Ich hatte heute ein ganz wunderbares Gespräch mit einer Freundin. So ein richtiges mit vielen Themenwechseln und ernst/albern/sachlich Themen. Schön!
Und sie hat mir zwei Themen für den Blog vorgeschlagen.
Und da dachte ich mir, vielleicht haben andere auch Vorschläge? Wenn ja, kurzer
Kommentar?
Würde mich freuen!
Apropos freuen: ES IST DEFINITIV FRÜHLING!!!!!!!! Man habe ich das gebraucht. Endlich nicht frieren. Egal wie warm ich angezogen bin, ab Februar friere ich, oder vielleicht zittere ich vor Ungeduld, dass es FRÜHLING werde?
Donnerstag, 24. März 2011
Gedanken über der Zeit - Paul Fleming
Barockgedichte haben meist so eine lüsterne Morbidität, dieses eher nicht, eher ein Wort- und Gedankenpuzzle. Erstaunlich klar und modern.
Gedanken über der Zeit
Ihr lebet in der Zeit und kennt doch keine Zeit;
so wißt, ihr Menschen, nicht von und in was ihr seid.
Diß wißt ihr, daß ihr seid in einer Zeit geboren
und daß ihr werdet auch in einer Zeit verloren.
Was aber war die Zeit, die euch in sich gebracht?
Und was wird diese sein, die euch zu nichts mehr macht?
Die Zeit ist was und nichts, der Mensch in gleichem Falle,
doch was dasselbe was und nichts sei, zweifeln alle.
Die Zeit, die stirbt in sich und zeugt sich auch aus sich.
Diß kömmt aus mir und dir, von dem du bist und ich.
Der Mensch ist in der Zeit; sie ist in ihm ingleichen,
doch aber muß der Mensch, wenn sie noch bleibet, weichen.
Die Zeit ist, was ihr seid, und ihr seid, was die Zeit,
nur daß ihr wenger noch, als was die Zeit ist, seid.
Ach daß doch jene Zeit, die ohne Zeit ist, käme
und uns aus dieser Zeit in ihre Zeiten nähme,
und aus uns selbsten uns, daß wir gleich könten sein,
wie der itzt jener Zeit, die keine Zeit geht ein!
so wißt, ihr Menschen, nicht von und in was ihr seid.
Diß wißt ihr, daß ihr seid in einer Zeit geboren
und daß ihr werdet auch in einer Zeit verloren.
Was aber war die Zeit, die euch in sich gebracht?
Und was wird diese sein, die euch zu nichts mehr macht?
Die Zeit ist was und nichts, der Mensch in gleichem Falle,
doch was dasselbe was und nichts sei, zweifeln alle.
Die Zeit, die stirbt in sich und zeugt sich auch aus sich.
Diß kömmt aus mir und dir, von dem du bist und ich.
Der Mensch ist in der Zeit; sie ist in ihm ingleichen,
doch aber muß der Mensch, wenn sie noch bleibet, weichen.
Die Zeit ist, was ihr seid, und ihr seid, was die Zeit,
nur daß ihr wenger noch, als was die Zeit ist, seid.
Ach daß doch jene Zeit, die ohne Zeit ist, käme
und uns aus dieser Zeit in ihre Zeiten nähme,
und aus uns selbsten uns, daß wir gleich könten sein,
wie der itzt jener Zeit, die keine Zeit geht ein!
Paul Fleming 1609-1640
Hübsch war er nicht! Seine Liebste hat einen anderen geheiratet, da hat er sich mit deren Schwester vermählt. Und noch eins:
An sich
Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
Vergnüge dich an dir, und acht es für kein Leid,
Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.
Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren,
Nimm dein Verhängnis an, lass alles unbereut.
Tu, was getan sein muss, und eh man dirs gebeut.
Was du noch hoffen kannst das wird noch stets geboren.
Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
Ist sich ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
Dies alles ist in dir. Lass deinen eitlen Wahn,
Und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist, und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles untertan.
Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
Vergnüge dich an dir, und acht es für kein Leid,
Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.
Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren,
Nimm dein Verhängnis an, lass alles unbereut.
Tu, was getan sein muss, und eh man dirs gebeut.
Was du noch hoffen kannst das wird noch stets geboren.
Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
Ist sich ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
Dies alles ist in dir. Lass deinen eitlen Wahn,
Und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist, und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles untertan.
Mittwoch, 23. März 2011
Der Knabe mit der roten Weste - Paul Cezanne
Ein Kritiker bemängelte, der Arm des Jungen sei doch viel zu lang, woraufhin der Berliner Maler Max Liebermann lakonisch antwortete, dass ein so schön gemalter Arm gar nicht lang genug sein könne.
Dienstag, 22. März 2011
Das Sklavenschiff - Heinrich Heine
Das Sklavenschiff
Heinrich Heine (1797-1856)
I
Der Superkargo Mynheer van Koek
Sitzt rechnend in seiner Kajüte;
Er kalkuliert der Ladung Betrag
Und die probabeln Profite.
»Der Gummi ist gut, der Pfeffer ist gut,
Dreihundert Säcke und Fässer;
Ich habe Goldstaub und Elfenbein
- Die schwarze Ware ist besser.
Sechshundert Neger tauschte ich ein
Spottwohlfeil am Senegalflusse.
Das Fleisch ist hart, die Sehnen sind stramm,
Wie Eisen vom besten Gusse.
Ich hab zum Tausche Branntewein,
Glasperlen und Stahlzeug gegeben;
Gewinne daran achthundert Prozent,
Bleibt mir die Hälfte am Leben.
Bleiben mir Neger dreihundert nur
Im Hafen von Rio-Janeiro,
Zahlt dort mir hundert Dukaten per Stück
Das Haus Gonzales Perreiro.«
Da plötzlich wird Mynheer van Koek
Aus seinen Gedanken gerissen;
Der Schiffschirurgius tritt herein,
Der Doktor van der Smissen.
Das ist eine klapperdürre Figur,
Die Nase voll roter Warzen
- »Nun, Wasserfeldscherer«, ruft van Koek,
»Wie geht's meinen lieben Schwarzen?«
Der Doktor dankt der Nachfrage und spricht:
»Ich bin zu melden gekommen,
Daß heute nacht die Sterblichkeit
Bedeutend zugenommen.
Im Durchschnitt starben täglich zwei,
Doch heute starben sieben,
Vier Männer, drei Frauen - Ich hab den Verlust
Sogleich in die Kladde geschrieben.
Ich inspizierte die Leichen genau;
Denn diese Schelme stellen
Sich manchmal tot, damit man sie
Hinabwirft in die Wellen.
Ich nahm den Toten die Eisen ab;
Und wie ich gewöhnlich tue,
Ich ließ die Leichen werfen ins Meer
Des Morgens in der Fruhe.
Es schossen alsbald hervor aus der Flut
Haifische, ganze Heere,
Sie lieben so sehr das Negerfleisch;
Das sind meine Pensionäre.
Sie folgten unseres Schiffes Spur,
Seit wir verlassen die Küste;
Die Bestien wittern den Leichengeruch
Mit schnupperndem Fraßgelüste.
Es ist possierlich anzusehn,
Wie sie nach den Toten schnappen!
Die faßt den Kopf, die faßt das Bein,
Die andern schlucken die Lappen.
Ist alles verschlungen, dann tummeln sie sich
Vergnügt um des Schiffes Planken
Und glotzen mich an, als wollten sie
Sich für das Frühstück bedanken.«
Doch seufzend fällt ihm in die Red' Van Koek:
»Wie kann ich lindern
Das Übel? wie kann ich die Progression
Der Sterblichkeit verhindern?«
Der Doktor erwidert: »Durch eigne Schuld
Sind viele Schwarze gestorben;
Ihr schlechter Odem hat die Luft
Im Schiffsraum so sehr verdorben.
Auch starben viele durch Melancholie,
Dieweil sie sich tödlich langweilen;
Durch etwas Luft, Musik und Tanz
Läßt sich die Krankheit heilen.«
Da ruft van Koek: »Ein guter Rat!
Mein teurer Wasserfeldscherer
Ist klug wie Aristoteles,
Des Alexanders Lehrer.
Der Präsident der Sozietät
Der Tulpenveredlung im Delfte
Ist sehr gescheit, doch hat er nicht
Von Eurem Verstande die Hälfte.
Musik! Musik! Die Schwarzen soll'n
Hier auf dem Verdecke tanzen.
Und wer sich beim Hopsen nicht amüsiert,
Den soll die Peitsche kuranzen.«
II
Hoch aus dem blauen Himmelszelt
Viel tausend Sterne schauen,
Sehnsüchtig glänzend, groß und klug,
Wie Augen von schönen Frauen.
Sie blicken hinunter in das Meer,
Das weithin überzogen
Mit phosphorstrahlendem Purpurduft;
Wollüstig girren die Wogen.
Kein Segel flattert am Sklavenschiff,
Es liegt wie abgetakelt;
Doch schimmern Laternen auf dem Verdeck,
Wo Tanzmusik spektakelt.
Die Fiedel streicht der Steuermann,
Der Koch, der spielt die Flöte,
Ein Schiffsjung' schlägt die Trommel dazu,
Der Doktor bläst die Trompete.
Wohl hundert Neger, Männer und Fraun,
Sie jauchzen und hopsen und kreisen
Wie toll herum; bei jedem Sprung
Taktmäßig klirren die Eisen.
Sie stampfen den Boden mit tobender Lust,
Und manche schwarze Schöne
Umschlinge wollüstig den nackten Genoß
- Dazwischen ächzende Töne.
Der Büttel ist Maître des plaisirs,
Und hat mit Peitschenhieben
Die lässigen Tänzer stimuliert,
Zum Frohsinn angetrieben.
Und Dideldumdei und Schnedderedeng!
Der Lärm lockt aus den Tiefen
Die Ungetüme der Wasserwelt,
Die dort blödsinnig schliefen.
Schlaftrunken kommen geschwommen heran
Haifische, viele hundert;
Sie glotzen nach dem Schiff hinauf,
Sie sind verdutzt, verwundert.
Sie merken, daß die Frühstückstund'
Noch nicht gekommen, und gähnen,
Aufsperrend den Rachen; die Kiefer sind
Bepflanzt mit Sägezähnen.
Und Dideldumdei und Schnedderedeng
- Es nehmen kein Ende die Tänze.
Die Haifische beißen vor Ungeduld
Sich selber in die Schwänze.
Ich glaube, sie lieben nicht die Musik,
Wie viele von ihrem Gelichter.
»Trau keiner Bestie, die nicht liebt
Musik!« sagt Albions großer Dichter.
Und Schnedderedeng und Dideldumdei
- Die Tänze nehmen kein Ende.
Am Fockmast steht Mynheer van Koek
Und faltet betend die Hände:
»Um Christi willen verschone, o Herr,
Das Leben der schwarzen Sünder!
Erzürnten sie dich, so weißt du ja,
Sie sind so dumm wie die Rinder.
Verschone ihr Leben um Christi will'n,
Der für uns alle gestorben!
Denn bleiben mir nicht dreihundert Stück,
So ist mein Geschäft verdorben.«
Heinrich Heine (1797-1856)
I
Der Superkargo Mynheer van Koek
Sitzt rechnend in seiner Kajüte;
Er kalkuliert der Ladung Betrag
Und die probabeln Profite.
»Der Gummi ist gut, der Pfeffer ist gut,
Dreihundert Säcke und Fässer;
Ich habe Goldstaub und Elfenbein
- Die schwarze Ware ist besser.
Sechshundert Neger tauschte ich ein
Spottwohlfeil am Senegalflusse.
Das Fleisch ist hart, die Sehnen sind stramm,
Wie Eisen vom besten Gusse.
Ich hab zum Tausche Branntewein,
Glasperlen und Stahlzeug gegeben;
Gewinne daran achthundert Prozent,
Bleibt mir die Hälfte am Leben.
Bleiben mir Neger dreihundert nur
Im Hafen von Rio-Janeiro,
Zahlt dort mir hundert Dukaten per Stück
Das Haus Gonzales Perreiro.«
Da plötzlich wird Mynheer van Koek
Aus seinen Gedanken gerissen;
Der Schiffschirurgius tritt herein,
Der Doktor van der Smissen.
Das ist eine klapperdürre Figur,
Die Nase voll roter Warzen
- »Nun, Wasserfeldscherer«, ruft van Koek,
»Wie geht's meinen lieben Schwarzen?«
Der Doktor dankt der Nachfrage und spricht:
»Ich bin zu melden gekommen,
Daß heute nacht die Sterblichkeit
Bedeutend zugenommen.
Im Durchschnitt starben täglich zwei,
Doch heute starben sieben,
Vier Männer, drei Frauen - Ich hab den Verlust
Sogleich in die Kladde geschrieben.
Ich inspizierte die Leichen genau;
Denn diese Schelme stellen
Sich manchmal tot, damit man sie
Hinabwirft in die Wellen.
Ich nahm den Toten die Eisen ab;
Und wie ich gewöhnlich tue,
Ich ließ die Leichen werfen ins Meer
Des Morgens in der Fruhe.
Es schossen alsbald hervor aus der Flut
Haifische, ganze Heere,
Sie lieben so sehr das Negerfleisch;
Das sind meine Pensionäre.
Sie folgten unseres Schiffes Spur,
Seit wir verlassen die Küste;
Die Bestien wittern den Leichengeruch
Mit schnupperndem Fraßgelüste.
Es ist possierlich anzusehn,
Wie sie nach den Toten schnappen!
Die faßt den Kopf, die faßt das Bein,
Die andern schlucken die Lappen.
Ist alles verschlungen, dann tummeln sie sich
Vergnügt um des Schiffes Planken
Und glotzen mich an, als wollten sie
Sich für das Frühstück bedanken.«
Doch seufzend fällt ihm in die Red' Van Koek:
»Wie kann ich lindern
Das Übel? wie kann ich die Progression
Der Sterblichkeit verhindern?«
Der Doktor erwidert: »Durch eigne Schuld
Sind viele Schwarze gestorben;
Ihr schlechter Odem hat die Luft
Im Schiffsraum so sehr verdorben.
Auch starben viele durch Melancholie,
Dieweil sie sich tödlich langweilen;
Durch etwas Luft, Musik und Tanz
Läßt sich die Krankheit heilen.«
Da ruft van Koek: »Ein guter Rat!
Mein teurer Wasserfeldscherer
Ist klug wie Aristoteles,
Des Alexanders Lehrer.
Der Präsident der Sozietät
Der Tulpenveredlung im Delfte
Ist sehr gescheit, doch hat er nicht
Von Eurem Verstande die Hälfte.
Musik! Musik! Die Schwarzen soll'n
Hier auf dem Verdecke tanzen.
Und wer sich beim Hopsen nicht amüsiert,
Den soll die Peitsche kuranzen.«
II
Hoch aus dem blauen Himmelszelt
Viel tausend Sterne schauen,
Sehnsüchtig glänzend, groß und klug,
Wie Augen von schönen Frauen.
Sie blicken hinunter in das Meer,
Das weithin überzogen
Mit phosphorstrahlendem Purpurduft;
Wollüstig girren die Wogen.
Kein Segel flattert am Sklavenschiff,
Es liegt wie abgetakelt;
Doch schimmern Laternen auf dem Verdeck,
Wo Tanzmusik spektakelt.
Die Fiedel streicht der Steuermann,
Der Koch, der spielt die Flöte,
Ein Schiffsjung' schlägt die Trommel dazu,
Der Doktor bläst die Trompete.
Wohl hundert Neger, Männer und Fraun,
Sie jauchzen und hopsen und kreisen
Wie toll herum; bei jedem Sprung
Taktmäßig klirren die Eisen.
Sie stampfen den Boden mit tobender Lust,
Und manche schwarze Schöne
Umschlinge wollüstig den nackten Genoß
- Dazwischen ächzende Töne.
Der Büttel ist Maître des plaisirs,
Und hat mit Peitschenhieben
Die lässigen Tänzer stimuliert,
Zum Frohsinn angetrieben.
Und Dideldumdei und Schnedderedeng!
Der Lärm lockt aus den Tiefen
Die Ungetüme der Wasserwelt,
Die dort blödsinnig schliefen.
Schlaftrunken kommen geschwommen heran
Haifische, viele hundert;
Sie glotzen nach dem Schiff hinauf,
Sie sind verdutzt, verwundert.
Sie merken, daß die Frühstückstund'
Noch nicht gekommen, und gähnen,
Aufsperrend den Rachen; die Kiefer sind
Bepflanzt mit Sägezähnen.
Und Dideldumdei und Schnedderedeng
- Es nehmen kein Ende die Tänze.
Die Haifische beißen vor Ungeduld
Sich selber in die Schwänze.
Ich glaube, sie lieben nicht die Musik,
Wie viele von ihrem Gelichter.
»Trau keiner Bestie, die nicht liebt
Musik!« sagt Albions großer Dichter.
Und Schnedderedeng und Dideldumdei
- Die Tänze nehmen kein Ende.
Am Fockmast steht Mynheer van Koek
Und faltet betend die Hände:
»Um Christi willen verschone, o Herr,
Das Leben der schwarzen Sünder!
Erzürnten sie dich, so weißt du ja,
Sie sind so dumm wie die Rinder.
Verschone ihr Leben um Christi will'n,
Der für uns alle gestorben!
Denn bleiben mir nicht dreihundert Stück,
So ist mein Geschäft verdorben.«
Eine Aussicht oder ein Abgrund
Hier meine NEUE Situation: Zum ersten Mal in meinem Leben, nach einer ununterbrochenen Kette bestehend aus Babysein, Kindergarten, Schule, Hilfsarbeiten aller Art, Theater, Theater, Universität in Kanada, noch mehr Theater, habe ich mir 6 (in Zahlen sechs) Monate frei genommen.
Uff.
Ich wollte es so und weiss ja auch schon lang, dass es kommt, aber jetzt "freake" ich gerade aus, wie der Dengländer sagt.
Es ist verrückt, ich habe davon geträumt davon ZEIT zu haben, selbst über ZEIT bestimmen zu können, mir ZEIT zu nehmen, aber ich habe keine Übung darin, bin an ZEITdruck gewöhnt, ehrlich gesagt, brauche ich ihn wohl auch. Und jetzt muss ich eine ZEITlang Neues lernen.
Wie teilt man sich den Tag ein? Extrem - Langaufbleiber von jeher, sind mir plötzlich keine ZEITlichen Grenzen mehr gesetzt. Gefahr! Langweilig ist mir fast nie, aber ZEIT verschwenden, kann ich sehr geschickt. Wieso eigentlich verschwenden? Da ist er wieder, der verfluchte preussische Nutzgedanke. Vermeiden!
FreiZEIT ist so ein blödes Wort, was ist denn dann die andere ZEIT, unfrei?
Gewöhnlicherweise werde ich produktiver je enger mein ZEITrahmen ist. Ich lese mehr, gucke mehr Filme, treffe mehr Leute, wenn ich eigentlich überhaupt keine Zeit habe. Werde ich jetzt also gar nix tun?
Der Anlass für die Freiphase ist, dass ich schreiben lernen will und dass ich 15 Jahre ohne Unterbrechung durchinszeniert habe und eine Pause brauche. Nicht, dass ich nicht mehr gern probiere, überhaupt nicht, aber ich könnte mir vorstellen, ein solcher ZEIT - Bremsvorgang bringt neue Reibung, so ähnlich wie eine Fastenzeit gut tut, damit man danach lustvoller trinkt, frisst....
“The only reason for time is so that everything doesn't happen at once.”
"Zeit gibt es nur aus dem Grund, damit nicht alles gleichzeitig geschieht."
Albert Einstein
So ist meine Situation heute, hat jemand von euch Erfahrungen mit ungeplanter Zeit? Ratschläge erwünscht!
Sonntag, 20. März 2011
Sehnsucht nach Berlin - Joachim Ringelnatz
Sehnsucht nach Berlin (1929)
Berlin wird immer mehr Berlin.
Humorgemüt ins Große.
Das wär mein Wunsch:
Es anzuziehn
Wie eine schöne Hose.
Und wär Berlin dann stets um mich
Auf meinen Wanderwegen.
Berlin, ich sehne mich in dich.
Ach komm mir doch entgegen!
Nach sieben Wochen Bayern wieder zu Hause.
Das mit dem Humorgemüt ins Große weiß ich nicht so genau, aber es ist doch erstaunlich, dass man
dreckige Strassen, zu viele Autos, einen groben Umgangston und einen sehr speziellen Gestank so sehr vermissen kann. Ich liebe Berlin, ehrlicherweise müsste es heißen, ich liebe Ostberlin, die andere Hälfte kenne ich immer noch nicht wirklich gut.
Theater ist feiern
http://www.theater.ingolstadt.de/frameset.cfm?case=stueck&ID_stueck=953
Meister und Margarita - Wir hatten heute Premiere! Und es lief großartig. Besser als erwartet, bedenkend, dass wir in einer stockkatholisch-erzkonservativen Gegend mit unserer Version dieses Albtraums aus stalinistischer Zeit, voll von heftigsten Auseinandersetzungen mit den gebräuchlichen Mythen des Christentums und weiten Schwüngen ins Magische, eher mit Zurückhaltung und Irritation gerechnet hatten. Das wird sicher auch noch kommen, wenn die Busse aus dem Umland, gefüllt mit den verbliebenen Resten des ländlichen Bürgertums, in die Vorstellung einreiten. Aber heute Abend haben sie sich verführen lassen und sind mitgeflogen.
Danach - Premierenfeier. Was für eine merkwürdige Veranstaltung! Ich finde diese Feier immer eigenartig, entweder versenkt man sein Leid über den Misserfolg oder, man wandert verwirrt und freudetrunken durch Gruppen von wohlmeinenden Beglückwünschern. Da ich morgen nach Berlin fahre, habe ich nicht getrunken und viel geguckt zwischen den Gratulationen, da wird es noch absurder.
Ein Intendant, schon nichtverlängert, der die Produktion noch vor zwei Tagen als Schultheater bezeichnete, hält eine ungelenke und neidvolle Rede, voll Lobes, das keinen ehrt.
Die Schauspieler, erschöpft und stolz wollen den Glücksmoment festhalten und wissen, dass sie in zwei Tagen wieder im nächsten Probenprozess stecken, unvorbereitet, wie anders (?), bei solcher Planung.
Ich habe heute Lob von der Technik bekommen, das ist etwas, dass ich mir als Brosche ans Jackett stecken kann, selten und sehr ehrend! Die sitzen immer extra, immer!
Und dann die Theaterliebhaber.
Enthusiasten, die keine Worte finden, und man steht und grinst hilflos, berührt und peinlich verklemmt zu gleichen Teilen. Aber manchmal stammelt da jemand einen Satz, der einem direkt in die Magengrube fährt und an den man sich noch 10 Jahre später erinnert.
Dann die notgeilen Fans, meist Frauen in meinem Alter, die gibt es an jedem Theater, übrigens meist verkappte Künstlerinnen, immer aufgeputzt und oft als einzige tanzend, hoffen sie darauf irgendeinen Spieler abschleppen zu können, auch mit Hilfe von unverhältnismäßigen Komplimenten oder zur Not, indem sie abwarten bis der Alkoholpegel jede echte Wahl unmöglich macht. Kleinstadteinsamkeit in Bild und Ton.
Und die, die zufällig hereinggelatscht kommen, weil sonst nix los ist und eine eigene Feier starten.
Meine Elfe waren heute toll. Mutig und lustig und wild. Und die schrubben hier, für wenig Geld 150 Vorstellungen im Jahr und probieren dann doch mit guter Laune und Augenringen und bedanken sich, weil man sie ernst nimmt. Hey, Hut ab!
Freitag, 18. März 2011
Harlem - Langston Hughes
HARLEM
Langston Hughes
What happens to a dream deferred?
Does it dry up like a raisin in the sun?
Does it dry up like a raisin in the sun?
Or fester like a sore—
And then run?
Does it stink like rotten meat?
Or crust and sugar over—
like a syrupy sweet?
Maybe it just sags
like a heavy load.
Or does it explode?
Was geschieht mit einem aufgeschobenen Traum?
Vertrocknet er
wie eine Rosine in der Sonne?
oder eitert wie eine Wunde - und läuft dann (weg)?
wie eine Rosine in der Sonne?
oder eitert wie eine Wunde - und läuft dann (weg)?
Stinkt er wie verfaultes Fleisch?
Oder verkrustet und verzuckert er
wie süßer Sirup?
Vielleicht sackt er nur
wie eine schwere Last.
Oder verkrustet und verzuckert er
wie süßer Sirup?
Vielleicht sackt er nur
wie eine schwere Last.
Oder explodiert er?
Übersetzung: ich
Übersetzung: ich
Kommentare
Warum wird hier so wenig kommentiert, und wenn, dann auf Facebook?
Ich habe heute eine Gruppe von gutgelaunten, spielfreudigen Spielern in den Tag der Generalprobe entlassen, und ich bin stolz darauf. Sie arbeiten hart, sie lassen sich hart kritisieren und sie nehmen die Arbeit ernst, ohne ihren Humor zu verlieren. Hey, das ist gut! Es ändert nicht den Zustand der Welt und Zerfallshalbwertzeiten am Theater sind sehr viel kürzer, als die der Elemente, die uns alle momentan so sehr ängstigen , aber!!!! Aber einige Leute haben für einige Zeit eine gemeinsame Absicht, die nicht destruktiv ist, sondern das Gegenteil davon. Sie wollen eine Geschichte erzählen, die größer ist, als sie. Respekt!
http://www.youtube.com/watch?v=z0XAI-PFQcA
|
Donnerstag, 17. März 2011
Annabell Lee - Edgar Allen Poe
Edgar Allen Poe
ANNABEL LEE
Es ist nun schon lange, so lang schon her
- Und die See verstummt dort nie –
Seit ein Mädchen gelebt in dem Reich am Meer,
Ihr kennt sie: Annabell Lee.
Und der einzige Sinn ihres Lebens war ich
Und mein einzger Gedanke war sie.
Ich war ein Kind und sie war ein Kind
- Und die See verstummt dort nie
Doch wir liebten uns tiefer als Liebe es weiß,
Ich und Annabell Lee;
So tief, dass die Engel des Himmels voll Neid
Uns ansahen, mich und sie.
Und das war der Grund, dass vor langer Zeit
- Und die See verstummt dort nie
Ein Wind sich erhob und sie frösteln ließ,
Meine liebliche Annabell Lee;
Und dass ihre hohe Verwandtschaft kam
Und sie forttrug von mir und sie
In ein Grabmal verschloss – und ich war allein.
- Und die See verstummt dort nie -.
Die Engel, nicht halb so glücklich da droben,
Beneideten mich und sie –
Ja; das war der Grund (wie jeder dort weiß
- und die See verstummt dort nie -),
Dass ein Frosthauch aus nächtlicher Wolke sie traf
Und sie welken ließ: Annabell Lee.
Doch wir liebten uns stärker, weit mehr als die Alten,
Die reifer als ich und als sie
- Und weiser als ich und als sie
Und die Engel im Licht und die Nachtgestalten
Der Tiefe entreißen doch nie
Mit all ihrem Neid meine Seele der Seele
Der lieblichen Annabell Lee.
Der lieblichen Annabell Lee.
Jeder Mondstrahl bringt mir einen Traum ja von ihr,
Von der lieblichen Annabell Lee;
Jeder Stern schaut mich dann wie ein Strahlenblick an
Meiner lieblichen Annabell Lee;
Meiner lieblichen Annabell Lee;
Keine Nacht geht dahin, wo ich nicht bei ihr bin,
Meinem Lieb – meinem Lieb, meinem Leben und Sinn –
An dem Grabmal nicht neben ihr knie...
- Und die See verstummt dort nie.
Übersetzung: Heyer
ANNABEL LEE
It was many and many a year ago,
In a kingdom by the sea,
That a maiden there lived whom you may know
By the name of Annabel Lee;
And this maiden she lived with no other thought
Than to love and be loved by me.
I was a child and she was a child,
In this kingdom by the sea,
But we loved with a love that was more than love,
I and my Annabel Lee;
With a love that the wing′d seraphs of heaven
Coveted her and me.
And this was the reason that, long ago,
In this kingdom by the sea,
A wind blew out of a cloud, chilling
So that her highborn kinsmen came
And bore her away from me,
To shut her up in a sepulchre
In this kingdom by the sea.
The angels, not half so happy in heaven,
Went envying her and me;
Yes! that was the reason (as all men know,
In this kingdom by the sea)
That the wind came out of the cloud by night,
Chilling and killing my Annabel Lee.
But our love it was stronger by far than the love
Of those who were older than we,
Of many far wiser than we;
And neither the angels in heaven above,
Nor the demons down under the sea,
Can ever dissever my soul from the soul
Of the beautiful Annabel Lee:
For the moon never beams, without bringing me dreams
Of the beautiful Annabel Lee;
And the stars never rise, but I feel the bright eyes
Of the beautiful Annabel Lee;
And so, all the night-tide, I lie down by the side
Of my darling - my darling - my life and my bride,
In her sepulchre there by the sea,
In her tomb by the sounding sea.
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