Freitag, 19. November 2021

Juhu, die Welt geht unter und ich sitze im Atomschutzbunker

Bin ich hysterisch oder macht euch die augenblickliche Situation auch nervös? 

Die Nachrichten klingen, als wären sie wirre Schnittschnipsel aus irgendwelchen Hollywood-Weltuntergangsfilmen. Österreich im Lockdown, Bayern auch, Sachsen, Thüringen auf dem Weg dorthin. 

Eigentlich bin ich ein nervender Optimist, Glas halb voll, gelegentlich sogar überlaufend.

Aber: Verzweifelte Schausteller packen ihre Waren, gekauft oder produziert fürs Weihnachtsgeschäft wieder ein. Erschöpfte Clubbesitzer schalten die Musik aus, obwohl sie brav 2G plus eingehalten haben. Teenager verabschieden sich vom Feiern. Erste Theater schließen.

Die Lage tendiert ins Apokalyptische, aber wir unternehmen erst nächste Woche was?

Wir müssen die Ängste der Nichtimpfer verstehen. Muß ich? Will ich? Sicher, ihre Gründe sind sehr unterschiedlich. Aber bis auf die, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden dürfen, klingen viele ihrer Begründungen für meine Ohren übelst vage oder geradezu dämlich. Allgemeine Bauchgefühle, irgendwelche möglichen DNA-Veränderungen, unbewiesene Spätfolgen, Bill-Gates-Chipping, Wissenschaftsskeptizismus ohne größeres eigenes Wissen, Big-Pharma ganz allgemein und durch keine genauen Fakten begründetes überhebliches Besserwissen. Und ich weiß, dass ich vereinfache, aber 400 Tote am Tag und mehr in in der Zukunft gestatten mir das das vielleicht.

Wenn meine Waschmaschine aufgibt, frage ich einen Waschmaschinenreparateur um Hilfe. Wenn mein Blinddarm entzündet ist, lege ich meine Gesundheit in die Hände eines Chirurgen. Bei Zahnschmerzen hilft ein Zahnarzt, bei Unwissen hilft lernen. Zweitmeinungen sind möglich und manchmal nötig, aber letzten Endes hilft ein Spezialist. Übrigens würde ich in meinem Job auch nicht auf die Meinung jedes Laien hören, der meint, es besser zu wissen, weil er er das so fühlt oder auf Telegram gelesen hat, wie es anders geht.

Widerständig zu sein ist eine hohe Qualität. aber ist es eine Qualität an sich oder muß es seinen Feind genau definieren und nicht nur das Gegenhalten-An-Sich zur Qualität erklären? Bin ich ein Schlafschaf, wenn ich die Hygienemaßnahmen für richtig halte und sie, um gesund zu bleiben, einhalte?

Und die Impfdurchbrüche? Müssen die alten Leute aber auch alle irgendwelche Vorerkrankungen haben?  Mathematik ist auch zu verwirrend. Wenig Trauer um die Toten, viel Rechthaberei. Sie sind ja eh alt. Früher oder später. Begrüßt den Tod, er ist Teil unserer Existenz. Ich glaube, zu sterben, wenn man lieber leben will, ist schlimm, sehr schlimm. Weil wir nur ein Leben haben. Und dann sind da noch die, die uns lieben und vermissen werden.

Wie sind wir hier her geraten? Erst war Wahlkampf, da wollten sie keinen verschrecken und jetzt ampeln sie wie wild.

Ist die Lage so schlimm, wie sie mir scheint oder soll ich mich abregen und auf meine Booster-Impfung warten?

Corona ist wie Tinitus, ein dauernder stressiger Ton in meinem Innenohr. Ja, ich weiß, ich jammere auf hohem Niveau, aber so what.

Ich will, dass es besser wird. Bald. Balder. Am baldesten. 
 
Letztendlich bin ich fassungslos, wie viele meiner Mitbürger wirklich dumm sind, oder nicht einmal dumm, aber unwillig zu denken, mitzufühlen, weil wütend zu sein, so viel einfacher ist. Die Juden sind schuld, die Muslime, die Regierung, Bill Gates, wer auch immer, nur ich, armes, immer geplagtes Ich habe nie keinerlei Verantwortung zu tragen.

5 Kommentare:

  1. "Bin ich hysterisch oder macht euch die augenblickliche Situation auch nervös?"

    Die augenblickliche Situation könnte mich nervös machen, wenn ich noch versuchen wollte, etas festzuhalten; wenn sie nicht eingebettet wäre in einen umfassenden, von Techno-Evolution und Wachstumswahnsinn geprägten Trend hin zur gründlichen Umgestaltung eines von Menschen bewohnten Planeten hin zu einem Planeten, der von eben diesen Menschen nicht mehr bewohnt werden kann.

    Dieser desaströse Prozeß zwingt uns, uns im Loslassen einzuüben. Es ist Zeit, alles, was wir, was ich unter diesen Umständen geworden bin, alles, was wir bis heute, was ich in den 62 Jahren, die hinter mir liegen, erworben habe, loszulassen. Das ist die Wahrheit unserer Generation: wir stehen vor denen, die noch von uns selbst in diese Welt gesetzt worden sind, mit leeren Händen da.

    Nervös? Über nervös bin ich längst hinaus.

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  2. Du bist so unendlich dumm

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    1. Und Du bist so mutig als Anonym zu posten.

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    2. Du hast Recht: ich habe den dummen Fehler in "etwas" übersehen und das 'w' vergessen.

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    3. Lieber Herr Zöllner, es mir immer wieder eine Freude.

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