Donnerstag, 14. November 2019

Tiefe Blicke oder Porträt einer jungen Frau in Flammen

Porträt einer jungen Frau in Flammen

Céline Sciamma hat einen Film gedreht über Liebe unter schwierigen Bedingungen, herausgekommen ist Soft-Kitsch-Porno ohne Sex, oder vielleicht kam der ja auch noch,
aber da war ich schon weg. Eine ganze Stunde habe ich drei Frauen zugesehen wie sie in
immer veraussehbaren Situationen nahezu nichts spielten.
Jede Sekunde war bedeutsam, jede Geste wichtig, jeder Blick tief und alles ganz langsam, damit ich auch alles mitbekomme und verstehe und wertschätze.
Die Frauen waren schön. Die Landschaft war es auch. Selbst die Reqisiten waren es.
Es wurde photogen geschwiegen, gelitten und geliebt.
Drei Gefühlsvarianten gab es, hingebungsvoll, trotzig und waidwund.
Leidenschaft ist anders. Not ist anders. Erotik ist anders.
Irgendwann in den 60 Minuten erwischte ich mich bei dem Gedanken: "Nun macht mal hinne Ladies."
Der Vogerlsalat mit Kürbiskernöl danach hat gut geschmeckt.



14 Kommentare:

  1. In einer Gesellschaft, in der die eigenen Gefühle entdecken bedeutet, dass man unweigerlich aus ihr herausfällt und zum emotionalen Paria wird, der Verachtung, Abscheu und Hass erfährt, sind die Schritte der Entdeckung vielleicht klein und unbedeutend in den Augen anderer - tatsächlich aber ist jede Kleinigkeit monumental, jede Winzigkeit bedeutungsvoll und jede Hinwendung das überkommen von Angst.
    Deshalb dauern outings auch heute noch Jahre, selbst in Gesellschaften in denen Liebe nicht mit dem Tod, sondern nur mit Mißachtung bestraft wird.
    Sollten Sie jemanden kennen, der die Aufgabe bewältigen musste die Anziehung zum eigenen Geschlecht zu entdecken, zu realisieren und zu akzeptieren... fragen Sie. Vielleicht wird Sie überraschen wie viel Zeit und wie viele kleine schweigende ohrenbetäubende Schritte es gebraucht hat bevor jemand dann "mal hinne" gemacht hat.

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  2. Ich bin immer wieder überrascht, wie leichtfertig und nonchalant Menschen beurteilen wie oder was etwas ist.
    Und wenn sie sagen, dass es so nicht ist, dann meinen sie doch eigentlich nur, dass sie es so nicht kennen. Aber zu glauben, dass etwas so nicht sein kann, nur, weil man selber es so noch nie erlebt hat, ist eine Anmaßung.
    Denn es bedeutet, dass nur wahr und existent ist, was man aus eigenem erleben kennt.
    Die Magie des Geschichten erzählens aber ist uns das unbekannte zu ermöglichen. Uns von dem zu erzählen, das uns nie begegnet, nie passiert ist. Im Zuschauer setzt das die Fähigkeit und den Willen voraus dafür offen zu sein, dass Menschen Gefühle unterschiedlich empfinden und leben. Und dass, auch was für einen selbst nicht nachvollziehbar ist, berechtigt ist zu bestehen und Wirklichkeit zu sein.

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  3. Sie kennen keine Blicke, die man zunächst nicht wagen will, weil man weiß, dass der Anblick dieses Menschen einem wie ein flirrendes elektrisches Feld durch den Körper fahren und jeden klaren Gedanken umräumen wird zu einem Hort des Chaos?
    Sie kennen keine Blicke, die man, einmal gewagt, nicht mehr lösen kann, weil man nicht aufhören will anzublicken, weil man Angst hat jede kleinste Bewegung dieses einen besonderen Gesichts zu versäumen, zu verpassen?
    Sie kennen keine Augenblicke, in denen eine flüchtige, versehentliche Berührung den eigenen Herzschlag beschleunigt, bis er wie Paukenschläge in den eigenen Ohren dröhnt?
    Sie kennen nicht die Überforderung des unablässigen staunens, dass es diesen Menschen gibt, dass er vor einem steht, dass er tatsächlich ist?
    Sie kennen nicht das Gefühl, dass das wenige eines Menschen so viel in einem ist, dass man nicht weiß wie man den nächsten größeren Schritt gehen soll, weil fraglich ist, ob man ihn überhaupt aushalten kann?
    Schade.

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  4. Ich habe mal über einen Menschen geschrieben "Wenn ich dich ansehe, verliere ich die Welt und ersetze sie mit dir. Deswegen sehe ich Dich nicht zu oft an, aber immer zu lange.".
    Daran musste ich denken, als ich den Film gesehen habe.

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  5. Es gilt noch immer: keine Gespräche mit Anonym.

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  6. Frau Schall, Sie tun sich echt keinen Gefallen gerade. Sie kanzeln inhaltlich sehr emotionale und berechtigte Einwände und Gefühle ab, weil sie anonym verfasst wurden. Dabei vergessen Sie, dass gerade Gespräche über gleichgeschlechtliche Liebe oft offener und komfortabler geführt werden, wenn sie anonym bleiben dürfen. Ich kann Ihre Haltung weder gut heißen noch nachvollziehen.

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    1. Falls Sie wirklich Karolin Rieder sind: Es tut mir leid, aber ich werde seit einiger Zeit von einer mir bekannten Person mit bösartigen Kommentaren überhäuft. Deshalb meine Reaktion.

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    2. Wo bitte entdecken Sie denn Bösartigkeit in diesen Kommentaren??? Sie können doch nicht pauschal anonyme Kommentare abwerten, ohne ihren Inhalt bei Ihrer Reaktion zu berücksichtigen. Tut mir leid, da verstehe ich Sie nicht.

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  7. Klaus Leitenberger16. November 2019 um 11:05

    Nichts gespielt? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Ich würde es ehrlich gesagt begrüßen, wenn mir das Theater öfter so wohl gerundete und stimmige Charaktere vorsetzen würde anstatt seine Akteure zu zwingen mir mit rasterhaftem Aktiuonismus vorgetragene vermeintlich bedeutsame gesellschaftlich emotionale Wahrheiten entgegen zu quäken.
    Dieser Film hat mich an Marthaler Inszenierungen zu seinen besten Zeiten erinnert. Denn Theater kann auch Langsamkeit. Kann auch den Focus auf das unausgesprochene zwischen den Textzeilen setzen. Ihnen mag das langweilig und profan erscheinen. Und es ist Ihr gutes Recht dann zu gehen. Aber diese Darstellung als "Nichts" abzuqualifizieren geht dann doch ein wenig zu weit. Und vielleicht täte es dem Theater gut wieder einmal auf Gefühle als tragende Kraft zu vertrauen, anstatt seine Zuschauer mit hysterischen Zerrbildern menschlicher Zerstörtheit auf die Nerven zu gehen und das als künstlerische Innovation zu verkaufen.

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  8. Sie können doch nicht ernsthaft erwarten das alle ihren Klarnamen benutzen, wenn sie zu diesem Thema persönliche Betrachtungen beisteuern. In was für einer blauäugigen Welt leben Sie denn? Vielleicht wird sexuelle Orientierung in einer zukünftigen Utopia-Gesellschaft keine Rolle mehr spielen und vielleicht bewegen wir uns auf diese Gesellschaft zu. Aber da sind wir noch nicht. Erwarten Sie wirklich ein namhaftes outing nur um hier in Ihrem Blog einen Kommentar zu hinterlassen, den Sie inhaltlich zur Kenntnis nehmen? Das ist stark.

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  9. Ich fände es beunruhigend, wenn Menschen in unserer Gesellschaft die Fähigkeit verlieren diese langsamen Gefühlswelten zu lesen und zu verstehen. Das wäre ein Verlust.
    Zum Glück sind Sie mit Ihrem Eindruck aber in einer Minderheit. Seit langem waren sich Kritiker und Publikum nicht mehr so einig wie über diesen Film. Natürlich können Sie Ihre Meinung haben, aber ich bin dann doch froh, dass die meisten eine andere haben. Ich weiß nicht, was Sie erwartet haben. Als gäbe es keine Leidenschaft ohne Sex. Als gäbe es keine großen Gefühle im stillen. Was ist denn Erotik, wenn nicht die Spannung jemanden zu wollen? Dieser Film ist brechend voll davon.
    Wie man ihn in 34 Tagen abdrehen konnte ist mir ein Rätsel. Er ist so genau und voller Details.

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  10. "Leidenschaft ist anders. Not ist anders. Erotik ist anders."

    Und da sprechen Sie für ...alle???
    Und das dürfen sie, weil... ???

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    1. Darf sie nicht, sie macht's einfach. Aber wenn jemand zu einem homosexuellen Paar sagen würde: "Liebe ist anders." - dann würde sie wahrscheinlich politisch korrekt auf die Barrikaden gehen.
      Dabei macht sie an dieser Stelle genau das gleiche. Sie generalisiert ihren eigenen Erlebnishorizont zu einem universellen.
      Und merkt nicht einmal, dass sie das gleiche Prinzip anwendet, das jedem Homophoben oder Rassisten seine Weltsicht diktiert. "Was für mich nicht richtig ist, muss generell falsch sein."
      Ziemlich vereinfacht und schwarz/weiß gedacht. No pun intended.

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  11. Hier sind offensichtlich alle Kommentare, außer denen der Bloggerin, anonym, auch die mit Namensnennung. Und die Anonyma treten zwar in verschiedenen, aufeinander folgenden Posts auf, könnten aber auch von eine/m/r einzigen stammen, nur eben verteilt auf verschiedene Posts. Es macht keinen Sinn, darauf zu antworten und zu argumentieren. Ich glaube ein Muster zu erkennen: in den verschiedenen Blogposts wird nach einem Haar in der Suppe gesucht und daran, ungeachtet des ganzen Blogposts, eine Kritik aufgehängt, die die Redlichkeit des Blogs und der Bloggerin insgesamt in Frage stellt.
    Äußerungen zur Eroitik und zur Liebe sind natürlicherweise immer höchst subjektiv, und jede Äußerung dazu ist ein Wagnis in ihrer Einseitigkeit. Genau diese Einseitigkeit anzugreifen, beeutet, solche Äußerungen grundsätzlich unmöglich zu machen.
    Diese Einseitigkeiten sind in sich selbst gerchtfertigt, weil Erotik in sich selbst gerechtfertigt ist. Wer daraus eine Diskriminierung zu machen versucht, sollte ein Gelübde ablegen und ins Kloster gehen.

    Dieser Kommentar ist kein Beitrag zur Diskussion, sondern eine Meinungsäußerung, mit der ich meinen Auftritt in diesem Kommentarteil nicht beginne, sondern gleich wieder beende.

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