Montag, 4. Mai 2015

Don Giovanni an der Komischen Oper


Morgen hingehen, Karten vorbestellen, (unbedingt darauf achten, dass Papendell singt!) hinsetzen, verzaubert sein.

Günter Papendell als Don Giovanni - ein glückliches Ereignis!

Mannoman ist der großartig! Ein zarter Mann, bei dem man sich fragt, wo er überhaupt diese Riesenstimme herholt, ein Clown, ein Sprachkomiker, ein Tänzer, ein wildes Kind.

Giovanni ähnelt hier ein wenig dem Joker von Heath Ledger, vibrierend, auf der Suche nach dem nächsten Kick, er weiß was er tut, kann nicht anders, lädt uns ein, sein Vergnügen mitzugenießen und für eine kurze Zeit unsere biederen moralischen Einwände beiseite zu lassen. Ihr wollt es doch auch, oder? Keine Zeit. Keine Zeit. Genuß muß gefunden & genommen werden, selbst der Tod ist dafür am Ende kein zu hoher Preis. Er tut was wir alle wünschen und nicht wagen, weil er mehr riskiert, mehr giert, mehr Spaß hat, mehr Lust, mehr, einfach mehr. Und dies auf fast kindliche Art. Eingestreut und perfekt gesetzt - Sprachwitze der albernsten Art - die Namen der Mitspieler bieten sich ja auch wirklich an.

Während der Champagnerarie spielt er Pferd & Reiter, die Füße hüpfen während die Stimme leicht und weich klingt. Das ist sowohl kunstvoll und witzig aber auch technisch beeindruckend. Frag mal einen Sänger, ob er eine Arie lang hüpfen würde!


Auf denn zum Feste,
Froh soll es werden,
Bis meine Gäste
Glühen von Wein!
Siehst du ein Mädchen
Nahen dem Garten,
Lass' sie nicht warten,
Führ' sie herein.
Tanzen lass' alle sie
Wirr durcheinander;
Hier Menuette,
Da rasche Walzer,
Dort Allemanden
Spiel' ihnen auf.
Ich aber leise,
Nach meiner Weise,
Führe das Liebchen
Ins Kämmerlein.
Drum ohne Sorgen
Deinem Register
Schreibst du schon morgen
Zehne noch ein.


Finale des ersten Teiles:

Mutlos soll mich niemand sehen.
Mag die Welt in Trümmer gehen,
Niemand soll mich zagen sehn
Nein, ich bleib' fest und trotz' dem All.





Günter Papendell, Bariton
"Es ist eine sehr spezielle, sehr körperliche Dauerspannungsspielweise, die auf Dauer wahnsinnig anstrengend ist und wo man gucken muss, wie man das in den Körper reinkriegt, ohne nach zehn Minuten schon total ausgepowert zu sein."
Giovanni singt ein Mädchen an, er singt eine lyrische Kanzonette mit den Bewegungszitaten des Gitarristen einer zweitklassigen Rockband - genial.
Horch auf den Klang der Zither,
Mach auf das Gitter,
O lindre meine Pein
Und lass mich glücklich sein!
Lässt du mich trostlos flehn,
So macht ein rascher Tod,
Du Falsche, sollst es sehn,
Ein Ende meiner Not.
Mir lacht dein süßes Mündchen
Voller Wonne,
Und dein liebliches Auge strahlt
Wie die Sonne;
Magst du auch grausam sein,
Was gilt's, du hast mich lieb:
Lasse mich nicht allein,
du loser Herzensdieb.

Die Inszenierung ist von Herbert Fritsch und dementsprechend lustvoll, auch wenn sich der zweite Teil ein wenig gegen die Methodik sträubt. Die Dramaturgie des Librettos häuft hier eine Menge großer Arien an und letztendlich stehen dann da doch Sänger und Sängerinnen und singen einfach. Papendell nicht, er spielt, er verweigert das Genre, die Tradition und spielt somit auch an gegen die Erstarrung und das Zufriedengeben. Ich kenne den Mann nicht und würde ihm trotzdem heute Abend gern meine Liebe erklären.


Alle Photos © Monika Rittershaus


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