Sonntag, 16. November 2014
Tatort, Polizeiruf & solcherlei Dinge
Was ist das bloß?
Über Wochen, gar Monate sehe ich nahezu gar kein Fernsehen. Serien & Filme auf DVD und ganz reale Kinobesuche sättigen meinen audiophilen Hunger, ohne mich zu zwingen, in zunehmend kürzeren Zeitabständen idiotische und schlecht gemachte Werbungsclips ertragen zu müssen. Ich kann gucken, wann ich will und was ich will.
Aber die Theaterwohnungen ohne Wlan/Wifi, also ohne die Möglichkeit des Streamens, aber auch die schöne Erschöpfung durch die Proben und, nicht zu vergessen, die Anwesenheit eines Fernsehapparates, verführen mich zum Betrachten des Angebotes des Deutschen Fernsehens.
Es ist Sonntag 15 Minuten nach 8, und folglich läuft ein Tatort/Polizeiruf im Ersten Programm. Öffentlich rechtlich, werbefrei und also durch staatlich verordnete Gebühren hochsubventioniert, ich kann Wagemut und Opulenz erwarten, aber begegne geballter Ödnis und depressivem Sozialkitsch.
Ja, ich weiß, es gibt Ausnahmen. ABER. Aber, warum sind fast alle Kommissare verärgert, traurig, verklemmt und betrübt? Und warum macht diese Traurigkeit sie besonders langsam, geschlechtslos und mittelgrau?
Sie könnten rechtslastig sein, oder ehrgeizige Immigranten, die sich durchsetzen müssen, sie könnten sich selbst durch übermäßiges Beachten bürokratischer Regeln außer Kraft setzen, sich nach Lynchjustiz sehnen oder eigene Mordphantasien im Namen des Gesetzes unterdrücken.
Warum machen sie nie böse Witze?
In meiner Zeit als Krankenschwester hat mich mein morbider und tiefschwarzer Humor, als Reaktion auf den täglichen Umgang mit dem Sterben, erst erschreckt, aber dann war ich froh, dass ich ein Ventil für all das Leid, das ich täglich erlebte, hatte.
Im Deutschen Fernsehen wird gelitten. Es wird erlitten. Nicht überraschend intelligent ermittelt, sturzbetrunken versagt oder verbohrt danebengetroffen. Nein, diese Kommissare versinken unter der Last der Not, der sie begegnen. Sie leben nicht, sie ertragen. Der Mensch hat überlebt, weil er sich anpasst, aber deutsche Fernsehkomissare begenen der Welt, als wären sie völlig geplättet und überrascht, weil sie so schlecht ist.
Nina Kunzendorf hatte schon durch ihre geschmacklosen-sexy Kostüme bei mir mehr als einen Stein im Brett.
Und deshalb gibt es in meinem Hirn eine Sammlung von "ersten zehn Minuten" deutscher Kriminalfilme, die restliche Sendezeit habe ich CSI oder ein ähnliches amerikanisches Machwerk geguckt, wo sie wußten, dass sie mich unterhalten sollen, weil ich schon weiß, dass die Welt kein Zuckerschlecken ist.
Aber es gibt Ausnahmen!
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