Dienstag, 8. November 2011
Joni Mitchell - Blue
Blue - das vierte Album der kanadischen Liedermacherin Joni Mitchell, erschien 1971.
Ich war 13 und noch mit dem wöchentlichen Anhören der Schlager der Woche auf RIAS beschäftigt, "Wer hat mein Lied so zerstört, Ma" von Daliah Lavi, zum Beispiel, und "Fremder Mann" von Marianne Rosenberg, und dann hatte Frank Schöbel einen Hit im Westen mit "Gold in Denen Augen", das war was!
Ein Jahr später, nach der Jugendweihe, zu der ein Kassettenrekorder geschenkt worden war, haben wir versucht, unsere Lieblingslieder per Mikrophon direkt aus dem Radio mitzuschneiden. Oder im Kino, bei den "Blutigen Erdbeeren", Mikro in der Hand, viel Pst, Pst und die Hoffnung, dass "Something in the Air" von Thunderclap Newman doch noch hörbar wäre. In dem Film habe ich dann auch mein erstes Joni Mitchell Lied gehört, wenn auch nicht von ihr selbst gesungen, sondern von Buffy Sainte-Marie - "Circle Game".
1971, das Jahr der "Weltfestspiele": mein Jahrgang wurde ein Jahr vorzeitig in die FDJ aufgenommen, um die Menge der Feiernden zu vergrößern und wir alle durften für die Dauer der "Spiele" plötzlich in Berlin auf dem Rasen sitzen, mit Unmengen "Ausländern" quatschen und knutschen, aber dann starb Walter Ulbricht mittendrin und alle hatten Sorge, dass die Feier wegen der Staatstrauer abgebrochen werden würde, und der Erich hat die Trauer auf die Zeit nach dem Ende der "Weltfestspiele" verschoben, oder den Tod ein paar Tage rausgezögert, da bin ich mir nicht mehr sicher.
Baumwoll-FDJ-Hemden konnte man durch intensives, mehrmaliges Waschen übrigens ausbleichen, so dass sie ein ganz klein wenig wie aus Jeansstoff aussahen.
Und so hat mich die Stimme von Joni Mitchell erst einige Jahre später erwischt. Diese Stimme, so klar, so zart und kräftig zugleich und mit solcher Leichtigkeit in der Höhe, und voll solcher Einsamkeit. Ich glaube wirklich, dass ich Einsamkeit in ihrem Gesang "höre".
Sie hat alle Lieder selbst geschrieben, James Taylor und Stephen Stills haben gespielt, und in "Rolling Stones 500 größten Alben aller Zeiten", steht das Album auf Platz 30. Keine weibliche Musikerin hat es höher geschafft.
Blue songs are like tattoos
You know I've been to sea before
Crown and anchor me
Or let me sail away
Hey Blue, here is a song for you
Ink on a pin
Underneath the skin
An empty space to fill in
Well there're so many sinking now
You've got to keep thinking
You can make it thru these waves
Acid, booze, and ass
Needles, guns, and grass
Lots of laughs lots of laughs
Everybody's saying that hell's the hippest way to go
Well I don't think so
But I'm gonna take a look around it though
Blue I love you
Blue here is a shell for you
Inside you'll hear a sigh
A foggy lullaby
There is your song from me
© 1970; Joni Mitchell
Ein Lied über das Ende ihrer Beziehung mit Graham Nash. Der hat wiederum "Our House" für sie geschrieben!
Blue (unübersetzbar zwischen blau und traurig und dem Blues)
Blue Lieder sind wie Tätowierungen, Du weisst, dass ich schon früher auf dem Meer war, kröne und verankere mich, oder laß mich fortsegeln. Hey, Blue, hier ist ein Lied für dich, Tinte in einer Nadel, unter der Haut eine leere Stelle zu füllen, Man, so viele versinken jetzt, du mußt weiter glauben, dass du es durch diese Wellen schaffen wirst, Acid, Alk, und Sex, Nadeln, Waffen und Gras, Viel Lachen viel Lachen, Jeder sagt, dass die Hölle der schickste Weg ist, wie man sich davonmachen kann, das glaube ich nicht, aber ich werde mich da mal umschauen, Blue, ich liebe dich.
Blue, hier ist eine Muschel für Dich, darinnen wirst du einen Seufzer hören, ein nebliges Kinderlied, Dort ist dein Lied von mir.
Blue
http://www.youtube.com/watch?v=hvLTH8-9Z1I
In Case of You
http://www.youtube.com/watch?v=5QZioxCg20I
Und weil es so schön ist, wenn auch nicht auf dem Album: Big Yellow Taxi
http://www.youtube.com/watch?v=ZgMEPk6fvpg
Ein sehr schöner letzter Satz. Menschen, die lauschen mit einer Muschel am Ohr, sehen einander ähnlich. Und Erwachsene ähneln Kindern.
AntwortenLöschen