Mittwoch, 24. Oktober 2018

Berlin auf Zelluloid



Berlin in Schwarz-Weiß und Farbe

https://www.youtube.com/watch?v=B-m9A8mY-U0


Im Museum für Deutsche Geschichte unter den Linden habe ich vor ein oder zwei Jahren Filmaufnahmen gesehen, leicht beschleunigt und hackig, wie es alte Aufnahmen so an sich haben. Die kurzen Streifen zeigten eine Strasse in Berlin um 1915, vermutlich den Kurfürstendamm, der Verkehr war angsteinflößend, Automobile, Kutschen, Strassenbahnen wild durcheinander und hochkonzentrierte Fußgänger, die versuchten mit Todesmut, die Straße zu überqueren. Kaum eine Lücke. Streß.
"Menschen am Sonntag" ein Stummfilm von Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer und Billy Wilder zeigt, halbdokumentarisch, eine lebenssüchtige, pulsierende Stadt voll mit Menschen, Dreck, Freude und Sehnsucht. "Die Büchse der Pandorra" oder "Eine Stadt sucht einen Mörder - M" oder "Kuhle Wampe" oder "Cabaret" oder "Das Schlangenei" oder "Berlin Alexanderplatz" oder "Berlin - Ecke Schönhauser" oder "Sonnenallee" sind einige von vielen anderen Berlin-Film-Beispielen.
Die Mode hat sich verändert, der Putz der Häuser ist heller, die Autos stromlinienförmiger, aber es bleibt unverkennbar meine Stadt. Die Intensität des Wollens bleibt sich, glaube ich, gleich über die Zeiten und in all diesen sehr unterschiedlichen Filmen erlebe ich eine sehr spezifische Ansammlung von Leuten mit ihrem Schweiß, ihrer Gier, ihren Ungereimtheiten und ihrer Lust. Berliner und Zugereiste die leben wollen.



https://www.dw.com/de/kino-favoriten-die-zehn-besten-berlin-filme/a-19255180

Nebenbei: God should love Christopher Isherwood!

"Babylon Berlin" zeigt mir Berlin als ein Ansammlung von Puppenhäusern, vermutlich historisch korrekt, aber säuberlich harmlos und irgendwie unbewohnt. Die Serie scheint stolz auf die genaue Rekonstruktion von Architektur, nur kann sie den Orten kein Leben einhauchen. Die ausführlich dargestellte Armut wirkt auf mich designt und kleidsam und bietet, trotz aller Zille-Zitate, keinerlei Verstörung, nur nette historisierende Häppchen. Und in diesem Konstrukt agieren Darsteller von sozialen Beispielgruppen. Der Süchtige, die Aufstrebende, der Zuhälter, etc..


KDW - Zigarrenabteilung - 1928

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Filmen_mit_Bezug_zu_Berlin

Ich weiß, das Vielen die Serie gefällt, mir mißfällt sie aus den obengenannten Gründen. Ich bin ein Berliner.

2 Kommentare:

  1. Es fehlt der Schmutz. Aber das ist ein Manko unserer Zeit, und betrifft nicht nur Babylon Berlin. Kennst du den Film "Das falsche Gewicht" von B. Wicki aus dem Jahr 1971? Ein Film, der den Schmutz seiner Zeit so authentisch zeigt, es raubt einem den Atem.

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