Freitag, 8. Februar 2019

Die Unbeschwertheit des Spiels

19 Vorstellungen "Hase Hase" gespielt und 13 kommen noch. 
Eine spannende Erfahrung für mich erstmalig ensuite, also nahezu ununterbrochen hintereinander zu spielen, jeden Abend dieselbe Inszenierung desselben Stücks und doch ist jeder Abend verzückend anders. 
Die Truppe ist gut miteinander, schwächelt einer, schwächeln alle, und wenn wir fliegen, heben wir gemeinsam ab.
Die Leute im Saal, jeden Abend zwischen 800 und 1000 tun das ihre. Sie sind primär auf Spaß aus oder hören genau hin, mal zurückhaltender, mal überbordend enthusiastisch, alt, jung, alles durcheinander, aber immer miteinander.
19 Vorstellungen mit zwischen 770 und 1027 Zuschauern, also circa 
17 000 Menschen haben uns zugesehen - ein schöner Irrsinn.
Da ich erst nach der Pause richtig losspielen darf, gucke ich vorher viel zu, spüre den Atem, die immer leicht unterschiedliche Geschwindigkeit, groove mich ein, und langweile mich nicht, wirklich nicht. Guten Spielern zuzugucken, wie sie variieren, ausprobieren, in unsichere Gewässer geraten und doch immer auf wundersame Weise das erprobte/geprobte Festland wieder erreichen, ist mir ein Vergnügen.
Und es ist wirklich ganz anders als Repertoire zu spielen, denn da liegen 2, 3, 4 Wochen zwischen den einzelnen Vorstellungen und ein Teil des Hirns ist mit Erinnern, Wiederherstellen beschäftigt, aber wenn du wochenlang allabendlich dieselbe Geschichte spielst, wirst du freier im Kopf, wagemutiger, frecher. 
Heute war Frau Dupperi in ihrem Gespräch mit Gott etwas betrunkener, gestern dagegen hatte ihre Altmädchenhaftigkeit mehr Gewicht. 
Jeder Abend ist eine kleine Abenteuerreise, eine neue Betonung ist auszuprobieren, eine andere Pause. Der Körper hat auch seine eigenen Interessen, der Rücken spinnt, also tanzt er anders, einmal bin ich müder, ein anderes Mal energiegeladen und hüpfend.
Wird man sich einer Pointe zu sicher, gelingt sie nicht, überhaupt ist Erfüllung von Anweisungen oder die selbstgewisse Rückversicherung auf einmal Gelungenes der Tod des Spiels.
Jeder Abend kann schiefgehen, dass macht es so aufregend. 
Ich habe wirklich nicht erwartet, das mir SPIELEN, nach einer so langen Zeit der Abstinenz, so sehr viel Spaß machen würde. Ein altmodisches Adjektiv trifft es am genauesten, es ist GEIL.



nnn

2 Kommentare:

  1. Sehr geehrte Frau Schall, schon längst wollte ich Ihnen schreiben, wie gut mir das Stück gefallen hat. Beinahe wäre ich in der Pause der zweiten Voraufführung gegangen, nur weil das mit den 1000 Leuten und mir etwas schwierig ist; habe mich aber zusammengerissen, habe nicht das Beste verpasst sondern bin von Ihnen und Ihren Kollegen noch doll belohnt worden. Vielen Dank an Sie alle und die Autorin. Die Kirsche auf der Sahne war dann die Katze in der Schillerklause. Wünsche Ihnen von Herzen noch viel Spaß damit. Judith Nikolova

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  2. Danke. Danke. Was für ein wunderfreundliches Kompliment. Die Katze heißt übrigens Leopold.

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