Mittwoch, 31. Juli 2019

Almodovar - Leid und Herrlichkeit

 © Nico Bustos

Allein schon für die letzte Einstellung müßte der Film gepriesen und geehrt werden. Eine überraschende Wendung der schönsten Art. Zum Lobe der Kunst, zum Lobe des Lebens. Dolor y gloria!

Banderas spielt Almodovar, aber eben nicht nur und wie fein er spielt, mit dem Körper, der von Schmerzen geplagt wird, mit dem Gesicht, das er nach Belieben uralt oder kindlich-verstohlen aussehen lassen kann. Wie genau er wechselt von weinerlichem Selbstmitleid zu resignierter Selbstaufgabe, zu erwachender Überlebenshoffnung. In einer Szene telefoniert er mit einer alten Liebe, die vor seiner Tür steht, er schaut auf den ebenfalls älteren Mann und fühlt die Liebe zu ihm ganz akut, ganz tief.

Die Farben sind satt, fett, viel Rot gegen Weiß und dann das ganze Spektrum der psychedelischen Farben. Gegen Ende die gräßlichste vorstellbare grasgrüne Lederjacke, wenn eine Krebsdiagnose erwartet wird und das Überleben versprochen wird. 

Also Humor hat der Film auch noch. Was kann man mehr wollen? Selbst die manchmal ungelenken Übergänge bieten Vergnügen.

Da habe ich doch heute ein Kunstwerk erlebt. Meine Augen sind übervoll, das Hirn ganz wach und das Herz schlägt freudig.

Da ist sie, die grüne Jacke.



Aus: ÜBER DIE GEDULD 
Rainer Maria Rilke

Man muss Geduld haben

Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein. 

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