Ein Text, den ich jedem Zuschauer empfehle, vor einer Vorstellung vor sich hinzubrubbeln, um der Angst vor Kunst entweder zu entgehen, sie aber wenigstens möglichst klein zu halten.
Ich weiß, dass ich im Theater bin
und ich weiß, das ich um mein Leben nicht zu fürchten brauche.
Ich brauche weder zu fürchten die Bevormundung meines Geistes,
noch die schmerzhafte Zerlegung meines Körpers in seine Teile.
Ich habe keine Angst vor der langen Weile, die vor mir liegt,
noch muss ich die Kurzweil fürchten.
Was ich im Kunstwerk erkenne, soll nicht vorbestimmt sein,
es ist ganz allein mein eigenes Erkennen.
Ich werde seinetwegen weder gelobt noch getadelt.
Ich werde genau so wenig gelobt oder getadelt für mein Nichterkennen.
Da ich weder für das eine, noch für das andere zu fürchten habe,
Steht mir frei, beides in Anspruch nehmen.
Ich will verstehen, was die Künstler mir sagen wollen.
Dazu benutze ich die mir verliehene Gabe der Interpretation.
Aber auch der Fehlinterpretation werde ich mich nicht verschließen,
da ich weiß, das ich das Eine vom Anderen nicht unterscheiden kann.
Niemand wird mir deswegen eine Böswilligkeit unterstellen.
Ich wünsche, dass ich das Theater am Ende
unversehrt und unbehelligt wieder verlassen kann.
Falls aber ein Feuer ausbricht, werde ich mich ruhig und gefaßt verhalten,
bis man mich auffordert, das Applaudieren zu beenden und einen Ausgang aufzusuchen.
Für den ganz unwahrscheinlichen Fall,
dass der Funke auf mich überspringt,
werde ich das Feuer unaufgefordert in die Stadt hinaus tragen
und als brennende Fackel Zeugnis davon ablegen,
was hier geschah.
Wir danken dem Herrn,
welcher in einem überfüllten Feuer „THEATER“ schrie.
© Jo Fabian
© Jo Fabian