Mittwoch, 16. März 2011
Theater lenkt ab
Mannomann, von 9 bis 6 geleuchtet und dann um 7 erste Komplettprobe, Kritik für die Spieler bis 11.30 Uhr, dann Kritik für mich bis um 1.
Und "nebenbei" werden die Brennstäbe in Japan immer heißer, es gibt Löcher in der Umhüllung, Radioaktivität und, nicht zu vergessen, die Folgen von Erdbeben und Tsunamis. Lasst mich nicht noch von Darfur, Haiti, Libyien - die Liste ist beliebig zu verlängern - anfangen. Und Lindsay Lohan muss ins Gefängnis, das war heute auch Schlagzeile.
Und ich, ich wühle mich den ganzen Tag unverdrossen durch die Geschichte vom Meister und seiner Margarita, diskutiere Lichtstimmungen, verliebe mich in Gesten, ärgere mich über Lahmarschigkeit und Ungenauigkeit und freue mich über Spiellust und Erfindungsreichtum.
Und was soll ich auch anderes tun. Natürlich, das ist was ich tun muss und will. Aber. Aber....
Aus
An die Nachgeborenen
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist,
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschliesst!
Der dort ruhig über die Strasse geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?
Ich wäre gerne auch weise,
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen.
Aber ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten.
Bertolt Brecht
Und "nebenbei" werden die Brennstäbe in Japan immer heißer, es gibt Löcher in der Umhüllung, Radioaktivität und, nicht zu vergessen, die Folgen von Erdbeben und Tsunamis. Lasst mich nicht noch von Darfur, Haiti, Libyien - die Liste ist beliebig zu verlängern - anfangen. Und Lindsay Lohan muss ins Gefängnis, das war heute auch Schlagzeile.
Und ich, ich wühle mich den ganzen Tag unverdrossen durch die Geschichte vom Meister und seiner Margarita, diskutiere Lichtstimmungen, verliebe mich in Gesten, ärgere mich über Lahmarschigkeit und Ungenauigkeit und freue mich über Spiellust und Erfindungsreichtum.
Und was soll ich auch anderes tun. Natürlich, das ist was ich tun muss und will. Aber. Aber....
Aus
An die Nachgeborenen
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist,
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschliesst!
Der dort ruhig über die Strasse geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?
Ich wäre gerne auch weise,
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen.
Aber ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten.
Bertolt Brecht
Montag, 14. März 2011
Lied von denen, auf die alles zutrifft und die alles schon wissen
Lied von denen,
auf die alles zutrifft und die alles schon wissen
Dass etwas getan werden muss und zwar sofort
das wissen wir schon
dass es aber noch zu früh ist um etwas zu tun
dass es aber zu spät ist um noch etwas zu tun
das wissen wir schon
und dass es uns gut geht
und dass es so weiter geht
und dass es keinen Zweck hat
das wissen wir schon
und dass wir schuld sind
und dass wir nichts dafür können dass wir schuld sind
und dass wir daran schuld sind dass wir nichts dafür können
und dass es uns reicht
das wissen wir schon
und dass es vielleicht besser wäre die Fresse zu halten
und dass wir die Fresse nicht halten werden
das wissen wir schon das wissen wir schon
und dass wir niemand helfen können
und dass uns niemand helfen kann
das wissen wir schon
und dass wir begabt sind
und dass wir die Wahl haben zwischen nichts und wieder nichts
und dass wir dieses Problem gründlich analysieren müssen
und dass wir zwei Stück Zucker in den Tee tun
das wissen wir schon
und dass wir gegen die Unterdrückung sind
und dass die Zigaretten teurer werden
das wissen wir schon
und dass wir es jedes Mal kommen sehen
und dass wir jedes Mal recht behalten werden
und dass daraus nichts folgt
das wissen wir schon
und dass das alles wahr ist das wissen wir schon
und dass das alles gelogen ist das wissen wir schon
und dass das alles ist
das wissen wir schon
und dass Überstehn nicht alles ist sondern gar nichts
das wissen wir schon
und dass wir es überstehn
das wissen wir schon
und dass das alles nicht neu ist
und dass das Leben schön ist
das wissen wir schon
das wissen wir schon
das wissen wir schon
und dass wir das schon wissen
das wissen wir schon
(Hans Magnus Enzensberger)
auf die alles zutrifft und die alles schon wissen
Dass etwas getan werden muss und zwar sofort
das wissen wir schon
dass es aber noch zu früh ist um etwas zu tun
dass es aber zu spät ist um noch etwas zu tun
das wissen wir schon
und dass es uns gut geht
und dass es so weiter geht
und dass es keinen Zweck hat
das wissen wir schon
und dass wir schuld sind
und dass wir nichts dafür können dass wir schuld sind
und dass wir daran schuld sind dass wir nichts dafür können
und dass es uns reicht
das wissen wir schon
und dass es vielleicht besser wäre die Fresse zu halten
und dass wir die Fresse nicht halten werden
das wissen wir schon das wissen wir schon
und dass wir niemand helfen können
und dass uns niemand helfen kann
das wissen wir schon
und dass wir begabt sind
und dass wir die Wahl haben zwischen nichts und wieder nichts
und dass wir dieses Problem gründlich analysieren müssen
und dass wir zwei Stück Zucker in den Tee tun
das wissen wir schon
und dass wir gegen die Unterdrückung sind
und dass die Zigaretten teurer werden
das wissen wir schon
und dass wir es jedes Mal kommen sehen
und dass wir jedes Mal recht behalten werden
und dass daraus nichts folgt
das wissen wir schon
und dass das alles wahr ist das wissen wir schon
und dass das alles gelogen ist das wissen wir schon
und dass das alles ist
das wissen wir schon
und dass Überstehn nicht alles ist sondern gar nichts
das wissen wir schon
und dass wir es überstehn
das wissen wir schon
und dass das alles nicht neu ist
und dass das Leben schön ist
das wissen wir schon
das wissen wir schon
das wissen wir schon
und dass wir das schon wissen
das wissen wir schon
(Hans Magnus Enzensberger)
Sonntag, 13. März 2011
Die Sonntagmorgen-Matinee
Nahezu jedes mir bekannte Theater veranstaltet morgendliche Sonntagstreffen mit interessiertem Publikum, um die nächsten Premieren dramaturgisch und unterhaltend vorzustellen und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich mich zu diesen Anlässen in Abscheu zusammenknäueln oder sympathisierend dauernicken möchte.
Gegen 10.30 bewegen sie sich in kleinen Grüppchen und verwitwet einzeln gen Theater, die Interessierten. Sie sind alt. Das ist keine Disqualifizierung, ich bin auch nicht jung, aber sie sind alle alt, sehr sehralt, nur hin und wieder verirrt sich ein stützender besorgter Enkel dazwischen. Sie kommen schon immer, die Neuberin hat damals noch selbst die Veranstaltungen geleitet und ihnen höchstpersönlich die Entlassung des Hanswurst verkündet.
Letztlich in Baden-Baden, dem geriatrischen Disneyland, untermauerten zwei Damen mit Rollatoren ihre zarte und melancholische Kritik an meiner dort zur Premiere gekommenen Inszenierung eines Goldonistücks, mit dem bedauernden Satz: "Wir haben doch nach dem Krieg so schönes Theater gesehen." (Nach welchem?)
Der Ablauf: Ein Dramaturg führt, je nach Fähigkeit, in literaturhistorische und biographische Details des jeweiligen Tschechow/Goethe/Shakespeare/Müller/Pollesch Materials ein. Ein paar Literaturbeispiele, obskure Gedichte, Biographieauszüge, lustige Anekdoten werden dazwischengemischt und von Darstellern (herrliches Wort!) vorgetragen. Die Interessierten hören zu, sie haben sich fein gemacht, sie sind ruhig, sie kichern gern, danach gehen sie zum Mittag. Sicher sind sie alle ganz verschieden, haben faszinierende, tragische, überraschende Biographien, aber an diesen Sonntagmorgen verschmelzen sie zur braven Gruppe "der Interessierten". Und das ist alles gut und richtig so, aber auch schrecklich traurig. Als wir in Rostock diese Matineen in Freitag-Nacht Soireen verwandelt haben, kamen viele, aber da eben nur junge. Auch keine Lösung. Entweder laut und deutlich sprechen für das Blumenkohlfeld oder Nuscheln im verzweifelten Umwerben der Twitter Generation. Und einen Jahrmarkt haben wir nicht, nur Foyers. Insbesondere die flugzeughallenartigen Eingangsräume in den Gussbetontheaterbauten des westlichen Deutschlands tun das ihrige, um die Wirkung der morgendlichen Zelebration ins postindustriell Absurde zu verstärken.
Ja, ich meckere, gern, ausgiebig. Das ist wohl das Alter!
Trost - Wort zum Sonntag
Nu ween ma nich, nu ween ma nicht, in de Röhre stehn Klöße, du siehst se bloß nicht.
(Von Tucholsky via Ö.)
Samstag, 12. März 2011
Für Herrn B. - Ein Trostgedicht
Remember me when I am gone away,
Gone far away into the silent land;
When you can no more hold me by the hand,
Nor I half turn to go yet turning stay.
Remember me when no more day by day
You tell me of our future that you planned:
Only remember me; you understand
It will be late to counsel then or pray.
Yet if you should forget me for a while
And afterwards remember, do not grieve:
For if the darkness and corruption leave
A vestige of the thoughts that once I had,
Better by far you should forget and smile
Than that you should remember and be sad.
Christina Rossetti
Heute ganz ohne Humor
"I Am Legend" by Robert Matheson oder "Ich bin Legende"
Bitte nicht an den oder die Verfilmungen denken, ich meine die Kurzgeschichte!
Die Geschichte eines Mannes, Neville, der in einer postapokalyptischen Welt lebt, alle anderen Menschen haben sich, infiziert mit einer nicht näher bestimmten Seuche, in Vampire verwandelt. Er ist allein. Er raucht, trinkt, jagt "die anderen" und hört alte LPs. Es geht hier nicht um Blutsauger oder die üblichen Horrorszenarien, der wahre Terror liegt in der Einsamkeit Nevilles, wahrhafter, völliger Einsamkeit und Fremdheit in der Welt. 1953/54 geschrieben, wohl auch als Allegorie auf den die Luft verpestenden McCarthyismus, gibt die Erzählung eine Ahnung vom Schrecken der Dehumanisierung, die auch der verständlichste Kampf in Seele und Herz anrichtet, wenn er ohne Hoffnung gekämpft werden muss. Am Ende wird Neville von der Neuen Rasse, den Nachtwandlern, überrannt.
"Robert Neville betrachtete die neuen Menschen der Erde. Er wusste, dass er nicht zu ihnen gehörte; er wusste dies, genau wie die Vampire, er war Fluch und schwarzer Terror, der zerstört werden würde. Und, plötzlich, schloss sich das Konzept, erheiternd sogar im Schmerz. ...zum vollen Zirkelschluss. Ein neuer Terror geboren im Tod, ein neuer Aberglaube betrat die unangreifbare Festung der Ewigkeit. Ich bin Legende."
"Robert Neville looked out over the new people of the earth. He knew he did not belong to them; he knew that, like the vampires, he was anathema and black terror to be destroyed. And, abruptly, the concept came, amusing to him even in his pain. ... Full circle. A new terror born in death, a new superstition entering the unassailable fortress of forever. I am legend."
When The Wind Blows Animated Film, aus gegebenem traurigen Anlass.
http://www.youtube.com/watch?v=6EbsrJuAoQo
Freitag, 11. März 2011
Zbigniew Herbert - Der Siebte Engel
DER SIEBTE ENGEL
Der siebte engel
ist ganz anders
er heißt sogar anders
Schemkel
kein Gabriel
der güldene
eine stütze des throns
und baldachin
kein Raphael
stimmeister der chöre
auch kein
Asrael
planetenführer
geometer der unendlichkeit
vollendeter kenner der theoretischen physik
Schemkel
ist schwarz und nervös
vielmals vorbestraft
für schmuggel mit sündern
zwischen Abgrund
und himmel hallt
sein ständiges gestampfe
er hält nicht auf seine würde
und man lässt ihn in dieser schar
nur mit rücksicht auf die zahl sieben
aber er ist nicht wie die anderen
kein feldherr
Michael
ganz in schuppen und federbüschen
kein Asraphael
weltdekorateur
beschützer der üppigen vegetation
mit flügeln die wie zwei eichen rauschen
nicht einmal
Dedrael
apologet und kabbalist
Schemkel Schemkel
- murren die engel
warum bist du so unvollkommen
byzantinische maler
wenn sie die sieben malen
zeigen Schemkel
ähnlich den anderen
sie meinen nämlich
sie würden der lästerung schuldig
wenn sie ihn malten
so wie er ist
schwarz nervös
im alten ausgefransten glorienschein
von Zbigniew Herbert
Onoda Hirō - Nur nicht irre machen lassen!
Dies ist ein Wikipedia-Artikel, aber die Geschichte ist so irre, dass ich ihn hier vollständig wiedergeben möchte. Bitte beachtet die Jahreszahlen!
Onoda Hirō war auf Lubang stationiert, als im Februar 1945 amerikanische Truppen die Insel überrannten und kurz darauf das Kriegsende verkündeten. Onoda und die Soldaten Yuichi Akatsu, Siochi Shimada und Kinshichi Kozuka konnten in den Dschungel flüchten und versteckten sich dort.
Im Oktober 1945 fand die Gruppe ein Flugblatt, auf dem das Kriegsende mitgeteilt wurde. Kurz darauf ein Zweites mit der Aufforderung: „Der Krieg endete am 15. August. Kommt von den Bergen runter!“ Dem misstrauten die Soldaten aber, da sie ein paar Tage zuvor Schüsse vernommen hatten. Sie schlussfolgerten daher, dass es sich bei den Flugblättern um alliierte Propaganda handeln musste. Ende 1945 wurden weitere Flugblätter, mit dem Befehl des japanischen Generals Tomoyuki Yamashita, sich zu ergeben, abgeworfen. Die Gruppe um Onoda beriet sich, um letztendlich zu dem Schluss zu kommen, dass auch dieses Flugblatt eine List sei. Im September 1949 entfernte sich Akatsu von der Gruppe und ergab sich, nachdem er 6 Monate auf sich allein gestellt war, 1950 den Philippinern. Die verbleibenden drei Soldaten sahen im Verschwinden von Akatsu ein Sicherheitsproblem und wurden so noch vorsichtiger. Akatsu bestätigte unterdessen der Außenwelt, dass die anderen drei noch am Leben waren, was 1952 dazu führte, dass Briefe und Familienfotos mit der Aufforderung, sich zu ergeben, abgeworfen wurden. Die drei Japaner kamen dem erneut nicht nach. Während einer Schießerei mit lokalen Fischern wurde Shimada 1953 ins Bein getroffen. Onoda pflegte ihn daraufhin, bis er sich wieder erholt hatte. Am 7. Mai 1954 schließlich wurde Shimada dann von einem Suchtrupp erschossen, der die Männer ausfindig machen sollte.
Als Teil ihrer Guerillaaktivitäten verbrannten die beiden nun noch verbleibenden Männer Onoda und Kozuka am 19. Oktober 1972 Reis, welcher gerade von lokalen Bauern zusammengetragen wurde. Infolgedessen wurde Kozuka von der örtlichen Polizei erschossen. Nach diesem Vorfall wurde von den Behörden in Betracht gezogen, dass auch Onoda, der bereits im Dezember 1959 für tot erklärt wurde, noch leben könnte. Es wurden erneut Suchtrupps gebildet, die allerdings auch dieses Mal Onoda nicht ausfindig machen konnten. Die Nachricht, dass Onoda noch am Leben sein könnte, sprach sich bis nach Japan herum. Dort brach gerade der Student Suzuki Norio sein Studium ab und setzte sich das Ziel „Lieutenant Onoda, einen Panda und den Yeti zu finden, in dieser Reihenfolge“. Suzuki reiste in die Region, in der Onoda vermutet wurde, und suchte dort nach ihm. Weil Suzuki Japanisch sprach, gab sich Onoda ihm am 20. Februar 1974 zu erkennen. Beide wurden Freunde. Onoda lehnte es jedoch weiterhin ab, sich ohne den Befehl eines Vorgesetzten zu ergeben. Suzuki kehrte daher mit Fotos von sich und Onoda, als Beleg für ihr Treffen, nach Japan zurück. Dort machten die Behörden Onodas ehemaligen Vorgesetzten, Major Taniguchi, ausfindig, der inzwischen Bücherverkäufer geworden war. Dieser flog am 9. März 1974 nach Lubang, informierte Onoda über die Kapitulation Japans im und befahl ihm, sich zu ergeben. Das akzeptierte Onoda. Zu dieser Zeit trug er immer noch seine Uniform, sein Schwert, sein Gewehr sowie etwa 500 Schuss und mehrere Handgranaten bei sich. Obwohl er während seiner Zeit auf der Insel ungefähr 30 Menschen umbrachte, weitere ca. 100 verwundet hatte und in mehrere Schießereien mit der Polizei verwickelt war, wurde er aufgrund der Umstände vom philippinischen Präsidenten Marcos begnadigt.
Onoda Hirō war auf Lubang stationiert, als im Februar 1945 amerikanische Truppen die Insel überrannten und kurz darauf das Kriegsende verkündeten. Onoda und die Soldaten Yuichi Akatsu, Siochi Shimada und Kinshichi Kozuka konnten in den Dschungel flüchten und versteckten sich dort.
Im Oktober 1945 fand die Gruppe ein Flugblatt, auf dem das Kriegsende mitgeteilt wurde. Kurz darauf ein Zweites mit der Aufforderung: „Der Krieg endete am 15. August. Kommt von den Bergen runter!“ Dem misstrauten die Soldaten aber, da sie ein paar Tage zuvor Schüsse vernommen hatten. Sie schlussfolgerten daher, dass es sich bei den Flugblättern um alliierte Propaganda handeln musste. Ende 1945 wurden weitere Flugblätter, mit dem Befehl des japanischen Generals Tomoyuki Yamashita, sich zu ergeben, abgeworfen. Die Gruppe um Onoda beriet sich, um letztendlich zu dem Schluss zu kommen, dass auch dieses Flugblatt eine List sei. Im September 1949 entfernte sich Akatsu von der Gruppe und ergab sich, nachdem er 6 Monate auf sich allein gestellt war, 1950 den Philippinern. Die verbleibenden drei Soldaten sahen im Verschwinden von Akatsu ein Sicherheitsproblem und wurden so noch vorsichtiger. Akatsu bestätigte unterdessen der Außenwelt, dass die anderen drei noch am Leben waren, was 1952 dazu führte, dass Briefe und Familienfotos mit der Aufforderung, sich zu ergeben, abgeworfen wurden. Die drei Japaner kamen dem erneut nicht nach. Während einer Schießerei mit lokalen Fischern wurde Shimada 1953 ins Bein getroffen. Onoda pflegte ihn daraufhin, bis er sich wieder erholt hatte. Am 7. Mai 1954 schließlich wurde Shimada dann von einem Suchtrupp erschossen, der die Männer ausfindig machen sollte.
Als Teil ihrer Guerillaaktivitäten verbrannten die beiden nun noch verbleibenden Männer Onoda und Kozuka am 19. Oktober 1972 Reis, welcher gerade von lokalen Bauern zusammengetragen wurde. Infolgedessen wurde Kozuka von der örtlichen Polizei erschossen. Nach diesem Vorfall wurde von den Behörden in Betracht gezogen, dass auch Onoda, der bereits im Dezember 1959 für tot erklärt wurde, noch leben könnte. Es wurden erneut Suchtrupps gebildet, die allerdings auch dieses Mal Onoda nicht ausfindig machen konnten. Die Nachricht, dass Onoda noch am Leben sein könnte, sprach sich bis nach Japan herum. Dort brach gerade der Student Suzuki Norio sein Studium ab und setzte sich das Ziel „Lieutenant Onoda, einen Panda und den Yeti zu finden, in dieser Reihenfolge“. Suzuki reiste in die Region, in der Onoda vermutet wurde, und suchte dort nach ihm. Weil Suzuki Japanisch sprach, gab sich Onoda ihm am 20. Februar 1974 zu erkennen. Beide wurden Freunde. Onoda lehnte es jedoch weiterhin ab, sich ohne den Befehl eines Vorgesetzten zu ergeben. Suzuki kehrte daher mit Fotos von sich und Onoda, als Beleg für ihr Treffen, nach Japan zurück. Dort machten die Behörden Onodas ehemaligen Vorgesetzten, Major Taniguchi, ausfindig, der inzwischen Bücherverkäufer geworden war. Dieser flog am 9. März 1974 nach Lubang, informierte Onoda über die Kapitulation Japans im und befahl ihm, sich zu ergeben. Das akzeptierte Onoda. Zu dieser Zeit trug er immer noch seine Uniform, sein Schwert, sein Gewehr sowie etwa 500 Schuss und mehrere Handgranaten bei sich. Obwohl er während seiner Zeit auf der Insel ungefähr 30 Menschen umbrachte, weitere ca. 100 verwundet hatte und in mehrere Schießereien mit der Polizei verwickelt war, wurde er aufgrund der Umstände vom philippinischen Präsidenten Marcos begnadigt.
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