Wir arbeiten hier gerade an einem Stück über eine Revolution, die fast niemand kennt.
Leute reden und streiten über Ungerechtigkeit, ihre Not, ihren Zorn, ihre Zweifel. Sie werden am Ende alle sterben.
Was für Biographien. Aus einer Zeit, als der Traum vom Kommunismus seine Unschuld noch nicht verloren hatte. Aber was für ein dreckig blutiger Absturz folgte im 20. Jahrhundert nach Christus, nach der Geburt dessen, von dem man behauptet, das er verlangte, dass wir, im Falle eines Angriffs auch die andere Wange zur Verfügung stellen sollten.
Widersteht nicht dem, der böse ist, sondern wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt, so wende ihm auch die andere zu.
Matthäus 5:39
Um dieses Dilemma kreist der Text, wie ein melancholischer Geier.
Rigault: Terror gegen Terror, unterdrückt
oder werdet unterdrückt, zerschmettert oder werdet zerschmettert.
Beslay: Keine Gewalt, keine Gewalt!
Jourde: Das bedeutet die Diktatur.
Beslay: Wer zum Schwert greift, wird
durch das Schwert umkommen.
Varlin: Und wer nicht zum Schwert
greift?
Avrial: Die Großmut der Commune wird
Früchte tragen! Lasst sie von der Commune sagen: sie hat die Guillotine
verbrannt.
La Commune de Paris (1871). Vue de la place Vendôme
© Parisienne de photographie
Glaube,
Liebe, Hoffnung.
Wir
mussten wohl oder übel lernen, dass die großen Revolutionen nicht nur durch
ihre Feinde von außen bedroht werden, sondern im Gegenzug auch nahezu sofort
beginnen, sich nach innen in Lager aufzuspalten, die einander bekämpfen. Eine
Gruppe gewinnt die Oberhand, es folgt Überwachung, politische Verurteilungen
und Terror.
Und doch
sehnen wir uns nach Veränderung, denn die Welt ist in einem üblen Zustand.
„Die Tage
der Commune“ erzählt von einer „kleinen“ Revolution, beschränkt auf die Stadt
Paris und einer Dauer von nur 72 Tagen.
Wie tief
wird hier an die Möglichkeit eines guten Ausgangs geglaubt. Wie verzweifelt
wird hier auf eine bessere Zukunft gehofft! Wie innig wird die Vision einer
gerechten Welt geliebt. Wie hart darüber gestritten, wie diese neue Welt
aussehen soll.
Am 28.
Mai wurden die Kämpfer der Commune endgültig besiegt. Die deutsche und die
französische Regierung, eben noch Erzfeinde, sorgten gemeinsam für die
Niederschlagung des Aufstands. Tausende Männer, Frauen und Kinder wurden
deportiert, in Gefängnisse gesteckt, etwa 7000 erschossen.
Der
Glaube kann Berge versetzen? Liebe macht blind? die Hoffnung stirbt zuletzt?
Glaube,
Liebe, Hoffnung, diese drei; aber die größte unter ihnen ist die Liebe, heißt
es in der Bibel.
Dabei
wissen wir ja:
Auch der Hass gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Auch der Hass gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Bertolt
Brecht
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen