An einigen Sonntagnachmittagen des letzten Jahres habe ich auf arte große Teile dieser Serie nebenbei geguckt und gemocht. Wunderbare Kostüme, gute Schauspieler, genaue historische Details, dramatische Ereignisse, angenehme Unterhaltung. Alles fein.
Und wenn Maggie Smith dabei wäre, würde ich sowieso beglückt jederzeit der Verlesung des Adressregisters von Liverpool beiwohnen.
Heute im hiesigen Cinestar habe ich den großen Film gesehen und es bleibt, trotz einigen Amusements, ein irgendwie unangenehmer Nachgeschmack.
Ich sehe, die Dienerschaft in glücklich-stolzer Unterwürfigkeit, die Herrschaft gnädig, doch tief besorgt, ob der Herausforderungen der Moderne, König & Königin gütig und nur leicht begriffsstutzig. Ja, es gibt die zauberhafte Nebengeschichte des homosexuellen Butlers, den Aufstieg der unehelichen Tochter und hier und da andere kleine soziale Irritationen, aber sie sind sicher eingebettet in den großen Rahmen der sozialen Stabilität, in der jeder an seinem Platz genau da ist, wo er hingehört, in Sicherheit.
Wie ich gelesen habe, war ein hoher Prozentsatz der Pro-Brexit Wähler älteren Datums, in meinem Alter oder älter, viele, zu viele der jungen Wähler gingen gar nicht wählen. Was wurde da gewählt, eine Erinnerung an eine "gute" alte Zeit?
Und genau da entspringt mein ungutes Gefühl, da wo erinnerte Sicherheit, selbst bei realer schreiender Ungerechtigkeit, als erstrebenswert gezeigt wird. Mit dem Brexit soll ein England, ein Empire wiedererstehen, mit der AfD soll Deutschland wieder echt deutsch werden.
Dame Maggie Smith übergibt ihre Position ihrer Enkelin, der Bewahrerin ihrer Werte. Plötzlich wird die mir sehr sympathische böse, reaktionäre, alte Zicke, sentimental, sie lächelt und buhlt um Zuneigung. Nächster Schnitt, ein Dienerpaar auf dem Heimweg bespricht die erhoffte Kontinuität der bestehenden Verhältnisse.
Dazu im Kontrast: Die Geschichte der Magd, oder besser: Die Geschichte, die die Magd erzählt, The handmaids tale. Wo die Klimakatastrophe zur genehmen Unterdrückung von Frauen mißbraucht wird und nichts mehr gut ist, wenn wir nicht aufpassen und Widerstand leisten.
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