Montag, 12. August 2019

DARK - Horror made in Germany

EINE DEUTSCHE FERNSEHSERIE

Zu viel, zu dunkel, aber ich hänge drin, hänge dran.

DARK - Dunkel, Dunkelheit, Deutschland, Dunkelland.
In Winden, einer Kleinstadt im Schwarzwald, tief in den schwarzen Wäldern, wird ein Kernkraftwerk geplant, gebaut, genutzt, dann abgewickelt. Winden, eine Stadt in Deutschland, ist das Zentrum aller Geschehnisse.

2052, 2019, 1986, 1953, 1921, deutsche Geschichte im 33 - Jahre Abstand. 

Mysteriöse Vorkommnisse, Zeitreisen, Hermetik, der Heilige Christopherus, das Higgs-Boson Teilchen und dergleichen spielen eine Rolle, aber ebenso die schiefen, verbogenen Strukturen deutscher Geschichte, in ihnen Verborgenes, Verdecktes, Unterdrücktes, Verdorbenes. Leben und Lieben auf der hauchdünnen Kruste eines Menschen-Sumpfes, Familien, Generationen mit Verletzungen, Leerstellen, Geheimnissen.
Dumpf. Bedrückt ist es hier. 
Keiner verläßt Winden. Alle bleiben. Schmoren. Köcheln. Erzeugen Dampfdruck. Ein bisschen wie in Hamlet, alle wollen weg aus Dänemark und keiner kann entfliehen.
Die 33 Jahre beziehe sich auf den Lunisolarkalender, aber auch auf 1933, wichtige Dinge passieren am 4. und 9. November. Ein Schalk, der Böses dabei denkt. Das andere prägnante Datum ist die Sommersonnenwende.
Einstein, Kernkraft, ihre Nutzung, ihre Gefährlichkeit. Tschernobyl, Hiroshima, Fukushima, der Ausstieg aus der Kernkraft, alles da, aber ohne Oberlehrerton.
Kinder blicken auf ihre Eltern und erschrecken ob ihrer Undurchschaubarkeit. Eltern schauen auf ihre Kinder und erstarren in Verständnislosigkeit ob ihrer Andersartigkeit, Zweizüngigkeit ist das Lebensgesetz. "Game of thrones" für Liebhaber von dystopischem Sci-Fi.
Nur am Humor mangelts. Ist halt deutsch.
Das Ganze ist exzellent besetzt und gespielt und durchaus clever mit wissenschaftlich überprüfbarem Wissen vermischt. 
Immer wieder verblüffend starke Bilder, Spiegelungen aus der Malerei, mit großer Tiefe. Hab schon lange ncht mehr so viel unterschiedlichen Wald gesehen.

Die Zeit ist unser aller Oberbefehlshaber, nicht wir haben Zeit, die Zeit hat uns. "Nehmen wir uns Zeit. In der Minute unserer Geburt beginnt unser Marsch in Richtung Tod, dem persönlichen Ende der Zeit. Und in dieser Serie kämpfen alle gegen die Zeit, die sie als unendliche Widerholung des ewig Gleichen ansehen.
Ich fühle das anders. Wir erhalten ein Geschenk. Die Zeit, die auf Erden uns gegeben ist. Wie lang sie dauern wird, ist ungewiss. Aber endlich ist sie auf jeden Fall.
Was versagen wir uns aus Angst, obwohl es richtig wäre? Was sollten wir nicht tun, weil es Schaden anrichtet, den wir nicht beheben können?

Meine Lieblingsnichte, normalerweise äußerst cool und unerschrocken, wurde beim Ansehen der ersten Staffel zunehmend angespannter und unruhiger. Ich will nicht, das sie das allein ansieht. 


AN DIE NACHGEBORENEN


1
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?

Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich satt zu essen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt
Bin ich verloren.)

Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich es dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.

Ich wäre gerne auch weise
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!


                                   2

In die Städte kam ich zu der Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten
Schlafen legt ich mich unter die Mörder
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit
Die Sprache verriet mich dem Schlächter
Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.


                             3

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.

Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.


b.b.

1 Kommentar:

  1. „Die Frage ist nicht aus welcher Zeit, sondern aus welcher Welt.“

    Eine deutsche Serie im Multiversum. Man mag kaum glauben, dass diese rundum gelungene smarte und fesselnde Serie made in Germany ist.

    Für den Überblick ziemlich hilfreich

    https://dark.fandom.com/de/wiki/Dark_Wiki

    Und nötig. Aber was für eine geile Serie. Die beweist, dass die deutsche Fernsehlandschaft nicht so langweilig konservativ sein müsste, wie sie ist. Wenn man sich traut. Und Netflix traut sich.

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