Sonntag, 3. März 2019

Jetzt gleich, sofort, nicht erst morgen.

1972 in einem Ruderboot auf einem See im Brandenburgischen, meine erste Liebe hatte mir eine Kassette geschenkt, "Thick As A Brick" von Jethro Tull, erst Jahre später erfuhr ich mehr über Ian Anderson und seine Angewohnheit auf einem Bein stehend Querflöte zu spielen. Den Kassettenrekorder hatte ich kurz zu vor zur Jugendweihe geschenkt bekommen, er war aus dem Westen. 
Geduld mußte ich haben. 
Ein Film lief im Fernsehen oder im Kino, nur dann wenn er lief. Nicht meine Lust zählte, sondern das Programm des Ost oder West Fernsehsenders, bzw. des Kinobetreibers, Angebot und Nachfrage wurden zusätzlich ungemein verschärft und eingeschränkt durch die gnadenlosen, geschmacksfreien Zensurbehörden der DDR. Ich konnte eine Musik hören, wenn sie im Radio lief, oder ich die Platte im Besitz hatte oder einen Mitschnitt. Ich konnte einen Film sehen, wenn er im Fernsehen lief oder, eher selten, in einem Kino der DDR.
Ende der 70er kaufte meine Mutter einen VHS-Player und brachte Kassetten mit, wenn sie zu ihrem Bruder in die USA fuhr. Meine erste Erinnerung ist "Der Pate" Teil 1, ich verliebe mich in Al Pacino. Ein wenig später in Donald Sutherland's "Casanova". Diese dicken schwarzen Video-Kassetten waren mein Schatz und meine Einstiegsdroge in die Gewohnheit der Ungeduld. 
Noch 2003 in Rostock mußte ich, man mag es kaum glauben, bis zu 5 Minuten warten, bis ein Lied heruntergeladen war und der nächste Teil einer geliebten Serie lief wirklich nur einmal in der Woche.
Geduld. 
Oder sollte ich es Vorfreude nennen? Instant gratification, sofortige Befriedigung ist jetzt angesagt. Und ich bin ein Ungedulds-Junkie. Will alles jetzt und sofort sehen und hören.
Das "Game of Thrones" so lange braucht, um die letzte Staffel zu produzieren, finde ich darum großartig. Ich muß warten. Ein guter Entzug.
Ich benötige Geduld.
Gut für mich. 
Auf etwas warten zu müssen, etwas zu erwarten, erhöht mein Interesse. Gibt ihm einen Wert.


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