Dienstag, 22. Februar 2011

Sappho 1

Sappho an Alkaïos

Und was hättest du mir denn zu sagen,
und was gehst du meine Seele an,
wenn sich deine Augen niederschlagen
vor dem nahen Nichtgesagten? Mann,

sieh, uns hat das Sagen dieser Dinge
hingerissen und bis in den Ruhm.
Wenn ich denke: unter euch verginge
dürftig unser süßes Mädchentum,

welches wir, ich Wissende und jene
mit mir Wissenden, vom Gott bewacht,
trugen unberührt, dass Mytilene
wie ein Apfelgarten in der Nacht
duftete vom Wachsen unsrer Brüste -.

Ja, auch dieser Brüste, die du nicht
wähltest wie zu Fruchtgewinden, freier
mit dem weggesenkten Angesicht.
Geh und lass mich, dass zu meiner Leier
komme, was du abhältst: alles steht.

Dieser Gott ist nicht der Beistand zweier,
aber wenn er durch den einen geht
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Fragment. 
Geschrieben Juli 1907 in Paris.
Rainer Maria Rilke


Montag, 21. Februar 2011

Jeff Wall after The Invisible Man by Ralph Ellison


Nur so zwischendurch. Das Bild basiert auf einem Roman von 1952, "Der unsichtbare Mann" von Ralph Ellison. Habe bisher nur ein Kapitel gelesen, hochinteressant! In der Ich-Form geschrieben über einen jungen Schwarzen aus dem Süden der USA, der an einem von Weißen finanzierten College studieren "darf", sich nicht gefällig und dankbar benimmt, rausgeschmissen wird und dann nach New York geht, wo er irgendwann in einem Keller endet, sich mit 1369 Glühbirnen beleuchtet und sein Buch schreibt. „Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Knochen, aus Nerven und Flüssigkeit – und man könnte vielleicht sogar sagen, daß ich Verstand habe. Aber trotzdem bin ich unsichtbar – weil man mich einfach nicht sehen will.“
Jeff Wall hat den Prolog des Buches nachinszeniert und in einer Lichtbox auf der Dokumenta 11 ausgestellt. Der Held hört zum Zeitpunkt des Bildes "Black and Blue" von Fats Waller, trompetet und gesungen von Luis Armstrong.

Cold, empty bed,
Springs hard as lead,
Pains in my head,
Feel like old Ned.
What did I do
To be so black and blue?

No joys for me,
No company,
Even the mouse
Ran from my house,
All my life through
I've been so
Black and blue.

I'm so forlorn,
Life's just a thorn,
My heart is torn,
Why was I born?
What did I do to be so
Black and blue?

I'm white inside,
But that don't help my case.
'Cause I can't hide
What is on my face,
Oh!

[Alternative lyrics
for the last verse]
I'm sad inside,
But it don't help my case
'Cause I can't hide
All the sorrow
That's on my face.

Lyrics: Andy Razaf Music: Fats Waller
(Old Ned ist ein Synonym für den Teufel.)

Väter und Söhne



Max Ernst "Pietà oder Revolution in der Nacht" 1923

Margrittes Mann mit dem Bowler ist inspiriert durch ein Gemälde von Max Ernst aus der Tate Gallery „Pietà oder Revolution bei Nacht“, 1923.
Hier wiederum hat Max  Ernst ein Werk de Chricos verarbeitet, in welchem dieser seinen Vater porträtierte: Das Gehirn des Kindes, 1914.

Sonntag, 20. Februar 2011

Entwederoder oder Sexismus für Anfänger

"Der gute Mensch von Sezuan", Bertolt Brechts Stück, geschrieben zwischen 1930 ("Die Ware Liebe") und 1938/40, uraufgeführt 1943 unter der Regie von Leonard Steckel in Zürich, nun 2011 in Stuttgart in einer Inszenierung von Thomas Dannemann.
Zuerst und zuletzt: ich mag das Stück nicht sehr. Es scheint mir, das simplifizierendste und gefälligste von Brechts Stücken zu sein und verwendet Mann/Frau Klischees in einer Weise, die mir weder Überraschungen auftut, noch irgendwie politisch provozierend wirkt. Dies gesagt, weiß ich aber auch, dass es, wie man so schön sagt: funktioniert. Gerade seine Sentimentalität trifft wohl ganz unepisch, die "Herzen" der Zuschauer.
Gestern abend war ich in einer von Stuttgarts Übergangsspielstätten, der Arena. Ein ehemaliges Mercedes-Autohaus wurde für die Zeit der Sanierung des Schauspielhauses, mit großem Aufwand und immenser Kreativität, zu einem, drei Bühnen, die gleichzeitig bespielt werden können, umfassenden Ausweichstheater umgebaut.

Der "Sezuan"-Bühnenraum, riesig, mit Fenstern die ganze Hinterwand einnehmend, durch die man in der Dunkelheit reale Landschaft erahnen kann, zwischen Säulen vorn ein Boxring, links hinten über Eck zwei deckenhohe Raubtier -oder Affenkäfige, eine kleine Fläche mit Tabakpflanzen vorn links, auf einer zweiten Ebene noch ein Extraraum mit Plastik-Restaurant-Ausstattung, hinten vor den Fenstern, Trainingsgeräte und Sitzgelegenheiten. Also ein Labyrinth, sehr reizvoll, weil zum Hauptfokus mehrere Vorgänge simultan hinzuaddiert werden und man die Freiheit hat, auch mal abzuschweifen. Die Akustik des Monsterraumes geht, trotz cleverer Unterstützung durch Richtmikrophone und gelegentlichem Einsatz von Handmikros, knallhart auf die Stimmen der Spieler und das hört man gelegentlich auch, oder man hört halt nicht so recht. Auch ist der Grundumgangston der Figuren, damit notwendigerweise auf einer beträchtlichen Lautstärke eingepegelt und das die Schauspieler trotzdem einen meist sehr direkten und klaren Ton behalten, ist keine unbeträchtliche Leistung. Überhaupt ein starkes Ensemble eigenwilliger, individueller Leute.

Die Kostüme - Latex, super genau auf die einzelnen Charaktere gedacht und immens einfallsreich und witzig. Hier beginnt für mich das Konzept. Soweit ich es begriffen habe, siedelt Dannemann Sezuan in einer Welt der sozial und sexuell Unbefriedigten und Unzufriedenen an, verständlich, da reißender Hunger als Symptom für Armut im heutigen Deutschland schwerlich funktionieren würde. (Nein, heute werden die sozial Unterprivilegierten mit übersüßten Fettmachern und Fastfood-Maxiportionen in die wehrlose Apathie gefüttert.) Also alles in Latex, mit Zitaten typisierender Modeaccessoires, wie Latex-Polohemden oder rosa Latex-Socken. Das macht Spass. Aber dazu gibt es noch eine Zirkusebene und den Boxring und das im Text nicht wegzusprechende Elend. Das reibt sich und auf nicht uninteressante Weise. Shen-Te ist eine Prostituierte, wir sehen sie zu Beginn, über Video, beim Telefonservice eines Kaviar bevorzugende Kunden. Das ist gut gespielt und setzt einen harten, aber nicht moralisierenden Ausgangspunkt. Aber dann passiert was Merkwürdiges, die Provokation der Inszenierung wird zur Animation der uneingestandenen Lüste des lieben Publikums. Es fühlt sich gekitzelt. Peep Show entsteht. Huch, wie geil, Sextoys und Fetisch-Assoziationen, Gewaltexzesse und coole Musik und dagegen gesetzt die einfache starke Liebe der Shen-Te. Und da stecken sie, trotz allem dagegen Anrennen, wieder in der Falle der Stückkonstruktion.
"Ich werd mit dem gehen, den ich liebe. Ich werde nicht ausrechnen, was es kostet." (ungefähres Zitat). Das ist Schmalz und keine Gesellschaftskritik.
Aber ich habe mich keine Sekunde gelangweilt, was mir bei diesem Stück noch nie gelungen ist. Ich habe die Ljubimow Inszenierung vom Taganka Theater zur Hälfte gesehen und selbst in der Fassung, des von mir sehr verehrten Giorgio Strehler mit Andrea Jonasson, habe ich mit dem Schlaf gekämpft.
Aber an dem Abend des Gastspiels des Piccolo Theaters, in den Achtzigern in der Volksbühne, habe ich auch Heiner Müller kenengelernt. Also verdanke ich dem "Guten Menschen von Sezuan" doch sehr viel.

Brücke in Sezuan - China.

Freitag, 18. Februar 2011

Nonsense auf deutsch


Einer der Vorteile, wenn man sehr jung an einem Theater mit vielen älteren Kollegen mit blendendem Gedächtnis engagiert war, schweinische Witze und Gedichte in Menge! Hört man gar nicht mehr?!

"manche meinen // lechts und rinks // kann man nicht // velwechsern. // werch ein illtum!" Ernst Jandl

Dunkel wars der Mond schien helle

Dunkel wars der Mond schien helle,
Als ein Wagen blitesschnelle,
Langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschossner Hase,
Auf 'ner Sandbank Schlittschuh lief.
Auf 'ner Bank 'ne alte Schachtel,
Zählte kaum erst zwanzig Jahr,
Neben ihr ein alter Jüngling,
Blondgelockt das schwarze Haar.

Bonifatius Kiesewetter war ein Schweinehund seit je.
Und so schiss er der Baronin heimlich in das Portemonnaie.
Hin zu einem Bücherladen lenkt sie ihren Schritt indes,
kaufte, da sie hochgebildet, etwas sehr Ästhetisches.
Als die Dame zahlen wollte, und sie zahlte stets in bar,
griff sie in die blanke Scheiße, was ihr äußerst peinlich war.

Moral und christliche Nutzanwendung:
Ungern nimmt der Handelsmann
statt baren Geldes Scheiße an.

DER WERWOLF
Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: "Bitte, beuge mich!"
Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:
"Der Werwolf", sprach der gute Mann,
"des Weswolfs, Genitiv sodann,
dem Wemwolf, Dativ, wie mans nennt,
den Wenwolf, - damit hats ein End."
Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
"Indessen", bat er, "füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!"
Der Dorfschulmeister aber musste
gestehn, dass er von ihr nichts wusste.
Zwar Wölfe gäbs in großer Schar,
doch "Wer" gäbs nur im Singular.
Der Wolf erhob sich tränenblind -
er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben
so schied er dankend und ergeben.
Christian Morgenstern

Eine kleine Dickmadam
zog sich eine Hose an.
Die Hose krachte,
Dickmadam lachte,
zog sie wieder aus
und du bist raus.

„Es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen.“

Zwei Mädchen liefen durch's hohe Gras,
der einen wurden die Höschen nass,
der andern nur die Beine
denn Höschen trug sie keine.

Zwei Knaben stiegen auf einen Baum,
Sie wollten Äpfel runterhaun;
Am Gipfel drobn wurd's ihnen klar,
Dass das a Fahnenstange war.
 
ottos mops
ottos mops trotzt
otto: fort mops fort
ottos mops hopst fort
otto: soso
otto holt koks
otto holt obst
otto horcht
otto: mops mops
otto hofft
ottos mops klopft
otto: komm mops komm
ottos mops kommt
ottos mops kotzt
otto: ogottogott

Ernst Jandl 
Frau Wirtin - Verse
(Die sind zum Teil hammerhart, auf eigene Gefahr weiterlesen!)

Es steht ein Wirtshaus an der Lahn,
Da kehren alle Fuhrleut an;
Frau Wirtin schlaegt die Leier,
Die Gaeste sitzen um den Tisch
Und kratzen sich die Eier.

Frau Wirtin hat auch eine Mutter,
die macht aus kalten Bauern Butter,
und soll't ihr noch was fehlen,
dann muss der alte Grosspapa,
sich einen runter quaelen.

Frau Wirtin hatte einen Sohn,
der tat es von Geburt an schon
kaum kroch er aus der Spalte
drehte er sich blitzschnell um
und nagelt seine Alte.

Frau Wirtin hat ein Kanapee,
Drauf vögelte die SED,
Doch nur die jungen Begels,
Die Alten saßen still dabei
Und lasen Marx und Engels.

Frau Wirtin hatt''nen Sauerlaender,
der hatte einen Dauerstaender,
und Int'ressierte Damen,
die haengten ihre Huete dran,
getrennt nach Rang und Namen.

http://www.themenmix.de/witziges/witzige-geschichten-frau-wirtin-verse.html

Sehr beliebt war auch das "Vaterunser", in dem man alle Substantive abwechselnd mit Hänsel oder Gretel ersetzt. Hänsel unser, der Du bist in der....

Donnerstag, 17. Februar 2011

"Ich bin nicht immer meiner Meinung." Paul Valéry

Ich kann von meinem augenblicklichen Lieblingsthema, "der Nützlichkeit des Streites als Mittel zur Verständigung", einfach nicht lassen. Ist das Wort Streit wirklich so eindeutig besetzt, dass es nur noch als Bezeichnung für Zank oder den anderen Niedermachen benutzt werden kann? Wo bleibt dann das gute alte Streitgespräch? Oder ist es, dass wir, um Harmonie und Unverbindlichkeit bemüht, uns dem Abenteuer eines wirklichen Streites nicht mehr aussetzen wollen. Erstens muss ich eine Meinung haben und diese auch begründen und verteidigen können und ich muss gut genug zuhören, um möglicherweise (O Schrecken! O Grauen!) meine Meinung einer Korrektur zu unterziehen. Ich denke, es wird dummerweise meist als Charakterschwäche angesehen, wenn jemand seine Meinung ändert, anstatt denjenigen für seine Fähigkeit zum kritischen Denken zu preisen und zu loben.
Wenn man sich die Denker des letzten Jahrhunderts anschaut, haben die interessanten unter ihnen, irrsinnige Zeitenbrüche durchlebend, doch nicht immer an ihren Meinungen festgehalten, und wenn sie es doch taten, aus Rücksicht für "die große Sache" oder um mancher Vorteile willen, dann war es meist zum Schaden ihres Denkens. Also nochmal, lasst uns streiten, auf dass wir uns verändern, nicht immer zum Besseren, aber doch lebendig.

 Das sind Gesichtsausdrücke, die bei dem von mir gemeinten Streiten, zu vermeiden wären.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Amerika von Franz Kafka

Amerika, wird auch unter dem Titel "Der Verschollene" geführt, ist ein unvollendeter Roman Kafkas, den er um 1911 geschrieben hat.
Hier, in Ingolstadt, zeigen sie eine Spielfassung für 5 Schauspieler im Werkstatt-Theater. Sehr präzise und phantasievoll, manchmal ein wenig schwerfällig. Als wir danach über den Abend sprachen, kam mir der Gedanke, dass die scheinbare Übertölpelbarkeit des Helden, vielleicht Kafkas Vision dessen ist, was ich mal mit "Überforderung durch den Kapitalismus" bezeichnen möchte.

"Als der siebzehnjährige Karl Roßmann, der von seinen armen Eltern nach Amerika geschickt worden war, weil ihn ein Dienstmädchen verführt und ein Kind von ihm bekommen hatte, in dem schon langsam gewordenen Schiff in den Hafen von Newyork einfuhr, erblickte er die schon längst beobachtete Statue der Freiheitsgöttin wie in einem plötzlich stärker gewordenen Sonnenlicht. Ihr Arm mit dem Schwert ragte wie neuerdings empor, und um ihre Gestalt wehten die freien Lüfte."

Du stolperst, fällst, schreitest in die Welt und diese kapitalistische Welt verlangt einfach, das du dich ihr stellst, ihre Prüfungen bestehst, ihr deinen Erfolg aus den Rippen schneidest und möglichst klaglos funktionierst, in den Parametern, die sie setzt. Und ich denke immer mehr Menschen können das nicht. Und ich meine nicht einmal nur die, die unser so genanntes soziales Netz durch seine immer größer werdenden Maschen schippt. Nein, ich sehe es zunehmend bei Leuten, die sozial ganz gut dastehen. Sie werden depressiv oder saufen oder du kannst zuschauen, wie ihr berechtigtes Selbsbewusstsein wacklig wird und schrumpft und manchmal ganz unter die Räder gerät. Leistungsdruckunverträglichkeit könnte man es nennen.  In der Medizin heißt das, Inkompatibilität mit etwas oder auch Intoleranz etwas gegenüber. Kapitalismus-Intoleranz. Klingt sehr gut, ist aber hart zu leben, weil es ja nix anderes gibt als Kapitalismus. Kein Ort - nirgendwo, wie es im Buche heißt.

„Dann sind Sie also frei?“ fragte sie. „Ja, frei bin ich“ sagte Karl und nichts schien ihm wertloser.

Und es sind nicht Personen, die schwach oder faul oder dumm sind, sondern gute Leute, kluge, die was können und plötzlich nicht mehr können. Es ist epidemisch, denke ich. Die ersten Symptome sind variabel. Die bürokratischen Erledigungen geraten aus dem Lot, müde, müde, müde, Kontakte werden vermieden oder nur noch übers Netz eingegangen, ihr wißt sicher noch viele andere Anzeichen. Das Immunsystem hält die Welt nicht mehr aus und wendet sich gegen einen selbst. Und ganz  offiziell wird dann von Mistkerlen wie Herrn Sarrazin darüber geurteilt, wie über eine Charakterschwäche oder sonst ein Defekt. 
Und wenn ich mir also die Geschichte von herrn Kafka aus diesem Blickwinkel betrachte, man bedenke geschrieben um 1911, dann gibt es diese Krankheit schon länger und wird halt nur meist unter harmloseren Namen geführt. Kapitalismus-Intoleranz kann übrigens zum Tode führen. Das ist wahr, ich habe es gesehen.

»Auf dem Rennplatz in Clayton wird heute von sechs Uhr früh bis Mitternacht Personal für das Theater in Oklahoma aufgenommen! Das große Theater von Oklahoma ruft euch! Es ruft nur heute, nur einmal! Wer jetzt die Gelegenheit versäumt, versäumt sie für immer! Wer an seine Zukunft denkt, gehört zu uns! Jeder ist willkommen! Wer Künstler werden will, melde sich! Wir sind das Theater, das jeden brauchen kann, jeden an seinem Ort! Wer sich für uns entschieden hat, den beglückwünschen wir gleich hier! Aber beeilt euch, damit ihr bis Mitternacht vorgelassen werdet! Um zwölf Uhr wird alles geschlossen und nicht mehr geöffnet! Verflucht sei, wer uns nicht glaubt! Auf nach Clayton!«



Wikipedia Inhaltsangabe:

Der 17-jährige Karl Rossmann wird von seinen Eltern in die USA geschickt, da er von einem Dienstmädchen „verführt“ wurde und dieses nun ein Kind von ihm bekommen hat. Im Hafen von New York angekommen, trifft er noch einen reichen Onkel, der ihn zu sich nimmt und in dessen Reichtum Karl nun lebt. Doch bald verstößt der Onkel den Jungen, als Karl die Einladung eines Geschäftsfreundes des Onkels zu einem Landhausbesuch eigenmächtig annimmt. Der ohne Aussprache vom Onkel auf die Straße gesetzte Karl lernt zwei Landstreicher kennen, einen Franzosen und einen Iren, die sich seiner "annehmen", freilich immer zum Nachteil von Karl. Wegen des Iren verliert er eine Anstellung als Liftjunge in einem riesigen Hotel . Anschließend wird er in einer Wohnung, die die beiden Landstreicher mit der fetten älteren Sängerin Brunelda teilen, gegen seinen Willen als Diener angestellt und ausgenutzt.
Es existieren noch zwei Textfragmente, mit Karl im Umfeld Bruneldas. Da ist eine Szene mit einer grotesken Waschung Bruneldas; dann ist Karl mit der Sängerin alleine und er transportiert sie in ein Bordell. In einem weiteren Fragment, dem vorhandenen Abschlusskapitel, entdeckt Karl ein Plakat für ein Theater in Oklahoma (Kafka schrieb durchgehend „Oklahama“), das allen Menschen Beschäftigung verspricht. Karl wird nach einer peniblen Befragung von den Werbern des Theaters aufgenommen, freilich nur „für niedrige technische Arbeiten“. Das Romanfragment endet mit der langen Zugfahrt nach Oklahoma, wo Karl zum ersten Mal die „Größe Amerikas begreift“.

Kafka soll laut Brod geplant haben, dass Karl im Theater nicht nur Rückhalt und Beruf, sondern sogar die Eltern und die Heimat wiederfindet. Dem widerspricht eine Tagebuchnotiz Kafkas vom 30. September 1915, nach dem Roßmann ein ähnlicher Tod droht wie Josef K., „Roßmann und K., der Schuldlose und der Schuldige, schließlich beide unterschiedslos strafweise umgebracht, der Schuldlose mit leichterer Hand, mehr zur Seite geschoben als niedergeschlagen“, heißt es da.

Dienstag, 15. Februar 2011

Das ist ja ein Ding!


Gestern hat mich ein Freund gefragt, was ‹unbedingt› heißt? Tja was?
Dieses kleine Wort DING, wir verwenden es unablässig, für vielfältigste DINGE. Aber was heißt es, bedeutet es, woher kommt es? 
Das Ding
Das Unding
bedingt und unbedingt
sich verdingen
Die Bedingung
bedingungslos
Dingsbums für die DINGE, die wir nicht bezeichnen können.

Und dann lese ich, dass es von Thing/Ding, der germanischen gesetzgebenden Vollversammlung herstammt. Vollversammlung bedeutet hier wohl alle Männer. Und dieses Thing/Ding wiederum wurzelt in der Bedeutung Gespräch. Also ist ein Ding etwas, das benannt werden kann, über das man sprechen kann, über das es einen Beschluss gibt, das "als etwas" festgelegt wurde? Dann wäre bedingt doch, wenn etwas nur einschließlich eines oder mehrerer dieser Dinge möglich ist und unbedingt bedeutet das Gegenteil, ist also ohne bedingende Dinge machbar?
Man, es ist schwierig Wörter zu erklären, nicht wahr. Hilfe! 

Ding, N.
(im germanischen und mittelalterlichen deutschen Recht vor allem) Volksversammlung,    Gerichtsversammlung, Sache, mhd. ding, N., Ding, Sache, Vertrag, Gericht‹, ahd. ding, N., Ver- sammlung, Gemeinde, Gericht, Gerichtstag, Gerichtsverhandlung, Sachverhalt, Streitsache, Rechtssache, Sache, Ding, Ursache, as. thing, N., Versammlung, Gericht, Sache, Zeit, Rat, Versammlung, Festsetzung‹
dingen, V.
verhandeln, feilschen, mieten, in Dienst nehmen‹, mhd. dingen, V., versprechen, zu Gericht gehen‹, ahd. dingÌ n, V., sprechen, verhandeln, vereinbaren, Gericht halten, vor Gericht bringen‹, as. thingon, 
dingfest 
Adj., verhaftet‹, 19. Jh., s. Ding, fest dinglich, Adj., sachenrechtlich‹, mhd. dingelich, Adj., gerichtlich‹, ahd. dingló, Adj., gerichtlich, rednerisch, lo- gisch‹, as. thingló , Adj., gerichtlich‹, Lbd. lat. dialecticus, Adj., logisch
bedingen, V. 
zur Folge haben, voraus- setzen, fordern‹, mhd. bedingen (11. Jh.?), V., aushandeln, vereinbaren, verursachen‹, s. ahd. dingÌ n, V., sprechen, ver- handeln, vereinbaren, Gericht halten‹, s. be, Ding
bedingt 
Adj., nicht vollkommen, nur unter speziellen Bedingungen, 19. Jh.?, s. bedingen
Die Bedingung, plur. die -en. 
1) Die Handlung des Bedingens, ohne Plural; in welcher Bedeutung dieses Wort aber wenig gebräuchlich ist. 2) Dasjenige, was man bedinget, in der weitesten Bedeutung des Verbi, d. i. dasjenige, unter dessen Leistung man sich zu einer Sache anheischig macht. Ich verspreche es, aber unter der Bedingung, daß u. s. f. Ohne alle Bedingung. Schwere, unerträgliche Bedingungen. Eine Bedingung erfüllen. 3) Der Vertrag selbst. Bey deiner Geburt hat der Tod die unveränderliche Bedingung mit dir gemacht, daß du sterben mußt, Dusch.

Adelung

Ding, des -es, plur. die -e, Das Ding: ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, welches aber ehedem von einem großen Umfange war, und noch in verschiedenen Provinzen so wohl Ober- als Niederdeutschlandes üblich ist, daher dessen Bedeutungen ein wenig genauer erwogen werden müssen. Es bedeutete,
   1. Eine Rede, ein Gespräch. Daß dieser Gebrauch im Deutschen der erste und ursprüngliche sey, behauptet Wachter mit vieler Wahrscheinlichkeit, worin ihm auch Ihre beypflichtet. Von dieser nunmehr ganz veralteten Bedeutung finden sich in den ältern Denkmahlen noch häufige Beyspiele.
   Zeht thir iz Lucas
   Vuas iro thing thar tho uuas, Lucas erzählet dir, was damahls ihr Gespräch war, Ottfried B. 3, Kap. 13, V. 105. Ein Dinch Gotes Fater. Daz Dinch noh ieo ana uuas, daz ist sin Sun. Das Wort Gottes des Vaters. Dieses Wort war im Anfange, das ist sein Sohn, Notker Ps. 21,
   2. Besonders, ein feyerliches Gespräch, und die Versammlung zu demselben, und in weiterer Bedeutung eine jede Zusammenkunft. So wohl, 1) eigentlich, von welcher Bedeutung sich so wohl in den mittlern, als auch spätern Zeiten gleichfalls häufige Beyspiele finden. Brahten sia in thaz thing, stelleten sie in die Versammlung, Ottfr. B. 3, Kap. 17, V. 17, und Kap. 20, V. 108, nennet er das Synedrium der Juden ein Thing. Concilio populorum communi, quod ab ipsis (Sueonibus) Worph, a nobis l'hinc vocatur, Adam von Bremen. Als auch 2) figürlich, was in einer solchen feyerlichen Unterredung beschlossen wird, eine Bedingung, ein Vertrag, in welcher Bedeutung so wohl Ding, als auch Geding, selbst von besondern Arten der Verträge, z. B. einem Heirathsvertrag, einer Leihe, Lehnung, Miethe, Schenkung, Anwartschaft u. s. f. sehr häufig war Omne Thinx, quod est donatio, heißt es in dem Longobardischen Gesetze.
   3. Ein Gespräch, in welchem man streitet, ein Wortwechsel, besonders ein Wortwechsel vor Gerichte, und figürlich auch eine streitige Sache, eine Rechtssache, ein Prozeß. Auch von diesem veralteten Gebrauche finden sich in den ältern und mittlern Zeiten häufige Beyspiele. In den Monseeischen Glossen ist Dinch eine Rechtssache, und Notker gebraucht Dingstrit in eben dem Verstande. Im Angels. ist Thing gleichfalls ein jeder Streit, besonders ein gerichtlicher.
   4. Eine gerichtliche Versammlung, ein Gericht, und der Ort, wo dasselbe gehalten wird. Diese Bedeutung findet sich von den ältesten Zeiten an. Schon in dem Salischen Gesetze ist Thenca ein Gericht. Ottfried nennet ein Blut- oder Criminal-Gericht notlich Thing, und das jüngste Gericht Thing filu hebigas. Gebothen Ding ist in den spätern Zeiten eine ordentliche, ungebothen Ding aber eine außerordentliche Gerichtsversammlung. Obgleich im Hochdeutschen auch diese Bedeutung veraltet ist, so ist sie doch noch in vielen Provinzen hin und wieder gänge und gebe. Zu Breslau theilen sich die Stadtgerichte in das große und in das kleine Ding, d. i. in das Ober- und Untergericht. Daher die noch hin und wieder übliche Redensart, das Ding hegen, Gericht halten. Sich vor geheurem Dinge und an gewöhnlicher Gerichtsstelle einfinden. Am häufigsten kommt dieses Wort noch in einigen Niedersächsischen Gegenden, z. B. in Schleßwig, Hollstein u. s. f. vor, wo das Ding, oder das Ding und Recht, das Gericht in bürgerlichen Sachen ausdruckt. In diesen und andern Gegenden sind zum Theil auch noch die Zusammensetzungen Bürgerding, Vogtding, Dreyding, Meierding, Freyding u. s. f. üblich, besondere Arten der bürgerlichen Gerichte auszudrucken. S. auch die folgenden Zusammensetzungen, welche im Hochdeutschen gleichfalls veraltet, in einigen Provinzen aber noch jetzt üblich sind. Das Angelsächs. Ding, das Holländ. Ding, das Schwedische Ting, und das Dänische Thing haben gleichfalls die Bedeutung eines Gerichtes.


 

Montag, 14. Februar 2011

Es war einmal in Amerika von Sergio Leone

Billige italienische Schwert und Sandalen Filme (Historienschinken) und Spaghetti Western bilden den Grundstock von Leones Werk. 
"Für eine handvoll Dollars" war 1964 auch der Beginn von Clint Eastwoods Karriere. Hauptsächlich in Spanien gedreht und schon mit den für Leone üblichen langen Einstellungen und extremen Nahaufnahmen. Der "Held" sah hier so ganz anders aus, als der übliche Cowboy, der noch nach wochenlangen Ritten durch die Wüste, frischrasiert und gebügelt vom entspannt atmenden Pferd stieg. Eastwood sah man an, dass er stank, er schwitzte stark und auch seine moralische Konstruktion war, um es höflich zu formulieren, ambivalent. 
Da Leone befürchtete, dass ein italienischer Name dem Erfolg eines Westerns in den USA abträglich seien könnte, erschien er im Vorspann unter dem Pseudonym Bob Robertson, sein Schulfreund Ennio Morricone, der die Musik komponiert hatte, als Dan Savio. Mit "Für ein paar Dollar mehr" und "Zwei glorreiche Halunken" (gräßlicher Titel für "The Good, the bad and the ugly") setze er das Thema fort und nannte die drei Filme "Dollar oder Mann ohne Namen"  - Trilogie.
Es folgte "Es war einmal im Wilden Westen oder Spiel mir das Lied vom Tod", der Film, der der Mundharmonika zu einer sexy Ausstrahlung verhalf und uns alle wünschen ließ, wir könnten auch bodenlange Staubmäntel und Pokerface tragen.

Es läßt mir keine Ruhe, warum, oh warum, denken deutsche Filmverleihe, dass es nötig ist im Titel schon die Intentionen des Films festzunageln. "Once upon a time in the West" schwingt zwischen Märchen, Western und utopischem Traum, warum das einengen, festnageln, eineindeutig machen?

Und dann nach den "Nobody" Filmen und nachdem er den "Paten" abgelehnt hatte, kam: "Es war einmal in Amerika" - der Film mit dem mysteriösen Müllauto am Ende und mit James Woods! Sicher ist Robert De Niro der offizielle Star und obwohl ich kein Fan von ihm bin, hier ist er wirklich erstaunlich. Auch in der ätzendsten Gewalt noch ein Spießer und in seinen schon längst überfällig gewordenen Vorstellungen von Loyalität und Freundestreue gefangen. Sehr traurig. Aber für mich ist James Woods, der eigentlich zentrale Charakter, flirrend, intensiv, absolut glaubwürdig und gänzlich im Kern verrottet. Toll!
Die Kurzversion des Films, gegen den Wunsch von Leone auf 134 Minuten und chronologische Erzählweise der drei Zeitebenen gestaucht, wieder einmal mit verändertem Schluss, sollte man vermeiden. Lieber die 227 minütige anschauen, es wird euch nicht zu lang erscheinen!




Ist er nicht schön? Er hat eine Menge Filme gedreht, überwiegend zweitklassiges Zeugs, aber hin und wieder strahlt er, selbst im größten Mist, eine inteligente Paranoia aus, die fasziniert.


The Ones Who Walk Away From Omelas by Ursula K LeGuin

With a clamor of bells that set the swallows soaring, the Festival of
Summer came to the city Omelas, bright-towered by the sea. The ringing
of the boats in harbor sparkled with flags. In the streets between
houses with red roofs and painted walls, between old moss-grown
gardens and under avenues of trees, past great parks and public
buildings, processions moved. Some were decorous: old people in long stiff robes of mauve and
gray, grave master workmen, quiet, merry women carrying their babies
and chatting as they walked. In other streets the music beat faster, a
shimmering of gong and tambourine, and the people went dancing, the
procession was a dance. Children dodged in and out, their high calls
rising like the swallows' crossing flights over the music and the
singing. All the processions wound towards the north side of the city,
where on the great water-meadow called the Green Fields boys and
girls, naked in the bright air, with mud-stained feet and ankles and
long, lithe arms,exercised their restive horses before the race. The
horses wore no gear at all but a halter without bit. Their manes were
braided with streamers of silver, gold, and green. They flared their
nostrils and pranced and boasted to one another; they were vastly
excited, the horse being the only animal who has adopted our
ceremonies as his own. Far off to the north and west the mountains
stood up half encircling Omelas on her bay. The air of morning was so
clear that the snow still crowning the Eighteen Peaks burned
withwhite-gold fire across the miles of sunlit air, under the dark
blue of the sky. There was just enough wind to make the banners that
marked the racecourse snap and flutter now and then. In the silence of
the broad green meadows one could hear the music winding throughout the
city streets, farther and nearer and ever approaching, a cheerful
faint sweetness of the air from time to time trembled and gathered
together and broke out into the great joyous clanging of the bells.

Joyous! How is one to tell about joy? How describe the citizens of
Omelas?

They were not simple folk, you see, though they were happy. But we do
not say the words of cheer much any more. All smiles have become
archaic. Given a description such as this one tends to make certain
assumptions. Given a description such as this one tends to look next
for the King, mounted on a splendid stallion and surrounded by his
noble knights, or perhaps in a golden litter borne by great-muscled
slaves. But there was no king. They did not use swords, or keep
slaves. They were not barbarians, I do not know the rules and laws of
their society, but I suspect that they were singularly few. As they
did without monarchy and slavery, so they also got on without the
stock exchange, the advertisement, the secret police, and the
bomb. Yet I repeat that these were not simple folk, not dulcet
shepherds, noble savages, bland utopians. There were not less complex
than us.

The trouble is that we have a bad habit, encouraged by pedants and
sophisticates, of considering happiness as something rather
stupid. Only pain is intellectual, only evil interesting. This is the
treason of the artist: a refusal to admit the banality of evil and the
terrible boredom of pain. If you can't lick 'em, join 'em. If it
hurts, repeat it. But to praise despair is to condemn delight, to
embrace violence is to lose hold of everything else. We have almost
lost hold; we can no longer describe happy man, nor make any
celebration of joy. How can I tell you about the people of Omelas?
They were not naive and happy children--though their children were, in
fact, happy. They were mature, intelligent, passionate adults whose
lives were not wretched. O miracle! But I wish I could describe it
better. I wish I could convince you. Omelas sounds in my words like a
city in a fairy tale, long ago and far away, once upon a time. Perhaps
it would be best if you imagined it as your own fancy bids, assuming
it will rise to the occasion, for certainly I cannot suit you all. For
instance, how about technology? I think that there would be no cars or
helicopters in and above the streets; this follows from the fact that
the people of Omelas are happy people. Happiness is based on a just
discrimination of what is necessary, what is neither necessary nor
destructive, and what is destructive. In the middle category,
however--that of the unnecessary but undestructive, that of
comfort, luxury, exuberance, etc.--they could perfectly well have
central heating, subway trains, washing machines, and all kinds of
marvelous devices not yet invented here, floating light-sources,
fuelless power, a cure for the common cold. Or they could have none of
that: it doesn't matter. As you like it. I incline to think that
people from towns up and down the coast have been coming to to Omelas
during the last days before the Festival on very fast little trains
and double-decked trams, and that the trains station of Omelas is
actually the handsomest building in town, though plainer than the
magnificent Farmers' Market. But even granted trains, I fear that
Omelas so far strikes some of you as goody-goody. Smiles, bells,
parades, horses, bleh. If so, please add an orgy. If an orgy would
help, don't hesitate. Let us not, however, have temples from which
issue beautiful nude priests and priestesses already half in ecstasy
and ready to copulate with any man or woman, lover or stranger, who
desires union with the deep godhead of the blood, although that was my
first idea. But really it would be better not to have any temples in
Omelas--at least, not manned temples. Religion yes, clergy no. Surely
the beautiful nudes can just wander about, offering themselves like
divine souffles to the hunger of the needy and the rapture of the
flesh. Let them join the processions. Let tambourines be struck above
the copulations, and the gory of desire be proclaimed
upon the gongs, and (a not unimportant point) let the offspring of
these delightful rituals be beloved and looked after by all. One thing
I know there is none of in Omelas is guilt. But what else should there
be? I thought at first there were no drugs, but that is
puritanical. For those who like it, the faint insistent sweetness of
drooz may perfume the ways of the city, drooz which first brings a
great lightness and brilliance to the mind and limbs, and then after
some hours a dreamy languor, and wonderful visions at last of the very
arcane and inmost secrets of the Universe, as well as exciting the
pleasure of sex beyond all belief; and it is not habit-forming. For
more modest tastes I think there ought to be beer. What else, what
else belongs in the joyous city? The sense of victory, surely, the
celebration of courage. But as we did without clergy, let us do
without soldiers. The joy built upon successful slaughter is not the
right kind of joy; it will not do; it is fearful and it is trivial. A
boundless and generous contentment, a magnanimous triumph felt not
against some outer enemy but in communion with the finest and fairest
in the souls of all men everywhere and the splendor of the world's
summer: This is what swells the hearts of the people of Omelas, and the
victory they celebrate is that of life. I don't think many of them
need to take drooz.

Most of the processions have reached the Green Fields by now. A
marvelous smell of cooking goes forth from the red and blue tents of
the provisioners. The faces of small children are amiably sticky; in
the benign gray beard of a man a couple of crumbs of rich pastry are
entangled. The youths and girls have mounted their horses and are
beginning to group around the starting line of the course. An old
woman, small, fat, and laughing, is passing out flowers from a basket,
and tall young men wear her flowers in their shining hair. A child of
nine or ten sits at the edge of the crowd alone, playing on a wooden
flute.

People pause to listen, and they smile, but they do not speak to him,
for he never ceases playing and never sees them, his dark eyes wholly
rapt in the sweet, thing magic of the tune.

He finishes, and slowly lowers his hands holding the wooden flute.

As if that little private silence were the signal, all at once a
trumpet sounds from the pavilion near the starting line: imperious,
melancholy, piercing. The horses rear on their slender legs, and some
of them neigh in answer. Sober-faced, the young riders stroke the
horses' necks and soothe them, whispering. "Quiet, quiet, there my
beauty, my hope..." They begin to form in rank along the starting
line. The crowds along the racecourse are like a field of grass and
flowers in the wind. The Festival of Summer has begun.

Do you believe? Do you accept the festival, the city, the joy? No?
Then let me describe one more thing.

In a basement under one of the beautiful public buildings of Omelas,
or perhaps in the cellar of one of its spacious private homes, there
is a room. It has one locked door, and no window. A little light seeps
in dustily between cracks in the boards, secondhand from a cobwebbed
window somewhere across the cellar. In one corner of the little room a
couple of mops, with stiff, clotted, foul-smelling heads, stand near a
rusty bucket. The floor is dirt, a little damp to the touch, as cellar
dirt usually is.

The room is about three paces long and two wide: a mere broom closet
or disused tool room. In the room, a child is sitting. It could be a
boy or a girl. It looks about six, but actually is nearly ten. It is
feeble-minded. Perhaps it was born defective, or perhaps it has become
imbecile through fear, malnutrition, and neglect. It picks its nose
and occasionally fumbles vaguely with its toes or genitals, as it sits
hunched in the corner farthest from the bucket and the two mops. It is
afraid of the mops. It finds them horrible. It shuts its eyes, but it
knows the mops are still standing there; and the door is locked; and
nobody will come. The door is always locked; and nobody ever comes,
except that sometimes--the child has no understanding of time or
interval--sometimes the door rattles terribly and opens, and a person,
or several people, are there. One of them may come in and kick the
child to make it stand up. The others never come close, but peer in at
it with frightened, disgusted eyes. The food bowl and the water jug
are hastily filled, the door is locked; the eyes disappear. The people
at the door never say anything, but the child, who has not always
lived in the tool room, and can remember sunlight and its mother's
voice, sometimes speaks. "I will be good, " it says. "Please let me
out. I will be good!" They never answer. The child used to scream for
help at night, and cry a good deal, but now it only makes a kind of
whining, "eh-haa, eh-haa," and it speaks less and less often. It is so
thin there are no calves to its legs; its belly protrudes; it lives on
a half-bowl of corn meal and grease a day. It is naked. Its buttocks
and thighs are a mass of festered sores, as it sits in its own
excrement continually.

They all know it is there, all the people of Omelas. Some of them have
come to see it, others are content merely to know it is there. They
all know that it has to be there. Some of them understand why, and
some do not, but they all understand that their happiness, the beauty
of their city, the tenderness of their friendships, the health of
their children, the wisdom of their scholars, the skill of their
makers, even the abundance of their harvest and the kindly weathers of
their skies, depend wholly on this child's abominable misery.

This is usually explained to children when they are between eight and
twelve, whenever they seem capable of understanding; and most of those
who come to see the child are young people, though often enough an
adult comes, or comes back, to see the child. No matter how well the
matter has been explained to them, these young spectators are always
shocked and sickened at the sight. They feel disgust, which they had
thought themselves superior to. They feel anger, outrage, impotence,
despite all the explanations. They would like to do something for the
child. But there is nothing they can do. If the child were brought up
into the sunlight out of that vile place, if it were cleaned and fed
and comforted, that would be a good thing, indeed; but if it were
done, in that day and hour all the prosperity and beauty and delight
of Omelas would wither and be destroyed. Those are the terms. To
exchange all the goodness and grace of every life in Omelas for that
single, small improvement: to throw away the happiness of thousands
for the chance of happiness of one: that would be to let guilt within
the walls indeed.

The terms are strict and absolute; there may not even be a kind word
spoken to the child.

Often the young people go home in tears, or in a tearless rage, when
they have seen the child and faced this terrible paradox. They may
brood over it for weeks or years. But as time goes on they begin to
realize that even if the child could be released, it would not get
much good of its freedom: a little vague pleasure of warmth and food,
no real doubt, but little more. It is too degraded and imbecile to
know any real joy. It has been afraid too long ever to be free of
fear. Its habits are too uncouth for it to respond to humane
treatment. Indeed, after so long it would probably be wretched without
walls about it to protect it, and darkness for its eyes, and its own
excrement to sit in. Their tears at the bitter injustice dry when they
begin to perceive the terrible justice of reality, and to accept
it. Yet it is their tears and anger, the trying of their generosity
and the acceptance of their helplessness, which are perhaps the true
source of the splendor of their lives. Theirs is no vapid,
irresponsible happiness. They know that they, like the child, are not
free. They know compassion. It is the existence of the child, and
their knowledge of its existence, that makes possible the nobility of
their architecture, the poignancy of their music, the profundity of
their science. It is because of the child that they are so gentle with
children. They know that if the wretched one were not there sniveling
in the dark, the other one, the flute-player, could make no joyful
music as the young riders line up in their beauty for the race in the
sunlight of the first morning of summer.

Now do you believe them? Are they not more credible? But there is one
more thing to tell, and this is quite incredible.

At times one of the adolescent girls or boys who go see the child does
not go home to weep or rage, does not, in fact, go home at
all. Sometimes also a man or a woman much older falls silent for a day
or two, then leaves home. These people go out into the street, and
walk down the street alone. They keep walking, and walk straight out
of the city of Omelas, through the beautiful gates. They keep walking
across the farmlands of Omelas. Each one goes alone, youth or girl,
man or woman.

Night falls; the traveler must pass down village streets, between the
houses with yellow- lit windows, and on out into the darkness of the
fields. Each alone, they go west or north, towards the mountains. They
go on. They leave Omelas, they walk ahead into the darkness, and they
do not come back. The place they go towards is a place even less
imaginable to most of us than the city of happiness. I cannot describe
it at all. It is possible that it does not exist. But they seem to
know where they are going, the ones who walk away from Omelas.



The Ones Who Walk Away From Omelas
by Ursula K LeGuin - from The Wind's Twelve Quarters