Dienstag, 14. August 2018

New York - Splitter 4

541,3248 Meter hoch ist das derzeit höchste Gebäude New Yorks, das One World Trade Center. 

In der Waagerechten gleicht die Skyline einer sehr unregelmäßigen Zahnreihe, oder einer surrealen Achterbahn. Klein neben riesig. Alt, einst groß, mit Art Deco Ornamenten neben schwarzem Glasquaderprotz. Hier ein mittelhohes Gußeisenbau, dann kurze schmale Ziegelhäuser, die plötzlich an futuristische angekippte Türme stoßen. Sexy sind die Senkrechten, alle Bauten streben nach oben, selbst noch die kleinsten Häuschen. 

Ich laufe wie ein Hans-Guck-in-die-Luft viel mit nach oben gerecktem Kopf durch die Strassen, denn manche Gebäude, die untenrum ganz gewöhnlich daherkommen, bieten in der Höhe die wunderbarsten Verzierungen. Halbsäulen mit prächtigen Architraven, wunderschöne unbenutzbare Balkone in schwindelnder Höhe, neogothische An- und Aufbauten. Stammt daher der Name von Batman's Gotham? Nein, Wiki weiß es besser.

Das Haus in dem wir freundlicherweise wohnen dürfen, ist aus rotbraunem Backstein,  schmal, mit vier Stockwerken, die Treppe steil und eng, die Dielen alt, knarrend und herrlich, keine Wand ist gerade. 






Alles außer Taxis und dem unablssig nachgeschenkten dünnen Kaffee ist teuer. Aber die Leute sind verblüffend freundlich, vielleicht nur oberflächlich, aber oberflächliche Freundlichkeit ist mir lieber als tiefgernstemeinte Grobheit. Jeder versucht dir eine genaue Wegbeschreibung zu liefern, die Kellner sind blitzschnell und wenn was nicht in Ordnung ist, wird es ersetzt, die Taxifahrer bedanken sich dafür, dass du Kunde warst - viele von ihnen sprechen genauso gut oder schlecht Englisch wie ich. Als ich meine Metrocard mitgewaschen hatte, hat mich die Transportlady "on the house" kostenlos U-Bahn fahren lassen. Ich hatte schon mindestens fünf nette Gespräche mit mir völlig unbekannten Leuten. Dabei muß das Leben in dieser Stadt anstrengend sein, alles ist teuer, die Mieten absurd, viele arbeiten in mehr als einem Job, das Transportsystem hat heftige Tücken, von der medizinischen Versorgung will ich gar nicht reden. Circa 20 Prozent der Bewohner dieser Stadt sind arm. Und wir treffen oft auf solche, die es gänzlich aus dem Alltag geworfen hat, durch Unglück, Armut, Krankheit, Trauma, Sucht. Ihre aggressiven Forderungen, theatralischen Ausbrüche oder unterwürfigen Bitten schneiden einen Riß in meine touristische Freude an dieser Stadt.

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