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Samstag, 30. Juli 2016

KROATIEN 1 - Was in Zaostrog so blüht und wächst - für Ö. im Besonderen

KROATIEN - SÜDDALMATIEN - ZAOSTROG
Erster Spaziergang am Mittelmeer


Es ist heiß, sehr heiß 
und doch blüht und gedeiht es links und rechts und oben und unten. Üppig.

 Palme mit Traube

 Sehr dicke Traube. Datteln?

 Aloe Vera, harte Pflanze für weiche Haut.

 Alien Vera

Lonesome Vera

 Tamariske mit Kirche

 Krumpelige Vater & Mutter Steinblüher

 Aufrechtes Kind Steinblüher

 Kippende Kletter-Kakteen

 Hübsch.

 Auch hübsch. Klebrig.

 Oleander

 ???

 ???????

 Ziertabak

 Granatapfel unreif

 Bougainvillea

Und auch Pinien, Zypressen, Zitronen, Pfirsiche, Feigen, Königskerzen, Rosmarin, Minze, Melonen, Olivenbäume und Schierling...

DER REGEN IM PINIENHAIN

Schweige. Auf der Schwelle
des Waldes höre ich
die menschlichen Worte nicht,
die du sagst. Aber ich höre
neue Worte;
die von weit entfernten Tropfen und Blättern erzählen.
Höre. Es regnet
aus zerrissenen Wolken.
Es regnet
auf salzige, trockene
Tamarisken,
Es regnet
auf die schuppigen und stacheligen Pinien;
Es regnet
auf die göttliche Myrthe,
auf die unzähligen Blüten des leuchtenden Ginsters,
auf Wacholder voller duftenden Beeren,
Es regnet
auf unsere waldesgleichen Gesichter,
Es regnet
auf unsere bloßen Hände,
auf unser leichtes Gewand,
auf die reinen Gedanken,
die den neuen Geist erwachen lassen,
auf das schöne Märchen,
das gestern dich verzauberte, das heute mich verzaubert.
Oh Ermione.


Hörst du? Der Regen fällt,
auf das verlassene Grün,
Mit einem endlosen, wechselnden Plätschern in der Luft,
je nachdem ob das Laub dichter ist
oder weniger dicht.
Höre. Es antwortet
auf den Regen der Gesang
der Zikaden,
die sich weder durch südliches Rauschen
noch durch den grauen Himmel
abschrecken lassen.
Und die Pinie
erklingt und die Myrte
erklingt anders und der Wacholder
wieder anders, verschiedene Instrumente
unter unzähligen Fingerschlägen.
Und verschlungen
sind wir im Waldgeist,
eines Baumes gleich lebend;
Und dein nasses Gesicht
gleicht einem von Regentropfen
bespicktem Blatt,
und deine Haare
verbreiten den Duft
leuchtendes Ginsters,
ich du Nymphe des Waldes,
die du den Namen Ermione trägst
Höre, höre. Der Ton
der luftigen Zikaden
wird nach und nach
dumpfer
unter heftigerem Regen;
aber ein Gesang mischt sich ein
der rauer ist
und von dort hinten kommt,
aus feuchten verborgenen Schatten.
Dumpfer und schwächer werdend
verklingt er.
Nur eine Note
schwingt noch und verklingt,
blüht wieder auf, schwingt und verklingt.
Man hört das Rauschen der Wellen nicht.
Jetzt hört man auf allen Blättern
den silbernen Regen prasseln,
der wäscht,
und das Prasseln
das sich im dichter
oder weniger dichten Laub verändert.
Höre.
Die Tochter der Lüfte schweigt, die Tochter der Erde jedoch,
die Unke,
singt im entfernten Schatten!
Wo nur – wo? 

Und der Regen fällt auf deine Wimpern,
Ermione!
Er benetzt deine schwarzen Wimpern,
als weintest du aus Freude;
einem Baum entsprungen scheinst du.
Und das ganze Leben in uns ist jung und frisch,
und das Herz wie eine unberührte Frucht,
deine Augen gleichen Quellen in der Wiese,
deine Zähne bitt’ren Mandeln.
Eng umschlungen oder gelöst
wandeln wir durch das Dickicht.
Fast umschlingt das kräft’ge Grün uns’re Knöchel,
rankt sich um uns’re Knie
wo nur – wo? 

Es regnet
auf unsere waldesgleichen Gesichter,
es regnet auf unsere bloßen Hände,
auf unser leichtes Gewand,
auf die reinen Gedanken,
die den neuen Geist erwachen lassen,
auf das schöne Märchen,
das gestern dich verzauberte,
das heute mich verzaubert.
Oh Ermione.

Gabriele d'annunzio

Freitag, 15. April 2016

Oder, mein Fluß - Günter Eich

Ich, der ich kein Naturliebhaber bin, und nur mit Gewalt oder aus tiefer Zuneigung zum aktiven Besuch ebendieser gebracht werden kann, habe zwei ganze Tage auf einen Fluss gestarrt. Er fliesst. Stetig aber voller Wirbel, langsam oder doch schnell, denn haben wir nicht eine sehr schnelle Erwartung an schnell und erscheint uns nicht alles langsam, was nicht sofort geschieht? Der Fluß, was tut er, er fließt. Schwäne fliegen über ihn. Er heißt Oder, Odra, Wódra. Er fließt durch Tschechien, Polen, ist eine Strecke lang Grenzfluß zwischen Deutschland und Polen und ergießt sich schlußendlich im Stettiner Haff in die Ostsee. Er floß als Polen zwischen Österreich, Russland und Deutschland wie eine Torte verteilt wurde. Er floß, als Friedrich um seinen Freund Katte weinte, er floß, als die sowjetische Armee, junge Männer mit Wut im Herzen und schlechten Schuhen, endlich das Feindesland erreichten. 
Es liegt Hoffnung in seiner Wandelbarkeit und Stetigkeit. Nicht Hoffnung für uns, aber Hoffnung für den Fluß.


 

Oder, mein Fluß,
In Tropfen sickert es
aus Gebirgen von Zeit,
Wasser, das nach Kindheit schmeckt.

Oder, mein Fluss,
eine Breite, um Holüber zu rufen, 
ein November für Regen. 
Schleier, über die Rübenäcker gezogen, 
nicht unterscheidbar Wiesenufer und Bergufer, 
Stimmen auf Buhnen und Treidelweg, 
bei den strähnigen Weiden und Schilfrohr, 
Glocken aus Frankfurt 
und die Sagen der Reitweiner Berge, 
die Fähre in Lebus 
und das Haus rechts der Oder, wo ich 
geboren bin.

Günter Eich

Dazu:
Reinhard Döhl | Stichworte für eine Rekonstruktion

Oder, mein Fluß - 1951 wahrscheinlich notierte Günter Eich diesen lakonischen Vers zum ersten Mal als Überschrift eines für ihn relativ langen Gedichtes, geschrieben für eine Hörspieladaption der Fontaneschen Kriminalerzählung "Unterm Birnbaum". Günter Eich, der diesen Text zu den Aufführungen des Hörspiels selber sprach, hat in der Folgezeit das Gedicht mehrfach überarbeitet und dabei den Vers ins Gedicht selbst eingezogen:


Oder, mein Fluß,
der keine Quelle hat:
In Tropfen sickert es
aus Gebirgen von Zeit,
Wasser, das nach Kindheit schmeckt.
Oder, mein Fluß,
eine Breite, um Holüber zu rufen,
ein November für Regen.
1954 zum ersten, 1963 in einer überarbeiteten Fassung zum zweiten Mal an abgelegener Stelle veröffentlicht, hat Günter Eich das immer länger werdende Gedicht jedoch nie einem Gedichtband eingeordnet, lediglich die summierenden Schlußverse einer bisher unveröffentlichten (Vor-)Fassung in formelhafter Reduktion als dritte der "Neuen Postkarten" 1964 "Zu den Akten" genommen. Oder, mein Fluß, erklärbar
aus Quellen und Nebenflüssen,
mein Morgengewinn, meine Unruh,
meine Sanduhr über den Ländern.
Warum sind dieser lakonische Vers und über ihn seine verschiedenen Kontexte haften geblieben? Was macht diese Erinnerung des in Lebus geborenen Günter Eich an den Fluß seiner Jugend so einprägsam? Die Oder (die Landschaft des Oderbruchs) hat im Werk Günter Eichs mehrfach Spuren hinterlassen, in zwei frühen Erzählungen von 1931, "Morgen an der Oder" und "Ein Begräbnis", dann in einem frühen Hörspiel(-fragment) von 1933, "Ein Traumspiel":

Da fließt ein Fluß, ich sehe von hügeligen Wiesen herunter, es ist ein Fluß, den ich von einer weiten Erinnerung her kenne. Ist es die Oder, ist es der Red River? Aber wir begegnen der Oder, dem Oderbruch auch in Theodor Fontanes "Wanderungen durch die Mark Brandenburg", in der Erzählung "Unterm Birnbaum", und in ihrer Hörspieladaption wiederum bei Günter Eich. In Freienwalde besuchte Fontane seinen Vater, erinnert das einleitende Gedicht. Eine Wahlverwandtschaft deutet sich an. Macht dies den Vers Günter Eichs schon erinnernswert? Wohl nur zum Teil. Auffallend durch alle Fassungen ist das Possessivpronomen, die späte Inbesitznahme eines Flusses, dessen Ufer Günter Eich schon mit 11 Jahren verließ, einer Landschaft, in die es für ihn nach 1945 keine Rückkehr mehr gab. Auffallend ist die Rigorosität, mit der Günter Eich Jugend (mein Morgengewinn), Lebensantrieb (meine Unruh) und Einsicht in die Vergänglichkeit (meine Sanduhr) metaphorisch an den Fluß seiner Jugend bindet. Haben Fluß und Landschaft so sehr das Eichsche Werk geprägt? Oder liegt hier nicht vielmehr eine nachträgliche Projektion auf diesen Fluß, in diese Landschaft vor, werden Fluß und Landschaft gleichsam zu einem Katalysator des Werks?
Abschied und Vergänglichkeit ziehen sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Fassungen des Gedichts.

Wer kommt, geht bald wieder fort, sagt es Günter Eich, und: Hier wohnen [...] die Abschiede und die Wiederkehr. Günter Eich nennt Belege, den Mörder Sternickel, Fontane, Katte, der in Küstrin enthauptet wird, Zerstört ist das Haus,
wo Kleist seine Kindheit verbrachte.
Von (unwiederholbarer) Kindheit spricht schon das genannte "Traumspiel": Kehre wieder, Manitou, Gott der Kindheit! von Mord, Tod, Vergänglichkeit erzählen die anderen Oder-Texte ("Morgen an der Oder", "Unterm Birnbaum") von Anfang an. Wie auch sonst bei Günter Eich ist Vordergründiges hintersinnig. Die Erinnerung an die Fähre in Lebus und das Haus
rechts der Oder, wo ich geboren bin,
erfährt ihren Doppelsinn vom zerstörten Haus, wo Kleist seine Kindheit verbrachte, und der Breite des Flusses, einer Breite um Holüber zu rufen. Oder und Acheron, ein Fährmann der auch Charon heißt, auch davon spricht unausgesprochen das Gedicht. "Der Strom", eine Hörfolge von 1950, bestätigt den Befund.

Steig ein in das heitere Boot, - es ist nicht die Charonsfähre, beginnt ein Gedicht, aber ein späteres schließt: Und plötzlich ... weißt du, wer ... mit dem Ruder im Nachen stand
und du nennst ihn ohne Entsetzen.
So doppeldeutig Fähre und Holüber sind, so doppelsinnig ist für Günter Eich auch der Vorgang des Übersetzens. Als Übersetzen aus einer Sprache, die sich rings um uns befindet, zugleich aber nicht vorhanden ist, als sprachliche Annäherung an diesen Urtext hat Günter Eich sein Dichten verstanden. Auch diesen Übersetzungsvorgang hat er wiederholt thematisiert (u.a. in "Das Jahr Lazertis" als Annäherung an diesen, in "Sabeth" als nicht wieder rückgängig zu machende Entfernung von diesem Urtext). Erst im Doppelsinn von übersetzen und übersetzen erschließen sich die Fassungen des Oder-Gedichts vollends, werden die Verse Oder, mein Fluß,
eine Breite, um Holüber zu rufen
in ihrer ganzen Konsequenz verständlich. Günter Eich hat diese Verse erst in der Überarbeitung in den Text eingefügt. Das gibt ihnen Gewicht. Eine Eichsche poetica in nuce? Vielleicht. Und vielleicht deswegen hängengeblieben, wie so manches.

Aus: Der Reiz der Wörter. Stuttgart: Reclam 1978

VARIANTEN ÜBER DIE JAHRE:


Die Fähre in Lebus und das Haus
Rechts der Oder, wo ich geboren bin,
die Schmiede in Podelzig und die Erzählungen
der Großmutter, die den Mörder Sternickel sah,
die Ferne fährt in Kähnen vorbei
gleichgültig und mit Flaggen am Bug.


Wer kommt, geht bald wieder fort.
In Küstrin sah Friedrich, wie Katte enthauptet ward,
in Freienwalde besuchte Fontane seinen Vater,
Zerstört ist das Haus,
wo Kleist seine Kindheit verbrachte.

Oder, mein Fluß, erklärbar
Aus Quellen und Nebenflüssen,
mein Morgengewinn, meine Unruh,
meine Sanduhr über den Ländern.


Steig ein in das heitere Boot, - es ist nicht die Charonsfähre,
du selbst hast die Planken in deinem Traume gezimmert.
[...] wage dich über den Strom. Sieh, alles Geträumte,
drüben ist es Wirklichkeit,


Und plötzlich erkennst du das Nebelland,
weißt die Breite des Stromes zu schätzen
und weißt, wer dich führte an seiner Hand
und mit dem Ruder im Nachen stand
und du nennst ihn ohne Entsetzen.


Unruhe in Ackerfurchen und Holundergebüsch,
Unverständliches in den Herzen.
Das Vollkommene gedeiht nicht,
hier bändigt keiner zu edlem Maß das Ungebärdige,
Und das Dunkle ist wie vor der Schöpfung
ungeschieden vom Hellen.


Unruhe bei Windstille und Wind,
eine Besonderheit im Klang der Uhren,
das Mehl des Holzwurmes als Hieroglyphe,
die Brennereien in den Gutshöfen,
Unzufriedenheit, die sich in Schnaps ertränkt.
Wer kommt, geht bald
wieder fort.
In Küstrin sah (Friedrich, wie Katte enthauptet ward.
In (Freienwalde besuchte Fontane seinen Vater.
Zerstört ist das Haus,
wo Kleist seine Kindheit verbrachte.
Unruhe in Ackerfurchen und Holundergebüsch,
Unverständliches in den Herzen.
Das Vollkommene gedeiht nicht,
hier bändigt keiner zu edlem Maß das Ungebärdige,
und das Dunkle ist wie vor der Schöpfung
ungeschieden vom Hellen.

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DIE REITWEINER SAGE - Der schlafende Schuster im Reitweiner Schloßberg
Als einst an einem schwülen Sommertage ein Schuster von der Messe in Frankfurt (Oder) heimkehrte und in der Nähe des Reitweiner Schloßberges sich gelagert hatte, vernahm er plötzlich wundersame Musik. Ein reichgekleideter Diener trat an ihn heran und lud ihn aufs Schloß ein, dessen Ruinen auf dem Berge standen. Der Schuster kam mit, wurde reichlich mit Speisen und Trank erquickt und schlief dann ein. Als er aufwachte, saß er wieder auf seinem Ausgangspunkt. Gedankenverloren trat er den Heimweg an. Zuhause kam ihm alles fremd vor. Niemand kannte den Fremdling mehr, keine Spur seiner Familie war mehr zu entdecken. Er hatte hundert Jahre im Reitweiner Schloßberg verschlafen.
In Reitwein war ein Haltepunkt der Bahnstrecke Küstrin-Kietz nach Frankfurt (Oder), die seit 1999 stillgelegt ist. 2006 fand die Demontage der Schienen statt.

Dienstag, 12. April 2016

Das Oderbruch - mein erstes Mal


Ein ehemaliger Verladeturm direkt am Ufer der Oder in Groß-Neuendorf, umgebaut zu einem gänzlich individuellen Erholungsort, in dem man es sich wohergehen lassen kann. Man sieht und spürt noch den Industriebau, die Treppen sind steil und teils aus sichtbarem Beton, die Decken kantig, mit unregelmäßig gesetzten Querbalken, aber die Einrichtung ist mit Bedacht geplant, vorsorglich und praktisch. Also im Turm rauer, doch äußerst bequemer Luxus und draußen ganz viel Oder. Man ist es hier schön. 


Ausblick mit zwei fliegenden und einem schwimmenden Schwan.

 Nach der griechischen Mythologie sollen Adonisröschen aus den Tränen der Aphrodite entsprossen sein, als diese den Tod des Adonis beweinte... sagt Wiki. Man nennt sie aber auch Kleines Teufelsauge.

 Die pontischen Hänge von Lebus (was für ein Name). 
Große Hügel in Puddingform übersät mit dicken, strahlendgelben Blumen, 
eben den Adonisröschen. 

 Weide, vom Blitz zerteilt, vom Sturm umgerissen, aber sie grünt weiter.

 Ein fast zertretenes Veilchen.
 Oderauen grafisch.

 DDR-Fahne mit West-Satellitenschüssel und Graffiti.
 Windstiller Spiegelfluß. Alles zweimal, im Wasser, an Land.
 Riesenbocksgeweih

 Sehr einsames Boot

 Doppelbaum

Kletterbaum

Dienstag, 26. Januar 2016

Die periodische Zikade oder saubere Zähne in einem klugen Kopf


Bei meiner großartigen, sensiblen, geduldigen Zahnpflegerin, (Dafür muß es doch einen ordentlich wissenschaftlichen Ausdruck geben? Prophylaktikerin?) hängt ein großer Fernseher an der Decke, und während sie Zahnstein und Verfärbungen bekämpft und mein Mund sich in alle Himmelsrichtungen verzerrt und verzieht, schaue ich Tierfilme, heute einen über Periodische Zikaden, und fühlte keinen Schmerz!

17 Jahre liegen Zikaden-Larven etwa 30 Zentimeter unter der Erde und saugen aus Pflanzenwurzeln Saftnahrung, durchlaufen dabei 5 Larvenstadien, um dann, ich wiederhole nach 17 Jahren, alle binnen kürzester Zeit an die Oberfläche zu kriechen und wie eine hochgepeitschte Armee auf die umstehenden Bäume zu krabbeln, wo sie sich entlarven, entpuppen und in Massen als Jungzikaden mit weichen, noch flugunfähigen Flügeln wartend herumhängen. Die Flügel verfestigen sich alsbald und das aufgeregte Herumfliegen auf Partnersuche beginnt.
Die Männchen haben für das Anlocken geeigneter Partnerinnen Organe, die Tymbale (Trommelorgane) genannt werden und in etwa wie Minischlagzeuge funktionieren. Sie können sich auch zu Männerchören zusammenfinden, die Weibchen antworten ihnen mit Flügelschnalzen, ein Duett entsteht, und... Sex findet statt.
Während dieser Phase fallen allerdings auch riesige Mengen der fortpflanzunsorientierten Insekten hungrigen Vögeln, Nagern und anderen Tieren zum Opfer. In der Tierwelt des amerikanischen Ostens, nur dort kommt diese Zikadenart vor, muß diese zyklische Freßorgie ein Mythos sein. Alles frißt und frißt bis es absolut nicht mehr kann. 
Die Zikaden, die entkommen, haben jetzt wenige Wochen Zeit, sich zu paaren, danach sterben die Männchen, und ihre Eier in selbstgebohrte Baumlöcher zu legen, nun sterben die Weibchen. All die toten Zikadenkörper düngen dann den Waldboden in einzigartiger Weise, es kommt zum Wachstumschub. 
Die Eier durchlaufen eine Embryonalphase von einigen Wochen, fallen auf den frischgedüngten Boden, graben sich ein und leben 17 Jahre unterirdisch bis zum nächsten Zikadenausbruch.
Letztendlich ist das nicht anders, als bei uns Menschen, nur das wir beim Herumfliegen noch allerlei Dinge tun, wie arbeiten, Dinge erfinden, Gedichte schreiben, Krieg führen etc. und wir dürfen nach der Fortpflanzung noch ein bisschen bleiben, um unsere Nachkommen aufzuziehen und weise zu werden oder dement. Und dann geht's ans Düngen!


https://de.wikipedia.org/wiki/Magicicada

Montag, 14. September 2015

Ziegen auf Bäumen


ZIEGEN AUF BÄUMEN

Surreales Bild eines realen Geschehens



Der Arganbaum oder Eisenholzbaum 
kommt als Endemit (in einem Gebiet endemisch) 
im südwestlichen Marokko und südöstlichen Algerien vor; 
er kann in Höhenlagen von bis zu 1.300 Metern gedeihen. 
Auch wenn die Arganwälder wild und buschartig aussehen, 
so hat bis auf den heutigen Tag doch jeder Baum seinen Eigentümer, 
der strikt darauf achtet, dass kein Fremder die erntereifen Früchte aufsammelt. 
Der Arganbaum wird auch als Tertiärrelikt angesehen. 
Schon seit 80 Millionen Jahren soll er in Marokko wachsen... 
Wiki  


Der Baum dient vielen Zwecken:
sein Öl als Medizin, Kosmetik- und Speiseöl
sein Fallholz als Brennholz
seine Früchte als Nahrungsmittel
seine Blätter als Tierfutter.



Er versucht sich der durch harte, scharfe Dornen vor Tierfraß zu schützen, 
Dromedare allerdings könnten Glas fressen, ohne sich zu verletzen 
und Ziegen haben ihrerseits gelernt bis in die Baumkronen zu klettern 
und zwischen den Dornen Blätter und Früchte abzurupfen.

Sonntag, 12. Juli 2015

Friedhöfe in Berlin - Liesenstrasse - Berlin Mitte


Die Friedhöfe an der Liesenstraße entstanden in den 1830er und 1840er Jahren, zu einem Zeitpunkt, als das Gelände am nördlichen Stadtrand Berlins lag. Als ältester Friedhof wurde ab 1830 der Domfriedhof I der Oberpfarr- und Domkirche genutzt. 1834 folgte der alte Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde und ein Jahr später wurde der Friedhof der Französisch-Reformierten Gemeinde eingeweiht. Diese drei Friedhöfe liegen nebeneinander an der Südseite der Liesenstraße im Bezirk Mitte. WIKI

Ich bin in Berlin-Mitte aufgewachsen und habe nichts von diesem Ort gewusst. 
Man geht die Chausseestrasse Richtung Schwartzkopfstrasse entlang am monströsen BND Gelände vorbei, in die Wöhlertstrasse rechts abbiegen und durch einen balkonbehangenen Wohnblock mit Gartenanlagen gelangt man zum Hintereingang des Geländes - der ist nach 16.00 Uhr verschlossen, weil die Anwohner angeblich nächtens Parties zwischen den Gräbern gefeiert haben.

Drei Friedhöfe, ein evangelischer, ein katholischer und einer für Hugenotten, ineinander übergehend, auf einem riesigen parkähnlichen Gelände, durch das 1961 schnell und hart ein Teil der Mauer gebaut wurde, auf alten Gräbern, neue Gräber schaffend. Zwischen Mauerbau und Mauerfall kein neues Grab, der Friedhof durfte, da Grenzgebiet, nur mit Passierschein besucht werden.

Grabkarte für Angehörige zum Besuch vo Gräbern auf Friedhöfen im Grenzgebiet
Dieses Dokument wurde nur für Bewohner der DDR ausgestellt, die Verstorbene auf einem entsprechenden Friedhof hatten. Der Besuch eines Friedhofs im sowjetsektoralen Grenzgebiet (Ostberlin), aus touristischen, historischen oder sonstigen Gründen war untersagt.
 
Berlin im Jahre 1962 an der Berliner Mauer im Wedding
Friedhof Liesenstraße, auch er wurde einfach mit Planierraupen
platt gemacht. Neben dem Lichtmast ist die Hundelaufanlage. Dort wurden Hunde zum Überwachen angebunden. Sie konnten dann 150 Meter weit laufen.
 ©  Gerd Henschel  

Eine blassrote Stoffrose in der Hand, ein gläsernes Herz an der Brust, 
Kopf und Flügel aufgerissen, das Kleid grünspanfarben 
könnte Dali sie da hingestellt haben.


Viele französische Namen natürlich, auf dem katholischen Teil der Friedhofsanlage schlesische, russische (niederschlesische wie Barthel oder Hahnel und oberschlesische wie Grzeszkiewicz, Wosnik oder Kolodziejski) und hier und da ein einsamer Italiener. Der Domfriedhof bietet viele Krauses, und auch Anna Bier, ein schöner Name. 

 Fontanes Grab - ich wusste gar nicht, dass der Hugenotte war.

Theodor Fontane 

Prolog zur Feier des zweihundertjährigen Bestehens der Französischen Kolonie
 
Zweihundert Jahre, daß wir hier zu Land
Ein Obdach fanden, Freistatt für den Glauben,
Und Zuflucht vor Bedrängnis der Gewissen.
Ein hochmuther Fürst, so frei wie fromm,
Empfing uns hier, und wie der Fürst des Landes
Empfing uns auch sein Volk. Kein Neid ward wach,
Nicht Eifersucht, - man öffnete die Thür
Und hieß als Glaubensbrüder uns willkommen.
Land-Fremde waren wir, nicht Herzens-Fremde.
So ward die Freistatt bald zur Heimathstätte,
Drin schlugen Wurzel wir und was seitdem
Durch Gottes Rathschluß dieses Land erfahren,
Wir lebten's mit, sein Leid war unser Leid
Und was es freute war auch unsre Freude.
Wohl pflegten wir das Eigne, der Gemeinde
Gedeihn und Wachsthum blieb uns Herzenssache,
Doch nie vergaßen wir der Pflicht und Sorge,
Daß, was nur Theil war auch dem Ganzen diene.
Mit fleiß'ger Hand, in Allem wohlerfahren,
Was älterer Kultur und wärmrer Sonne
Daheim entsproß und einem reichren Lande -
So wirken wir. Und Gottes Segen krönte
Der Hugenotten redlich Mühn, daß reich
Und glücklich manch Geschlecht dahier erblühte
Als eine Zierde unsrer neuen Heimath.
Sy, Godet, Humbert, Mathieu, Bourgignon,
Roux, Jordan, Erman, Rousset, Michelet,
Sarre, Révir, Reclam, Naudé, Cabanis,
d'Heureuse, Plantier, Charton, Lancizolle -
Und hundert Andre, die ich nennen könnte
Gleich guten Klanges, ja berühmtere noch.
Verschieden all, in Einem aber einig:
Von Herzen treu dem Land, dem Fürstenhause,
Das, treu des Ahnherrn edelstem Vermächtnis,
Von Fürst zu Fürst uns gnädiglich beschütze -
Dem hocherhabenen Haus der Hohenzollern.
Doch nicht zu rühmen ist, was heut uns ziehmt,
Heut ziemt uns nur zu huldigen, zu danken,
Und dieser Dank, was lieh' ihm größ're Kraft
Und Inbrunst, als ein Rückblick auf das Leid, 
das unsre Väter aus der Heimath trieb. -
Erklinge denn Musik und führ' herauf,
Im Widerspiel zu dieser Stunde Glück,
Uns Bilder aus der Zeit der Hugenotten.


Spiegelartikel zum Thema Preussen und seine Hugenotten
Unsere lieben Hugenotten

 Der Kurt von Paris

Die Adlons

Die Familie Hacks



Dienstag, 23. Juni 2015

Parks in Berlin - Der Schillerpark


Laufen soll Rauchern helfen, nicht gleich, sondern erst etwas später unter den Folgen ihrer Sucht zu leiden, bzw. an ihr zu versterben. Das habe ich im Internet gelesen und es geglaubt. Also laufen eine rauchende Freundin und ich, Kettenraucher aus Leidenschaft, neuerdings durch Berliner Parks und verschaffen uns dadurch das gute Gefühl, wenn schon nicht gesund, so doch wenigstens gesünder als andernfalls zu sein. 
Parks sind gut, sie vermitteln mitten in der Stadt einen trügerischen Eindruck von sauberer Luft, Natürlichkeit, Chlorophyll - altgriechisch χλωρός chlōrós „hellgrün, frisch" und φύλλον phýllon „Blatt" - und überhaupt etwas, das irgendwie gut für einen ist. Man schlendert, der Blick greift weiter, Wege führen nirgendwo hin. Für mich überzeugten Stadtbewohner ist dies gerade die Menge Natur, die ich ertrage, ohne agoraphobisch zu reagieren, und für meine Freundin ist es, wenn auch ärmlicher Ersatz für geliebte brandenburgische Landschaften, Oderwiesen, Rapsfelder.
Grunewald, Rehberge, Tiergarten, den Friedrichshain kenne ich aus Kindertagen, den lassen wir weg, und letztlich der Schillerpark im Wedding, ein Park, der meinen  Großstadtverwartungen entspricht. Kahl, Abfall allüberall, das Gras mickert, die winzigen Kinderspielplätze laden nicht zum Spiel ein, mehrere afrikanische Mannschaften bolzen um die Wette und über allem thront, fremd und zusammenhangslos ein Schillerdenkmal.


 Das Wort Park (von mlat. parricus „Gehege“; Mehrzahl Parks in Deutschland und Österreich, Pärke in der Schweiz) bezeichnet nach den Regeln der Gartenkunst gestaltete größere Grünflächen, die der Verschönerung und der Erholung dienen.



Roter Wedding

Links, links, links, links!
Die Trommeln werden gerührt.
Links, links, links, links!
Die Arbeiterklasse marschiert.
Wir fragen euch nicht nach Verband und Partei
Seid ihr nur ehrlich im Kampf mit dabei
Gegen Unrecht und Reaktion.
Wir sind durch die Not, durch den Hunger vereint,
Uns binden die Opfer im Kampf vor dem Feind,
Unsre Lieder der Revolution!
    Roter Wedding grüßt euch, Genossen,
    Haltet die Fäuste bereit!
    Haltet die roten Reihen geschlossen,
    Dann ist der Tag nicht mehr weit!
    Kämpfen wir als Sozialisten
    Endlich in einer Front!
    Arbeitsbrüder, Kommunisten,
    Rot Front! Rot Front!
Links, links, links, links!
Der Kampf wird weiter geführt.
Links, links, links, links!
Ein Lump, wer kapituliert!
Wir tragen die Wahrheit von Haus zu Haus
Und jagen die Lüge zum Schornstein hinaus.
Wie Karl Marx es und Lenin gelehrt.
Und schlug auch der Feind unsre Besten tot,
Der Wedding kommt wieder; Berlin bleibt rot,
Damit Deutschland den Deutschen gehört.
    Roter Wedding grüßt euch, Genossen,
    Haltet die Fäuste bereit!
    Haltet die roten Reihen geschlossen,
    Dann ist der Tag nicht mehr weit!
    Kämpfen wir als Sozialisten
    Endlich in einer Front!
    Arbeitsbrüder, Kommunisten,
    Rot Front! Rot Front!
  
Text: Ernst Busch nach Erich Weinert
Musik: Hanns Eisler



Schillerdenkmal geschaffen von Reinhold Begas
Das Original wurde 1871 auf dem Gendarmenmarkt enthüllt und steht dort jetzt wieder
 
Friedrich Schiller denkt auf einem Brunnensockel, der aber nicht als Brunnen funktioniert und unten sitzen vier allegorische Frauenfiguren (Philosphie, Lyrik, Tragödie & Geschichte)

Eine Kopie aus Bronze steht im südlichen Teil des Schillerparks im Ortsteil Wedding des heutigen Stadtbezirks Berlin-Mitte. Dafür fand das Material des Rathenaubrunnens Verwendung, eines Denkmals für Emil und Walther Rathenau, das seit 1930 im Volkspark Rehberge stand, von den Nationalsozialisten 1934 aus „weltanschaulichen“ Gründen von seinem Standort entfernt und 1941 eingeschmolzen wurde. Wiki
 
Allegorie der Tragödie

Frei empfängt mich die Wiese mit weithin verbreitetem Teppich,
Durch ihr freundliches Grün schlingt sich der ländliche Pfad,
Um mich summt die geschäftige Bien’, mit zweifelndem Flügel
Wiegt der Schmetterling sich über dem röthlichten Klee,
Glühend trifft mich der Sonne Pfeil, still liegen die Weste,
Nur der Lerche Gesang wirbelt in heiterer Luft.
 
Aus: Friedrich Schiller "Der Spaziergang"

Allegorie der lyrischen Dichtkunst