Meine erste Operation am 4. Juli, drei Wochen zu Hause, die Reha drei Wochen später - eine Reise. Meine erste Op, drei Wochen allein zu Haus mit Krücken, dann meine erste Reha. Ein Abenteuer.
"Gutmütigst", ein Wort, habe ich gerade zum ersten Mal gehört ( Das Wort wurde der Deutlichkeit wegen wiederholt! ) und ich hoffe, es nie wieder hören zu müssen.
Die gemeinte "Gutmütigste" ist die Rentenkasse oder die Rehabilitationsklinik, die mir aus "Gutmütigskeit" mehr Behandlungsminuten zugesteht, als mir den bürokratischen Regeln nach zustehen würden.
Die Rehabilitationsklinik - Medical Park Humboldtmühle - ist eigentlich toll. Die Zimmer geräumig und genau richtig karg möbliert, immerhin müssen hier auch Rollstuhlfahrer zurechtkommen, das Bad perfekt, die Physiotherapeut*innen, Masseur*innen, Trainer*innen, Kellner*innen und Rezeptionist*innen zu 99 Prozent freundlich und kompetent, das Essen durchaus akzeptabel. Ich kann meine Fortschritte täglich spüren und bin heiterster Stimmung.
Aber als ich, zum vierten Mal, nun mehr nachdrücklich, wegen zu viel ungenützter Zeit, um mehr Trainingseinheiten bitte, geschieht mir eine Begegnung der dritten Art: Ein Arzt mittleren Alters um die Lippen ein allwissendes Lächeln, das überdeutlich impliziert, ich kann die Kompliziertheit der Situation unmöglich vollumfänglich begreifen, steht vor mir und er "mansplained" auf mich herab. (Mansplaining: jemandem etwas
auf eine als herablassend oder bevormundend empfundene Weise erklären,
typischerweise ein Mann gegenüber einer Frau, so nennt es Wiki.) Hey, er ist 50, ich über 60, wir sind beide berufstätig, nur bin ich momentan in seinem Machtbereich. Zitat: "Manchen Patienten kann man es einfach nicht Recht machen." ARSCHLOCH. Seit ich raus aus der Schule bin, habe ich, erst im Osten, dann im Westen ganz brav Rentenbeiträge eingezahlt und der Kerl offeriert mir meine Therapie als "Geschenk", das mir die Rentenversicherung in ihrer unendlichen Güte zukommen läßt. Ein unangenehmes Zusammentreffen. Ich habe übrigens erstaunlicherweise nicht die Beherrschung verloren, sondern bin einfach gegangen und habe dann mehr Trainingseinheiten bekommen. Wäre ich um einiges älter oder weniger aufmüpfig, wie wäre das gelaufen?
Demut ist ein Wort, das mir jetzt öfters durchs Hirn schießt. Demut, sagt Wiki, ist die in die Einsicht in die Notwendigkeit und den Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit. Klingt edel, aber meint, glaube ich, auch die Einsicht, dass es mir im Vergleich zu vielen anderen Menschen verflixt gut geht. Drei Wochen in einem Haus mit Menschen, deren Leiden und Krankheiten, meine Hüfte zu einer Harmlosigkeit machen. Mir wird es wahrscheinlich in einigen Wochen richtig gut gehen, ihnen nicht. Also rege ich mich ab und versuche, demütig zu sein.
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