Samstag, 10. Februar 2018

Dänemark ist nicht mein Ding.

Vor Jahren bin ich zwei Wochen durch Spanien gefahren. Entlang der Strände ungeordneter Wildwuchs von Beton. Im Land riesige barocke Kirchen, Madonnen mit Echthaarperücken in staubigen Kleidchen, mehr grandiose barocke Kirchen, gigantische Bürokratiegebäude und ein Geruch von unbearbeiteter Vergangenheit, gestern noch Faschisten, heute königstreue Demokraten, und dann noch mehr Barockkirchen. Irgendwas suppte vor sich hin, nicht wirklich stinkend, aber ohne jede Frische. 
Natürlich gab es auch Goya, El Greco, Velázquez und das heiße karge Kastillien, Toledo, die Mezquita Kathedrale von Cordoba mit ihren 856 Säulen und rechteckige, leckere Muscheln und Paella und eine romanische Schieferkirche auf einem Berg mit zierlichen Alabasterfenstern und und und. Aber nahezu keine Zeugnisse der Zeit vor der Reconquista, grad einen kleinen Davidstern hab ich gesehen. Und eben die riesige herrliche Säulenhalle, ehemals eine Moschee, in Cordoba, mit einer katholischen Kirche, die wie ein Geschwür in ihren Eingeweiden wuchert. 
Der Escorial-Palast spartanisch und überfüllt zugleich, tickende Uhren in jedem Raum, Schutzteppiche über den alten Teppichen, doch trotzdem durfte mich mich nicht hinknien, um die Deckenbemalung zu betrachten. 
Ab Tag sieben der Reise mutierte ich zu in einem geifernden Katholizismus-Hasser, der  ex-faschistische Staatsbeamte in jeder zweiten Ecke vermutete. Blöd, ich weiß, aber mein Bauch herrscht manchmal über mein Hirn. In Barcelona ging es mir nicht so.

Jetzt Dänemark. Vor drei Jahren bin ich Stunden über Land gefahren und dachte nur: "Ist das langweilig!" Eine Wiese, folgt einer Wiese und diese wieder einer Wiese.
Kopenhagen ist hübsch. Ein bisschen wie Amsterdam, weil es viele Brücken gibt und Kanäle. Die Strassen gesäumt von Bürgerbauten mit zwei Stockwerken weniger als in Berlin, und einiges an Jugendstil und Art Deco. Eine Stadt, die nicht zerbombt wurde. Eine intakte Stadt. Aber warum gefällt es mir hier trotzdem nicht wirklich, obwohl es so reizend ist?
Dänemark hat sich eifrig zur Teilnahme am Irak-Krieg gemeldet und nimmt so wenig Flüchtlinge auf wie nur irgendwie möglich.
http://www.taz.de/!5473566/
Es scheint vielen Leuten hier gut zu gehen, den Leerflaschensammlern und Drogenopfern nicht so sehr, aber das ist wohl die allgegenwärtige unerträgliche Realität unseres Jahrhunderts. 
Alles ist liebevoll designt, hygge.
"Hygge" ist ein Kernbestandteil der dänischen Tradition. Im Wesentlichen ist "Hygge" eine gemütliche, herzliche Atmosphäre, in der man das Gute des Lebens mit netten Leuten zusammen genießt. Das warme Licht der Kerzen ist "Hygge". Freunde und Familie gehören auch zur "Hygge". Und nicht zu vergessen das Essen und Trinken – das heißt für Dänen am liebsten mehrere Stunden am Tisch zu sitzen und sich gemeinsam mit den größeren und kleineren Dingen des Lebens auseinanderzusetzen. Vielleicht erklärt das dänische Phänomen "Hygge", wieso die Dänen oft als eines der glücklichsten Völker der Welt betrachtet werden?  https://www.visitdenmark.de/de/daenemark/die-kunst-der-danischen-hygge Das ist es vielleicht, die Dänen sind mir einfach zu hygge, zu zufrieden.

HYGGE

2 Kommentare:

  1. Ach im Sommer... aber ich habe vor kurzem eine dänische Serie entdeckt die mich nach anfänglicher Skepsis doch sehr begeistert hat. 'Rita' vier Staffeln, die letzte Staffel kann Mensch sich sparen. Aber die ersten drei sind schon von der Un-Hygge geprägt. Und vor allem von einem starken Erzählbedürfniss dass ich so in unserer TV Landschaft vermisse. (Netflix)

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  2. "Die Brücke" ist auch höchst sehenswert!

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