Sonntag, 16. Juli 2017

Ach, ich rauche so gerne.

Siehst du die Gräber dort im Tal?
Das waren die Raucher von Reval.
Und siehst du die Gräber an anderen Orten?
Das waren die Raucher von anderen Sorten.
Und siehst du die Gräber dort in der Ferne?
Das waren welche, die rauchten so gerne.
Volksmund


Rauchen schadet meiner Gesundheit. Schreibe eintausend mal: Rauchen schadet meiner Gesundheit. Rauchen schadet meiner Gesundheit. Rauchen schadet meiner Gesundheit. 
Stimmt. Aber. Stimmt. Aber. Stimmt. Aber.
Ich habe eine sehr schlaue und wunderbar gradlinige Freundin. Rumeiern gilt bei ihr nicht, Dinge werden benannt und nicht verschleiert. Meine Freundin raucht. Sie hat ein ernstes Problem mit ihrer Lunge. Nichtrauchen wäre nötig. Und meine kluge, scharfsichtige Freundin, haspelt, verfällt in Kindchenstimme, argumentiert wie ein grenzdebiler Teenager, weiß, wie blöd das ist und kann doch nicht anders. Alle Tricks aus jedem Buch, Hypnose, Akupunktur, Elektroersatzzigaretten wurden ausprobiert und funktionierten und dann funktionierten sie nicht mehr.
Andere haben es geschafft. Respekt.
Völlig wahnsinnigerweise versuchen neuerdings sogar Staat und Zigarettenindustrie mich vom Rauchen, an dem sie gut verdienen, abzuhalten. Photographien auf jeder Schachtel, irgendwo zwischen abtörnendem Ekel und melancholischer Tauer. Geschwüre, Zahnstummel, Eiter, depressive Impotenz und die trauernden Hinterbliebenen verstorbener Kettenraucher zieren meine Gaulouise Schachteln. Infamer verlogener Mist.

Die Einnahmen durch die Tabaksteuer betrugen im Jahr 2014 14,3 Milliarden Euro. 1970 waren es noch 6,5 Milliarden Euro. Damit ist die Tabaksteuer nach der Energiesteuer (früher: Mineralölsteuer) die ertragreichste Verbrauchsteuer. ...
Während das Gesundheitsministerium die Tabaksteuer als sogenannte Lenkungssteuer sieht, die eine Senkung des Tabakkonsums bewirken soll, hat das Finanzministerium ein Interesse an möglichst hohen Steuereinnahmen zur Deckung des Staatshaushalts.(Wiki)
 
Ich war jetzt fünf Wochen kränklich, zum ersten Mal in meinem Leben, höchst irritierend.
Ein Infekt. Blah. In den letzten Wochen verabschiedete sich meine Stimme. Zehn Tage Schweigen und Nichtrauchen folgten. Sogar Proben mußte ich absagen, das gab es noch nie! Das war nicht schön, gar nicht schön, aber irgendwie aushaltbar. 
Nun bin ich auf dem Weg der Besserung und rauche wieder. Warum?
WHAT THE FUCK!
Auf Schokolade verzichten? Kein Problem. Auf Alkohol? Nicht wirklich schwer. Aber aufs Rauchen? 
Ich habe eine Verabredung mit mir getroffen, nicht mehr nebenbei zu rauchen. Wenn ich rauche, dann tue ich nichts weiter als dies, rauchen. Der Versuch eine Sucht in einen Genuß zurückzuverwandeln.
Ich weiß, für Nichtraucher muß das vollkommen lächerlich klingen.



1 Kommentar:

  1. Ich bin ein ehemaliger Raucher und finde das klingt klug. In dieser Zeit der alles auf einmal Kultur, ist eins nach dem anderen und ganz dabei zu sein linderung für Stress. Bewusster zu entscheiden ist ein wesentlicher Schritt.

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