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Mittwoch, 12. Oktober 2022

Warum ich nicht mehr TATORT gucken kann, obwohl ich es gern möchte.

Vorspann und Titelmelodie sind in unser gemeinsames Unterbewusstsein eigelagert, fast jeder große Darsteller, jede große Darstellerin hat in einem mitgespielt, Komissar*in werden ist Ehrenschlag. 

Tatort ist eine Kriminalfilm-Reihe, deren Ausstrahlung 1970 im westdeutschen Fernsehen begann. Ursprünglich als Produktion des Deutschen Fernsehens gestartet, ist sie heute eine Gemeinschaftsproduktion von ARD, ORF und SRF. Bislang erschienen über 1200 Tatort-Filme. Jeder Film erzählt in der Regel eine in sich abgeschlossene Geschichte, in der wechselnd und wiederkehrend ein Ermittler oder ein Team aus Ermittlern in einem Kriminalfall an deutschen, schweizerischen oder österreichischen, meist großstädtischen Schauplätzen ermittelt.

Ich hab es in den letzten Wochen wieder mehr als einmal probiert und bin kläglich gescheitert. Formale Spielereien, aufgebauschte Privatgeschichten, Gesellschaftskritik auf leicht verständlichem Niveau und zu früh durchschaubare Fälle. Warum nur? Whodunnit heißt es im Englischen. Wer hat's getan.

1. Die Geschichte eines guten Kriminalfilms besteht aus einem oder mehreren Verbrechen und der darauffolgenden Suche nach dem Verbrecher, den Verbrechern bzw. den Verbrecherinnen durch Polizist*innen, Detektiv*innen oder anderweitig an der Lösung interessierten Personen.

2. Verbrecher*innen, Verbrechen, Untersuchende. Auflösung. Wer war das Opfer? Wie wurde die Tat getan? Warum wurde die Tat getan? Wer hat sie getan?  Und wie wird er bzw. sie erwischt?

3. Je verzwickter und überzeugender die Motive sind, je überraschender und komplizierter der Prozess der Wahrheitsfindung ist, umso besser.

4. Wobei der Verbrecher, diee Verbrecherin erstmal nur die Person ist, die ein Verbrechen begangen hat, was noch kein Urteil über ihre Beweggründe beinhaltet. 

5. Wobei auch der oder die Untersuchende möglicherweise Täter sein kann.

SUSPENSE - SPANNUNG

Wiki sagt: Suspense (engl. für „Gespanntheit“) leitet sich von lat. suspendere („aufhängen“) ab und bedeutet so viel wie „in Unsicherheit schweben“ hinsichtlich eines befürchteten oder erhofften Ereignisses. Neben anderen Typen der dramatischen Spannung ist dem Suspense die meiste Aufmerksamkeit zuteil geworden, weil er die Spannungserzeugung „mit den geringsten“ Mitteln ist und weil Suspense als intensivstes Mittel der Spannungserzeugung gilt. 

6. Entweder will ich unbedingt wissen wer es war, oder wie es gemacht wurde oder warum es gemacht wurde, oder der Weg oder die Umwege der Aufklärung erzeugen die Spannung.

7. Der/Die nach der Lösung Suchenden, können persönliche Probleme haben, die, sollten aber von Interesse in Bezug auf den Kriminalfall sein, Fehler in der Untersuchung auslösen, Vorurteile oder Voreiligkeit bestärken und ähnliches, zum Beispiel, die Depressionen eines Ermittlers, einer Ermittlerin sollten die Ermittlung verändern oder sind letztendlich überflüssig.

8. Verbrecher*innen und Verbrechensjäger*innen sollten interessante Charaktere sein, aber nicht interessanter als ihre Taten, bzw. die Ermittlungen. 

9. Miss Marple, Hercule Poirot, Inspektor Maigret, Adam Dalgliesh, Sherlock Holmes, Philipp Marlowe, Lord Peter Wimsey, Columbo, Dr. Temperance “Bones” Brennan, Inspektor Jury, Perry Mason, Dave Robicheaux, Harry Bosch, Bobby Goren, Inspector Alan Grant, Lennie Briscoe und und und. Warum sind sie anders als Tatortkomissare? 

10. Eine soziale, bzw. politische Komponente kann anfallen, muß aber Teil des Kriminalfalls sein und ihn nicht ersticken oder gar ersetzen.

Die meisten TATORTE sind langweilig, finde ich, weil sie sich nicht für ihr eigenes Genre interessieren.


Samstag, 25. Dezember 2021

DON'T LOOK UP - Netflix schenkt uns eine weihnachtliche Apokalypse

DON'T LOOK UP

Ein sehr großer Komet steuert auf die Erde zu und wird sie demnächst zerstören, was tuen wir, um das zu verhindern?

Nichts.

Dann unter übergroßem Druck, das absolut Notwendige.

Ohne all zu viel Opfer zu bringen.

Ein guter Freund von mir, der seit 1990 in den USA lebt und dort gerne lebt, erzählte mir, dass er 2017, als Trump die Wahl zum Präsidenten der USA gewann, und er ist ein bekennender Zyniker, zwei Wochen lang unter Magenschmerzen und Brechreiz litt.

Die Wut und die Angst, die ich fühle, wenn ich es mit Menschen zu tun bekomme, die irrational argumentieren, für die weiß nicht weiß ist, 1 + 2 nicht 3, sondern 5, sind real. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden von ihnen mit einem Schulterzucken abgetan. Ihre Gefühle werden als Meinungen verkauft. Behauptungen bekommen das Gewicht von Urteilen. "Ich lasse mich nicht impfen, denn Gott hat mir ein Immunsystem gegeben." Ich brauche keine Impfung, denn ich lebe gesund, bewege mich viel an der frischen Luft und esse gesund.", "Ich fühle tief in mir, das da was nicht stimmt und handele dementsprechend.". 

Wenn mein Gasherd nicht funktioniert, wende ich mich an einen Experten für Gasherde, wenn mein Blinddarm schmerzt, gehe ich in die Notaufnahme, um Hilfe zu bekommen. Aber bei Corona weiß ich es besser, denn hier geht es nicht um die drei Impfungen, die ich benötige, um in Kenia auf Safari zu gehen, sondern um meine Freiheit. 

Was ist mit unseren Gehirnen passiert? 

Im Film sieht man den sich der Erde nähernden Kometen ab einem bestimmten Punkt deutlich am Himmel, da ist "Don't look up", "Schau nicht hin", der passende Slogan, weniger Tests, heißt weniger Corona. Was ist mit unseren Gehirnen passiert?



Dienstag, 19. November 2019

THE END OF THE F***ING WORLD

The End Of The F***ing World von CHANNEL 4 jetzt auf Netflix.

Die beiden Hauptdarsteller Alex Lawther und Jessica Barden sind unfassbar gut.

Charlie Covell hat das Script geschrieben, Jonathan Entwistle & Lucy Tcherniak haben es inszeniert,

Wenn du etwas über Entfremdung begreifen möchtest, solltest du dir diese Serie ansehen.

Zwei Teenager, ein Roadtrip, ein Mord und viele Erwachsene, die genauso gut Aliens sein könnten.

Größte Sparsamkeit in jeder Hinsicht, Kamera, Ausstattung, Kostüm, Dialog, Emotionalität.

Man ist 17. Unendliches Nichtverstandensein, unvergleichliche Einsamkeit, unfassbar große Liebe. 

Das ganze Leben ist eine einzige gigantische Fake News, weil alle zu lügen scheinen, oder lügen sie wirklich, wissen sie, dass sie lügen?

Und wer weiß, was die Wahrheit ist? Mit 17? Mit 60?

Zwei Kinder verstehen die Welt nicht und ich bin froh, weil ich sie auch nicht begreife.



Montag, 12. August 2019

DARK - Horror made in Germany

EINE DEUTSCHE FERNSEHSERIE

Zu viel, zu dunkel, aber ich hänge drin, hänge dran.

DARK - Dunkel, Dunkelheit, Deutschland, Dunkelland.
In Winden, einer Kleinstadt im Schwarzwald, tief in den schwarzen Wäldern, wird ein Kernkraftwerk geplant, gebaut, genutzt, dann abgewickelt. Winden, eine Stadt in Deutschland, ist das Zentrum aller Geschehnisse.

2052, 2019, 1986, 1953, 1921, deutsche Geschichte im 33 - Jahre Abstand. 

Mysteriöse Vorkommnisse, Zeitreisen, Hermetik, der Heilige Christopherus, das Higgs-Boson Teilchen und dergleichen spielen eine Rolle, aber ebenso die schiefen, verbogenen Strukturen deutscher Geschichte, in ihnen Verborgenes, Verdecktes, Unterdrücktes, Verdorbenes. Leben und Lieben auf der hauchdünnen Kruste eines Menschen-Sumpfes, Familien, Generationen mit Verletzungen, Leerstellen, Geheimnissen.
Dumpf. Bedrückt ist es hier. 
Keiner verläßt Winden. Alle bleiben. Schmoren. Köcheln. Erzeugen Dampfdruck. Ein bisschen wie in Hamlet, alle wollen weg aus Dänemark und keiner kann entfliehen.
Die 33 Jahre beziehe sich auf den Lunisolarkalender, aber auch auf 1933, wichtige Dinge passieren am 4. und 9. November. Ein Schalk, der Böses dabei denkt. Das andere prägnante Datum ist die Sommersonnenwende.
Einstein, Kernkraft, ihre Nutzung, ihre Gefährlichkeit. Tschernobyl, Hiroshima, Fukushima, der Ausstieg aus der Kernkraft, alles da, aber ohne Oberlehrerton.
Kinder blicken auf ihre Eltern und erschrecken ob ihrer Undurchschaubarkeit. Eltern schauen auf ihre Kinder und erstarren in Verständnislosigkeit ob ihrer Andersartigkeit, Zweizüngigkeit ist das Lebensgesetz. "Game of thrones" für Liebhaber von dystopischem Sci-Fi.
Nur am Humor mangelts. Ist halt deutsch.
Das Ganze ist exzellent besetzt und gespielt und durchaus clever mit wissenschaftlich überprüfbarem Wissen vermischt. 
Immer wieder verblüffend starke Bilder, Spiegelungen aus der Malerei, mit großer Tiefe. Hab schon lange ncht mehr so viel unterschiedlichen Wald gesehen.

Die Zeit ist unser aller Oberbefehlshaber, nicht wir haben Zeit, die Zeit hat uns. "Nehmen wir uns Zeit. In der Minute unserer Geburt beginnt unser Marsch in Richtung Tod, dem persönlichen Ende der Zeit. Und in dieser Serie kämpfen alle gegen die Zeit, die sie als unendliche Widerholung des ewig Gleichen ansehen.
Ich fühle das anders. Wir erhalten ein Geschenk. Die Zeit, die auf Erden uns gegeben ist. Wie lang sie dauern wird, ist ungewiss. Aber endlich ist sie auf jeden Fall.
Was versagen wir uns aus Angst, obwohl es richtig wäre? Was sollten wir nicht tun, weil es Schaden anrichtet, den wir nicht beheben können?

Meine Lieblingsnichte, normalerweise äußerst cool und unerschrocken, wurde beim Ansehen der ersten Staffel zunehmend angespannter und unruhiger. Ich will nicht, das sie das allein ansieht. 


AN DIE NACHGEBORENEN


1
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?

Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich satt zu essen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt
Bin ich verloren.)

Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich es dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.

Ich wäre gerne auch weise
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!


                                   2

In die Städte kam ich zu der Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten
Schlafen legt ich mich unter die Mörder
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit
Die Sprache verriet mich dem Schlächter
Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.


                             3

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.

Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.


b.b.

Freitag, 24. Mai 2019

Game of Thrones und Avengers - SPOILER - alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

Vorausgeschickt: ich bin ein Trash-Junkie. Superhelden-Filme, Phantasy-Serien, Science-Fiction-Bücher, wenn sie nicht nur kurzschlüssig sadistische Gewaltphantasien, billigen Eskapismus oder vermummten Patriotismus bieten, sind mir ein tiefes Vergnügen. 
Als kleines Kind habe ich "Reise in die Urzeit" gesehen, einen zauberhaften tschechischen Film und war verzaubert. Das war lange Zeit vor Greenscreen und digitalen Wundertricks. "Die Reise zum Mond" von Georges Méliès, "Tarantula", die Erstverfilmung "Der Fliege", "Die Reise zum Mittelpunktder Erde", alles, was Asimov geschrieben hat, Arthur C. Clarke, und und und dann mit 20 die drei Bände vom "Herrn der Ringe" mit den hunderten Seiten von Anhang und dem Simarillon - zwei Wochen lag der letzte Band hoch oben auf meinem Kleiderschrank, weil ich das Ende ahnte, aber noch nicht zu ertragen vermochte.

1
Game of Thrones in seiner letzten Staffel, die größte Schlacht geschlagen, mehr Teilnehmer haben überlebt, als erwartet. 
Wer soll den Thron besteigen? Wer wird den Thron besteigen? 
Über welche Leichen muß er oder sie dazu klimmen? 
Wird der Thron ihn oder sie bis zur Unkenntlichkeit verändern?

2  

Ich vermute, es wird ein "Herr der Ringe" - Ende geben, nicht happy, nicht katastrophal, so dazwischen. Sauron tot und die Elben gehen fort, wir Übrigen muddeln einfach weiter vor uns hin. Mittelerde mit mittelguten Menschen halt.

3
GoT, letzte Episode: der Thron wurde vom letztüberlebenden Drachen zerschmolzen, dann trug er seine Toten fort, der Wiederauferstandene zieht in die Kälte, allerdings mit hoffnungsvollem einzelnen Grashalm, König der sechs Reiche ist jetzt ein esoterischer Krüppel, seine rechte Hand ein hochintelligenter Zwerg, die Minister sind alles erst vor kurzem zu Ehren Gekommene, die vielmißbrauchte Frau regiert ihr Nordreich. Wie erwartet kein Happy End, aber das bestmögliche wohl.
Mein Lieblingsstelle war die Reaktion auf den Vorschlag, man könnte es doch mit Demokratie versuchen. (Morgen ist Europawahl!)
Klar ist einiges ziemlich unlogisch gelöst, geschenkt. 
Aber, wie erzählt wurde, dass Unterdrückung, Verletzung, Mißbrauch Menschen nicht einfach besser machen, ja, dass es sogar eine Unverschämtheit ist, von Opfern auch noch übermenschliche Güte zu verlangen, das hat mir gefallen, das konnte ich verstehen.

3
Die Avengers haben gegen Thanos gesiegt. Und nun? Wenn die bösen, großen Feinde geschlagen sind, müssen sie sich mit sich selbst beschäftigen.
Das hat mir auch gefallen.

4
Mir wird abverlangt, viele Erzählstränge im Kopf zu behalten. Die Motive der vielen agierenden Figuren changieren zwischen weiß, schwarz und grau, und ich kann mich nicht auf simple, gradlinige Verhaltensmuster verlassen. Man läßt mir Zeit. Shakespeare hatte Worte, diese Filme haben Bilder.

5
Game of Thrones verbirgt einen Teil seiner Geschichte in unterbeleuchteten Schlachtszenen, die Avengers sehen entweder erschreckend ausgezehrt aus wie Iron Man oder weichgezeichnet wie Captain America in der entscheidenden Sekunde ihres Todes. Frauen sind stark und solidarisch. Und manchmal keineswegs solidarisch. Beides mag ich.
Irgendwann müssen unsere Helden aufhören heldisch zu sein und das Leben muß weitergehen.

6
Trump ist scheinbar blöde, aber sehr effektiv. Ein böser Narziss, der exzellent, außergewöhnlich gut lügt. Ein Superheld der modernen Art.

Steve Bannon, übergewichtig, schlau, skrupellos, flexibel, ergebnisorientiert. Ein gefährlichr Mann, denke ich.
https://www.nzz.ch/international/steve-bannon-im-interview-bruessel-wird-zu-stalingrad-ld.1481934?mktcid=nled&mktcval=107_2019-05-16&kid=_2019-5-15&fbclid=IwAR1QIXLowm3MvvGZ7rDmsAw3i2GSwOWOy0WX9t4_SQ2bVYfs1J056Bmsxbo 

Dienstag, 12. März 2019

Hissa Hilal - eine Stimme hinter dem Schleier

«Das Böse sehe ich funkeln in den Augen der Fatwas / Wenn ich die Wahrheit enthülle, kriecht das Monster aus seinem Versteck.» 

Gestern beim Rumzappen auf diese faszinierende Dokumentation gestossen. Ihr findet sie in der 3 Sat Mediathek. 
Fesselnd, bestürzend, Augen öffnend.
Das Portrait einer saudi-arabischen Dichterin, Portrait einer Frau von der wir nur die Augen sehen dürfen, selbst ihre Augenbrauen müssen bedeckt bleiben. 
Sie hat bei einer großen Poesie-Talentshow in Abu Dhabi, "Poet der Millionen", in der arabische Länder den dichtenden Superstar suchen, als einzige Frau teilgenommen und den dritten Platz belegt. Das Publikum saß übrigens, getrennt nach Geschlecht, in zwei verschiedenen Sälen.
Bitte unbedingt ansehen.

Hissa Hilal - eine Stimme hinter dem Schleier

Montag, 11. Februar 2019

Big Little Lies - Eine amerikanische Fernseh-Serie

Nicole Kidman, Reese Witherspoon, Shailene Woodley, Alexander Scarsgard, Laura Dern, Zoe Kravitz und und und... spielen mit.
Die Handlung spielt in Kalifornien zwischen zumeist weiblichen Angehörigen der wahrhaft obersten Mittelschicht. Die Figuren sind Archetypen der amerikanischen Serienwelt, ausnahmelos gutaussehend, die meisten wohlhabend oder reich, die Variationen liegen  ausschließlich in der Art, mit der sie ihre spezifischen Probleme handhaben. 
Klingt das öde? Ja. Ist es aber, erstaunlicherweise, nicht. 
Das Thema ist Gewalt, psychische und physische in menschlichen Beziehungen und die Umbenennungen, die Beschönigungen, die wir erfinden, in größter Not, damit solches ertragbar bleibt, bis es dann eben nicht mehr geht. 
Eine Frau wird geschlagen, eine betrügt ihren Mann, eine wurde vergewaltigt, eine ist so beschäftigt, dass sie nicht zuhören kann. 
Im Vorspann laufen Kinder durchs Bild. Und dann ihre Mütter.
Frau Kidman kann ihr Gesicht wieder bewegen, auch wenn sie immer noch ungemütlich schön ist, selbst nach brutalsten Übergriffen. Frau Witherspoon ist eine glaubwürdige besserwisserische Klatschtante mit besten Absichten und die Kleinbürgerlichkeit in sich, die sie bekämpft, hat Anklänge von Tragik, Frau Woodley ist nicht so perfekt wie ihre Mitspielerinnen und behauptet sich erstaunlicherweise dennoch, Frau Dern ist einfach immer der Hammer. Zoe Kravitz ist nervtötend in der besten vorstellbaren Art. Herr Skarsgard ist ein leidender, brutaler, egozentrischer Dreckskerl, den ich mögen will und nicht mögen darf.
Die Kinder sind der Drehpunkt, sie wissen noch nicht, was aus ihnen werden wird. Aber wir ahnen es leider schon.
Woher kriegen die Amis diese wunderbaren Zwergendarsteller? Woher haben die das Timing, die Entspanntheit.
Ich, die ich das Glück hatte, nie körperlich drangsaliert zu werden, habe doch, wie ihr alle, psychische Mißhandlung erlebt und ausgeteilt. Ja, leider war ich nicht nur Opfer.
Die 7 Folgen haben mich gut erwischt. Ich habe über mich nachgedacht. Das ist doch schon mal was.


Dienstag, 30. Oktober 2018

THE BBC - Wie ein öffentlich rechtlicher Sender seinem Auftrag nachkommt

LINE OF DUTY - eine BBC-Serie auf Amazon Prime. 
Widersprüchlichkeit, Ambiguität, Doppel- und Dreifachbödigkeit in einer langsam, ja gerade langsam genug erzählten Polizeiserie. Die Polizisten & Ermittler sehen hier aus wie Polizisten & Ermittler und sie sind auch so angezogen. Polyester Anzüge und zu enge Krägen. Der Pullunder als Zeichen der Glaubwürdigkeit. Die Caster haben preiswürdige Arbeit geleistet, sie haben wirklich gute Schauspielarbeiter, und das ist ein hohes Kompliment, gefunden, und die Darsteller haben geliefert.
Komplexe moralische Dilemmata (So heißt das wirklich!) werden in Szenen erzählt, die ganz und gar alltägliche Polizeiarbeit zeigen. Keine Verfolgungsjagd weit und breit. Niemand schießt. Keiner ist cool. Dafür sehe ich Verhöre, Internetsuchen, Bürokratie. Verfolge die komplizierte Motivationen der Figuren und ein verwickeltes Geflecht von Absichten, Anti- und Sympathien und bin unter Hochspannung. Ich interessiere mich für diese Leute und will wissen, was sie tun, was ihnen passieren wird.

  © BBC
 
BODYGUARD - eine BBC-Serie auf Netflix. 
In sechs Episoden wird eine politische Intrige erzählt, meistens aus der Sicht eines traumatisierten Afganistan-Veteranen, der ausgemustert, nun eben dieser Bodyguard ist.
Die Serie ist in England ein emormer Erfolg. Spannend, schnell und griffig, mit einem sympathischen Helden, der aber auch ein effizienter Killer mit PTBS, posttraumitischer Belastungsstörung, sein könnte. Alle 20 Minuten ein überraschender Dreh und auch, immer mal wieder, genug Zeit für den "Helden" Atem zu schöpfen. Nein, realistisch ist die Handlung nur in der Behauptung, nicht in der Glaubwürdigkeit. Aber das stört mich nicht. Dies ist ein Thriller, Realismus wird nicht erwartet.


Warum können die das so gut?

ANDERE BEISPIELE: Jed Mercurio (die beiden oben beschriebenen Serien), Peter Moffat (Silk), 
Kevin Macdonald (State of Play), Susanne Bier (Nightmanager), Jimmy McGovern (Cracker). Silent Witness, London Spy, Vera, etc., etc.

Und die Skandinavier und die Dänen haben auch einiges im Petto. 
Und warum kann das deutsche Fernsehen das so gar nicht?

Und ein neues schönes Wort habe ich noch gelernt, selten verwendbar, aber trotzdem fein.
Das Kompromat (russisch компромат, kurz für компрометирующий материал) ist ein ursprünglich aus dem Jargon des sowjetischen Geheimdienstes KGB stammender Begriff für kompromittierendes Material, meist über einen Politiker oder eine andere Person des öffentlichen Lebens. So sagt Wiki.

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Berlin auf Zelluloid



Berlin in Schwarz-Weiß und Farbe

https://www.youtube.com/watch?v=B-m9A8mY-U0


Im Museum für Deutsche Geschichte unter den Linden habe ich vor ein oder zwei Jahren Filmaufnahmen gesehen, leicht beschleunigt und hackig, wie es alte Aufnahmen so an sich haben. Die kurzen Streifen zeigten eine Strasse in Berlin um 1915, vermutlich den Kurfürstendamm, der Verkehr war angsteinflößend, Automobile, Kutschen, Strassenbahnen wild durcheinander und hochkonzentrierte Fußgänger, die versuchten mit Todesmut, die Straße zu überqueren. Kaum eine Lücke. Streß.
"Menschen am Sonntag" ein Stummfilm von Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer und Billy Wilder zeigt, halbdokumentarisch, eine lebenssüchtige, pulsierende Stadt voll mit Menschen, Dreck, Freude und Sehnsucht. "Die Büchse der Pandorra" oder "Eine Stadt sucht einen Mörder - M" oder "Kuhle Wampe" oder "Cabaret" oder "Das Schlangenei" oder "Berlin Alexanderplatz" oder "Berlin - Ecke Schönhauser" oder "Sonnenallee" sind einige von vielen anderen Berlin-Film-Beispielen.
Die Mode hat sich verändert, der Putz der Häuser ist heller, die Autos stromlinienförmiger, aber es bleibt unverkennbar meine Stadt. Die Intensität des Wollens bleibt sich, glaube ich, gleich über die Zeiten und in all diesen sehr unterschiedlichen Filmen erlebe ich eine sehr spezifische Ansammlung von Leuten mit ihrem Schweiß, ihrer Gier, ihren Ungereimtheiten und ihrer Lust. Berliner und Zugereiste die leben wollen.



https://www.dw.com/de/kino-favoriten-die-zehn-besten-berlin-filme/a-19255180

Nebenbei: God should love Christopher Isherwood!

"Babylon Berlin" zeigt mir Berlin als ein Ansammlung von Puppenhäusern, vermutlich historisch korrekt, aber säuberlich harmlos und irgendwie unbewohnt. Die Serie scheint stolz auf die genaue Rekonstruktion von Architektur, nur kann sie den Orten kein Leben einhauchen. Die ausführlich dargestellte Armut wirkt auf mich designt und kleidsam und bietet, trotz aller Zille-Zitate, keinerlei Verstörung, nur nette historisierende Häppchen. Und in diesem Konstrukt agieren Darsteller von sozialen Beispielgruppen. Der Süchtige, die Aufstrebende, der Zuhälter, etc..


KDW - Zigarrenabteilung - 1928

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Filmen_mit_Bezug_zu_Berlin

Ich weiß, das Vielen die Serie gefällt, mir mißfällt sie aus den obengenannten Gründen. Ich bin ein Berliner.

Sonntag, 7. Oktober 2018

Mein kaltes Herz

Ich habe gerade den ersten Teil der vierzehnten Staffel einer Krininalserie gesehen. BBC, Silent Witness, das Thema ist Pädophilie. Und, zu meinem Schrecken bemerke ich, dass ich keinen Funken Mitleid für den Kinderschänder aufbringen kannn, sogar hoffe, dass er draufgeht. Mein kaltes Herz.

Und ich bin, überraschenderweise, froh, dass es Gesetze gibt, die, auf andere Weise kalt, aber ohne meine Wut einzubeziehen, verlangen, dass jeder Mensch nach Maßgabe unseres herrschenden Rechts verurteilt wird und nicht nach den Wünschen meiner nachvollziehbaren Rachegelüste. 

Vergriffe sich jemand an meiner Tochter oder der Lieblingsnichte würde ich gewissenslos seinen Tod wünschen, ihn befördern, vielleicht sogar verursachen.

https://www.ndr.de/kultur/geschichte/chronologie/Die-Rache-der-Marianne-Bachmeier,mariannebachmeier101.html 

Also steht im unvorstellbaren Extremfall, gefürchtet und hoffentlich nie Realität werdend, nur das Gesetz, zwischen meinem trauernden, regellosen Hass und den harterkämpften Regeln unserer Zivilisation.

Ja, manchesmal geht mir die mitfühlende Einsicht unserer Gerichte zu weit, harte Erlebnisse in jemandes Kindheit entschuldigen, meiner Ansicht nach, nicht alles und jedes. Ursachen und Entschuldigungen sind nicht das Gleiche. Informiertes Mitgefühl und selbstzerfleischendes Mitleid, verantwortungsloses Dulden und verständnisvolles Beurteilen sind nicht das Gleiche. Bleeding hearts nennen die schwache Seite die Englischsprechenden, Gutmenschen, die nur der deutschen Sprache mächtigen.

Aber, und dieses Aber ist immens wichtig, seit Hammurabi (1728-1686 v. Chr.) Gesetze in eine Steinsäule meißeln ließ, gibt es eine klare Grenze zwischen Rache und Strafe, zwischen Lynchjustiz und den begründeten Regeln der Strafverfolgung. 

Leider beugen sich diese Gesetze immer wieder zeitgemäßen Interessen, aber sowohl die Wut einzelner, und wäre ich einer davon, als auch die Erregung eines Mobs, einer zahlenmäßig großen Gruppe von Leuten, werden vom Gesetz in Schranken gehalten. Haben wir kein Gesetz, haben wir keine Zivilisation. 

Zwischen uns und dem Chaos steht nichts als die übel beleumdete, schwächelnde und momentan hart umkämpfte Demokratie. Und wie die Bulldogge Churchill sagte: Democracy is the worst form of government, except for all the others. Demokratie ist die übelste Regierungsform, nur dass alle anderen schlimmer sind.


Auf Facebook und im Leben begegnet mir gerade jetzt viel Wut, Wut und unverhältnismäßiges apokalyptisches Gequatsche.
Was ist das, was in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet? 
Georg Büchner in Dantons Tod

Was ist das in uns, das unsere Sehnsucht nach dem gefürchteten, erwarteten Endzeit-Szenario stärker sein läßt, als unsere Freude über die reale Verbesserung des Zustandes unserer Welt?

Seit 1990 ist die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, um 1,4 Milliarden gefallen. Das heißt täglich um 137.000 Menschen. Eine Milliarden und 400 Millionen Menschen weniger leben heute in extremer Armut.
Die Zeit Nº 40 

Das heißt nicht, dass alles zum Besten steht, sondern nur, dass es jetzt besser ist, als es noch vor kurzem war.

Ich bin kein Optimist. Keineswegs. Aber ich will auch nicht aus Gewohnheit im Schwarzdenken verharren. Ich möchte, dass die, die jünger sind als ich, eine Chance haben. Und die haben sie, wenn wir wachsam bleiben, aber auch nicht in altersgemäßen, bequemen Pessimismus verfallen.

Mittwoch, 6. Juni 2018

Edward St Aubyn - Patrick Melrose

Keine Ahnung wie ich damals auf die Bücher gestoßen bin, wahrscheinlich durch eine Zeitungsnotiz, aber ich habe alle fünf verschlungen, obwohl ich Prosa sonst nicht mehr so viel lese, wie früher.
Ich kenne die deutsche Übersetzung nicht, der Mann schreibt sehr trocken, böse, knapp, schnell und feinst ziseliert und so britisch. Er erlaubt sich über alles Witze zu machen, weil es sonst nicht zu ertragen wäre. Und auch wenn sein Spielort der englische Hochadel ist, habe ich von anderen nicht-adligen ähnliche atemstockenmachende Geschichten über Mißbrauch, Drogenflucht, Schweigen und Wut gehört. 

Never Mind, Bad News, Some Hope, Mother's Milk, At Last - die Titel der Bücher.

Neulich wieder ein kleiner Artikel über die Verfilmung der Romane als fünfteilige Serie fürs Fernsehen, mit, und jetzt kommt der Clou, denn den hatte ich beim Lesen vorm inneren Auge, Benedict Cumberbatch. 

Läuft auf Sky und mit einem Skyticket kann man damit auf dem Computer für acht Euro zwei Monate lang Serien gucken bis zum Erblinden.

Vier Folgen hab ich jetzt gesehen. Hui! Eine Reise. Die Episoden unterscheiden sich sehr voneinander, wie eine Art Sinfonie. Schnell & laut, lyrisch & schmerzhaft, mit harten Wechseln, anschwellend.

Wie Cumberbatch im ersten Teil den Junkie bis an die Grenze des Grotesken treibt ist grandios. Das habe ich, wenn auch gröber, so nur von Leonardo Dicaprio im "Wolf of Wall Street" gesehen. 
https://www.youtube.com/watch?v=T6ZVI6Ljg2M
Das ist wahnsinnig komisch und trotzdem starrt man mit Schrecken, während sich der Titelheld erniedrigt und selbstverletzt bis zur Unerträglichkeit.
Im zweiten Teil, dem vielleicht bedrückendsten, die Geschichte des einstigen Kindes. Wo findet man so einen begabten Jungen, der mir in langen Großeinstellungen komplizierte und tragische Abläufe nur mit den Augen erzählt? Hugo Weaving, alias Mister Smith in der Matrix, ist ein angsteinflössender Bösewicht und Vater, Jennifer Jason-Leigh eine dauertrunkene, nur scheinbar anwesende Mutter.
Auf einer Dinnerparty im dritten Teil, Prinzess Margaret, aka Harriet Walter, als eingebildete, ignorante Kuh, die sich Kraft ihrer blaueen Blutsuppe alles erlauben kann. Herrlich.

Bald kommt Teil fünf!

B. Cumberbatch, der deutsche Regisseur Edward Berger und E. St. Aubyn auf einem Sofa sitzend. © The Times


Zitat von St. Aubyn aus dem Times Interview:
I’ve spent 25 years being asked if I’m Patrick Melrose,” he told the magazine. “So it’s a great deal of relief to be able to say, ‘No, Benedict Cumberbatch is.’

Freitag, 9. März 2018

Bad Banks - Schlechte Banken

BAD BANKS

"Bad Bank" ist ein Begriff aus der Wirtschaftsprache und bedeutet, dass in Zeiten der finanziellen Krise böse Banken gegründet werden, um den "guten" Banken bei ausstehenden Krediten zu helfen, damit diese überleben.
https://www.schnittberichte.com/review.php?ID=10745 

https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Bank 

Eine in Deutschland produzierte Serie, mit deutschen Schauspielern und Schauspielerinnen, und einigen von woanders her, eine Staffel, sechs Teile, Regie Christian Schwochow. 
Nein, es ist sicher nicht die beste Serie aller Serien aller Zeiten, aber sie ist gut.
Keine Neuerfindung des Genres, wie es "Sherlock" oder "Breaking Bad" waren, aber ein nicht langweilender Versuch, die schlechten Angewohnheiten des von Redakteuren beherrschten deutschen Fernsehens zu vermeiden, siehe auch "Club der roten Bänder". 
Keine Schnitte, drei Sekunden nach dem es sowieso zu spät ist, der pädagogische Erklärbär hält sich meist höflich zurück und ein und derselbe Charakter ist mal sympathisch und mal ein Arschloch. Und das Hauptthema ist heutig. Wonach sind wir so gierig? 
Die Kostüme sind toll, nicht wie bei "Toni Erdmann", wo ich sofort wußte, dass die sonst oft tolle Sandra Hüller niemals der CO eine global agierenden Firma sein konnte - mit ihren schlechtsitzenden Kostümen und ohne Make-up. Jeder, der mal mit den Montagmorgen und Freitagnachmittag die Inlandsflieger füllenden Dienstreisenden ein Flugzeug geteilt hat, weiß, wie die gekleidet sind. In feinst individualisierte Uniformen.
Der Schnitt ist großartig, immer auf den Punkt, aber warum kann ich den Namen der Schnittmeisterin, des Schnittmeisters nirgends finden? 
Ich darf mich selbst entscheiden, wen ich wann mag.
Die Perücke von Frau Nosbusch läßt zu wünschen übrig, aber sie ignoriert das einfach. Paula Beer hat zu oft feuchte Augen, aber auch Momente kalter Klarheit. Barry Atsma ist sexy und großartig. Albrecht Schuch, so blond, so geplagt und verständlich.
Ich habs gemocht.
Zu finden in der arte-Mediathek.



Dienstag, 12. September 2017

Whitney Houston - Can I be me?

WHITNEY ELIZABETH HOUSTON 1963 bis 2012

Can I be me? - Kann ich, ich sein? 
Eine Fernseh-Dokumentation
(Auf Amazon Prime)


Eine erstaunlich berührende Bio-Doku, obwohl ich nicht mal Fan war.
Zu poppig, zu heiter. 
Aber ihre Stimme hat mir großen Eindruck gemacht und und "Bodyguard" mochte ich, weil Rasse nicht das Thema war, sondern Liebe, und weil sie unglaubliche Töne ganz unangestrengt produzierte.
Zwischen wie vielen Erwartungen, Hoffnungen, Vorurteilen Geschäftsinteressen sie zerrieben wurde. 
Ganz verblasst und rau schien sie am Ende. 
Es ist so sehr traurig, wenn solch immenses Talent, solche pure Freude am Gesang, solche unschuldige Lust am Sich-Mitteilen verhunzt wird und letztendlich zur grausigen Karikatur seiner selbst verkommt. 
Die letzten Auftritte von Amy Winehouse erschrecken mich ebenso.   
Ganz unbeschützt in solchen Ruhm zu stürzen, führt bei den Hochsensiblen manchmal zu harten Aufschlägen.
Sehr, sehr Schade.
 
Vorher/Nachher Video
https://www.youtube.com/watch?v=GWzqlx_8PGo

 

Montag, 6. März 2017

Es geht doch mit dem Quatsch machen - Familie Braun im ZDF

Da muß einem Redakteur unseres staatlich stattlich subventionierten  Fernsehens was unterlaufen sein, vielleicht war er kränkelnd, vielleicht besoffen, vielleicht nur unkonzentriert, und da hat er was durchgehen lassen, was abgenickt, das nicht wirklich passt ins Goldene Kamera / Betroffenheits-Tatort / Talkgequatsche, eine kleine Geschichte im Fünfminutentakt erzählt, drei Hauptakteure, zwei davon Nazis, die dritte ein hochbegabtes Kind, und was ich sehe, ist nicht peinlich, nicht allzu moralisierend, nicht nur besserwisserisch, sondern ganz lustig, nein, es ist sogar liebenswürdig.



Nur noch vier Tage in der arte - Mediathek! Ob es das ZDF, das einäugige, in seiner auch hat, weiß ich nicht.

https://www.zdf.de/serien/familie-braun

Das sagt der von mir nicht immer respektierte Herr Henryk M. Broder dazu: Das ZDF überrascht und nimmt die giftige Komödienserie„Familie Braun“ ins Hauptprogramm. Ursprünglich war sie fürs Netz entwickelt worden. Es geht um eine Nazi-WG, die ein schwarzes Kind aufnimmt. 
https://www.welt.de/kultur/medien/article152178481/Wo-das-Negerkind-unterm-Hitlerbild-aufwaechst.html 

Dienstag, 21. Februar 2017

Ich trage einen großen Namen - Und was mache ich nun damit?

Ich trage einen großen Namen ist eine deutsche Fernsehratesendung, die seit 1977 ausgestrahlt wird. Der Sendetermin im SWR Fernsehen ist sonntags um 18:15 Uhr.  
Heute wurde, so glaube ich, die 593. Sendung aufgezeichnet.

Also, ich war in Baden-Baden beim SWR und habe vor Kameras über meine Oma erzählt, bzw., erst mußten ein paar Leuten erraten, wer mein berühmter Verwandter sei, dann folgte das kurze Interview.
Und da sie immer mehrere Folgen auf einmal aufzeichnen, saßen heute beim Mittagessen vielerlei Kinder, Enkel, Urenkel und Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkel, alles Leute zwischen 40 und 70, die einen Besonderen, in meinem Fall hätte ich drei zu bieten, in der Verwandtschaft haben. Bei einem ist 'derjenige welche' schon im 16. Jahrhundert gestorben, bei einer anderen gerade erst kürzlich, ein anderer ist seinem Vorfahren wie aus dem Gesicht geschnitten. Komische Gruppe, mit mir mittendrin.

 © wahrscheinlich Vera Tenschert

Ich hatte eine tolle Großmutter, freundlich, direkt, klar, schlau. Sie konnte kochen, Gäste bewirten, Pilze sammeln, lange Strecken schwimmen. Sie hat sich mit mir ernsthaft und respektvoll unterhalten, ein äußerst wichtiges Erlebnis für ein Kind. Sie war sehr schön und hatte die coolsten Klamotten, mitten in den 70ern trug sie, zumindestens am Wochenende, ausgewaschene Leinenröcke und lose Blusen. Ihre Sprachmelodie ist mir bis heute angenehm, ein Vorkriegs-Wienerisch. Sie war eine hochbegabte Schauspielerin im Deutschland der 20er Jahre und dann war sie viele Jahre lang ein Flüchtling ohne Arbeit, aber mit zwei Kindern und einem nicht unanstrengenden Mann. Und dann war sie Intendantin und Protagonistin des Berliner Ensembles. Und halt auch meine Großmutter.
Es kam die erwartete Frage nach der Strenge mit der sie Brechts Werke verwaltete und ich hatte plötzlich dieses Bild von einer Familie in einem unsicheren Ruderboot auf hoher See. 
1933, der Reichstag brennt, Herr Brecht kommt nach Hause und dringt auf sofortige Flucht. Die Kinder müssen nachkommen. Meine Mutter wird unter der Anklage des Hochverrats, sie war drei Jahre alt, von einer gütigen Calvinistin aus dem feindlichen Land geschmuggelt. Am 27. Februar 1933 war sie gerade auf Besuch beim Großvater in Augsburg.
In Österreich lehnten es Weigels Eltern ab mitzukommen, sie seien gute Österreicher und hätten nichts zu fürchten, Theresienstadt hat sie wenige Jahre später auf furchtbarste Art eines Schlimmeren belehrt. Die vierköpfige Familie geht nach Zürich, darf nicht bleiben, Dänemark beherbergt sie für drei Jahre, da hatte meine Mutter noch Schulfreunde, später nicht mehr, es folgen Zwischenaufenthalte in Schweden und Finnland, aber Hitlers Armee rückt näher, über die UdSSR hilft der kleinen Gruppe ein rettendes Visum in die USA, nach Los Angeles. Aber immer wenig Arbeit, weniger Geld. Zwei Kinder mußten ernährt und bekleidet, ein schreibender Ehemann mit einem Arbeitszimmer versorgt werden. Meine Mama, nunmehr acht Jahre alt, findet sich als deutsche Jüdin in Los Angeles wieder, Deutschland war der Feind und Juden sowieso unbeliebt. Es geht fast nicht schlimmer. Dass aus diesen Jahren ein Gefühl von Beschützenmüssen entsteht, ist mir einleuchtend. Meine Großmutter durfte nicht spielen, der Großvater schrieb für die Schublade, ihre Kinder waren einsam.
Wenn ich heute über Flüchtlinge lese, sind das Menschen ohne individuelles Gesicht, aber sie haben ein Leben vor der Flucht, sie haben Träume, Talente. Manche sind Arschlöcher, manche von tumber Religiösität, aber viele sind nichts anderes als hoffend.

Sonntag, 15. Mai 2016

Serien - Wie geht es weiter? - Ein Junkie beichtet.

Vor circa zehn Jahren habe ich, kurz entschlossen, aufgehört Fernsehen zu gucken. 
Nächte, in denen ich zum penetranten Klang von Dauerwerbesendungen aufwachte, in denen mir im halbwachen Zustand gräßliche Gestalten ihre unnützen Angebote in die schlafmüden Ohren brüllten, in denen ich angeschrien und bedrängt wurde jetzt und sofort irgendwelchen Dreck zu kaufen, solche Nächte hatten mich zu dieser Entscheidung gezwungen. Ich war offenbar nicht fähig, das übertragende Gerät auszuschalten, wenn es genug war. Irgendetwas an diesem Medium hypnotisierte mich in einen Zustand verteidigungsloser Willigkeit alles aufzusaugen, was mir visuell und akustisch zugemutet wurde, von inhaltlich und ästhetisch ganz zu schweigen. 
Schluß, aus, genug! 
Ich ging ersteinmal viel ins Kino, heute seltener, weil meine Mutter nicht mehr da ist, mit ihrer jungen und erfrischenden Begeisterungsfähigkeit für nahezu jedwede Form von beweglichen Bildern. Eine Kindheit in Los Angeles mit Triple-Shows am Samstag für einen Dollar hatte sie wohl lebenslang infiziert. Und durch genetische Übertragung dann mich. Mit wem soll ich jetzt in den nächsten Avenger gehen? X-Men Teil XV für mich und der neue Thor für sie. Die 3D-Brillen immer bereit in ihrem Täschchen, da spart man jedesmal 2 Euro, hat sie gesagt. Mist, Mist, Doppelmist!

Wenige, nahezu fernsehfreie Jahre später, haben mich Serien kalt erwischt.

SERIEN sind meine neue Droge. 
Nein, nein, nein, keineswegs alle. Keine Komödien, nix mit Vampiren und Zombies, und nichts aus deutscher Produktion (Mea culpa!). 
Aber eine komplizierte, langwierige, überraschende Geschichte gründlich und langsam, ja, nahezu bedächtig, durch Schauspieler,  Regisseure und ihre Kollaborateure, die ihr Handwerk verstehen, erzählt, packt mich, greift mich am Schlaffitchen, zwingt mich zum Zuschauen, Mitfiebern.
Manche gucke ich im Stück, eine Staffel im Schnelldurchlauf, wie ein Gelage: es ist zwei Uhr nachts, aber eine Episode geht doch noch. Andere ganz ordentlich im Wochenabstand, Happs für Happs mit Genuß und vorfreudiger Ungeduld. 

 
Game of Thrones war in seiner fünften Staffel, ich arbeitete in Heilbronn, das kein Wlan bietet, außer beim örtlichen Starbucks. Dort ist es laaaaaaangsaaaaaam, aber willig. Jeden Montag trank ich dort verlogen betulich anderthalb Stunden einen Latte, bis die neue Episode heruntergeladen war. Illegal und lächerlich, aber wahr.

Vor drei Tagen habe ich meine großartige und sehr ernsthafte Regieassistentin, eine Frau um die 40, tanzen gesehen, in Vorfreude auf Staffel 6.

Homer sang den Zorn des Achilles. 
Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,
Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,
Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum Aïs
Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden,
Und dem Gevögel umher. So ward Zeus Wille vollendet:
Seit dem Tag, als erst durch bitteren Zank sich entzweiten
Atreus Sohn, der Herrscher des Volks, und der edle Achilleus.

Zwischen der fünften und sechsten Staffel vergeht ein Jahr, übervoll von gelebtem Leben und lebendiger Arbeit, und doch weiß ich immer noch, wer wen haßt, wer mit wem bald zusammentreffen muß, wer gestorben ist (oder doch nicht?), wer wen liebt in Westeros. In einer Geschichte mit mindestens sieben Handlungssträngen, Drachen und äußerst unfeministischen Frauenkostümen. In meiner realen Welt macht es mir Mühe die Namen der Hauptakteure, Politiker, Bosse und Bankiers zu erinnern, in der mythischen Fernsehwelt nicht. Warum?

Als ein Grundmuster von Mythologien hat der amerikanische Mythenforscher Joseph Campbell das Motiv der Heldenfahrt erforscht.

Das "Abenteuer des Helden" nach Joseph Campbell

Die Stationen einer Heldenreise stellen sich nach Campbell wie folgt dar:
Der Ruf des Abenteuers (Berufung): Erfahrung eines Mangels oder plötzliches Erscheinen einer Aufgabe
Weigerung: Der Held zögert, dem Ruf zu folgen, beispielsweise, weil es gilt, Sicherheiten aufzugeben.
Übernatürliche Hilfe: Der Held trifft unerwartet auf einen oder mehrere Mentoren.
Das Überschreiten der ersten Schwelle: Er überwindet sein Zögern und macht sich auf die Reise.
Der Bauch des Walfischs: Die Probleme, die dem Helden gegenübertreten, drohen ihn zu überwältigen - zum ersten Mal wird ihm das volle Ausmaß der Aufgabe bewusst.
Der Weg der Prüfungen: Auftreten von Problemen, die als Prüfungen interpretiert werden können (Auseinandersetzungen, die sich als Kämpfe gegen die eigenen inneren Widerstände und Illusionen erweisen können)
Die Begegnung mit der Göttin: dem Helden (oder der Heldin) wird die gegengeschlechtliche Macht offenbar.
Die Frau als Versucherin: die Alternative zum Weg des Helden kann sich auch als vermeintlich sehr angenehme Zeit an der Seite einer (verführerischen) Frau offenbaren

Versöhnung mit dem Vater: die Erkenntnis steht dem Helden bevor, dass er Teil einer genealogischen Kette ist. Er trägt das Erbe seiner Vorfahren in sich, bzw. sein Gegner ist in Wahrheit er selbst.
Apotheose: In der Verwirklichung der Reise des Helden wird ihm offenbar, dass er göttliches Potenzial in sich trägt (in Märchen oft symbolisiert durch die Erkenntnis, dass er königliches Blut in sich trägt).
Die endgültige Segnung: Empfang oder Raub eines Elixiers oder Schatzes, der die Welt des Alltags, aus der der Held aufgebrochen ist, retten könnte. Dieser Schatz kann auch aus einer inneren Erfahrung bestehen, die durch einen äußerlichen Gegenstand symbolisiert wird.
Verweigerung der Rückkehr: Der Held zögert in die Welt des Alltags zurückzukehren.
Die magische Flucht: Der Held wird durch innere Beweggründe oder äußeren Zwang zur Rückkehr bewegt, die sich in einem magischen Flug oder durch Flucht vor negativen Kräften vollzieht.
Rettung von außen: Eine Tat oder ein Gedanke des Helden auf dem Hinweg wird nun zu seiner Rettung auf dem Rückweg. Oftmals handelt es sich um eine empathische Tat einem vermeintlich "niederen Wesen" gegenüber, die sich nun auszahlt.
Rückkehr über die Schwelle: Der Held überschreitet die Schwelle zur Alltagswelt, aus der er ursprünglich aufgebrochen war. Er trifft auf Unglauben oder Unverständnis, und muss das auf der Heldenreise Gefundene oder Errungene in das Alltagsleben integrieren. (Im Märchen: Das Gold, das plötzlich zur Asche wird)
Herr der zwei Welten: Der Held vereint Alltagsleben mit seinem neugefundenen Wissen und damit die Welt seines Inneren mit den äußeren Anforderungen.
Freiheit zum Leben: Das Elixier des Helden hat die "normale Welt" verändert; indem er sie an seinen Erfahrungen teilhaben lässt, hat er sie zu einer neuen Freiheit des Lebens geführt.

Freitag, 1. April 2016

Wiedereinmal Fernsehserien, wieder keine deutsche dabei.

Keine Serie, aber der Ableger einer solchen:
Sherlock Holmes - Die Braut des Grauens, ein übermütiges, absurdes, wagemutiges Verwirrspiel (BBC) für Cumberbitches und Freeman-Lovers und alle die Moffat und Gatiss, den Schreibern, fast nichts übelnehmen können, weil Doktor Who unmöglich und doch vorhanden ist, weil sie billig produzierten Science Fiction in Vergnügen verwandelten und ganz nebenbei Captain Jack Harkness erfanden. Ob es wohl wirklich je eine dritte Staffel von "Sherlock" geben wird?

The Night Manager, ein Spionagethriller nach einem Roman von John le Carré  (Amazon Prime, iTunes & BBC 1), die Regisseurin ist Susanne Bier (Nach der Hochzeit), es spielen unter anderem Hugh Laurie und Tom Hiddleston und die ganz wunderbare, völlig alle Hollywooderwartungen unterlaufende Olivia Colman (Broadchurch).

London Spy, eine tragische Liebesgeschichte verwoben mit politischen Intrigendrama (BBC 2), mit Ben Wishaw und Jim Broadbent und vielen anderen.

Bosch, ein zurückhaltender, stilsicherer, harter, klassischer Krimi (Amazon Prime), nach drei Romanen von Michael Connelly, mit Titus Weliver als Detektiv Bosch.

Nix Weltbewegendes, Seelenerschütterndes, aber auf unterschiedliche Weise exzellent gemachte Unterhaltung. Das Serienformat erlaubt es, sich Zeit zu nehmen für die Figuren, Seitensträngen Platz zu lassen, nicht zu hetzen, Details einzuflechten. Die Spieler müssen nicht alles auf einmal erzählen, Variationen, Veränderungen, Widersprüchlichkeiten sind möglich. Nicht jetzt, aber später, vielleicht. 
Und trotz des scheinbar ruhigen Erzähltempos entsteht selten der Eindruck von selbstgerechter Bequemlichkeit, übermäßigem Nachdruck. Ein spezieller Erzählstil kann sich in Ruhe entwickeln, durch Farb-Entscheidungen, Bildausschnitte, Dialogkomposition, Schnittentscheidungen ...
Die Macher tun, was was sie tun mit Überzeugung, aber ohne offensichtliche abstoßende Besserwisserei. "Wir erzählen euch eine Geschichte, so spannend, interessant, überraschend, wie wir es nur können." Manches geht schief. Gelegentlich zuviel Stil und zu wenig Story. Aber ernsthaft unternommene Mißgeschicke machen mich nicht wütend. 
Einige der Helden sind traurig, einige sind wütend, einige schwul, einige romantisch, aber nichts davon drängt sich in den Vordergrund, es bleibt Teil der zu erzählenden Geschichte und ist kein "Problem" an und für sich. Das rechte Waageverhältnis von Spannung und Absichten ist sicher ein diffiziles Ding. Eitelkeiten töten die Zuneigung zu den Figuren, zu wenig Liebe für die Charaktere läßt mich draußen im Kalten stehen.
Letztendlich scheint es mir, als ob der Unterschied im Grad des glaubwürdigen Mitteilungsbedürfnisses liegt. "Ich will euch etwas erzählen, von dem ihr wissen solltet." Bestätige ich mich und meine Überzeugung nur selbst oder unterhalte ich mich, mit allen Möglichkeiten des Mißverständnisses, mit Anderen, mit euch, den Zuschauern?
Ich möchte angesprochen werden, gemeint sein. Im Theater, im Kino, im Fernsehen. Wenn ich mich an euch wende, will ich eine Reaktion spüren. 
Mama erzähl mir eine Gute-Nacht-Geschichte.