Sonntag, 11. April 2021

DIE IMPFUNG - Ein Guter Tag

Ich, 62, Risikopatient, höre im Angebot ist Astrazeneca, 3 Tote auf über eine Millionen Geimpfte, also nichts rein damit. Natürlich will ich nicht die vierte Tote sein, aber irgendein Risiko ist immer. 

Im Osten wurden wir, wie üblich, gar nicht erst gefragt und nach einem tiefen, heftig blutenden  Schnitt habe ich mir letztens schnell eine Tetanus-Auffrischung geholt. Jeder Urlauber in exotischen Gefilden läßt sich widerspruchslos gegen Gelbfieber, Malaria und ich weiß nicht was impfen. Die jährliche Grippeimpfung ist ok, aber die Coronaimpfung nicht? Wir schlucken Aspirin und die Anti-Baby-Pille, aber gerade jetzt werden wir vehemente Medikamentkritiker? Masernparties sind, so höre ich, en vogue, aber ich habe noch von keiner Kinderlähmungsparty gehört. Was ist los mit uns, dass Mißtrauen gegenüber der Wissenschaft unsere erste Wahl geworden ist? Mailab ist meine go-to Site, sie ist lustiger als Drosten und Lauterbach und doch Wissenschaftlerin und exzellente Erklärerin. Von meinem Job verstehe ich einiges, weil ich den lang studiert und ausgeübt habe, bei anderen Fachgebieten versuche ich vertrauenswürdige Fachleute zu finden und halte mich dann an deren Empfehlungen. 

Das ist mir bisher gut bekommen, Kaiserschnittgeburt, Keuchhusten mit neun, alle möglichen Impfungen entsprechend der DDR-Impfregelungen, Sehhilfen seit 55 Jahren, zwei wunderbar hilfreiche, rettende Stimmbandoperationen, 6 Transplatate im Kiefer und Medikamente für eine mögliche Herzschwäche - vermutlich wäre ich stimmlos und tot ohne die Errungenschaften der nun so verfehmten Wissenschaft.

Die Impfung - ein denkwürdiges Erlebnis, mit der U-Bahn zum Paradeplatz, dann ein Shuttle zur Impfstelle, für einen Moment die apokalyptische Vision, jetzt shutteln sie uns, gefangen in unseren Masken, nach irgendwo außerhalb der Stadtgrenzen und killen und verbuddeln uns. Nur ein Moment, aber ich gucke zu viele amerikanische Action Filme und habe eine überaktive Phantasie.

Ankunft auf dem Flughafen, ein kurzer Weg in eine riesige, ehemalige Abflughalle, vermutlich. Telefone sind nicht erlaubt, Waffen sind abzugeben, eine kleine Schüssel mit Taschenmessern läßt keine Angst vor Terrorangriffen aufkommen. Das Impfritual beginnt, hunderte freundliche Mitbürger in verschienenfarbigen Westen im Zweimeterabstand leiten mich, weisen mich, helfen mir, es ist geradezu deutscher als deutsch, organisiert, überorganisiert. Und jeder ist nett. Also doch nicht so deutsch.

Ich habe nix zu meckern. O Gott. Was mache denn dann jetzt? Nicht meckern können, der Albtraum des deutschen Bürgers. Nebenbei bemerkt, ich bin durchaus willig über viele Entscheidungen unserer Regierung während dieser Krise lauthals und überzeugt zu meckern.

Meine "Nebenwirkungen" beschränkten sich auf einen müden Tag und belanglose Schmerzen an der Einstichstelle.

Glückspilz.