Samstag, 9. Oktober 2021

Ordnung ist mein halbes Leben

Ordnung ist mein halbes Leben. Naja, nicht das halbe, aber ich bin schon ganz schön ordentlich, aber eigentlich nur, weil ich völlig chaotisch bin. 

Und ich war einst ein fröhlicher Chaot, Klamotten, wo sie fielen, zu spät, zu früh, wo ist mein Ausweis, schon wieder zu spät - und dann kam das wirkliche Leben und um 6 Uhr begann die Frühschicht im Krankenhaus und später dann um 10 die Probe im Theater und aus mir wurde, als Rettung in der Not, eine Preussin, die ihr Chaotentum in den Griff bekam, indem sie seitdem immer überall zu früh eintraf.

Also kurz gesagt, ich war unordentlich, schlampig und desorganisiert, aber dann geschahen zwei entscheidende Dinge. Erstens wurde ich Untermieterin einer zauberhaften Frau, die noch konfuser war als ich, und ich mußte, aus Gründen des Überlebens und um nicht völlig zu verwahrlosen, anfangen mich und mein Chaos in den Griff zu bekommen. Und zweitens begannen die Gene, die meine Eltern mir schenkten, ihre zeitlich verzögerte Wirkung zu zeigen. 

Ein Beispiel, mein Vater sortierte seine Bücher nach Kategorien und alphabetisch. Und wo stand die Bibel? Unter "Große Philosophen", das machte Sinn, aber auch unter "G", wie Gott, Autor. 

Mit solchen Vorbedingungen, wie konnte ich der Lust zur Ordnung entkommen? 

Meine Bücher sind nur nach Kategorien geordnet. Nein, alphabetisch, nie. 

 

 
Aber mein Geschirr ist nach Farben sortiert, meine Kleider ebenfalls, ich schreibe viele Listen und bin mehr als überpünktlich. Mazel, Schicksal oder Genetik. Wer weiß. Hätte schlimmer kommen können. Meine Eltern waren wenigstens keine Nazis oder ähnliches Gesocks. Ordung ist mein halbes Leben, aber die andere Hälfte ist immer noch ein einziges Chaos.

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