Samstag, 14. Dezember 2019

Warum ich Proben liebe.


Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch ’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
b.b.
Der Rest des Liedes würde nicht passen, also habe ich es mir hier passgerecht beschnitten. 
Du liest ein Stück, einmal, zweimal, mehrmals, du informierst Dich, Du denkst nach, hörst die entsprechende Musik, googlest herum, liest, fragst rum, grübelst, phantasierst. 
Du "machst einen Plan". 
Du berätst Dich mit Bühnen- und Kostümbilner*innen, mit Dramaturg*innen, eine Bauprobe folgt, unzählige Kostümskizzen und Links zu interessanten Essays erreichen Dich. 
Der Plan wird klarer. Auf geht's.
Dann trifft Dein Plan auf drei gestresste Schauspieler in zusammengestoppelten Probenkostümen auf einer halbzugemüllten Probebühne. 
Es sind drei, zwei Männer, eine Frau. Ganz verschieden und eine perfekte Mischung. Eigen, eigenartig, fleissig, wagemutig, albern und wild entschlossen, dem Stück auf den Grund zu kommen.
Ups.
Nebenbei spielen sie noch ungefähr zweihunderdreiundsiebzig laufende Vorstellungen. Es ist Dezember und somit der Monat des Weihnachtsmärchens, der extra-angesetzten Kindervorstellungen als Vervollständigung des normalen Theaterwahnsinns.
In diesem Fall stellt sich auch noch, überraschenderweise, heraus, dass der Übersetzer selbstständig großzügig gestrichen, einige Regieanweisungen erfunden und auch noch anderes Eigenes eingefügt hatte. Wir hatten eine Fassung, nicht das Stück. 
Ups.
Mein Plan ist im Eimer. Großartig. Die Proben  können beginnen.
The proof of the pudding is in the eating. Der Pudding erweist seine Qualität beim Essen.

Ich befinde mich nun in einem Liebesverhältnis mit drei Schauspielern, die ich vor drei Wochen noch gar nicht kannte. Einem platonischen. Und einem mit der Souffleuse, die ein seltener Schatz ist.
Was will ich lieber, einen Plan oder das Risiko der Liebe?

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