Donnerstag, 28. Juli 2011

Geld oder kein Geld


Als ich im letzten Jahrhundert anfing am Theater zu arbeiten, war es üblich, dass wir 
am Gehaltstag zur "Gehaltstelle" gingen, um dort unsere Monatsgage in einem 
bräunlichen Umschlag entgegenzunehmen. (Nicht das umweltfreundliche Bräunlich, sondern einfach bräunlich.)
Danach ging ich zu meinem Lieblings-Buchladen und kaufte ein Stapelchen Bücher, 
und der Rest reichte für das, was ich noch so brauchte, immer irgendwie. 
Bei Drehtagen war es der Produzent, der mir nach Drehschluß einen Umschlag 
in die Hand drückte. Am Ende des Jahres reichte ich dann beim Finanzamt einen eigenständig handgeschriebenen Zettel mit der Auflistung der freien Verdienste ein 
und das war's. Nur für außergewöhnliche Dinge wurden Schecks genutzt und 
die wurden auch vorher mit der Hand ausgefüllt. 
Das ist kein Versuch die DDR rückwirkend hübsch zu reden, sondern zum einen, eine Beschreibung der relativen Bedeutungslosigkeit von Geld in einer Mangel-und Man-muss-Beziehungen-haben-Gesellschaft und zum anderen eine Erinnerung an eine haptische Beziehung zum Geld, die heute in Europa vielleicht nur noch kleine Kinder mit ihren ersten Taschengeld-Euros empfinden.

Jetzt bin ich im Besitz einiger Karten aus Plaste (für die Menschen westdeutscher Herkunft: Plastik) und nutze Bargeld nur noch für kleinere Transaktionen, wie zum Beispiel, um einen Kaffee zu kaufen. Und das Geld hole ich mir zu diesem Zweck 
mit einer meiner Karten aus einem Geld-Automaten.

Nun erhielt ich vor ein paar Tagen einen Brief "meiner" Bank mit der Mitteilung meine Geldkarte sei gesperrt worden, weil sie "mittels unauffälliger Methoden ausgespäht worden wäre" und ich würde eine neue Karte erhalten. Heute fand ich heraus, dass mir fremde Menschen in Toronto und Bangok mit eben dieser Plastkkarte eingekauft haben. Ich bin versichert, ich kriege das Geld zurück, ich habe Anzeige bei der Polizei via Internet (!) erstattet, so weit so gut. Aber! 
Dann erreichte mich auch noch ein Informationsbescheid von der Deutschen Rentenversicherung bezüglich meiner möglicherweise zu erwartenden Regelsaltersrente, angefüllt mit: wenn...., dann..., aber wenn nicht...! Aber!

Was mir in dabei den Magen gefahren ist, ist die sinnliche Erkenntnis, dass ich einen Großteil meines materiellen Leben mit etwas nahezu Unsichtbarem bestreite. Gibt es dieses Geld überhaupt? Doch, sicher, denn ich kaufe ja Dinge davon, die ich anfassen kann, essen, trinken, verschenken, aber das macht nur einen Anteil 
"meines Geldes" aus, da sind noch Steuern und Sozialabgaben und Gebühren, Rentenabzüge, Inflation, Deflation, Kursverluste und und und. Eine imaginäre und 
doch irgendwann real erarbeitete Summe, von der ich nur wage weiss, wo sie sich befindet und was mit ihr geschieht. Bindet ein Lehmann Brothers Banker jetzt gerade 
eine Krawatte, die ich mitbezahlt habe? Würde ich mich sicherer fühlen, wenn ich, 
wie meine Magdeburger Großmutter, einen Schuhkarton mit "meinem Geld" 
unterm Bett hätte?  Werde ich unentwegt betrogen, betrüge ich mich selbst?

Paul Auster sagte in einem Interview mit der Zeitung DIE WELT: "Tatsache ist: Geld ist eine Fiktion. Es ist nicht wirklich, sondern etwas, woran wir glauben. Weil wir daran glauben, funktioniert es. Ich habe gelesen, dass die Investmentbanken Verbindlichkeiten bis zum Dreißigfachen ihres Kapitals hatten. Unwirkliches Geld, das noch mehr unwirkliches Geld einbrachte, aber das sind alles bloß Zahlen, nichts Konkretes. 
Eine Art Massen-Halluzination, nehme ich an." 

Was für eine Vorstellung! Wir alle gefangen in einem gigantischen Monopoly-Spiel mit Mitspielern, die wir nicht kennen und einem Spieleinsatz, der uns nur scheinbar bekannt ist. In Griechenland stand auf den Restaurantrechnungen unten (schon) ganz klein der Preis in Drachmen. Ich weiss, das sind alles keine neuen Gedanken, 
aber mein Kopf hat sie heute erst sinnlich begriffen.

Augenblickliche Globale Verschuldung um 21.32 Uhr (ungefähr):
42.755.538.988.453 $
Das sind: Zweiundvierzigbillionensiebenhundertfünfundfünfzigmilliardenfünfhundertachtund
dreissigmillionenneunhundertachtundachtzigtausendundvierhunderdreiundfünfzig 
Dollar.

Koi-Fisch aus einem Dollar-Schein von Won Park

Mittwoch, 27. Juli 2011

Was macht Dein Herz?


was macht dein herz?


durch meine schlimmsten zeiten
auf den parkbänken
in den gefängnissen
oder mit huren
lebend
hatte ich immer diese gewisse
zufriedenheit-
ich würde es nicht glück
nennen -
mehr eine eine art innerer
ausgeglichenheit
die hinnahm was
immer gerade geschah
und das half in den
fabriken
und wenn beziehungen
schief gingen
mit den
mädchen.

das half
durch die
kriege und die
katzenjammer
die strassenschlägereien
die
krankenhäuser.

aufzuwachen in einem billigen zimmer
in einer fremden stadt und
die jalousie hochziehen-
das war die verrückteste form von
zufriedenheit

und über den fussboden zu gehen
zu einer alten kommode mit einem
zersprungenen spiegel -
sehe mich, häßlich,
über all das grinsend.

das wichtigste ist
wie gut du
durchs das feuer 
gehst.
Charles Bukowski
-->
how is your heart?

during my worst times
on the park benches
in the jails
or living with
whores
I always had this certain
contentment-
I wouldn't call it
happiness-
it was more of an inner
balance
that settled for
whatever was occuring
and it helped in the
factories
and when relationships
went wrong
with the
girls.

it helped
through the
wars and the
hangovers
the backalley fights
the
hospitals.

to awaken in a cheap room
in a strange city and
pull up the shade-
this was the craziest kind of
contentment

and to walk across the floor
to an old dresser with a
cracked mirror-
see myself, ugly,
grinning at it all.

what matters most is
how well you
walk through the
fire.


Charles Bukowski

Gutes Facebook - Glenn Gould

Gestern habe ich, so als Rundruf, eine Frage in facebook gestellt und dann passierte das Folgende:

Wer weiß interessantes über Glenn Gould? Her damit! Bitte!
14 hours ago · Privacy: · ·


  • Ulli Denk likes this.

    • Michael Dressel Did you see "36 short films about Glenn Gold"? very good.
      14 hours ago · · 1 person

    • Pascal von Wroblewsky er hat über sich selbst gesagt, dass er vor allem beim radio arbeitet und irgendwie auch klavier spielt.
      14 hours ago · · 1 person

    • Michael Dressel The most interesting thing is still his playing. My favorite " Bach, Partitas " fantastic interpretation.
      14 hours ago · · 1 person

    • Franziska Troegner Vorallem singt er immer mit !
      13 hours ago ·

    • Johanna Schall Mehr! Mehr!
      13 hours ago ·

    • Martin Baucks ‎...hat sich mal irgendwo in einem Land in einem Dorf mit einem Instrument eingeschlossen...für einige Jahre...ich hoffe es war nich Romnia...oder Bukarest...nein, nein, nein...alles Quatsch... er hat nur immer heimlich Karl May gelesen...sonst nichts...
      13 hours ago ·

    • Martin Baucks Romania meinet ich...ach die Tastatur...
      13 hours ago ·

    • Marcus Melzwig hatte er nicht imaginäre freunde im tonstudio?
      13 hours ago ·

    • Martin Baucks ‎...ja,...Götter...
      13 hours ago ·

    • Angelika Bosse Bisschen Klatsch gefällig? Er badete vor jedem Auftritt seine Unterarme 20 Minuten im warmen Wasser. Er aß vor allem Aniskekse und trank nur Wasser aus seiner Heimatstadt. Er lief auch im Sommer im Mantel herum und hatte immer einen Koffer voller Medikamente bei sich. Sein Klavierstuhl war maßangefertigt und viel zu tief.
      13 hours ago ·

    • Johanna Schall Wer braucht google, wenn er fb Freunde hat!
      13 hours ago · · 1 person

    • Martin Baucks ‎...und seine Finger lagerten kafkaesk auf der Tastatur...trotzdem liebe ich ihn...meine Schwiegermutter hat s geschafft mir eine sauteure Aufnahme zehn Jahre später zurückzuschenken...sie liebt Gründgens...
      13 hours ago ·

    • Johanna Schall Dann ist die Musik bei dir besser aufgehoben.
      13 hours ago ·

    • Martin Baucks ‎...korrekt...
      13 hours ago ·

    • Michael Dressel Stelle mir gerade vor wie Finger kafkaesk lagern.
      13 hours ago · · 1 person

    • Johanna Schall Das ist ein Prozess.
      13 hours ago · · 1 person

    • Olaf Brühl
      es gibt das buch mit den telefonaten von gould und DU hat ein heft über ihn rtausgebracht, außerdem schreibt thomas bernhardt in der hälfte aller seiner bücher über gould, mit dem er zusammen studierte (und die sehr befreundet waren: er, GG...See More

      www.youtube.com

      Russel Oberlin, Kontratenor Glenn Gould, Orgel und Cembalo

      13 hours ago · ·

    • Martin Baucks fluchsuchs...nee fluxysssuss...nee, wie hieß das denn nochmal...
      13 hours ago ·

    • Martin Baucks fluchsuchs...nee fluxysssuss...nee, wie hieß das denn nochmal...
      13 hours ago ·

    • Martin Baucks ‎...lieber Olaf, dies ist der schönste Link, den ich seit Monaten geschickt bekam...Danke...
      13 hours ago · · 1 person

    • Johanna Schall fluxysuss????
      13 hours ago ·

    • Olaf Brühl Danke, lieber Martin, wie nett von Dir!
      13 hours ago ·

    • Martin Baucks Fluxus...Johanna...einfach​ Fluxus...oder auch Prozess....
      13 hours ago · · 1 person

    • Volker Gransow Pia natürlich.
      12 hours ago ·

    • Johanna Schall Natürlich. Das ist auch für etwas was wir zwei zusammen machen werden.
      12 hours ago ·

    • Frank Schlößer
      Die beste Biografie ist von Kevin Bazzana- mit CD - und aus dem Schott-Verlag. Finde ich. Ich hab auch die drei irren Radio-Hörspiele von ihm The idea of North / Quiet in the Land / The Latecomer. Gibts im Shop von CBC zu bestellen. Auf Ar...See More

      11 hours ago ·

    • Frank Schlößer
      Ach so: das Beste zum Schluss: Es gibt von Sony die DVD wie er die Goldberg-Variationen einspielt - also wie er am Flügel sitzt. Vorher kniete er sich in die Aufnahmetechnik und in den Klang seines Flügels so rein, dass er perfekt klingt un...See More

      11 hours ago ·

    • Frank Schlößer Den Klapphocker hat ihm sein Vater gebastelt.
      11 hours ago ·

    • Frank Schlößer Eins noch: Bin sein größter Fan.
      11 hours ago ·

    • Johanna Schall Ihr seid Klasse! Danke, danke!
      11 hours ago ·

    • Frank Schlößer Die arte-Doku heißt "Jenseits der zeit" - Mitgeschnitten. Die DVD "Goldberg-Variations" ist von Bruno Monsaingeon. Und auf Sony erschienen.
      11 hours ago ·

    • Johanna Schall Kuss und Dank.
      11 hours ago ·

    • Hermann Beil UNTERGEHER von THOMAS BERNHARD !
      10 hours ago ·

    • Johanna Schall Da soll nochmal jemand sagen soziale Netzwerke im Netz sind blöd. Stimmt nicht.
      10 hours ago ·

    • Marta Kosztolanyi er hat immer gesagt, daß er nicht älter wird als 50. Es ist ihm fast gelungen. / Liebe Johanna, die Frage ist die Hervorragende - und es ist echt schön zu erfahren, daß man nicht nur verblöden kann wenn man fb. mitmacht ;-) Dir einen schönen Sommer!!
      10 hours ago ·

    • Johanna Schall Dir auch! Und jetzt ist auch das Wetter wieder schön.
      10 hours ago ·

    • Fridolin Meinl
      Eine Spontansammlung - GG fasziniert mich seit ich ein kleiner Frido war:
      Den Klappsessel hat er als Kind bekommen, daher musste er ihm die Beine sukzessive kürzen, er wuchs ja schließlich...
      Er hatte eine Vorliebe für den Aktienmarkt und ein...See More

      10 hours ago ·

    • Peter Schneider und beschriebener klapphocker, auf dem er auch bei den aufnahmen sitzen mußte, trieb die toningeneure durch anhaltendes quitschen neben seinem mitsingen in den aufnahmetechnischen wahnsinn. Einen lieben gruss an Dich Johanna und an Dich friedo und... Wirklich: GG, ein faszinierender mensch und musiker...
      9 hours ago ·

    • Fridolin Meinl Peter! Lieben Gruß zurück :) Gut Nacht
      9 hours ago ·

    • Beate Herbig Goldbergvariationen h
      about an hour ago ·

    • Beate Herbig Goldbergvariationen HÖREN! Und zwar die frühen aus den fünfziger jahren. Das ist ein unglaubliches stück und eine unglaubliche aufnahme.
      about an hour ago ·

    • Martin Baucks ‎...johanna...schätze dich glücklich...
      about an hour ago ·

    • Patrick O'Beirne der meister übt, springt mitten im stück vom klavier auf rappt bach am fenster und eilt mit dem richtigen groove an die tasten zurück um nahtlos weiterzuspielen: http://www.youtube.com/wat​ch?v=qB76jxBq_gQ

      www.youtube.com

      Extracts from "The art of Piano" documentary show Glenn Gould playing J.S.Bach's Partita #2

      34 minutes ago · ·

    • Martin Baucks great
      30 minutes ago ·

    • Johanna Schall Toll!
      20 minutes ago ·