Zwei kleine unscharfe Photos zeigen mir die Familie meiner Großmutter lose vereint um einen Chanukkaleuchter. Ihre Mutter, Leopoldine Pollak, gestorben am 4. März, 1927 in Wien, Österreich durch eine Hirnembolie nach Magenkrebs, ihr Vater, Siegfried Weigl ermordet am 20 Januar 1942 im Ghetto Lodz, ihre Schwester, Stella gestorben 1934 an einem Fieber. Glück gehabt? Sie, Helene Weigl, war auf der Flucht, und konnte ihre in Österreich etablierte
Familie nicht zum Mitkommen überreden. Deren Tod wurde ihr nur im Nachhinein bekannt. Ich habe keinen von ihnen kennengelernt. Meine Familie mütterlicherseits ist hitlerbedingt sehr klein.
Heute "Anatevka - Der Fiedler auf dem Dach" in der Komischen Oper.
Barrie Kosky bemüht sich ernsthaft und kunstvoll das Andenken an seine eigene Familie zu ehren und was kommt dabei heraus? Jiddischer Kitsch.
"Viele meiner besten Freunde sind Juden", "Sie haben Humor und Mutterwitz", ach, es ist schade.
Eine nicht mehr existierende Welt wird zelebriert und im Ergebnis entsteht banale Folklore. Blackfacing auf jüdische Art. Angeklebte Schläfenlocken schaukeln, gute Laune wird zum Lebensprinzip, wenn Konflikte entstehen, werden sie weggelacht oder weggeweint.
Da lebten einst Menschen unter, meinen Ansichten nach, zutiefst reaktionären Parametern in feindlicher Umwelt und in Reaktion auf diese mörderische Bedrohung zogen sie sich in noch realitätsfernere Wirklichkeiten zurück. "Unorthodox" von Deborah Feldman ist ein verstörendes Buch über die Lebensqual einer jungen Frau, die in eine orthodoxe jüdische Gemeinschaft der heutigen Stadt New York geboren wird und ihr um einen hohen Preis entkommt.
Die Choreographie ist atemberaubend gut. Dagmar Manzel auch. Eine Stunde weniger täte dem Abend gut, auch wenn ich die Überlänge verstehe.Und das berühmte Lied, natürlich. Übrigens das einzige, das hängenbleibt.
Marc Chagall
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