Heute also "Arrival".
Dieser Film ist in etwa so sehr ein Science-Fiction, wie es Kubricks "2001" ist. Er basiert auf einer Kurzgeschichte von Ted Chiang, "Die Geschichte Deines Lebens".
Die gerade in der richtigen Geschwindigkeit ablaufende, recht komplizierte Geschichte wird zu großen Teilen über das Gesicht von Amy Adams erzählt. Ein fast ungeschminktes, wunderschönes, erwachsenes Gesicht, das lebt und denkt und leuchtet. Der Soundtrack und überhaupt der Einsatz von Geräuschen ist sehr intelligent und darum spannend. Tolle Bilder, ungewöhnlich und filmisch. Und es wird nicht unnötig gequatscht. Forest Whitaker und Jeremy Renner sind hervorragend als zweite Reihe.
Wenn wir wüßten was mit und um uns geschehen wird, würde uns dann die Kraft zuwachsen, unseren Instinkten zu vertrauen? Oder würden wir in vorraussehender Panik erstarren? Würden wir lieben, wenn wir sicher wüßten, dass und wann die Liebe endet? Unser sicherer Tod hindert uns nicht am Leben, aber er verführt uns zur Absicherung. Denn lohnt sich Risiko überhaupt, wenn so wenig Zeit ist? Oder müssen wir alle mögliche Traurigkeit in Kauf nehmen, um nicht unser Leben zu verpassen?
Und dann war da noch die bisher schönste Darstellung von Schwerelosigkeit, die ich gesehen habe: wenn Amy Adams Haare über ihrem Kopf schweben aus einem Gemälde von Max Ernst zitiert.
Max Ernst 1940 Die Einkleidung der Braut
Ich bin sehr froh aus dem Film gegangen.
Mir erging es genau so *
AntwortenLöschenAls Raumfahrt- und Weltraumfan werde ich manchmal gefragt, warum es so verdammt wichtig ist Leben ausserhalb unseres Planeten zu suchen. Was hätte man denn davon es zu finden? Was hätten WIR denn davon?
AntwortenLöschenMeine Antwort ist immer, dass wir über uns lernen werden.
Weil man in der Wissenschaft über Vergleiche lernt. Wenn ich nur rot kenne, dann kann ich nur rot miteinander vergleichen. Wenn ich aber rot bin und auf orange treffe, dann werde ich vollkommen neu verstehen was rot ist ...und herausfinden, dass es gelb gibt.
"Arrivel" ist ein großartiger Film... nicht über Ausserirdische, sondern über Menschen. Über uns.
Darüber, wo wir stehen... und oh ja, jede intelligente Spezies, die es wagen sollte auf unserem aufgesplitterten misstrauischen Planeten Kontakt mit DER Menschheit aufzunehmen hält uns den Spiegel vor. Zeigt uns, was wir nicht sind.
Darüber was Gedanken und Sprache bedeuten, wenn man den menschlichen Kontext verlässt. Darüber, dass Sprache die Perspektive bestimmt mit der ein Wesen die Welt sieht. Würde ein Wesen beispielsweise Abschied oder Tod betrachten wie wir, wenn es dafür nur das Wort "Erneuerung" kennt? Welche Wertskala würde es wohl anlegen, wenn es keine Unterscheidung trifft wie wir zwischen Tieren und Menschen und alles gleich "Lebenswesen" nennt?
Sprache ist das Ergebnis unseres denkens, aber sie prägt unser denken auch während wir sie lernen. Kinder schaffen irre Wortkreationen wenn sie noch die Sprache ihrem denken anpassen und nicht umgekehrt... "melken" wird da schon mal zu "eutern" und "Pappma" für "Eltern" ist eine ziemlich gute Zusammenfassung.
Aber irgendwann ist die Sprache mit unserem denken vereint, das kostet uns die Freiheit, die wir wieder finden müssen, wenn wir mit fremden Lebensformen kommunizieren wollen.
Und dann ist da noch die Frage, ob unser Bewusstsein, unsere Gefühle es aushalten würden für mehr gemacht zu sein, als die Vergangenheit und Gegenwart. Ist unsere lineare Existenz in der Zeit ein Segen für uns oder die eigentliche Erklärung für eine Menge Mist, den wir bauen? Und wenn wir anders existieren könnten, würden das als Verbesserung nutzen oder uns zurückwünschen?
"Arrival" ist ein Feinschmeckermenü für Science Fiction Fans. Untypisch, da hast Du recht. Für das Genre, für Hollywood.
Kleiner Schmunzler für Deine Begeisterung über Haare in der Schwerelosigkeit. Kann man ein Haar nutzen um sich in der Mikrogravitation der ISS von einem Haltegriff abzustoßen?
Yes, you can!
https://www.youtube.com/watch?v=3R7iMv2GXHI