Samstag, 5. Dezember 2020

DAS C-WORT XXXI - DIES & DAS

Vorgestern, am frühen Abend, stockduster zu dieser Jahreszeit, laufe ich an der Berliner Staatsoper vorbei, viele Räume sind beleuchtet., einzelne Musiker üben, in einem Zimmer sogar zwei in weitem Abstand voneinander. Ein trauriger Anblick.

Ich laufe die Auguststrasse entlang und sehe eine Menschentraube, dort werden Schnelltests angeboten. In Besitz der Corona-App, weiche ich instinktiv weit aus,

Ich wünschte Restaurants dürften draussen Stühle aufstellen und auch die klimaschädlichen Heizpilze. Jetzt sehe ich Leute Glühwein trinken an Müllcontainern, Mittagspausen-Pizza essen auf dem Bordstein sitzend, jede verfügbare Bank ist besetzt mit kauenden Bürgern. Lebensqualität ist ein nicht zu unterschätzender Wert. Frische Luft plus Abstand sollen doch halbwegs sicher sein?

Mein bester Einkauf der letzten Zeit? Mein Corona-Mantel, ein Schlafsack in Mantelform, in ihm kann ich auf kaltem Stein sitzen und heißen Kaffee trinken, rauchen und quatschen.

Wer hätte gedacht, dass ich Frischluft einmal so schätzen würde.

Rechnen wir kurz durch: die Impfung kommt, vielleicht, im Januar die erste Impfung, dann zwei Wochen Wartezeit und es folgt die zweite. Das gilt für einen Großteil der 89 Millionen Bewohner dieses Landes.

Zuerst die sehr alten Menschen, das medizinisches Personal und die Lehrer und die BVB-Mitarbeiter und die Paketboten und die Verkäufer und die Apotheker und alle Risikobelasteten, etc. und erst dann, wir vielen anderen. Und noch ist nicht erwiesen, ob wir trotzdem andere anstecken können und wie lang die Impfung wirkt.

Lets wait for september? https://www.youtube.com/watch?v=wte1uk4A5eU

Ich werde mich impfen lassen und auch brav Danke sagen. Aber wäre ich im gebärfähigen Alter, wäre ich mir vielleicht unsicherer. 

Wir haben einen harten Winter vor uns. Einen knallharten.

Theoretisch bin ich im Februar in Kanada. Aber werde ich wirklich in Kanada sein? 

Wenn wir/ich den April erreichen, ohne Covid Erkrankung und ohne Depression, dann waren wir /ich stark. Und mein Jammern ist eines auf abgesichertem Niveau.

In den Berliner Einkaufsstrassen herrscht derweil dichtes Gedrängel, shopping to survive, manche mit Maske und Abstand, aber, weiß Gott, nicht alle. 

Die Sehnsucht nach körperlicher Nähe wächst. Ich habe einen Freund spontan umarmt und wir beide erschraken. Eine Freundin trifft einen Mann, der um seine Frau trauert, umarmt ihn, um ihn zu trösten und erschrickt ebenfalls.

Maskenlose körperliche Nähe als sicheres Zeichen für Freundschaft, so einfach ist das jetzt.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen