Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus, so beginnt die Illias des Homer. Zorn kann vieles, Kreativität frei setzen, verkrampfen, eherne Mauern einstürzen lassen, Unschuldige töten.
Ich habe neulich einen Theaterabend gesehen, der durch Zorn zusammengehalten wurde, und was es vollends verrückt werden ließ, der Zorn richtete sich gegen die, die das Stück geschrieben und irgendwie auch inszeniert haben.
Es war ein gewaltiger Zorn, der, freigelassen auf der Bühne, eine halbgare Sammlung von Traktaten (Wiki: Flug-, Streit-, Schmähschriften) , zu einem faszinierenden, aber mich auch bedrückenden theatralen Ereignis verschweißte. Der Abend hätte jede Minute in die Luft gehen können und nur diese Gefährdung machte ihn spannend.
Gute Schauspieler sind Wunderwesen, hochsensibel, liebessüchtig, und, wenn ihnen Raum gelassen wird, legen sie unbeirrbar den Finger auf die jeweilige schwärende Wunde.
Es war ein seltenes und gänzlich neues Erlebniss, dass eine Inszenierung durch den zornigen Protest gegen sie, eigentlich erst entsteht. Ich verweigere mich, also spiele ich gegen diese Vereinnahmung bis zur völligen Erschöpfung.
Der Hass-Clown, ein neues Fach, zeitgemäß und höchstdramatisch.
Das Ensemble-Netzwerk und die neue Kraft der Gewerkschaften verändert unser altes, feudales, deutsches Stadttheatersystem, die Verwerfungen werden gerade erst sichtbar, Schauspieler klagen erfolgreich, Intendanten kommen nicht ungeschoren durch, wenn sie Entscheidungen nicht glaubhaft begründen können. Gut so. Wenn es schief geht, explodiert das ganze System, aber wenn es klappt, welche Kräfte werden freigesetzt?
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