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Sonntag, 10. November 2013

Regen



Wetter: Nassester Herbst seit 10 Jahren

Der Herbst brachte den Deutschen bisher von allem etwas: Regen, Sonne und 
 in Teilen Bayerns sogar Schnee. Im November bleibt das Wetter konstant - 
konstant schlecht. Denn es wird Regen geben, vor allem im Westen.
5.11.2013 gmx-nachrichten

weiter lesen: http://www.gmx.net/themen/nachrichten/panorama/34at622-wetter-herbst-regen#.A1000146

Es regnet, es regnet,
es regnet seinen Lauf,
und wenn's genug geregnet hat,
dann hört es wieder auf.


Weizenfeld im Regen

Saint-Rémy, Anfang November 1889


Nasser November

Ziehen Sie die ältesten Schuhe an,
die in Ihrem Schrank vergessen stehn!
Denn Sie sollten wirklich dann und wann
auch bei Regen durch die Strassen gehn.

Sicher werden Sie ein bisschen frieren,
und die Strassen werden trostlos sein.
Doch trotz allem: gehn Sie nur spazieren!
Und, wenn's irgend möglich ist, allein.

Müde fällt der Regen durch die Äste.
Und das Pflaster glänzt wie blauer Stahl.
Und der Regen rupft die Blätterreste.
Und die Bäume werden alt und kahl.

Abends tropfen hunderttausend Lichter
zischend auf den glitschigen Asphalt.
Und die Pfützen haben fast Gesichter.
Und die Regenschirme sind ein Wald.

Ist es nicht, als stiegen Sie durch Träume?
Und Sie gehn doch nur durch eine Stadt!
Und der Herbst rennt torkelnd gegen Bäume.
Und im Wipfel schwankt das letzte Blatt.

Geben Sie ja auf die Autos acht.
Gehn Sie, bitte, falls Sie friert, nach Haus!
Sonst wird noch ein Schnupfen heimgebracht.
Und -, ziehn Sie sofort die Schuhe aus!

Erich Kästner

Sonntag, 3. November 2013

Es werde Licht! - Rjukans Sonnenspiegel


"Besser ist es, Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen."

Zweimal bekam eine kleine norwegische Stadt, die ob ihrer Lage in einem von Bergen umgebenen Tal, dem Vestfjordalen, im Winter bei tiefstehender Sonne, für fast sechs Monate kaum Sonnenlicht kannte, Licht geschenkt. Das erste Mal, 1928, als die Firma Norsk Hydro dem Ort eine Seilbahn spendete, so dass die Einwohner immer mal wieder auf die Bergspitze fahren konnten, um die Sonne zu sehen und zu spüren. Und nun hat der norwegische Künstler Martin Andersen, mit Hilfe von öffentlichen Geldern und Sponsoren, drei riesige Spiegel auf einen Berg gebaut, die dem Sonnenlicht folgen, es einfangen und dann auf den Marktplatz von Rjukan senden. Die Einwohner begrüßten die Sonne mit Sonnenbrillen, Drinks und norwegischen Flaggen.
Es werde Licht!




Krossobanen ist der Name einer Luftseilbahn in der norwegischen Stadt Rjukan südlich des Nationalparks Hardangervidda. Die Pendelbahn ist die älteste Seilbahn Nordeuropas. Sie wurde 1928 von Adolf Bleichert & Co. aus Leipzig-Gohlis erbaut und war ein Geschenk der Firma Norsk Hydro an die Einwohner Rjukans. (Wiki)


"Macht doch den zweiten Fensterladen auf, damit mehr Licht hereinkomme." Johann Wolfgang von Goethe, letzte Worte, am 22. März 1832

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/rjukan-in-norwegen-spiegel-bringen-sonne-im-winter-a-930901.html 

Die blaue Kabine der Krossobanen wird von den Einheimischen gern "Die Blaubeere" und die rote Kabine gern "Die Preiselbeere" genannt.



Noch als Splitter zum Thema:

Von Archimedes heißt es, er habe, als eine römische Flotte seine Heimatstadt Syrakus angriff, einen Riesenspiegel aus Silber und Bronze bauen lassen, der das Sonnenlicht bündelte und die Flotte in Flammen aufgehen ließ. Amerikanische Wissenschaftler haben versucht diese Waffe nachzubauen, aber außer einem ganz kleinen, leicht austretbaren Feuerchen ist nix passiert. Und das auch nur, als das Schiff auf 25 Meter an die Sonnenstrahlenwaffe herangekommen war.

Isaac Asimov hat eine merkwürdige Kurzgeschichte geschrieben:  
"Und Finsternis wird kommen ...". Auf einem Planeten, der stets Taglicht hat, da er immer von einer seiner sechs Sonnen beschienen wird, gibt es den Mythos, dass alle 2500 Jahre, das Licht für eine Nacht verschwindet, Dunkelheit herrscht und man die Sterne sehen kann. 
Der Mythos erweist sich als wahr. In dieser Nacht bricht der Wahnsinn aus, die Menschen legen Feuer, um der Finsternis und dem Anblick der Unendlichkeit des sternenerfüllten Universums zu entgehen. Die Zivilisation geht unter, um in den nächsten 2500 Jahren wieder erschaffen zu werden. 

Und noch ein Letztes via Burkhard Ritter:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/brennglas-effekt-hochhaus-in-london-schmilzt-jaguar-a-920447.html

 

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Der Fuchs


Bauernregel: 
 Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei.
Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei<br /><br /> Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon<br /> von der Webseite <a href='http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html'>http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html</a>
Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei<br /><br /> Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon<br /> von der Webseite <a href='http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html'>http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html</a>


 
 Der Fuchs und der Holzhacker

Ein vor Jägern fliehender Fuchs fand, nachdem er lange in der Wildnis 
herumgelaufen war, endlich einen Holzhacker und bat denselben inständig, 
ihn doch bei sich zu verbergen. Dieser zeigte ihm seine Hütte, worauf der Fuchs 
hineinging und sich in einem Winkel versteckte. Als die Jäger kamen und sich bei 
dem Manne erkundigten, so versicherte dieser zwar durch Worte, er wisse nichts, 
deutete aber mit der Hand nach dem Orte hin, wo der Fuchs versteckt war. 
Allein die Jäger hatten nicht darauf geachtet und entfernten sich sogleich wieder. 
Wie nun der Fuchs sie fortgehen sah, ging er wieder heraus, ohne etwas zu sagen; 
und als der Holzhacker ihm Vorwürfe machte, daß er ihm, durch den er doch gerettet worden sei, keinen Dank bezeuge, drehte sich der Fuchs nochmals um und sprach: 
»Ich wüßte dir gerne Dank, wenn die Werke deiner Hand und deine Gesinnung 
mit deinen Reden im Einklange ständen.«
 
Aesop



FUCHSTEUFELSWILD

Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm heißt es zu dem Adjektiv:  
so aufgebracht, als wenn man ganz des teufels wäre, im höchsten grade 
 aufgebracht: da wurd dir nun das männchen fuchsteufelswild. 
FR. MÜLLER 1, 233. der ausdruck ist demnach stärker als fuchswild. 
tirolisch, bei SCHÖPF 157; kärnt. fuchstoiflwilde. LEXER 104; zu 
Iglau fuxtaiflswild. FROMMANN mundarten 5, 469. Das Adjektiv fuchswild 
ist schon im 16. Jahrhundert belegt (unter anderem bei Hans Sachs). 
Auf eine Erklärung verzichtete das Wörterbuch. R. Becker dachte an einen 
Zusammenhang von fuchsen mit dem alten Wort ficken. d.h. kurz und rasch 
hin und her fahren, zuschlagen, peitschen.


----------------------

im Oktober


die Farbe platzt ab von den Augen
während der Tag überm Dach den Wind
antreibt und Geruch nach Weihrauch
aus einem Gebüsch steigt Bussardrufe
unablässig tönen und Flugzeuge aller Arten
Passanten sind hier überall promenieren
wie in der Stadt Hunde voran und
leichtes Schuhwerk an den Füßen
während die Landschaft sich vernutzt
unter den täglichen Blicken
werden die Farben von Tag zu Tag
kühner platzen ab von den Augen

Katharina Hacker

Katharina Hacker (* 11. Januar 1967 in Frankfurt am Main) ist eine deutsche 
Schriftstellerin. Ihr Schaffen umfasst erzählende und essayistische Prosa 
sowie Übersetzungen aus dem Hebräischen. (Wiki)


Donnerstag, 3. Oktober 2013

Steinerne Vögel



NICK BRANDT - DURCH DAS VERWÜSTETE LAND


Das Wasser des Natronsees oder Lake Natron in Tansania ist stark alkalisch. 
Vögel werden durch die grell spiegelnde Oberfläche des Sees geblendet, 
stürzen hinein und ertrinken. Das Soda und das Salz im Wasser läßt die Körper versteinern. Getrocknet werden sie zu Statuen. Nick Brandt hat die steinernen Wesen aufgesammelt und in der ostafrikanischen Landschaft photographiert.


Taube


Flamingo


Singvogel


Schwalbe

On This Earth A Shadow Falls Across The Ravaged Land.


Alle Photos © Nick Brandt

Dienstag, 6. August 2013

Kitschwarnung!


Ja, ich weiß, man könnte diese Photos als Kitsch bezeichnen und ein skeptischer Freund hat mich auch schon darauf hingewiesen, dass sie möglicherweise gestellt sind. Aber. Aber ich habe das Buch für meine Lieblingsnichte gekauft. Sie ist nicht nur schön, klug und bezaubernd, sondern eignet sich manchmal auch als wunderbare Ausrede, um Dinge zu tun, Bücher zu lesen, Filme zu gucken, für die ich eigentlich viel zu alt und abgeklärt sein sollte. Mit ihr war ich auf dem Mount Mitte in idiotischer Verkleidung klettern, habe mir wiederholt Disneys "Pinocchio" reingezogen, tausche Elephant-und-Maus-Witze aus usw.usw.; und nun nutze ich sie aus, um dieses Buch in Ruhe durchzuschmökern.

Der Kauz und der Windhund







Alle Photographien aus: Unlikely Friendships - 47 True Stories of Animal Friendship
von Jennifer Holland Workman Publishing 2011
J. Holland schreibt sonst für die Zeitschrift "National Geographic".

Donnerstag, 27. Juni 2013

Siebenschläfer


   Regnet's am Siebenschläfertag - es sieben Wochen 
  regnen mag.
Wie das Wetter an diesem Tag, so soll es sieben Wochen bleiben.
Regnet's am Siebenschläfertag, / es sieben Wochen regnen mag.
Siebenschläfer Regen / sieben Wochen Regen.
Werden die sieben Schläfer nass / regnet's noch lange Fass um Fass.
Ist der Siebenschläfer nass, / regnet's ohne Unterlass.
Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, / so regnets vier ganze Wochen.

   Der Siebenschläfertag ist am 27. Juni und ein Gedenktag für die Sieben 
   Schläfer von Ephesus. Die gleichnamige alte Bauernregel besitzt ihre Relevanz 
   als Lostag jeweils etwa 10 Tage später um den 5. Juli, aufgrund der 
   gregorianischen Kalenderreform. (Wiki)

   Lostage (auch: Lurtage) sind feststehende Tage im Kalender, die nach altem 
   Volksglauben Vorhersagen über die Wetterverhältnisse der folgenden Wochen 
   und Monate ermöglichen. (Wiki)
   
   Die Wetterregel hat eine hohe Genauigkeit: In 80% der Jahre trifft sie für 
   Süddeutschland, in gut zwei Drittel aller Sommer für den Norden zu.

   Statistische Analysen ergaben, dass die Regel zwar nicht für den 
   Siebenschläfertag selbst, jedoch für die erste Juliwoche in Süddeutschland in 
   60–70 % der Fälle zutrifft, was mit dem so genannten Jetstream 
   zusammenhängt, der sich üblicherweise Ende Juni/Anfang Juli für einige Zeit 
   stabilisiert. Liegt er im Norden, so werden Tiefdruckgebiete meist in Richtung 
   Nordeuropa abgelenkt und Hochs dominieren das Wetter im südlichen 
   Mitteleuropa, liegt er weiter südlich, so können Tiefs über Mitteleuropa 
   hinwegziehen. Für Norddeutschland mit dem stärker maritim geprägten Klima 
   ist die Regel aber dennoch nicht anwendbar. (Europäisches Segelinformations-
   system)

   Werden die Siebenschläfer nass - regnet's noch lange 
  Fass um Fass.
   
   Maximian, Malchus, Martinian, Dionysius, Johannes, Serapion und Constantin 
   waren sieben Brüder, Schafhirten und bekennende Christen. Für ihr Bekenntnis 
   hat man sie zusammen mit einem Hund 251 n. Chr. in einer Höhle auf dem Berg 
   Celion nahe Ephesus eingemauert.   

   Etwa zweihundert Jahre später, Christen und Muslims sind sich uneinig über die 
   genaue Zahl der Jahre, wurde die Höhle geöffnet und - hier folgt nun das 
   Wunder - die Sieben erwachten aus tiefem Schlaf zu neuem Leben in einer
   nunmehr christianisierten Welt.

   "Du sollst wissen, dass der Herr uns um deinetwillen auferweckt hat vor dem 

   Tag der großen Auferstehung, damit du ohne jeden Zweifel glaubst, dass es 
   eine Auferstehung der Toten gibt. Denn siehe, wir sind wirklich auferstanden 
   und leben, und wie das Kind im Mutterleib keinen Schaden spürt und lebt, so 
   lagen auch wir und lebten und schliefen und spürten nichts."

   Allerdings starben sie dann doch kurze Zeit später ein zweites und endgültiges 
   Mal.
 
   Ist der Siebenschläfer nass - regnet's ohne 
  Unterlass. 
   
   Von sieben Schläfern berichtet auch eine von Grimm mitgeteilte deutsche Sage:

   Die sieben schlafenden Männer in der Höhle In ganz Deutschland weiß man    

   folgende wunderbare Begebenheit: An der äußersten Meeresküste liegt unter 
   einem ragenden Felsen eine Höhle, in der, man kann nicht mehr sagen seit 
   welcher Zeit, langeher sieben Männer schlafen; ihre Leiber bleiben unverwest, 
   ihre Kleider verschleißen nicht, und das Volk verehrt sie hoch. Der Tracht nach 
   scheinen sie Römer zu sein. Einen reizte die Begierde, daß er der Schläfer 
   einem das Gewand ausziehen wollte; alsbald erdorrten ihm die Arme, und die 
   Leute erschraken so, daß niemand näher zu treten wagte. Die Vorsehung 
   bewahrt sie zu einem heiligen Zweck auf, und dereinst sollen sie vielleicht 
   aufstehen und den heidnischen Völkern die heilige Lehre verkündigen.”   
   (Deutsche Sagen Nr. 392)    


 Schlafmaus oder Siebenschläfer © H. Sommer

SIEBENSCHLÄFER  
 
Sechs Begünstigte des Hofes
Fliehen vor des Kaisers Grimme,
Der als Gott sich läßt verehren,
Doch als Gott sich nicht bewähret:
Denn ihn hindert eine Fliege,
Guter Bissen sich zu freuen.
Seine Diener scheuchen wedelnd,
Nicht verjagen sie die Fliege.
Sie umschwärmt ihn, sticht und irret
Und verwirrt die ganze Tafel,
Kehret wieder wie des häm'schen
Fliegengottes Abgesandter.

Nun - so sagen sich die Knaben -
Sollt ein Flieglein Gott verhindern?
Sollt ein Gott auch trinken, speisen,
Wie wir andern? Nein, der Eine,
Der die Sonn erschuf, den Mond auch,
Und der Sterne Glut uns wölbte,
Dieser ist's, wir fliehn! - Die zarten
Leicht beschuht', beputzten Knaben
Nimmt ein Schäfer auf, verbirgt sie
Und sich selbst in Felsenhöhle.
Schäfershund, er will nicht weichen,
Weggescheucht, den Fuß zerschmettert,
Drängt er sich an seinen Herren
Und gesellt sich zum Verborgnen,
Zu den Lieblingen des Schlafes.

Und der Fürst, dem sie entflohen,
Liebentrüstet, sinnt auf Strafen,
Weiset ab so Schwert als Feuer,
In die Höhle sie mit Ziegeln
Und mit Kalk sie läßt vermauern.

Aber jene schlafen immer,
Und der Engel, ihr Beschützer,
Sagt vor Gottes Thron berichtend:
»So zur Rechten, so zur Linken
Hab ich immer sie gewendet,
Daß die schönen jungen Glieder
Nicht des Moders Qualm verletze.
Spalten riß ich in die Felsen,
Daß die Sonne, steigend, sinkend,
Junge Wangen frisch erneute:
Und so liegen sie beseligt. -
Auch, auf heilen Vorderpfoten,
Schläft das Hündlein süßen Schlummer.«

Jahre fliehen, Jahre kommen,
Wachen endlich auf die Knaben,
Und die Mauer, die vermorschte,
Altershalben ist gefallen.
Und Jamblika sagt, der Schöne,
Ausgebildete vor allen,
Als der Schäfer fürchtend zaudert:
»Lauf ich hin! und hol euch Speise,
Leben wag ich und das Goldstück!«
Ephesus, gar manches Jahr schon,
Ehrt die Lehre des Propheten
Jesus. (Friede sei dem Guten!)

Und er lief, da war der Tore
Wart und Turn und alles anders.
Doch zum nächsten Bäckerladen.
Wandt er sich nach Brot in Eile. -
»Schelm!« so rief der Bäcker, »hast du,
Jüngling, einen Schatz gefunden!
Gib mir, dich verrät das Goldstück,
Mir die Hälfte zum Versöhnen!«

Und sie hadern. - Vor den König
Kommt der Handel; auch der König
Will nun teilen wie der Bäcker.

Nun betätigt sich das Wunder
Nach und nach aus hundert Zeichen.
An dem selbsterbauten Palast
Weiß er sich sein Recht zu sichern.
Denn ein Pfeiler, durchgegraben,
Führt zu scharfbenamsten Schätzen.
Gleich versammeln sich Geschlechter,
Ihre Sippschaft zu beweisen.
Und als Ururvater prangend
Steht Jamblikas Jugendfülle.
Wie von Ahnherrn hört er sprechen
Hier von seinem Sohn und Enkeln.
Der Urenkel Schar umgibt ihn,
Als ein Volk von tapfern Männern,
Ihn, den jüngsten, zu verehren.
Und ein Merkmal übers andre
Dringt sich auf, Beweis vollendend;
Sich und den Gefährten hat er
Die Persönlichkeit bestätigt.

Nun zur Höhle kehrt er wieder,
Volk und König ihn geleiten. -
Nicht zum König, nicht zum Volke
Kehrt der Auserwählte wieder:
Denn die Sieben, die von lang her,
Achte waren's mit dem Hunde,
Sich von aller Welt gesondert,
Gabriels geheim Vermögen
Hat, gemäß dem Willen Gottes,
Sie dem Paradies geeignet,
Und die Höhle schien vermauert.

Johann Wolfgang von Goethe


 

Montag, 24. Juni 2013

Vollmond Anhang


Leider war es hier, in Heilbronn, so verhangen, dass ich den riesigen Mond nicht sehen, geschweige denn photographieren konnte. Aber ein paar liebe Menschen haben mir ihre Aufnahmen geschickt. Dankeschön! Nächsten August wird es wieder einen großen Mond geben, vielleicht klappt es dann.

 Ray van Zeschau - Mitternacht



 Zamir Dizdari - Torstrasse Berlin



 Angelika Ritter - Rotes Rathaus Berlin


Sonntag, 23. Juni 2013

Vollmond


 
Archivbild

 

Sonntag, den 23. Juni 2013

Heute ist Vollmond, es ist dies ein doppelter Jahresrekord: der grösste und südlichste Vollmond. Der Mond erreicht kurz vor dem Vollmondzeitpunkt zudem den absolut gesehen kleinsten Erdabstand des Jahres.
Der volle Mond steht morgen am Montag um 2 Uhr 20° hoch im Süden im Sternbild Schütze. Er geht ungefähr bei Sonnenuntergang auf und verschwindet erst wieder bei Sonnenaufgang. Heute steht der volle Mond in Erdnähe, der Abstand vom Erdmittelpunkt beträgt 356'991 Kilometer. Der Mond erscheint uns etwas grösser als sonst - dies ist tatsächlich keine optische Täuschung. Dies ist der kleinste Erdabstand des Jahres.  
Die nächste Möglichkeit, einen ähnlich großen Vollmond zu sehen, wird sich erst im August 2014 wieder ergeben.
astronomie.info 

 Mondlicht: Eine Studie in Millbank, JMW Turner, 1797

Am 23. Juni 2013 erreicht der Mond seine maximale Helligkeit und wird deshalb als Vollmond bezeichnet. Die Helligkeit des Vollmonds schwankt aufgrund der elliptischen Umlaufbahnen von Erde und Mond. Ist die Erde der Sonne besonders nahe (Perihel) und zugleich der Mond an seinem erdnächsten Punkt (Perigäum), so ist der Vollmond etwa 22 Prozent heller als im umgekehrten Fall, wenn beide Entfernungen maximal sind.
Vollmond ist definiert als der Zeitpunkt, an dem Sonne und Mond in Opposition zueinander stehen, also von der Erde aus gesehen in entgegengesetzten Richtungen. Der Mond befindet sich dabei meist geringfügig über oder unter der Ebene der Erdumlaufbahn (Ekliptik). Liegt er zu diesem Zeitpunkt genau in Höhe der Ekliptik, findet eine Mondfinsternis statt.

kleiner kalender

Dem aufgehenden Vollmonde

Willst du mich sogleich verlassen?
Warst im Augenblick so nah!
Dich umfinstern Wolkenmassen,
Und nun bist du gar nicht da.

Doch du fühlst, wie ich betrübt bin,
Blickt dein Rand herauf als Stern!
Zeugest mir, daß ich geliebt bin,
Sei das Liebchen noch so fern.

So hinan denn! hell und heller,
Reiner Bahn, in voller Pracht!
Schlägt mein Herz auch schmerzlich schneller,
Überselig ist die Nacht.

Johann Wolfgang von Goethe

                                             Marianne von Willemer  
                                Johann Jacob de Lose, 1809

Erläuterung zu Dem aufgehenden Vollmonde von Walter Höllerer

Am 25. August 1828 in Dornburg bei Weimar geschrieben, wohin sich Goethe nach dem Tod des Herzogs Carl August zurückgezogen hatte. Das Gedicht wurde am 23. Oktober an Marianne von Willemer geschickt mit den Worten: "Mit dem freundlichsten Willkomm die heitere Anfrage: wo die lieben Reisenden am 25. August sich befanden? Und ob sie vielleicht den klaren Vollmond beachtend des Entfernten gedacht haben? Beikommendes gibt, von meiner Seite, das unwidersprechlichste Zeugnis." 1815 hatten Goethe und Marianne sich gelobt, bei jedem Vollmond aneinander zu denken: "Euch im Vollmond zu begrüßen / Habt ihr heilig angelobt." [...] Er kannte die 1784 geborene Marianne Jung seit dem Sommer zuvor (1814). [...] Als ein Theaterkind war sie aus ihrer österreichischen Heimat vor Jahren nach Frankfurt gelangt [...], der Witwer Willemer hatte sie von der Bühne zu seinen Töchtern ins Haus genommen, jetzt [1814] war sie, nach langem Zögern, seine Frau geworden. Schönheit, gesellige Anmut und alle musischen Gaben, die, über dem Grunde von Herz und Geist, das seltene Wesen auszeichneten, nun beglückten sie den verehrten, bald geliebten Gast [Goethe]. [...] Im Oktober 1815, als nach einem Wiedersehen in Heidelberg die Leidenschaft bedrohlich wuchs, riß Goethe sich zu eiliger Heimreise los; [...] er hat Marianne nicht wieder gesehen. Der mit Hoffnungen sich oft schmerzlich hinhaltende Wechsel von Briefen, Gedichten und Gaben dauerte bis zu Goethes Tod.
Johann Wolfgang Goethe: Werke. Bd. 1: Gedichte. Versepen. Hrsgg. v. Walter Höllerer. Frankfurt a. M. 1966. S. 232f. u. 294f.

Das habe ich gerade noch gefunden, grässlich:

An den Mond

Wandre unermüdlich,
Lass den Kopf nicht hängen,
Die Fürsorge des Herrn ist groß.
Gib der Erde, die sich unter dir
Ausdehnt, dein sanftes Lächeln;
Sing den Gletschern, die aus den Himmeln
Hängen, ein Wiegenlied.
Du sollst wissen: Ein Unterdrückter,
Niedergestreckt zur Erde,
Strebt wieder zur Höhe der reinen Berge,
Wenn die Hoffnung ihn erhebt.
Lieblicher Mond, so schimmre nun,
Wie früher, durch die Wolken;
Lass in dem nachtblauen Gewölbe
Deine Strahlen spielen.
Ich aber knöpfe meine Weste auf
Und werfe meine Brust dem Mond entgegen;
Mit ausgestreckten Armen werde ich
Den Spender des Lichts auf der Erde verehren.

 Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili genannt Stalin um 1895




weiter lesen: http://web.de/magazine/wissen/weltraum/17548954-supermond-2013-23-juni-hellsten-vollmond-jahres.html#.A1000145

Donnerstag, 13. Juni 2013

Bittersüß - Bittersweet


     ...entfloh'n der Trieb der schönsten Leidenschaft, geheilt der Liebe bittersüße 
     Wunden, was kann ich thun?
     Die Jungfrau von Orleans, ein heroisch-komisches Gedicht in 16 Gesängen von
     Voltaire

   
    Bittersüß - Solanum dulcamara - Bittersüßer Nachtschatten - Hundbeere,  
    Mäuseholz, Mausholz, Natter(n)holz, Pissranke, Rote Hundsbeere,  
    Saurebe, Stinkteufel, Süßstoff, Teufelsklatten, Waldnachtschatten, 
    Wasserranke, Wolfsbeere - hochgiftig und verführerisch schön, einige
    Vogelarten allerdings vertragen es gut, ein aggressives Unkraut, das, 
    wenn nicht in Schach gehalten, andere Pflanzen überwältigt und verdrängt.


     Bittersüß. Ich habe herrliche Theater-Proben und trauere mit meiner Freundin. 
     Ich habe Energie für Anproben, Besprechungen und unzählige Neben-
     schauplätze und meine Schwester, bzw. Kostümbildnerin muß sich in Berlin,
     nach unzeitigem Herzinfarkt therapieren lassen. Nein, Theater ist
     nicht meine Zuflucht, mein Leben ist wichtiger. Aber die Not in meinem 
     Leben speist meine Arbeit. Nicht aus taktischen Erwägungen, sondern
     aus innigster unvermeidbarer Verbundenheit. What the Fuck! Wie irrsinnig 
     kann das Leben sein? Ist das gut, ist das schlecht? Richtig? Falsch? Ist es
     einfach so wie Leben ist? Momentan ist für Reflektion wenig Zeit. Ich lebe
     dem Leben hinterher.
    
Das bittersüße ehlich Leben

Gott sei gelobet und geehrt
Der mir ein frumb Weib hat beschert
Mir der ich zwei und zweinzig Jahr
Gehaust hab, Gott gab länger gar

Wiewohl sich in mein ehlig Leben
Had Süß und Saures oft begeben
Gar wohl gemischt von Freud und Leid,
Erst auf, dann ab, ohn Unterscheid

Sie hat mir nit stets kochet Feigen
Will schwankweis Dir ein Teil anzeigen
Sie ist ein Himmel meiner Seel
Sie ist auch oft mein Pein und Hell,

Sie ist mein Engel auserkoren,
Ist oft mein Fegeteufel woren.
Sie ist mein Wünschelrut und Segen
Ist oft mein Schauer und Platzregen

Sie ist mein Mai und Rosenhag,
Ist oft mein Blitz und Donnerschlag,
Mein Frau ist oft mein Schimpf und Scherz,
Ist oft mein Jammer, Angst und Schmerz,

Sie ist mein Wonn und Augenweid,
Ist oft mein Traurn und Herzeleid
Sie ist mein Freiheit und mein Wahl,
Ist oft mein Gfängnis und Notstall,

Sie ist meine Hoffnung und mein Trost,
Ist oft mein Zweifel, Hitz und Frost.
Mein Frau ist meine Zier und Lust,
Ist oft mein Graun und Suppenwust,

Ist oft mein königlicher Saal,
Doch auch mein Krankheit und Spital.
Mein Frau, die hilft mir treulich nähren,
Thut mir auch oft das Mein verzehren,

Mein Frau, die ist mein Schild und Schutz,
Ist oft mein Frevel, Stolz und Trutz.
Sie ist mein Fried und Einigkeit,
Und oft mein täglich Hebensstreit

Sie ist mein Fürsprech und Erlediger,
Ist oft mein Ankläger und Prediger.
Mein Frau ist mein getreuer Freund,
Oft worden auch mein größter Feind,

Mein Frau ist mietsam oft und gütig,
Sie ist auch zornig oft und wütig.
Sie ist mein Tugend und mein Laster,
Sie ist mein Wund und auch mein Pflaster,

Sie ist meines Herzens Aufenthalt,
Und machet mich doch grau und alt.

Hans Sachs, 1494-1576 

Sonntag, 26. Mai 2013

Erinnerungen an etwas Fastvergessenes - Die Jahreszeit



 Vorfrühling Erstfrühling Vollfrühling Frühsommer  
Hochsommer Spätsommer  
Frühherbst Vollherbst Spätherbst  
Winter

Ich erinnere mich, dass diese Namen einst, vielleicht mag es sogar noch vor
nicht allzulanger Zeit so gewesen sein, dazu dienten, den Ort im laufenden Jahr
näher zu bezeichnen. Und wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, würden
wir uns augenblicklich gerade im Vollfrühling befinden. Vollfrühling oder
Spätfrühling, man konnte den Sommer bereits ahnen, der Kampf um das
Tragen von Kniestrümpfen kontra doofe Strumpfhose war fürs Erste
beendet, Jacken wurden ständig irgendwo liegen gelassen und die
Freibäder wurden geöffnet - für Kinder in Mitte, das Mombi, oder 

(für Ausländer) das Kinderbad Monbijou - unser "Kleinod", überfüllt, dreckig 
und herrlich. Und die ganz besonders Mutigen sind auch mal in die 
nebenan fließende Pampe mit Namen Spree gesprungen, immer mit 
einem wachsamen Auge auf die plötzlich auftauchenden Grenzschutzboote. Bockwurst mit Senf für 80 Pfennig der DDR oder zum gleichen Preis 
8 Stullen mit Senf. Das Bad gibt es noch, aber dieses Jahr ist es 
wahrscheinlich noch zugefroren.

Der Mittel- oder Flirtgang

BERLINER FREIBAD

Max Herrmann Neiße
 

Wie sie an des Tümpels Schmutzgestaden
wie an einem Meereshafen baden,
sich ein märkisches Misdroy vortäuschen,
den verbotnen Leib, den heilsam keuschen,
aus sintflutlich steifer Wäsche schälen,
lange zappeln auf den Uferpfählen
und grotesk ins dunkle Spülicht platschen,
neckisch sich die Rundlichkeiten klatschen
und ihr schweres Fett kopfüber kippen
oder lieblich auf und nieder wippen!

Harmlos sich die Voyeure lagern
in ergiebiger Nähe von den magern
Mädchenleibem und markiern gemessen
Zeitungslesen oder Stullenfressen.
Alte Weiber hocken dahingegen
dort, wo Jünglinge des Bades pflegen,
hocken hoffnungslos, weil diese Knaben
eine ganz bestimmte Richtung haben,
die sie zärtlich zirpend wie Kastraten
würstchenwarm und zweifellos verraten.

Angler stehn wie Statuen im Gewimmel,
Flieger knattern am Gewitterhimmel,
Sportler, von dem Wahn besessen, rennen
auf und nieder, Pärchen selig pennen,
um des Dunkels Gnade zu erwarten.
Badehosenstifte spielen Karten,
fühlen sich als Männer und mißbrauchen
als gelegnen Grund zum Kettenrauchen
die vor soviel Schweiß wehrlosen Mücken,
die sich ängstlich in die Büsche drücken.

An den Beinen braun wie Kinderkacke
klebt der Sand, und eine Hinterbacke
schwimmt wie ein Ballon im schmutzgen Schilfe.
Ein getauchtes Wesen wimmert » Hilfe!«
Händler spenden aus verdächtgem Kübel
trübe Limonade. Wem wird übel.
Andern mundet die vom Staub verdreckte
Kost der Apfelsinen und Konfekte,
und ein ganz Verrohter schnappt den Happen
der noch zappelnd moosbedeckten Quappen.

Zu der Frösche lyrischem Gequarre
spielt jetzt einer sinnig die Gitarre,
einer pfeift das Lied von den Bananen.
In der Ferne rattern dumpf die Bahnen,
knallt das Feuerwerk vom Lunaparke.
Und hier produziert sich »Karl, der Starke«
und begeistert durch diverse Flausen
Pupen sowie Puppchen zu Applausen,
bis zuletzt, wenn schon die Blitze schwirren,
Glieder so und so sich toll verwirren.

Und seltsam unfaßbar die Geisterstimme singt:
»Am Wasser, am Wasser, am Wasser bin ich zuhaus . . .«
Und jeder die Seine schließlich heimwärts bringt,
und in den Schlafstuben die Lichter löschen aus,
der Sipo stapft ums Karree- - -
Und prasselt der Regen aufs Fensterbrett,
dann liegt die Nixe geborgen im Bett,
und auch der kesse Wannseekadett,
und er sticht nur im Traum noch in See.



Ursprünglich stand im Monbijoupark ein Rokkoko-Lustschloß aus dem 
18. Jahrhundert, es wurde 1959 aus ideologischen Gründen abgerissen.


Schloß Monbijou und Spree


Die fünf weißen Ratten im Schloss Monbijou
Im Monbijoupark stand einst ein prächtiges Schloss. Dort spukte es in der Johannisnacht. Fünf weiße Ratten huschten dann über die Treppen und 
durch die Zimmer. Ein Feuerschein folgte ihnen und Wehklagen ertönte, 
wo sie weilten. Kein Riegel hielt sie auf und keine Wand konnte sie halten. 
Die Feuerlöcher der Ofen öffneten sich, wenn die seltsamen Tiere kamen. Fünfzehnmal mussten sie in jedes Feuerloch hinein und fünfzehnmal wieder hinaus. Durch die Gänge wankte eine junge Frau und weinte. Um Mitternacht 
sang sie zuweilen ein schauriges Lied:
"Wole, wole, Kindelein mein, starr ist der Stein, war Fleisch und Bein. So jung gestorben, durch mich verdorben. Wole, wole, Kindlein, tanzt!"
Wer mochte die Verdammte sein?
Fünf kleine Mädchen waren die Ratten einst, und die weinende Frau war die Gärtnerin, die Mutter der Kinder. In der Johannisnacht war sie mit ihrem 
Liebsten zum Tanz gegangen, während die Kinder schliefen. In der Nacht 
aber kam ein Gewitter auf und weckte die Kleinen. Sie tasteten sich durch 
das dunkle Schloss, während sie die Mutter suchten und krochen schließlich 
voller Angst in die Feuerlöcher der Kamine. Da kehrte die Mutter heim und 
suchte ihre Kinder im ganzen Schloss. Als sie diese schließlich in den Löchern sitzen sah, da lachte sie über ihre Furcht und sprach: "Wie Ratten sitzen sie 
da im Feuerloch." Aber ein eisiger Schrecken durchfuhr sie, als plötzlich 
fünf Ratten vor ihr herhuschten, weiß wie die Mädchen in ihren Hemdchen gewesen waren. In den Garten huschten die Tiere und die Gärtnerin 
hinterher. Ein greller Blitzstrahl zuckte auf, und sie wurde zu Stein. 
Die Ratten gruben sich darunter in die Tiefe hinab.