Sonntag, 18. August 2013
Das Internet, ein Buddelkasten, eine Schatztruhe, eine Schlangengrube!
Da ich mich augenblicklich durch eine große Menge Shakespeare grabe, durch einen halben Meter bedruckten Papiers in etwa, und auch gerne verstehen will, was ich da lese, fürs Erste nur erstmal die historischen Fakten, dann natürlich auch noch Vieles mehr und Anderes und Tieferes, benötige ich Hilfsmittel, Dokumente, Bilder, anderer Menschen Meinungen - und ich finde sie, zu Hauf, im Internet, wobei ich immer wieder bemerke, dass die Genauigkeit meiner Fragen die Qualität der Antworten bestimmt, die mir besagtes Internet zur Verfügung stellt.
Wie die meisten digitalfixierten Menschen, höre ich mich gelegentlich auf das Internet schimpfen. Es lenkt ab, saugt Zeit und Aufmerksamkeit, verführt zu einem schnellen, oberflächlichen Gefühl von Bescheidwissen. Stimmt, und ist doch nicht Schuld des Internets, sondern wohl doch die meines, leicht ablenkbaren Hirns und meines Hangs zum Trödeln.
Aber gerade jetzt, wo ich leidenschaftlich und überpenibel (Ich bin jüdischer Preusse, was soll ich machen?) und äußerst neugierig nach mittelalterlichen Originaldokumenten, obskuren Dramen des 16. Jahrhunderts und Blogs von Menschen, die sich damit amüsieren, alle Shakespeare-Stücke zu lesen und darüber öffentlich nachzudenken, suche, begreife ich wiedereinmal, welch ein Wunderwerk das weltweite Netz ist. Da setzen sich Leute irgendwo, oft an geographisch benachteiligten Orten, hin und schreiben mittelalterliche Stücke ab, Bibliotheken digitalisieren ihre Bestände, das Google Books Library Project scannt unermüdlich Bücher zu unserer Verwendung, Museen gewähren digitale Rundgänge durch ihre Räume, Chatrooms streiten um die Ethymologie seltener Worte. Wenn man lange und gründlich genug sucht, findet man für fast jede noch so seltsame Frage, jemanden, der sich intensiv genau damit beschäftigt und willig und befähigt ist, sie zu beantworten.
Shakespeare mag jetzt etwas speziell sein, aber eben dasselbe gilt auch für Liebhaber von Motorrad-Sondermodellen, Sammler von Nippesfiguren der 60er Jahre, Fans von kurzlebigen Boybands, Migräneopfer, Freunde der Musik des Rokkoko und Menschen mit nicht weitverbreiteten sexuellen Vorlieben (Stell dir vor, du lebst in einer Kleinstadt in Oklahoma oder Franken und stehst darauf, Dich als Kuscheltier zu verkleiden, ja, das gibt es, habe ich bei CSI gesehen, wie einsam mußt du dich fühlen - aber im Netz kannst du Gleichgesinnte finden.)
Als ich beschlossen hatte für ein Jahr nach Kanada zu gehen, um dort zu unterrichten, wollte ich mein Englisch verbessern, indem ich Geschichten schrieb, in Englisch, und eine zauberhafte Frau aus Pensacola, Florida hat sie für mich korrigiert, einfach so, aus Freundlichkeit.
Und deshalb hier, von mir, ein kleines JUCHUH, dass es das www gibt.
Die Anthrocon ist die weltweit größte Convention der Furry-Bewegung und findet jährlich im Juni oder Juli in Pittsburgh, Pennsylvania statt.
Wiki sagt: Furry (engl. pelzartig, mit Pelz besetzt oder mit Pelz bekleidet) ist der Sammelbegriff für eine internationale Interessen-Gruppierung, die an anthropomorphen Tieren in Schrift, Bild und Ton interessiert ist. Dies reicht vom typischen Werwolf bis hin zu tierischen Cartoon- und Comicfiguren.
Stimmt! Und im Gegensatz zu den Lesesälen wissenschaftlicher Bibliotheken ist das Internet auch über Nacht geöffnet.
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