Sonntag, 2. Februar 2014
Post-Premieren-Rausch
„Wir hatten kein Konzept und wollten nichts beweisen, sondern etwas herausbekommen."
Hanns Eisler
Seit März des letzten Jahres saßen meine leise, unerbittliche Kollaborateurin und ich an unserer Version der Shakespearschen Königsdramen. Jetzt sind sie auf der Bühne. Jucheh!
Macht und Recht, einander unablässig verlangend, bekämpfend, ausschließend und bedingend. Harter Tobak, keine romantische Liebe weit und breit. Man war das spannend.
Vorgestern, Donnerstag, die Premiere in Bremen. Aufregend, schön, kontrovers, bejubelt, die Premierenfeier dementsprechend. Das war eine gute Arbeit mit tollen Leuten! Und alle Spieler haben mir Whisky geschenkt. Da werde ich gute Gedanken haben, wenn ich von fern auf sie anstoße.
Wie schön, dass dieses Mal, weil Bremen so günstig liegt, auch einige meiner Freunde da sein konnten. Wie schade, dass andere wegen Krankheit nicht kommen konnten. Gute Besserung! Gute Besserung!
Am nächsten Tag, Freitag, Post-Premieren-Frühstück und sechs Stundenl Zugfahrt nach Augsburg. Im Zug mir gegenüber ein fülliger Mann mit drei Zähnen und auch die bräunlich und schief. Nach dem Ausstieg finde ich ein Kontaktangebot in meinem Reisebuch. Die Deutsche Bahn bietet ungeahnte Möglichkeiten!
Am Abend, als Eröffnung des hiesigen Brecht-Festivals, liest Burghart Klaußner im Augsburger Theater aus den Gesprächen von Hanns Eisler mit Hans Bunge, ganz klug und leicht und witzig. Zwischendurch, elegant gesetzt, singt er Lieder Eislers mit einem zartem Herrentenor. Wunderbar.
Wolf Biermann über Eisler: „Seltene Gelegenheit eines runden Menschen! / Gespalten nicht seine Zunge, noch sein Gehirn. / Auch geht kein Riß zwischen Oben und Unten ihm. / Da, wo bei andern die furchtbar berüchtigte Stelle / Da, wo den andern so leicht das Kreuz brach / Wölbet sich mächtig sein fröhlicher Bauch / Schwingt auf und ab in wildem Gelächter / Über die Dummheit in der Musik nicht allein."
Heute, am Samstag, dann acht Stunden Probe für das "Badener Lehrstück vom Einverständnis" mit Chor und Orchester und Sängern und Schauspielern. Anstrengend, intensiv und zu guter Letzt produktiv. Dann zum Konzert von Bonaparte, laut und trashig und lustig.
Habe ich es gut, oder was? Sicher, manchmal träume ich von meinem Bett in Berlin, einem Leben mit konstanten Orten, nah wohnenden Freunden und zeitweiliger Regelmäßigkeit. Aber, wie heißt es in dem Stück, dass wir hier, in Augsburg, zeigen werden: "Alles können Sie nicht haben, Herr Schmidt."
http://www.musicsection.de/pages/content/PortraitSpecialBonaparte
http://www.zeit.de/kultur/musik/2012-08/bonaparte-interview-tobias-jundt
Das mit den 3 braunen Zähnen war aber nicht nett, oder hat er gebissen..?
AntwortenLöschenWar auch nicht wirklich nett gemeint. Er hat viel gegrinst. Nicht gebissen.
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