Donnerstag, 2. August 2012

Island letzter Teil - Eine phantastische Reise - Jules Verne


Mit zwölf habe ich "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde", im alten Kino Camera, in der Oranienburger, da wo heute das Tacheless ist, gesehen. (Die Kassiererin war so dick, dass sie gerade mal so in ihr Kabuff passte, der Eintritt betrug 20 Pfennig, und die Kinder, die sie kannte, hat sie auch mal so reingelassen. Es war ein herrliches Kino, manchmal wurde live synchronisiert! Jahre später hat ein Freund dort den Ton bedient und ich habe meine gesamte Film-Grundbildung in diesem kleinen Samt-Staub-Kino erhalten.)
Jedenfalls, der Film wurde 1959 mit James Mason in der Hauptrolle gedreht und hat wunderbare, von heute aus betrachtet fast kindliche, aber immens liebenswürdige Tricks. Und ich habe den Film geliebt, besonders den isländischen Führer Hans, der seine Gans Gertrud stets und immer mit sich trug. Ehrlich gesagt, ich liebe den Film immer noch so sehr, so dass ich mir keine Neuverfilmung ansehen mag.

1987, schon nach der Schliessung © Gerd Danigel
 
Es ist überhaupt spannend, wie alte phantastische Filme, heute, zu Zeiten von 3D und Computeranimation und Motion-capture Animation, einen ganz eigenen Reiz ausstrahlen. Erinnert sich noch jemand an "Die Reise in die Urzeit"? Von Karel Zeman, einem ganz großartigen tschechischen Trickfilmer?
Oder nochmal 50 Jahre vorher Georges Méliès mit "Der Reise zum Mond"?
"Willing suspension of disbelief" nannte es Samuel Taylor Coleridge, die willentliche Aufgabe des Unglaubens oder willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit, das ist, was von mir verlangt wurde. Ich war aktiver Teil der phantastischen Behauptung, heute ist die Behauptung selbst so glaubwürdig, dass mir nichts mehr zu tun übrig bleibt.
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Steige herab, mutiger Reisender in den Krater Snæfellsjökull, den der Schatten von Scataris berührt vor dem ersten Juli, und du wirst zum Zentrum der Erde gelangen; welches ich getan habe. Arne Saknussem
Descend, bold traveler, into the crater of Snæfellsjökull, which the shadow of Scartaris touches before the Kalends of July, and you will attain the centre of the earth; which I have done. Arne Saknussem

Diese verschlüsselte Nachricht, die Professor Otto Lidenbrock eingeschlossen in einem Gesteinsbrocken findet, veranlasst ihn zu seiner Expedition, die am Vulkan Snæfellsjökull an der Westküste Islands beginnt und in Italien am Stromboli endet
Die Vorstellung von einer "hohlen" Erde hat sich recht lange gehalten und später die irrwitzigsten okkulten Schwachsinnigkeiten hervorgebracht, aber auch besser belehrt, hat die unmittelbare Nähe des Erdinneren, das Gefühl, dass der Boden unter meinen Füßen nicht fest und sicher ist, doch einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. In so direktem "Kontakt" mit meinem Planeten bin ich vorher noch nie gewesen und es war eine beunruhigende, aber auch erdende Erfahrung.


Hier noch ein paar Einstiegslöcher in die Unterwelt:




Blaue Eisberge, Wasserexplosionen, Wolkenschatten auf Basaltbergen, Schwefeldünste über grau-blubbernden Quellen und und und immer wieder das Meer, in grün und dunkeltiefblau, bleiern und silbrig, mein Kopf ist voll.


Mittwoch, 1. August 2012

Einen kleinen Applaus bitte!


Ein kleiner Ausflug

Nach einer Fahrt auf einer der hier üblichen Schlotter-Schotter Strassen - eine schmale Furt, dahinter ein mittlergroßer Berg." Da oben soll es ganz toll sein! Laß uns gucken!"
Und eine seit Jahrzehnten wie ein kleinerer Schlot rauchende Frau aus dem brandenburgischen Flachland, besteigt den Berg. Dahinter ist noch einer, ein höherer. Und dann noch einer dahinter, wieder ein wenig höher. Im Reiseführer steht, es ginge "leicht" bergan. Wobei "leicht" in diesem Fall ein leichtsinnig verwendetes Wort scheint, da es nicht auf die Kondition dieser Reisenden abgestimmt ist.
Mit Atemnot, leichtem Schwindel, Schwitzen und unter stetem Murmeln bösester Worte schafft die Frau es. Diese Frau bin ich! Hier wäre jetzt der kleine Applaus erwünscht.
Vor mir liegt eine weite Wiese mit Quellen aus denen sich Rauch kräuselt, manche blubbern auch, mit einem rauschenden Bach und einigen wenigen Menschen. Ein ganz wundersamer Bach, der sich mit einer heißen Quelle mischt. Die Badetemperatur ist frei wählbar, je weiter von der Quelle man weg ist, desto lauer das Wasser. 
Der Abstieg war um Vieles leichter! Ich werde weiterhin rauchen.


Erster Berg von oben nach unten gesehen
Zwischen zwei Bergen
 Zweiter Berg
Einige von vielen heißen Quellen
 Zwischen zwei Bergen
 Nahaufnahme einer Quelle
Letzter Berg


 Langer Weg
 Der Zauberbach aus der Ferne
 Sehr langer Weg mit Wasserfall im Anschnitt
Wasserfall mit kaltem Wasser, links vom "Heißen Bach"
 Die grünen Nägel im Bach, zum Beweis!

Am Abend noch eine kleine weiße Kirche am Meeresstrand und oben am Himmel Farbschauspiele, links feinste altrosa Wölkchen auf mildblauem Hintergrund, rechts ein fetter buttergelber Vollmond.
Ein guter Tag, und genug Natur für die nächsten elf Monate, morgen geht es in die kleine Großstadt Reykjavik. 


Dienstag, 31. Juli 2012

Schwärmen


Gestern am westlichen Strand, tausende Lachmöwen hocken, oft paarweise, im seezugewandten Steilufer, der Lärm ist ohrenbetäubend. Plötzlich fliegt ein Schwarm in scheinbar choreographierter Ordnung eine Ellipse, um sich dann wieder niederzulassen, und mit einem Mal ist Stille.


Natur ist glücklich. Doch in uns begegnen
sich zuviel Kräfte, die sich wirr bestreiten:
wer hat ein Frühjahr innen zu bereiten?
Wer weiß zu scheinen? Wer vermag zu regnen?

Wem geht ein Wind durchs Herz, unwidersprechlich?
Wer faßt in sich der Vogelflüge Raum?
Wer ist zugleich so biegsam und gebrechlich
wie jeder Zweig an einem jeden Baum?

Wer stürzt wie Wasser über seine Neigung
ins unbekannte Glück so rein, so reg?
Und wer nimmt still und ohne Stolz die Steigung
und hält sich oben wie ein Wiesenweg?

Rainer Maria Rilke
Aus: Die Gedichte 1910 bis 1922 (München, Frühjahr 1919) 


Montag, 30. Juli 2012

Zwischendurch für Nelly und Herrn G. - Islandpferde






 ISLANDPFERDE

Neben 450 000 Schafen gibt es auf Island auch sehr, sehr viele Pferde.
Ich verstehe nix von Pferden, aber diese sehen sehr schön aus, immer ein wenig gegen den Wind gelehnt, in verschiedensten Schattierungen und zurückhaltend, doch angstfrei.
Dieser Post ist für meine Nichte, die Pferde liebt, und Hunde, und für Herrn G. auf besonderen Wunsch.










Sonntag, 29. Juli 2012

Hvalreki - Gestrandeter Wal


Vor wenigen Tagen war ich auf dem Meer Wale beobachten. Heute auf der Fahrt an der Küste Westislands entlang ein handgeschriebenes Schild: Hvalreki / Toter Wal. Gestrandet wäre die richtigere Übersetzung, aber leider käme beides in diesem Fall auf das selbe hinaus. Auf dem dunklen steinigen Strand lag ein riesiger toter Blauwal, einige Knochen stachen hervor, er war praktisch aufgeplatzt und es stank erbärmlich  - solch ein trauriger Anblick.

Ich habe heute gelesen, dass das Herz eines Blauwales bis zu eine Tonne wiegen kann. Er muß etwa eine Tonne Nahrung zu sich nehmen - täglich - und ernährt sich ausschließlich von Plankton, Krill und kleinen Fischen. Er ist ein Einzelgänger, nur Mütter und sehr junge Wale schwimmen zusammen. Die Weibchen sind meist größer als die männlichen Tiere. Blauwale können bis zu 33 Meter lang werden, bis zu 30 km/h schnell schwimmen und bis zu 300 m tief tauchen. Dabei wiegen die Blauwale 100 bis 150 Tonnen, wobei die männlichen Blauwale eher unter 120 Tonnen bleiben.




Der Blauwal oder Balaenoptera musculus ist das größte Tier, dass es jemals auf diesem Planeten gegeben hat.

Wiki sagt: Um 1920 schätzte man den Weltbestand der Blauwale auf über 220.000 Tiere, davon etwa 90 % in den südlichen Meeren. 40 Jahre später waren es nur noch 1.000–3.000 Tiere. Heute wird die Gesamtpopulation wieder auf etwa 10.000–20.000 Individuen geschätzt.
Unter diesem Link kann man sich einen Blauwal in Originalgröße anschauen, Zentimeter für Zentimeter.

Irving Penn - Zigaretten Serie - Cigarette Series


Irving Penns erste Austellung in der MOMA - 1975  - Platinumdruck

ZIGARETTEN


 
Cigarette No.17 New York, 1972 
© Estate of Irving Penn


 
Cigarette No.37 New York, 1974 
© Estate of Irving Penn

 
Cigarette No 52 1972 
© Estate of Irving Penn


 
Cigarette No. 86 New York, 1972   
© Estate of Irving Penn 


Und noch eins Extra:
 

 
Miles Davis' linke Hand 
© Estate of Irving Penn 


http://www.youtube.com/watch?v=td3SE3zEVP0

 

* Wiki sagt: Das Platindruckverfahren beruht auf der von John Herschel um 1832 entdeckten Lichtempfindlichkeit des Platinchlorürs. ...
Beim Waschen lagert sich Platin stufenlos und mit weichen Tonwertübergängen auf dem Papier ab. Die Bilder sind chemisch fast unveränderlich und daher sehr haltbar. Das Bild ist nicht in einer Kolloidschicht, sondern direkt in die Papierfaser eingebettet. Der Tonwertumfang ist sehr gut und die Bilder haben gute Tiefen. ... Zusätze von Gold, Uran oder Silber erlaubten eine Variation der Tönung.  

Ein kurzer Halt auf Snællfellsness


Wir fahren auf eine Landzunge zwischen zwei Fjorden, mit dem schönen Namen Snællfellsness. Davor am Meer bei dem Versuch Robben zu beobachten, den lautesten Vogel, den ich je gehört habe, getroffen. Er ist winzig, mit dünnen roten Beinen und einem im Verhältnis zu seinem Körper sehr großen roten Schnabel und schreit lauthals in wechselnden Rhytmen, dass man meinen könnte, er hätte einen eingebauten Verstärker. Da ich vermute, er war auf Paarungssuche, hat das schrille Gebrüll eine gewisse Komik bei einem so besonders kleinen Lebewesen.
Und dann ins Auto bei strahlendem Sonnenschein, es sind unglaubliche 17 Grad (!) und wir halten irgendwo im Nirgendwo: Leider kann ich kein Panorama bieten, aber alle folgenden Bilder sind von diesem einen Ort.

Rundblick Teil 1 Geröll und See im Anschnitt
Rundblick Teil 2 See mit Berg zur Linken
Rundblick Teil 3 Noch mehr Geröll und ein anderer Berg
Rundblick Teil 4 Der See und ein schwarzer Berg mit hellem Moosstreifen unten und Blumenexplosion im Vordergrund
Zoom 1
Zoom Teil 2
Zoom Teil 3 Sumpf
Zoom Teil 4 Wattebäusche im Wind
Zoom Teil 5 Ich nenne es die Watteblume
Von weiter unten
Und das noch

All dies an einem Ort und solche Orte findet man dauernd. Ist es ein Wunder, dass ich mich regelrecht betrunken von Schönheit fühle? 
Vemutlich bauen die Isländer deshalb so häßliche Häuser, damit es nicht hier unerträglich schön wird. Und eklig kratzende Schaffellpullover tragen sie auch ganz viel. Und sie essen Schafsköpfe. Und Björk mag ich auch nicht! Pah!

Mein erster Elf