SPOILERWARNUNG FÜR ALLE BISHERIGEN MARVELPRODUKTIONEN!
ICH LIEBE SUPERHELDENFILME.
Was kann ich zu meiner Verteidigung sagen?
Meine Mutter hat als Emigranten-Kind in Los Angeles Comicbücher gesammelt und mußte sie zurücklassen, als es zurück nach Deutschland ging? (Inclusive Superman Heft 1!) Und sie hatte ein Faible für die Thorfilme, tja, blonde witzige Männer, ihr "Ekke"-Komplex. Es war ein Riesenspaß mit ihr, imerhin schon achtzigjährig, mit Popcorn und Cola und Drei-D-Brille bewaffnet, diesen wahrlich gut gemachten Trash zu gucken. Jetzt ist sie fort und unser Kino am Potsdamer Platz auch, Disney Plus und alleine gucken ist nicht dasselbe. Aber; coranabedingt, tue ich es doch.
Ich liebe auch andere, ernsthafte Dinge? Manche Menschen, das Wort ist nicht genderbar, (oder?) lieben Torte, manche Proust, manche mathematische Gleichungen. Ich halt, unter vielem anderen, SUPERHELDENFILME.
Wikipedia liebe ich auch, aber nur ein bisschen: Liebe (über mittelhochdeutsch liep, „Gutes, Angenehmes, Wertes“ von indogermanisch *leubh- gern, lieb haben, begehren) ist eine Bezeichnung für stärkste Zuneigung und Wertschätzung.
SUPERHELDENFILME. Marvel, DC eher weniger.
Kevin Feige hat die meisten dieser Filme produziert. X-Men und Deadpool laufen zwar extra, werden aber sicher noch zueinander finden. Herr Feige ist schlau, klug, ob aus Geschäftssinn oder weil er die Welt beobachtet und ihrer Veränderung folgt oder aus einer Mischung von beidem.
Noch in Iron Man II wurde Scarlett Johansson von Iron Man lässig mit ziemlich sexistischen Bemerkungen begrüßt, Heute hat Marvel mit Wonder Woman, Captain Marvel, Black Widow, der Valkyrie, Wanda Maximoff, Storm, Jean Grey und anderen viele starke, eigenwillige weibliche Frauen in Hauptrollen.
Captain America ist schwarz. Endlich. Vor drei Jahren habe in Washington Square Park in New York Black Panther im Freilichtkino gesehen, einen tollen Film mit fast ausschließlich schwarzen Besetzung und auch im Publikum waren wir als Weiße in deutlicher Minderzahl. Was für ein Erlebnis, einmal für zwei kurze Stunden Film aus der anderen Perspektive, der nicht "wichtigen", zu erleben
Wanda Vision erzählt von PTSD und gibt uns gleichzeitig eine Geschichte der Vorabendserie. Ich habe sicher nicht alle Referenzen erkannt: I love Lucy, Die Partridge Familie, Verliebt in eine Hexe, Zauberhafte Jeannie, Mary Tyler Moore.
18.00 Uhr bis 18.30 und dann eine weitere halbe Stunde bis 19.00 Uhr, das war zwischen 7 und 13, also 1965 und 1971 meine erlaubte Fernsehmenge an Wochentagen.
Und jetzt Loki, die Serie. Die Infinity-Stones als Briefbeschwerer in einer anderen Zeitebene? Hamlets Vater starb durch einen Schlaganfall, Mephisto war Klempner, Shen-Te eigentlich ein Mann, Bachs 9. hat Mozart komponiert - WTF? Mal sehen, wo das noch hingeht.
Überhaupt die Unverschämtheit mit der Mythologien und sämtliche Science Fiction Motive der letzten zweihundert Jahre und gleichzeitig unsere jetzige Zeit aufgesaugt und durchgeschüttelt werden, ist ein Abenteuer. Zeus & Co kämpfen gegen Aliens (Wonder Woman), ein AI will die Welt retten und sie zu diesem Zweck auslöschen (Age of Ultron), Kämpfe auf einem fiktionalen Balkan und in einem der Kolonialisierung entkommenen High-Tech Land in Afrika (Sukovia & Wakanda), Nazi-Super-Bösewichte und Sozialrevolutionäre (Captain America & The Falcon and the Winter Soldier), der Kalte Krieg und Space War. Und immer Familienaufstellungen, feindliche Brüder, unerreichbare Väter, geliebte, leidende Mütter.
Für mich ist es, als sähe ich meine Welt durch ein Kaleidoskop, amerikanische Superpowervisionen treffen auf gebrochene Helden und die Unvermeidbarkeit einer witzigen Bemerkung. Die Kämpfe interessieren mich weniger, aber das Spiel zwischen manchmal irritierendem America First Gehabe und den irren Typen, die dafür kämpfen oder in diese Kämpfe hineingeraten und die überraschend glaubwürdigen Verdrehungen in die sie hineingeraten, ist mein Spaß.
ICH LIEBE SUPERHELDENFILME.