Samstag, 22. März 2014

Ein Streit über den "Mohr im Hemd"


Ich habe über einen Pudding geschrieben, der einen merkwürdigen, manchen irritierenden Namen hat und ich wurde dafür kritisiert. So weit so gut. 
Aber was mich erschrickt, ist wie unfähig wir sind, uns zu streiten. Das Folgende "Gespräch" ist nicht gut, nicht erhellend, nicht hilfreich, und wenn wir wenigstens unsere gegensätzlichen Haltungen "angehört" hätten. Schade. Selbstgerechtigkeit, Herablassung, Verächtlichkeit, mehr hatten wir nicht zu bieten.


  • P. W. 
    Schön wie Mensch sich so auf die Schultern klopft, wieder ein Stück altes Kulturgut bewahrt. Hach und so herrlich ironisch auf Kosten derer, die es verletzt. Nur weil Du M. die Bezeichnung M*** im Hemd nicht problematisch findest, heißt das es muss für alle gelten? Johanna wenn Du schon feststellst, das der Name problematisch/ rassistisch ist und Du andere Vorschläge mit Sternchen anfügst, warum dann nicht gleich so? Da haben dann ALLE was davon, auch von dem Rezept.
    Wofür ist es wichtig an dem festzuhalten womit Mensch aufgewachsen ist?

  • Johanna Schall 
    Weil ich persönlich nicht glaube, dass das Wegputzen von Wörtern dem Reinigen des Denkens hilft. Und weil ich finde, dass unsere Sprache unsere Geschichte enthält, im Guten wie im Schlechten. Und weil ich Mohr nicht als Schimpfwort ansehen mag.

  • P.W.  
    Jaja das verstehe ich. Aber es geht ja nicht darum, ob DU es als Schimpfwort ansiehst. Du bist ja auch mit höchster Wahrscheinlichkeit nie abwertend als M oder N bezeichnet worden. Und völlig selbstverständlich hilft das "Wegputzen" von Wörtern dem Reinigen des Denkens - weil wenn rassistische Begriffe als Sprachhandlung ein rassistischer Ausdruck sind, dann verschwindet mit dem Verzicht auf die Worte auch die Handlung. Und auf Dauer, wenn die Worte nicht weiter verwendet werden, verschwindet auch das dazugehörige Denken. Erst wird bewusst verzichtet, dann irgendwann werden sie "vergessen". Ist doch toll.

  • Johanna Schall  
    Ich glaube, wir sind nicht einer Meinung. Auch gut.

  • P.W. 
    .. aber ich hab Hoffnung.

  • Johanna Schall  
    Ich, was das betrifft, eher nicht. Wenn ich, alle Wörter mit denen ich beleidigt worden bin, verbieten lassen würde, wäre der Duden ein Notizheft. Nicht das Wort, die Absicht, der Gedanke macht die Beleidigung.

  • R.V.Z.  
    Menschen mit dem Buchstaben M oder N zu bezeichnen ist auch schon eine Beleidigung? Dann sollten wir die Buchstaben ganz rasch aus dem Alphabet verbannen! ...dann würde dieser Satz aber nur noch so zu lesen sein: e sche it de Buchstabe oder zu bezeich e ist auch schon ei e Beleidigu g? Da sollte wir die Buchstabe ga z rasch aus de Alphabet verba e ! ...da würde dieser Satz aber ur och so zu lese sei :

  • P.W. 
    @ R. Ironie hilft an der Stelle nicht, bitte ernsthaft antworten. @Johanna - das würde ja bedeuten, Worte seien "neutral". Das stimmt doch so nicht, Worte haben eine Geschichte, Kontext etc. Und so wie sie verwendet wurden, daraus lässt sich auch ihre Bedeutung ablesen, unabhängig von der Intention der Person der/die sie verwendet. Das heißt auch ich kann rassistisch/beleidigend jemandem gegenüber sein, ohne dass es meine Absicht war.

  • Johanna Schall  
    Ich denke anders.


  • R.V.Z. 
    Sehr geehrter Herr W., bemerken Sie eigentlich, dass Sie mich soeben mit Ihrem kumpelhaften Ikeagedutze beleidigt haben? Wissen Sie auch warum? Weil wir erstens keine Kumpels sind und Sie auf Grund ihres Alters nicht in der Position sind dies zu tun. Weiterhin steht es Ihnen nicht zu, meine Beitrage in ernsthaft und nicht ernsthaft zu kategorisieren. Aber das war sicher nicht Ihre Absicht.

  • P.W. 
    Ahhh.... das hilft immer noch nicht, klassische Abwehr- und Umdeutungsmechanismen. Tschuldigung, ich Sie'ze gerne.

  • R.V.Z. 
    Ich habe Sie lediglich um etwas gebeten. Da könnten Sie einfach mal so freundlich sein Ihre küchenpsychologischen Betrachtungen außen vor zu lassen.

  • P.W. 
    Ich würde es sehr begrüßen wenn Sie etwas zum Thema sagen und das hier nicht zu ihrer Sache machen, weil mir geht es hier ehrlich gesagt nicht so sehr um Sie als um das Verständnis, was an der Verwendung des Wortes M problematisch ist und ob es nicht schlauer ist darauf zu verzichten bzw. was denn sinnvoll sei daran festzuhalten.

  • Johanna Schall 
    Aufhören! Mein Thread, meine Regeln.

  • P.W. 
    wie lauten die denn?

    Johanna Schall  
    No pissing contests.
    A pissing contest, or pissing match, is a game in which participants compete to see who can urinate the highest, the farthest, or the most accurately.[1] Although the practice is often associated with adolescent boys, women have been known to play the game, and there are literary depictions of adults competing in it. Since the 1940s the term has been used as a slang idiomatic phrase describing contests that are "futile or purposeless", especially if waged in a "conspicuously aggressive manner". Wiki
  • P.W.  
    Ok verstehe ich. Mir geht's darum nicht. Was ist sinnvoll daran an alten, antiquierten und verletzenden Begriffen (die auch nie eine andere Verwendung hatten) festzuhalten und sie weiterhin zu benutzen?

  • Johanna Schall  
    Ich denke anders.

  • R.V.Z.  
    Es stimmt einfach nicht, dass diese Begriffe nie eine andere Verwendung hatten.

  • Johanna Schall 
    Alt = antiquiert? Wer fühlt sich warum verletzt? Ist mir zu allgemein und moralisch nebulös. So "Let us agree to disagree" vehemently.

  • K.P.  
    mohralisierend

  • Johanna Schall  
    Der Begriff „Zensur“ ist abgeleitet vom lateinischen Wort censura, das eine strenge Prüfung bzw. Beurteilung bezeichnet sowie gleichzeitig auch das Amt eines Sittenrichters (Censors) im römischen Staat bezeichnete. Wiki

  • R.H.  
    Nicht alle nach einer Pfeife, sondern jeder nach seiner Facon.

  • P.W.
    @ K., weil Du das witzig findest. In guter deutscher Tradition werden hier an rassistischem Verhalten und Begriffen festgehalten. Das liegt den Deutschen im Blut. Erweitern wir es - den Nachfahren europäischer Kolonialherren und -damen.

  • R.V.Z. 
    Sagen Sie mal, sie haben aber auch nicht alle Latten am Zaun mit Ihrem deutschen Blutgequatsche. Das sag ich, mit etwas anderem Blut in mir!

  • Johanna Schall  
    "Das liegt den Deutschen im Blut." - So ein Quatsch!
    So ein Satz haut Ihre gesamte Argumentation in Grund und Boden. Erst denken, dann schreiben.
  • Rassistisches Verhalten als allein-europäische Eigenschaft? Quatsch! Quatsch! Quatsch!
  • P.W. 
    Rassistisches Verhalten als ausgeprägt deutsch/europäische Eigenschaft = überhaupt kein Quatsch. Geschichte checken, Gegenwart checken.

  • R.V.Z.  
    Ehh geh doch jetzt einfach mal kacken!

  • R.V.W.

  • P.W. 
    uhhhh.... *edit* Frau Schall ist das jetzt der von Ihnen angesprochene Pissing Contest bei dem was Herr V.Z. schreibt? Facepalm, ja. Es sind einfach immer die gleichen Abwehrmechanismen.

    Johanna Schall  
    Nix da. Du hast danebengehauen und zwar gewaltig.

  • R.V.Z.  
    Der kleine P. möchte jetzt aus dem Bällebad abgeholt werden.

  • R.H.  
    Auweia, Herr W. Wo kommt das her bei Ihnen? Nein, ich wills lieber nicht wissen.

  • Johanna Schall  
    Herr V. Z. bitte nicht das Niveau senken!

  • P.W.  
    Mit dem Blut. Jaja, sowas wollen wir nicht hören, wie da über einen Kamm geschoren wird. Das verletzt. So sind wir nicht.

  • Johanna Schall  
    Hör auf. Genug, sonst werde ich garstig. Rede nicht mit mir wie mit einem Klippschüler.

  • R.V.W.  
    Ja...das Blut, da prangern sie Rassismus an und reproduzieren selber welchen...

  • R.H. 
    Mal ganz simpel: Es gibt Gesetzbücher. Und solange jemand mit seinem Reden und seinem Tun nicht gegen etwas verstößt, was da drin steht, ist alles okay. Und niemand hat das Recht - weil er sich beleidigt fühlt oder meint, es besser zu wissen und andere erziehen zu dürfen - anderen Menschen vorzuschreiben, was sie zusagen und zu tun haben und was nicht.

  • P.W. 
    Warum ist es wichtig an rassistischen Begriffen festzuhalten?
    @ Herr V.W. - reverse racism funktioniert nicht.

  • R.V.Z. 
    Sorry Johanna, das liegt bei mir im Gypsyblut. Wir sind halt etwas aufbrausender.

  • Johanna Schall 
    Herr W., genug, Reverse Racism funktioniert übrigens prima.

  • P.W. 
    http://www.youtube.com/watch?v=dw_mRaIHb-M


    aamerrahman.tumblr.com Twitter: @aamer_rahman Bookings: bec.sutherland@livenation.com.au

  • R.V.W.  
    Herr W., logisch argumentieren scheinbar auch nicht....

  • Johanna Schall  
    Fällt mir gerade auf, Herr W. predigt hier die ganze Zeit gegen eine Gruppe bunter Mischlinge. Lustig!

  • P.W.
    Ich predige nicht, ich frage mich und Sie, warum ist es wichtig oder wofür ist es gut, an rassistischen Begriffen festzuhalten?

  • R.H. 
    Ist das vielleicht deutsch, dass der Deutsche es besser weiß als die Mischlinge?

  • S.B. 
    Es ist schon sehr erhellend, wie sich hier tagelang ueber ein rassistisches Stueckchen Kuchen unterhalten wird. An den Damen un Herren Kunstschaffenden scheint der Diskurs ueber den Gebrauch bestimmter Worte schlicht und ergreifend vorbeigegangen zu sein. Liebe Gemeinde man will euch nicht die Muttersprache nehmen oder gar das Stueck vom Kuchen, an dem ihr haengt. Frau Schall, auch wenn Sie anders denken, kann umdenken und ueber den deutschen Tellerrand schauen auch nicht ganz falsch sein. Weiterhin guten Appetit.

  • Johanna Schall  
    Und Sie definieren was rassistisch ist?

    P.W.  
    Der Deutsche checkt seine Vergangenhheit und Gegenwart.

  • Johanna Schall 
    "Der deutsche Tellerrand"? "Der Deutsche"?

  • P.W.  
    Das M Wort und die Bezeichnung des Gerichtes was Sie im Eingangspost beschrieben haben.

  • R.H.  
    "Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun". (Wagner) Voilà.

    P.W.  
    @ Herr H. - anstatt das "proof you wrong" Spiel zu spielen und hier auf mich Bezug zu nehmen, sagen Sie doch etwas zum Thema, z.B. was Sie von der Verwendung rassistischer Begriffe halten.

  • Johanna Schall  
    Hat er doch und zwar deutlich.
    Und Sie definieren was rassistisch ist?
  • R.H.  
    Falsche Prämisse, Herr W. Was Sie für rassistisch halten, halte ich noch lange nicht für rassistisch. Hören Sie auf, allen Ihre Scheuklappen aufsetzen zu wollen.,

  • P.W.  
    Da hier mehrfach Wiki als Quelle angeführt wurde, einfach mal nachlesen. Das ist doch eindeutig, dass das hier über meine individuelle Sicht hinaus geht.

  • Johanna Schall  
    Mohr-Maure-Dunkler?

  • R.H.
    Als wenn Wikipedia nicht von Menschen geschrieben würde, die z.T. sehr, sagen wir mal, spezielle Standpunkte vertreten.

  • S.B.
    nein, ich definiere nie. Ich vertrete eine Meinung. Aber das scheint hier schon ein Problem zu sein. Wir leben nun mal nicht mehr allein in Deutschland. Mir faellt kein Zacken aus der Krone, wenn ich ein paar lieb gewonnene Begrifflichkeiten aendere. Das hat nichts mit pc oder Gutmenschentum zu tun, sondern mit Verstaendnis, Toleranz, Selbstreflexion, Nach- und Umdenken wollen. Suchen Sie sich was aus. Viel Spass dabei.

  • R.H. 
    Herr W.: Halten Sie doch für rassistisch, was und wen Sie wollen. Aber hören Sie doch bitte auf, Ihre individuelle Sicht dem Recht der Menschheit aufzwingen zu wollen.

  • P.W.  
    Ich zwinge nicht, ich äußere mich. Steht Ihnen frei was Sie damit tun. Wobei was Sie damit nicht tun, das zeigen Sie ja sehr deutlich. Z.B die Frage zu beantworten - warum ist es wichtig oder wofür ist es gut, an rassistischen Begriffen festzuhalten?

  • R.H. 
    Was Ihnen nicht zusagt, ignorieren Sie geflissentlich, nicht wahr? Nochmal: SIE finden etwas rassistisch. Bedauerlicherweise sehen andere Menschen die Welt anders als Sie. Finden Sie sich damit ab, das macht das Leben leichter.

  • P.W. 
    Woran machen Sie fest, dass das Wort nicht rassistisch ist?

  • R.H. 
    Nein, Herr W., ich muss zu Ihrer - in meinen Augen abstrusen - Behauptung keinen Gegenbeweis führen.

  • P.W.  
    Naja... also allein weil Sie sagen, es sei nicht rassistisch, ist es das also nicht. Ist das ein gutes Argument? Ich glaube nicht. Es ist nicht so schwer, einzusehen dass es rassistisch ist und auch so verwendet wurde und wird, und einfach darauf zu verzichten. Dadurch gibt es doch bspw. für Sie keinen Nachteil. Viel spannender ist die Frage, was da so eine große Gegenwehr hervorruft und so eine starke Abwehr "Ich lass mir gar nichts sagen".

  • R.H. 
    Sie verfehlen hier mit großer Hartnäckigkeit den Punkt. Ob das Wort rassistisch ist, ist Ansichtssache. Sie finden: Ja. Ich und andere finden: Nein. Ich werde nicht versuchen, Sie zu überzeugen. Aber warum können Sie nicht akzeptieren, dass andere Menschen Dinge anders sehen als Sie? Das wirkt, mit Verlaub, schon leicht zwangsneurotisch.

  • P.W.  
    Weil ihr Festhalten an der Verwendung rassistischer Begriffe weitaus mehr Konsequenzen hat als Sie sich eingestehen möchten. Das sind keine Peanuts.

  • R.V.Z. 
    Aber mal so neben bei, "ein rassistisches Stueckchen Kuchen" ist auch ganz hohes Regal und versüßt mir den Tag.

  • R.H. 
    Herr W., ich schütte mich gerade aus vor Lachen, nehmen Sie es mir nicht übel. Dieser hohe Ton streift jetzt wirklich die Grenze zum Absurden. Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht mehr folgen, und dafür ist mir die Lebenszeit auch zu schade... Ich schlage vor wir einigen uns auf: We agree to disagree.

    P.W.  
    Um sich selbst drehen und nicht verstehen - you're welcome.

  • M.D.G.  
    Übrigens ist heute Internationaler Tag gegen Rassismus. Ihr habt das doch alles vorher geprobt, oder? Inthttp://www.kleiner-kalender.de/.../4640-welt...


    www.kleiner-kalender.de

    Der Tag gegen Rasismus findet am 21. März 2014 statt. Dieser Aktionstag wurde 1967 durch die UNO eingeführt und wird auch "Internationaler Tag für die ...

  • P.W.  
    ahhhhhhhhhh ....

  • M.D.G. 
    Und zur Feier des Tages mal ein Blick aus Köln: http://www.tagesspiegel.de/.../rassismus.../9321454.html


    www.tagesspiegel.de

    Der Kölner Marius Jung macht sich über Rassismus lustig – und ist damit erfolgre...

  • S.B.
    Was bearbeiten Sie denn so inhaltlich beim Essen eines Mohren im Hemd?

  • F.S. 
    Ist das lustig hier. Kann man ja alles nicht so bierernst nehmen, oder?

  • P.W.  
    Wär gut wenn doch, ernst nehmen.

  • F.B.  
    Es widert mich an, die Kommentare einiger selbstgerechter, arroganter und pseudointellektueller Ignoranten hier zu lesen.
    Übrigens fühlen Sie sich bitte nicht angegriffen, ich definiere das für mich nicht als Beleidigung.

  • P.W.  
    @ Herr B., so deutlich weil grenzwertig zur Beleidigung hätte ich es nicht benannt, aber das kann Mensch durchaus so sehen.

    Johanna Schall  
    Die Kommentare einiger selbstgerechter, arroganter und pseudointellektueller Ignoranten! Streitkultur in schönster Form.

Donnerstag, 20. März 2014

Dagmar Manzel singt Hollaender in der Komischen Oper


FRIEDRICH HOLLAENDER, ER LEBE HOCH!

Friedrich Hollaender geboren am 18. Oktober 1896 in London; gestorben am 18. Januar 1976 in München, auch als Frederick Hollander bekannt – seinem Namen im amerikanischen Exil –, war ein deutscher Revue- und Tonfilmkomponist, Kabarettist und Musikdichter. (Wiki)

MENSCHENsKIND


Eine Frau, ein Pianist und, weil dieses Konzert heute in der Oper, der Komischen, stattfindet, noch ein Salonorchester. Die Frau singt und denkt ganz klar und offen, ernsthaft und schön, die anderen musizieren auf gleicher Höhe.
Ein paar Lichtwechsel, einige kurze Zwischentexte, sonst nischt.
Und für eine kurze Zeit öffnet sich mein Blick auf eine andere mögliche Variante deutscher Unterhaltungskunst, die kurz und klein geschlagen wurde, zu Gunsten von völkisch besinnlichem und national aufhetzendem Murks, und deren anwesende Abwesenheit wie ein nicht beweisbares, aber stets fühlbares Loch, unser Vergnügen an "leichter" Kost, "Unter"-haltung (im Kontrast zur "Ober"-haltung?) bis heute belastet, verschwiemelt und mit dem Geruch von Wertlosigkeit umgibt.

Wenn ich mal tot bin gesungen von Blandine Ebinger, geschrieben von Friedrich Hollaender 


Wenn ick ma tot bin

Wenn ick ma tot bin und in ’meim’ weißen Seidenkleid
in meinem weißen Sarge liege mit Bescheidenheit,
dann fällt die Schule aus,
dann geht’s zum Kirchhof raus,
die janze Klasse kommt bei mir ins Trauerhaus.
Die wolln’ ma alle sehn’
Wenn ick ma tot bin, wenn ick ma tot bin, ach, det wird so scheen.

Wenn ick ma tot bin kommt och Pastor Eisenor,
der liest `n schön’ Vers aus seine Bibel vor:
"Der ohne Schuld tot sein, der Wirf den ersten Stein
 uff Lieschen Puderbach, det liebe Engelein!“
Doch ick, ick lieg janz still, wenn ick ma tot bin mach ick wat ick will.

Wenn ick ma tot bin zündense jelbe Lichter an,
die stellnse rechts und links an mir janz dichte ran,
dann fällt een goldner Schein uff mein verstorbenet Jebein,
und unser Lehrer, der fängt janz furchtbar an zu wein’.
Nur Tante freut sich sehr,
wenn ick ma tot bin, wenn ick ma tot bin, eß ick doch nüscht mehr!

Wenn ick ma tot bin schick ick aus mein kleenet Grab
mein’ letzten Willen und wat ick zu vermachen hab:
Mein Püppchen ohne Kop’
Mein rotet Band von Zop’
und dann och noch de jenstrischen paar Mutterknop’,
de will ick Truden schenken,
wenn ick ma tot bin, wenn ick ma tot bin sollse an ma denken!

Wenn ick ma tot bin, denn fängt erst mein Leben an,
wenn ick durchs Wolkenmeer und Himmel schweben kann.
Die Engel tiriliern’, die Geigen jubiliern’,
wennse zum Empfang von Lieschen alle uffmaschiern.
Mensch, machen die `nen Krach,
wenn ick ma tot bin, wenn ick ma tot bin, is mein schönster Tach!

Haben wir, mit den jüdischen Musikern, Librettisten, Kabarettisten, Spaßmachern und Hallodris und der Verfolgung all derer, die ihnen nahe standen, mit ihnen gemeinsam tiefsinnigen Unsinn und federleichten Ernst produzierten, auch unseren vergnüglichen Leichtsinn, unseren kindlichen Übermut vertrieben, vergast und unterjocht?
Warum schämen wir uns ständig für die Sehnsucht nach Leichtigkeit? Wie in dem alten Kinderrätsel: Was ist schwerer ein Kilo Federn oder ein Kilo Blei?

Dagmar Manzel 
©Philip Glaser

Holländer spricht selbst

P.S. Es gibt eine CD! Nein, ich bin nicht an den Einnahmen beteiligt.
http://www.amazon.de/Menschenskind-Dagmar-Manzel/dp/B00FESKXDC/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1395278634&sr=8-1&keywords=dagmar+manzel+cd 

Wenn jemand Interesse an Hoch-Berlinerisch hat, ist diese CD umso mehr zu empfehlen.

Der Berliner Dialekt, auch als „Berlinerisch“ oder „Berlinisch“ bezeichnet (auch: Berlinismus oder Berolinismus, Verb: berlinern), ist die Mundart, die im Großraum Berlin-Brandenburg gesprochen wird. Im Zusammenhang mit einem oft derben Humor bezeichnet man die Ausdrucksweise auch als „Berliner Schnauze“. Beim Berlinerischen handelt es sich sprachwissenschaftlich nicht um einen Dialekt, sondern um einen (selten anzutreffenden) „Metrolekt“, eine in großstädtischen Zentren aus einer Mischung vieler unterschiedlicher Mundarten entstehende Stadtsprache. (Wiki)

Mittwoch, 19. März 2014

Theater muß man manchmal auch vorzeitig verlassen

Immer wenn ich für einige Zeit in Berlin bin, versuche ich, so oft wie möglich und erträglich, ins Theater zu gehen. Warum? Weil ich immer noch gern Theater schaue. Weil es gut tut, zu sehen, dass auch hier nur mit dem sprichwörtlichen Wasser gekocht wird. Weil manchmal vor meinen Augen Wunder geschehen. 

Und gelegentlich verlasse ich das Theater, bevor die Vorstellung zu Ende ist. Ungeheuerlich! 

In den ersten zwanzig Jahren meines Theaterlebens ist dies genau zweimal vorgekommen. Beide Male bei Inszenierungen des "Guten Menschen von Sezuan" und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es am Stück, das mir pädagogisch angestrengt und sozial vereinfachend scheint, oder an den Inszenierungen (Giorgio Strehler und Juri Ljubimow) lag. Und an beiden Abenden lag mir meine Fahnenflucht schwer auf dem Gewissen und ließ mich den gefühlten "Theaterverrat" verheimlichen..

Und dann wurde ich 40 oder 50 und begriff körperlich und tiefinnerlich, dass die Zeit, die auf Erden mir gegeben ist, nicht ohne Ende ist. 

Eine der Entscheidungen die ich, in Folge dieser erschreckenden Erkenntnis, traf, war der Entschluss, von nun an kein Buch mehr zu Ende zu lesen, das mir nach Seite 50 immer noch nichts sagte, was ich nicht sowieso schon wußte; oder es auf andere Weise sagte. Eine andere, in meinem persönlichen Universum schwerer wiegende: wenn mich Theater langweilt und nicht zu erwarten ist, dass diese Langeweile in ein Gefühl von Verlangsamung und Intensivierung umschlägt, oder wenn es mich kalt läßt, dann gehe ich. 

Ein Befreiungsschlag und das Eingeständnis einer Niederlage.

Heute bin ich nach einer Stunde gegangen und habe danach einen guten Abend mit Freunden verbracht. 

"Der Freund krank" geschrieben von Nis Momme Stockmann als Monolog, inszeniert von Milan Peschel als  Stück zu viert mit: Moritz Grove, Daniel Hoevels, Kathleen Morgeneyer & Martin Otting. Die beiden Hauptdarsteller, ganz unterschiedlich in Körper und Talent, segeln in ähnlichem und gleichmäßigem Ton durch den aphoristischen Text. Die Frau, durch eine schwarze Faschingsperrücke beengt, spielt um ihr Leben und ein Mann mit kranker Stimme gibt den sozial relevanten Assi.

Vielleicht habe ich nur nicht verstanden, wo der gesellschaftlich akute Punkt lag, vielleicht war es aber auch gut, dass ich Zeit mit Freunden verbracht habe.

http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=9172:der-freund-krank-milan-peschel-verlegt-nis-momme-stockmanns-bericht-aus-schrumpfenden-landschaften-an-die-route-66&catid=38:die-nachtkritik&Itemid=40

Dienstag, 18. März 2014

Ein Großer Tag in Harlem - A Great Day in Harlem



"Als ich erfuhr, dass da dieses riesige Treffen für ein Photo in Esquire sein würde, sagte ich mir, 'Hier ist meine Chance all diese Musiker zu sehen, ohne zu einem Begräbnis zu gehen.'"

"When I found out there was going to be this big meeting for a picture in Esquire, I said to myself, 'Here's my chance to see all these musicians without going to a funeral.'" Dizzy Gillespie


Ein Großer Tag in Harlem

A Great Day in Harlem 
or Harlem 1958

photograhiert von Art Kane für Esquire


57 Jazzer auf einen Schlag
 
 Willie "The Lion" Smith, der 58., war des Wartens müde geworden und hatte sich kurz auf eine nahe Treppe gesetzt.
© Art Kane Archive
  • Red Allen
  • Buster Bailey
  • Count Basie
  • Emmett Berry
  • Art Blakey
  • Lawrence Brown
  • Scoville Browne
  • Buck Clayton
  • Bill Crump
  • Vic Dickenson
  • Roy Eldridge
  • Art Farmer
  • Bud Freeman
  • Dizzy Gillespie
  • Tyree Glenn
  • Benny Golson*
  • Sonny Greer
  • Johnny Griffin
  • Gigi Gryce
  • Coleman Hawkins
  • J.C. Heard
  • Jay C. Higginbotham
  • Milt Hinton
  • Chubby Jackson
  • Hilton Jefferson
  • Osie Johnson
  • Hank Jones
  • Jo Jones
  • Jimmy Jones
  • Taft Jordan
  • Max Kaminsky
  • Gene Krupa
  • Eddie Locke
  • Marian McPartland
  • Charles Mingus
  • Miff Mole
  • Thelonious Monk
  • Gerry Mulligan
  • Oscar Pettiford
  • Rudy Powell
  • Luckey Roberts
  • Sonny Rollins*
  • Jimmy Rushing
  • Pee Wee Russell
  • Sahib Shihab
  • Horace Silver*
  • Zutty Singleton
  • Stuff Smith
  • Rex Stewart
  • Maxine Sullivan
  • Joe Thomas
  • Wilbur Ware
  • Dickie Wells
  • George Wettling
  • Ernie Wilkins
  • Mary Lou Williams
  • Lester Young


Photo - interaktiv - mit den Namen der Musiker

http://www.jazz.com/features-and-interviews/2008/8/11/jazz-s-most-iconic-photo-is-half-a-century-old











Montag, 17. März 2014

Mohr im Hemd


MOHR IM HEMD*

140g Butter schaumig rühren und 140g Zucker, vermischt mit
2 Teelöffeln Vanillezucker, dazu geben. 140g geriebene Mandeln
und 140g geriebene Schokolade kommen auch noch dazu.
Ich persönlich würde noch eine Prise Salz und etwas Nescafe reintun.
8 Eigelb schaumig quirlen, und mit den anderen Zutaten vermischen. 

Dann 7 Eiweiß zu Eischnee schlagen und sanft 
unter die Masse rühren.


Die ganze wohlriechende Masse in eine gebutterte
verschließbare Form geben, die mit Semmelbrösel durchgeschüttelt wurde,

die Österreicher nehmen dafür metallene Gugelhupfformen 
mit dicht schließendem Deckel!
Eine 3/4 Stunde im Wasserbad kochen. 
Sehr viel ungezuckerte Schlagsahne herstellen und kühlen.
Die Form öffnen und den Pudding auf einen Teller stürzen,
dann Sahne dazu und, wenn alles geklappt hat, 
werdet ihr Himmelreich auf Erden schmecken! Die Mitte ist im Idealfall
noch etwas flüssig und drumherum dicker warmer Schokopudding
und kalte Sahne!


 Wasserbad-Gugelhupf-Form für Mohr im Hemd
*Der Name des Puddings ist der, mit dem ich aufgewachsen bin,
er kann, wenn erwünscht, auch durch Schokokuchen mit Schlag, 

Schokohupf oder Kakaohupf ersetzt werden.

Sonntag, 16. März 2014

The Grand Budapest Hotel


Kürzlich und früher und noch ein paar Jahrzehnte vorher in einem kleinen europäischen Land namens Zubrowka.... Zum Wohl!

Die unvergleichbare Tilda Swinton anwesend für zwei kurze, sehr kurze, und zauberhafte Szenen, in der Rolle einer 85-jährigen Grand Dame, um dann in einer längeren Phase als Leiche und Stein des Anstosses zu fungieren. Großartig. Von dann an tritt eigentlich alle fünf Minuten ein weiterer toller Spieler auf und wirft Ralph Fiennes und seinem Compagnon Tony Revolori schnelle und scharfe Bälle zu, die diese auffangen, jonglieren, abschmettern oder über Eck zurückschießen. Ein flinker Film. Die Witze, Zitate nur angerissen, die Dialoge immer eine andere Richtung nehmend als zu erwarten wäre. 

Nach dem "Englischen Patienten" war ich fest entschlossen Ralph Nathaniel Twisleton-Wykeham-Fiennes in die gleiche Kiste von enervierenden gutaussehenden englischen Oberklasse-Darstellern zu packen, wie seinen Bruder Joseph, den mit den tränengefüllten Augen aus "Shakespeare in love", und Hugh Grant, der seit "Notting Hill" nur ewig immer das selbe intelligente Stottern bietet. Ich habe ihn aus der Kiste wieder rausholen müssen: "Coriolanus", "Das Ende einer Affaire", "Der ewige Gärtner" und, ja auch, "Harry Potter" haben mir keine andere Wahl gelassen und lassen mir sogar ein wenig Hoffnung für den nächsten Sam Mendes "Bond", nach dem deprimierenden Tod von Judy Denchs M, die Fiennes von nun an ersetzen soll. 
Er ist ein Clown. Höheres Lob habe ich nicht.


Tilda Swinton

Buddy-Movie nannte man das Genre früher, hier sind der Concierge Gustave und sein Lobby-Boy Zero die ungleichen, doch einander notwendigen Freunde - Mentor und Schüler, Vater und Sohn, weißer Clown und dummer August und dann dreht sich das Verhältnis irgendwann. 
Der Film ist wunderbar photographiert und von irrlichernder Präzision. Kein Bleistift ist nicht da, wo er sein müßte, aber die diffizile Choreographie nervt nicht, ist nicht selbstverliebt, sondern lustvoll und überbordend. 


Ins Kino gehen, Karte kaufen und, wenn möglich, die englische Originalversion anschauen! Das Letztere, weil ich befürchte, das die Synchronisation den Ton verniedlicht, den Spaß mitspricht, die Pointen kräftig setzt, während im Original alle Beteiligten mit heiligem Ernst der Kunst der Leichtigkeit dienen.


Lausitz-branchen.de

Aus: "Görlywood an der Neiße" 

Der Freistaat Sachsen hat sich über die Mitteldeutsche Medienförderung mit 900.000 Euro an der Produktion beteiligt. Dafür werden in der Region mindestens vier Millionen Euro ausgegeben. Zum Beispiel für den aufwändigen Umbau des alten Hertie-Kaufhauses, bei dem örtliche Arbeitskräfte und Dienstleister eingesetzt werden. Dazu gehören mehr als 15 Firmen aus den Bereichen Bau, Architektur, Ingenieurwesen, Sicherheits- und Elektrodienstleistungen. Allein 710.000 Euro fließen für die Unterbringung von Crew und Cast in das Görlitzer Hotelgewerbe. Aber es werden auch die Kostüme von Näherinnen vor Ort per Hand genäht, der in der Handlung des Films essentielle Kuchen wird von einem Görlitzer Bäcker kreiert, Schmuck und spezielle Buchbände werden von einheimischen Juwelieren und Künstlern angefertigt. Hunderte Görlitzer Bürger können als Komparsen mitwirken. Technisches Personal kommt aus ganz Sachsen. Medienminister Johannes Beermann: "Das bringt spürbar einen frischen Wind in die Stadt, die mehr und mehr von Filmproduktionen geprägt wird. Görlitz arbeitet an seinem neuen Ruf als Filmstadt Deutschlands."

 Das Görlitzer Jugendstilkaufhaus am Marienplatz 
Foto: pa/ZB