. Ich war behütet. I was lucky.

Am Abend auf dem Washington Square Park, einem Treffpunkt der Jugend, weil er neben der New York University liegt, sehen wir Freilichtkino, "Black Panther", das Publikum besteht aus schwarzen, weißen, braunen, gelben Erwachsenen und Kindern und deren Hunden.
Ich bin weiß, alle Helden meiner Kinojugend waren weiß, was muß es für eine Freude für meine Nicht-Weißen Mitmenschen sein, endlich mal einen Film zu sehen, in dem alle Helden ihnen gleichen und nicht mir.

Ich gebe wenig auf das White-Privilege Gequatsche, ein allgemeines, gutgemeintes
schlechtes Gewissen interessiert mich nicht, es ist so beliebig wie es nutzlos ist, aber ich begreife die zornigmachende Entfremdung, das Gefühl, des Ausgeschlossenseins. 



Mittwoch, 15. August 2018

New York - Splitter 5

The Cloisters - die Kreuzgänge liegen in Upper Manhattan im Tryon Park und sind so amerikanisch, wie ich es mir nur vorstellen kann. 
Ein amerikanischer Bildhauer geht zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Frankreich und verdient sich ein Zubrot indem er mit Mittelalter-Artefakten handelt, einiges behält er selbst, unter anderem große Teile der Bausubstanz von fünf Abteien, Saint-Michel-de-Cuxa, Saint-Guilhem-le-Désert, Trie-sur-Baïse, Bonnefont-en-Comminges and Frovill. 1925 steckt er zum wiederholten Mal in finanziellen Schwierigkeiten und verkauft seine Sammlung an John D. Rockefeller jr. für 700 000$. 
Der beauftragt den Gestalter des Central Parks mit dem Bau eines fiktiven Klosters am Ufer des Hudson und kauft gleich an der gegenüberliegenden Seite des Flusses, in Jersey, genug Land, damit die Sicht aus den romanischen und gothischen Fenstern auch in Zukunft frei bleibt. Sakrales Disneyland, allerdings auf hohem Niveau.


Eine von sieben Einhorn Tapisserien 
Das Einhorn wehrt sich
Belgien 1495-1505

Katz' Delikatessen in der Lower East Side gibt es seit 1888 und sie mögen heute industrieller organisiert sein, aber die Speisen sind wahrscheinlich dieselben. Eine jüdische Delikatessenhandlung aus guten Träumen. Pastrami, gepökeltes und dan geräuchertes Rindfleisch, circa 10 Centimeter hoch, auf Roggenbrot mit nix als Senf!!! Koscher & halal. Als die Söhne der Besitzer im 2. Weltkrieg in Übersee in der Armee dienten, prägte deren Mutter einen coolen Werbespruch: Send a Salami to your boy in the army!
In "Harry met Sally" hat übrigens Meg Ryan ihren Orgasmus gespielt.



Williamsburg Bridge - von Williamsburg in Brooklyn nach Manhattan über ein Kunstwerk aus Stahl, Kabeln, errichtet am Ende des 19. Jahrhunderts, restauriert und wieder sicher gemacht in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts. Gigantisch. Jedes Photo gibt es schon tausendfach, aber die Erfahrung des Schauens ist nur meine.

 Es war einmal in Amerika - auch hier wurde gedreht.


Dienstag, 14. August 2018

New York - Splitter 4

541,3248 Meter hoch ist das derzeit höchste Gebäude New Yorks, das One World Trade Center. 

In der Waagerechten gleicht die Skyline einer sehr unregelmäßigen Zahnreihe, oder einer surrealen Achterbahn. Klein neben riesig. Alt, einst groß, mit Art Deco Ornamenten neben schwarzem Glasquaderprotz. Hier ein mittelhohes Gußeisenbau, dann kurze schmale Ziegelhäuser, die plötzlich an futuristische angekippte Türme stoßen. Sexy sind die Senkrechten, alle Bauten streben nach oben, selbst noch die kleinsten Häuschen. 

Ich laufe wie ein Hans-Guck-in-die-Luft viel mit nach oben gerecktem Kopf durch die Strassen, denn manche Gebäude, die untenrum ganz gewöhnlich daherkommen, bieten in der Höhe die wunderbarsten Verzierungen. Halbsäulen mit prächtigen Architraven, wunderschöne unbenutzbare Balkone in schwindelnder Höhe, neogothische An- und Aufbauten. Stammt daher der Name von Batman's Gotham? Nein, Wiki weiß es besser.

Das Haus in dem wir freundlicherweise wohnen dürfen, ist aus rotbraunem Backstein,  schmal, mit vier Stockwerken, die Treppe steil und eng, die Dielen alt, knarrend und herrlich, keine Wand ist gerade. 






Alles außer Taxis und dem unablssig nachgeschenkten dünnen Kaffee ist teuer. Aber die Leute sind verblüffend freundlich, vielleicht nur oberflächlich, aber oberflächliche Freundlichkeit ist mir lieber als tiefgernstemeinte Grobheit. Jeder versucht dir eine genaue Wegbeschreibung zu liefern, die Kellner sind blitzschnell und wenn was nicht in Ordnung ist, wird es ersetzt, die Taxifahrer bedanken sich dafür, dass du Kunde warst - viele von ihnen sprechen genauso gut oder schlecht Englisch wie ich. Als ich meine Metrocard mitgewaschen hatte, hat mich die Transportlady "on the house" kostenlos U-Bahn fahren lassen. Ich hatte schon mindestens fünf nette Gespräche mit mir völlig unbekannten Leuten. Dabei muß das Leben in dieser Stadt anstrengend sein, alles ist teuer, die Mieten absurd, viele arbeiten in mehr als einem Job, das Transportsystem hat heftige Tücken, von der medizinischen Versorgung will ich gar nicht reden. Circa 20 Prozent der Bewohner dieser Stadt sind arm. Und wir treffen oft auf solche, die es gänzlich aus dem Alltag geworfen hat, durch Unglück, Armut, Krankheit, Trauma, Sucht. Ihre aggressiven Forderungen, theatralischen Ausbrüche oder unterwürfigen Bitten schneiden einen Riß in meine touristische Freude an dieser Stadt.

Montag, 13. August 2018

New York - Splitter 3

Wir laufen viel. Ich habe sehr dicke Füße. 

Es ist Wochenende und die vereinten Nationen von New York und seine Besucher sind unterwegs. Auffällig viele Inder, oder sind es Pakistani? Chinesen von hier und auch die aus China. Orthodox jüdische Familien in bedauernswert zu warmer Kleidung, die Frauen mit den welthäßlichsten Perücken und noch einer wollenen Mütze obendrauf. Amüsierwillige Vertreter aller Regionen und Religionen der Welt und ihre Kinder essen Eis und Hot Dogs und Falafel, natürlich halal, Dunkin Donats serviert garantiert koscher. Sie trinken literweise Wasser, strömen in Läden hinein und beladen aus Läden heraus, fahren in stickigen U-Bahnen,  die dauernd Störungen haben, weil die Folgen von Hurrikan Sandy immer noch nicht vollständig beseitigt sind. 

Wir starten in der 14. Strasse und lassen uns, eine Idee der Lieblingsnichte, von indischen Damen die Wimpern verlängern, die Frau im Nachbarsessel bekommt ihre Augenbrauen mit Hilfe eine zwischen den zwei Händen und Lippen der Kosmetikerin kunstvoll aufgespannten Fadens gezupft, es wirkt wie ein uralter indischer Tanz, allerdings nur mit dem Oberkörper ausgeführt. 

Danach mit der Subway zur 79. Strasse und Columbus Avenue.

Flohmärkte - gestern fielen sie ins Wasser wegen Regen, aber heute strahlt die Sonne und wir stöbern. Ein Mann gräbt am Ufer der New Yorker Flüsse nach altem Glas, ich habe von ihm eine kleine blaue Flasche von 1910 erstanden. 

Dann, weil an der Strecke gearbeitet wird, erst rauf zur 125. Strasse und mit dem Expresszug wieder runter zur 42. Strasse, dann von West nach Ost durch Manhattan Midtown und weiter zum Fährhafen an der 34. Strasse.   

Mit der Fähre über den East River nach DUMBO - Down Under the Manhattan Bridge Overpass - viele Stadtteile haben hier Kosenamen, Tribeca ist das Triangle Below Canal Street, Le Petit Senegal liegt an der 116. Strasse östlich des Morningside Parks, im Garment District, dem Textilbezirk, konzentriert sich die New Yorker Bekleidungsindustrie, es gibt auch den Diamond District, den Meatpacking District und den Theater District, in South of Houston Street verbirgt sich SoHo.

An einem kleinen Strassenkiosk kaufe ich ein weiches warmes Brötchen mit frischem Hummer aus Maine, nicht billig, aber köstlich! Überhaupt kann man sich hier durch die Köstlichkeiten der Welt fressen und auf Reisen nimmt man bekannterweise ja nicht zu.

Noch ein Flohmarkt unter der schon gestern zu Fuß überquerten Brooklin Bridge und dann zurück nach Manhattan mt der Fähre, weil schifffahren so schön ist, und dann fünf Blocks zu Fuß weiter zum Empire State Building, das die höchste Aussichtsplattform New Yorks sein eigen nennt. 

Wir haben die Tickets blöderweise nicht vorher online gebucht und müssen also warten. Lange warten. Einer der Einlasser versüßt das Herumstehen durch kurze King Kong Impros. Nach gefühlten 100 Stunden sind wir 86 Stockwerke hoch über New York. Gigantisch, ein Lichtermeer in der wahren Bedeutung des Wortes. Die anderen zwei Millionen Besucher, so wirkt es auf mich, können das allerdings nicht sehen, weil sie zu beschäftigt sind, sich selbst, einander oder das, was sie mit ihren eigenen Augen ansehen könnten, zu fotografieren. Noch nie war ich so kurz davor Leuten ihre Handys aus den Händen zu schlagen. Und das sage ich, der ich mein Handy liebe.

Wie schon erwähnt, wir laufen viel und ich habe sehr dicke Füße während ich dies schreibe.

Als Nachtrag zum Freitag: im Metropolitan Museum eine Ausstellung über die katholische Kirche und deren Einfluß auf die Mode. Heavenly Bodies - Himmlische Körper, ein passender Titel.


ENGEL VON HINTEN






UND VON VORN




Unwesentlicher Nachtrag: die Strafen für Angriffe auf Taxifahrer und Angestellte der New Yorker Verkehrsbetriebe unterscheiden sich erheblich. Wenn mann einen Taxifahrer schlägt, erwarten einen 25 Jahre Gefängnis, beim Busfahrer sind es nur sieben. Was mag das bedeuten?



  

Sonntag, 12. August 2018

New York - Splitter 2

Schlechtes Theater gibt es hier auch. Es gibt den Broadway und Off-Broadway und Off-Off-Broadway und wahrscheinlich noch unzählige Off-Off-Off-Off-Broadways und zahllose hart arbeitenden Truppen mit besten Absichten und wenig Zeit und noch weniger Geld. Gut gemeint ist leider furchtbar, wenn das Handwerk fehlt. Und warum ist Humorlosigkeit ein solch existentieller Bestandteil von Theater, das uns etwas nahebringen will?

Alle Flohmärkte wurden heute wegen mittelstarken Regens abgesagt. Die U-Bahn funktioniert am Wochenende nur partiell, da Hurrikan "Sandy" vielerlei Reparaturarbeiten nötig macht. Das kenne ich ja, ohne Hurrikan, von der Berliner S-Bahn.

Williamsburg in Brooklyn, einst vorwiegend Wohnstatt orthodoxer Juden, heute gentrifiziert und trotzdem sympathisch. 
Wiki sagt: Nach einem Artikel aus dem Jahr 2015 hat Williamsburg ungefähr 220.000 Einwohner, etwa 80.000 von ihnen sind Juden. 55 Prozent gelten als arm, weitere 20 Prozent bezeichnen sich als bedürftig.

Eine Konditorei in Williamsburg, eine Millionen verschiedener Kuchen und Torten, das Publikum, die Essenden, Fressenden nicht älter als 35. 

Über die Williamsburg Bridge laufen, die Brooklyn und Manhattan verbindet, ist wie alle Filme, die man je gesehen hat, auf einmal zu sehen. "Es war einmal in Amerika" im Rücken, "Spiderman" über dem Kopf und "King Kong" in der Aussicht. Heute gab es auch noch Nebel! WTF!!!! (What The Fuck) 



Die waagerechten Linien dieser Stadt sind völlig aus dem Häuschen. Klein, riesig, mittelgroß stehen nebeneinander ohne sich zu stören. Altes, was hier etwa 150 Jahre meint, und ganz Neues, Stahl und Glas und irritierende Verformungen, in brüderlicher Nähe. Aber die Senkrechten sind das, was sexy ist. Brutal und hart oder leicht und einladend. 


Groß und Klein in Manhattan





9/11 war, als der Krieg das sicher geglaubte Haus verwüstete. Ein Trauma für diese Stadt, wahrscheinlich für das Land. All die anderen Katastrophen der letzten 70 Jahre verblassen dagegen. Man soll Tote nicht gegeneinander aufrechnen, aber diese 3000 Ermordeten reihen sich in meinem Kopf in eine riesige Menge von Kriegs- und Terroropfern auf der ganzen Welt, besonders in der so überaus verächtlich als Dritte Welt benannten, ein. Hier aber werden sie wie Märtyrer verehrt. 
Ground Zero, der Bodennullpunkt, ein gigantischer Gedenkplatz. Für die zwei zerfetzten Türme werden sieben World Trade Center gebaut und ein Memorial Museum und ein  Peacetower und ein Einkaufszentrum. Aber man war doch klug. Die Orte, wo die beiden Türme standen, sind jetzt zwei tiefe rechteckige Becken, die Wände von Wasser überlaufen, das in der Mitte des Bodens in einem schwarzen quadratischen Loch verschwindet. An den Rändern sind die Namen der Toten ins Metall geschnitten. Ich muß zugeben, es ist ein verblüffend beeindruckendes Bild - Pantha rhei, alles bewegt sich fort und nichts bleibt. Gut, dass wir Abends da waren, die Dunkelheit erhöhte das Pathos, gibt ihm aber auch Subtilität.


Wir stehen genau in Ground Zero, im künftigen Nullpunkt einer Atomexplosion. 
Die Zeit 11.07.1968
https://www.zeit.de/1986/29/bomben-im-vulkan/seite-2

Samstag, 11. August 2018

New York - Splitter

Wäre ich 25 und ohne familiäre Bindungen würde ich sofort New Yorker werden wollen.

In Tegel am Sicherheitscheck steht vor uns ein solcher New Yorker, er ist hin und her gerissen:  "Ich will hierbleiben, ich hasse Trump, ich habe Heimweh."

Acht Stunden später am Flughafen in New York landet etwa gleichzeitig mit uns eine Maschine aus Tel Aviv, Männer mit pelzbesetzten Hüten, Frauen mit unkleidsamen Perücken und zu warmer Kleidung für 31 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit warten mit uns auf ihr Gepäck. Ich werde ihnen hier immer wieder begegnen, sie sind ein Teil dieser Stadt, kein Exotikum wie in Berlin. Zu Präsidentenwahlen kommen in Isael lebende amerikanische Juden mit billigen Flügen in großer Zahl, um ihre meist konservativen Stimmen abzugeben. 

In Brooklyn hat mir mal eine fromme Frau vor Jahren auf die Füße gespuckt, weil ich im Hochsommer meine Ärmel über die Ellbogen hochgezogen hatte. Meine Schwester stotterte entsetzt: "Die bauen sich ein Ghetto, auch wenn man sie nicht hineinzwingt." Ich rate jedem dazu, den Roman "Unortodox" von Deborah Feldman zu lesen, denn die Gründe für diese Einkapselung sind so tragisch, wie sie furchtbar sind.

New York. Auch das, was ich nicht kenne, kenne ich aus Filmen, Filmen über die Mafia, über Law and Order, aus dünnen Komödien und Diamanten der Cinematographie. In meinem Filmgedächtnis bin ich eigentlich schon immer Bewohner dieser Stadt, von Hell's Kitchen bis zur Upper East Side, von Soho bis Harlem. Sinatra hat hier gesungen und Duke Ellington gejazzt, De Niro geboxt, Barbra Streisand geliebt. Al Pacino, Sarah Jessica Parker, Godzilla, King Kong, die Ghost Busters, Marilyn Monroe, Jane Fonda, Andy Warhol, Basquiat, Madonna, Rosemary's Baby, Denzel Washington, Woody Allen und Diane Keaton - die Liste ist wirklich nahezu unendlich - sie alle und die Bilder, die sie bevölkern, sind mein imaginäres New York.
"If you can make it there, you make it anywhere."

https://de.wikipedia.org/wiki/Manhattan

Mit einem Schiff der Circle Line fahren wir um die Insel Manhattan, einen der fünf New Yorker Bezirke, auf dem Hudson, dem East River, dem Harlem River, um 59,5 Quadratkilometer Landfläche herum. Der Tourkommentator benennt weltbekannte Orte, irrwitzige Mietpreise, Filmtitel, Celebrities, immer wieder taucht das tiefsitzende Trauma von 9/11 auf, immer wieder die Opfer und Leistungen amerikanischer Soldaten in weitentfernten Kriegen. Vom Wasser aus kann man am Ufer hie und da noch den harten Granit sehen auf dem das ungeheure Konstrukt gebaut wurde.

In einem monströs gigantischen Laden für jugendliche Bekleidung stehe ich, auf die Lieblingsnichte wartend, neben zwei exotisch aussehende Mädchen im intensiven Austausch auf - - - schwyzerdeutsch, daneben nölen sich zwei Chinesen in tiefstem New Yorker Dialekt an, eine Familie wechselt blitzschnll vom Russischen ins Englische, überhaupt viel Russisch, Hebräisch, Deutsch, Japanisch ist zu hören, und natürlich Englisch in jedweder Färbung, manchmal so versungen, dass es kaum noch als Englisch zu erkennen ist. Und alle schreien irgendwie, in Berlin habe ich das Gefühl, dass unsere Nicht-Weißen Mitbürger sich eher leiser verhalten, vorsichtiger. Natürlich mir Ausnahme pubertierender Deutschtürken.

Der Times Square, vor Jahren dreckig und bevölkert von Huren, Zuhältern, Kleinganoven und ihrem Zielpublikum, den Touristen, hat sich in ein geldgeiles Panoptikum von Werbung und Broadway-Show-Karten-Dealern verwandelt.








Karten für Bette Midler in "Hello Dolly" können bis zu 1300 $ kosten. Unter 90 $ geht gar nichts. "Hamilton" ist nach wie vor ausgebucht bis zum Sanktnimmerleinstag.

New Yorker sprechen mehr und lauter als Berliner, scheint mir, ich komme leichter ins Gespräch mit Unbekannten. Meine Neigung wildfremde Leute anzuquatschen, wird hier als normal angesehen, gefällt mir, in Berlin schlägt mir da schnell Irritation, Mißtrauen entgegen.

Am Times Square halbnackte Mädchen, die Brüste mit dem Star-Spangled Banner bemalt, auf den Köpfen klägliche Nachahmungen indianischen Federschmucks. Wenn das mal kein kultureller Übergriff ist.


Diese Hot-Dog-Stände sind im Besitz von schwerbeschädigten US Kriegsveteranen

Eine junge Tanzende, der ich ein Kompliment zu ihren "moves" mache, ruft ihrer Freundin begeistert zu: "I love old people!"

Am Ufer des Hudson, direkt neben Pier 83, da wo die Circle Line ablegt, ein haushohes Poster:
 

COP-SHOT 
$ 10,000 CASH REWARD 
For information leading to the arrest and conviction 
of anyone shooting a NYC Police Officer


Frauen sind entweder New York - dünn, was heißt trendig hagermager und Gym-gestählt, oder fett. Nix dazwischen. Männer tragen traurige Bäuche oder stolzieren mit halsverkürzenden Muskelpaketen und surrealen Six-packs.


Auf einem öffentlichen Mülleimer: 
Wenn die Rechte von Immigranten verwehrt werden
Sind die Rechte der Bürger in Gefahr.

Als New Yorker muß man für den Eintritt ins Metropolitan Museum nur so viel bezahlen, wie man sich leisten kann. Großartig. Dazu demnächst mehr.